Ratgeber
Lötpistolen sind die idealen Werkzeuge für kurze und schnelle Lötarbeiten. Sie kommen schnell auf Betriebstemperatur und liegen dank ihrer pistolenartigen Konstruktion gut in der Hand.
Welche Vorteile Lötpistolen gegenüber Lötkolben bieten, wie sie funktionieren und worauf es bei der Auswahl zu achten gilt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Bei Lötpistolen handelt es sich um elektrische Geräte, die zum Löten verwendet werden können. Unter Löten versteht man ein thermisches Fügeverfahren, bei dem mithilfe eines Lots (Lötzinn) eine stoffschlüssige und elektrisch leitfähige Verbindung zwischen zwei oder mehreren Bauteilen hergestellt wird. Lötpistolen finden vorrangig für das Weichlöten Verwendung. Das Weichlöten steht dem Hartlöten gegenüber und bezeichnet ein Lötverfahren, bei dem die Schmelztemperatur des Lots weniger als 450 °C beträgt. Beim Hartlöten liegt die Schmelztemperatur bei über 450 °C.
Im Gegensatz zu Lötkolben zeichnen sich Lötpistolen durch eine pistolenartige Bauform aus, der sie auch ihren Namen verdanken. Sie liegen gut in der Hand und haben den Vorzug, dass der im Griff integrierte Hauptschalter, der zum Anheizen betätigt wird, bequem mit einem Finger erreichbar ist. Auf diese Weise ermöglichen sie ein sicheres und komfortables Arbeiten. Zudem punkten sie mit einer kurzen Anheizzeit, sind innerhalb weniger Sekunden betriebsbereit und daher eine gute Wahl, wenn es schnell gehen muss. Die Wärme lässt sich zudem in vielen Fällen regulieren. Praktisch: Lötpistolen heizen nur dann, wenn man den Schalter gedrückt hält. Dadurch kann es nicht passieren, dass die Geräte versehentlich in angeschaltetem Zustand liegengelassen werden oder unnütz Strom verbrauchen.
Zum Aufbau von Lötpistolen
Der Aufbau von Lötpistolen kann variieren. Unterschieden werden im Wesentlichen zwei Typen. Zum einen gibt es Lötpistolen, die mit einer Metallschlaufe ausgestattet sind. Bei der Metallschlaufe handelt es sich um einen verkürzten, wendelförmigen Heizdraht, der die Lötspitze bildet. Sie wird unmittelbar vom Strom durchflossen und auf diese Weise erhitzt. Lötpistolen dieses Typs arbeiten mithilfe eines Transformators, der es ermöglicht, einen hohen Strom bei niedriger Spannung zu erzeugen, den die Lötspitze als relativ dicker Heizdraht zum Aufheizen benötigt. Zum anderen gibt es Lötpistolen mit innenbeheizter Lötspitze, die von einem zusätzlichen Heizelement umgeben ist. Solche Lötgeräte kommen ohne Trafo aus und punkten daher mit geringeren Abmessungen.
Lötpistolen sind Lötkolben im Hinblick auf die Aufheizzeit deutlich überlegen, egal ob die Kolben einzeln betrieben oder an Lötstationen gebunden sind. Da Lötpistolen schon innerhalb weniger Sekunden die erforderliche Löttemperatur erreichen, sind sie eine gute Wahl für schnelle Lötarbeiten.
Darüber hinaus bieten sie aufgrund ihrer Bauform mehr Anwendungskomfort als Lötkolben. Dafür sind Lötpistolen weniger für den Dauerbetrieb geeignet. Sie unterscheiden sich von elektrischen Lötkolben und Lötstationen nämlich in Bezug auf die Leistung. Üblicherweise erreichen Lötpistolen 100 Watt bis 200 Watt, wohingegen Lötstationen Leistungen von bis zu 1000 Watt erzielen. Stationen sind daher für das anspruchsvolle und dauerhafte Löten die bessere Wahl, während Lötpistolen die richtigen Werkzeuge für kurze und einzelne Lötarbeiten sind.
Da Lötpistolen über relativ dicke Lötspitzen verfügen, gestalten sich Detailarbeiten schwierig. Lötkolben sind meist mit feineren Spitzen ausgestattet, mit denen auch kleine elektronische Komponenten wie SMD-Bauteile und gedruckte Schaltungen gelötet werden können. Bei beengten Platzverhältnissen, wie sie bei kleinteiliger Elektronik oft vorkommen, erweist sich die Pistolenform als unpraktisch. Aus diesem Grund kommen Lötpistolen vor allem für die Herstellung größerer Lötstellen zum Einsatz. Für das Löten von Rohren, wie es beispielsweise Sanitär- und Heizungsinstallationen erfordern, sind Lötpistolen hingegen ungeeignet. Hier finden Lötbrenner, auch Lötlampen genannt, Verwendung. Dabei handelt es sich um gasbetriebene Lötgeräte, mit denen auch bei offener Flamme gearbeitet werden kann.
Lötpistolen-Sets erweisen sich als vorteilhaft, wenn umfangreichere oder verschiedene Lötarbeiten vorgenommen werden sollen und es an Grundausstattung fehlt. So gibt es beispielsweise Sets, die neben einer Lötpistole einen Lötkolben für Feinarbeiten und weiteres Zubehör wie Ersatz-Lötspitzen und Lötzinn beinhalten. Sie bieten nicht nur Einsteigern und Einsteigerinnen die Möglichkeit, sich ein Kontingent an Lötgeräten und Hilfsmitteln zuzulegen, sondern werden auch von Fortgeschrittenen gerne genutzt.
Manche Sets enthalten zusätzliches Werkzeug zum Entlöten wie eine Entlötpumpe. Möchte man beispielsweise eine kalte Lötstelle reparieren, kann der Zinn-Rückstand mit einer Entlötpumpe ganz einfach abgesaugt werden, um die Stelle noch einmal neu zu verlöten. Zubehör wie Ständer, Halter und vergleichbare Ablagevorrichtungen bieten die Möglichkeit, die Lötpistole griffbereit zwischenzuparken und gestalten das Arbeiten noch komfortabler. Nützlich ist auch eine sogenannte Dritte Hand, die dabei hilft, das Werkstück zu fixieren, so dass man beide Hände für den Lötvorgang freihat. Für den mobilen Einsatz empfiehlt sich ein Aufbewahrungskoffer, in dem idealerweise sämtliche Zubehörteile Platz finden.
Bei der Auswahl einer geeigneten Lötpistole sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Dazu zählt zunächst einmal die zugrundeliegende Leistung und der Temperaturbereich. Je höher die Leistung der Pistole ist, desto höhere Temperaturen lassen sich damit erzielen. Empfehlenswert ist es, Lötpistolen mit einem relativ großen Temperaturbereich zu wählen. Dadurch kann man verschiedene Arten von Lötdraht verwenden, die sich hinsichtlich ihres Schmelzpunkts unterscheiden. Sollen empfindliche Teile gelötet werden, die keine große Hitze vertragen, muss die Lötpistole auch geringere Löttemperaturen erzeugen können.
Im Zusammenhang mit der Leistung steht die Anheizzeit. Leistungsstärkere Lötpistole kommen für gewöhnlich schneller auf Betriebstemperatur als leistungsschwächere. So sind Schnell-Lötpistolen bereits nach 6 bis 10 Sekunden einsatzbereit. Eine kurze Anheizdauer ist vorteilhaft, wenn Komponenten unverzüglich gelötet werden sollen und man keine lange Wartezeit in Kauf nehmen möchte. Das ist gerade im Service-Bereich für Reparaturen und Wartungen relevant. Grundsätzlich gilt: Hohe Leistungen (sprich eine hohe Anzahl an Watt) sind immer mit einem höheren Verbrauch an Strom verknüpft. Wählen Sie also ein Modell, das auf den Anwendungsbereich möglichst exakt zugeschnitten ist. Apropos, Strom: Stellen Sie sicher, dass die Lötpistole für 230-Volt-Netzspannung ausgelegt ist, wenn Sie sie an ein haushaltsübliches Stromnetz anschließen möchten.
In puncto Handhabbarkeit spielt das Gewicht der Pistole eine Rolle. Da Lötpistolen einhändig bedient werden, sollten sie nicht zu schwer sein. Geräte mit eingebautem Trafo wiegen mehr als Modelle ohne Trafo und bringen mitunter bis zu 1 Kilogramm auf die Waage. Ungeübte können damit Schwierigkeiten haben, denn gerade beim Löten ist es wichtig, mit ruhiger Hand zu arbeiten. Bei kabelgebundenen Modellen sollten Sie außerdem auf eine ausreichende Kabellänge achten.
Lötpistolen mit eingebauter Lötstellenbeleuchtung erweisen sich als praktisch, wenn unter schlechten Lichtverhältnissen gelötet werden muss. Die integrierte Beleuchtung erhellt den Arbeitsbereich und hilft dabei, eine saubere Lötstelle herzustellen. Für noch mehr Bedienkomfort sorgen Lötpistolen mit Lötdrahtzuführung. Solche Modelle ermöglichen es, den Lötdraht auf Knopfdruck ein Stück weit vorzuschieben und auf diese Weise einfacher an der Lötstelle zu platzieren.
Wie bei Lötkolben sind eine adäquate Reinigung, Pflege und die Lagerung wichtig, um mit Lötpistolen sauber arbeiten und die volle Lötleistung ausschöpfen zu können. Die Geräte sollten nach jedem Gebrauch gesäubert und in trockener und kühler Umgebung aufbewahrt werden. Um die Lötspitze von übriggebliebenem Zinn zu befreien, genügt es, sie während des Lötvorgangs an einem speziellen Reinigungsschwamm oder Messingwolle abzustreifen. Zum Reinigen von Griff und Gehäuse verwenden Sie am besten ein trockenes, sauberes und fusselfreies Leinen- oder Baumwolltuch. Hausputzmittel und Chemikalien sind tabu.
Richtig löten lernen
Meist kommt die Erfahrung mit steigender Praxis - um dabei auch die Basics des Lötens richtig zu lernen, haben wir in unserem Ratgeber "Richtig löten lernen" alle wichtigen Informationen rund um das Thema Löten zusammengefasst. Ob Unterschiede zwischen Hartlöten und Weichlöten oder die wichtigste Ausstattung, all das erfahren Sie dort!
Löten im Unterricht
Löten im Unterricht hat einen hohen Bezug zur Praxis. Die Technik ist Teil des Lehrplans für den Werk- und Technikunterricht an weiterführenden Schulen und Berufsschulen. Ergänzend zu MINT-Fächern bietet sich das Löten für Elektronik-AGs und Projekttage an. Der Fokus liegt ganz klar auf Tipps und Hinweise für den Unterricht, sowie für Lehrer und Schüler.
Welche Lötspitzen finden bei Lötpistolen Verwendung?
Lötgeräte wie elektrische Lötkolben und Lötpistolen können mit verschiedenartigen Lötspitzen betrieben werden. Den Klassiker stellt die Lötspitze aus Kupfer dar. Sie leitet die Wärme optimal, oxidiert jedoch unter Hitzeeinwirkung und nutzt sich irreversibel ab. Die bessere Lösung stellen Dauerlötspitzen dar. Sie bestehen aus einem Kupferkern und sind mit Eisen überzogen. Die Eisenschicht kann mit flüssigem Lötzinn benetzt werden, ohne sich dabei allzu schnell abzulösen.
Kann man mit einer Lötpistole schneiden?
Das ist bedingt möglich. Manche Modelle bieten eine Heißschneidfunktion und können bei niedriger Temperatur zum Schneiden von Styropor oder Kunststoff verwendet werden. Spezielle Schneidspitzen sind für solche Zwecke ebenfalls erhältlich. Hochwertige Pistolen ermöglichen auch das Schneiden von sehr dünnen Blechen.
Was muss ich beim Löten mit einer Lötpistole beachten?
Beim Löten mit einer Lötpistole sind im Wesentlichen dieselben Dinge zu beachten wie beim Umgang mit einem Kolben. Zunächst einmal sollte die Pistole ausschließlich am Griff angefasst werden, da anderenfalls Verbrennungsgefahr besteht. Um Beschädigungen an der Lötspitze zu vermeiden, sollten Reste von Lötzinn nicht abgeklopft, sondern mit einem Tuch oder Schwamm abgenommen werden. Lotfette und Lotsäuren führen zu schlechten Lotstellen, greifen Sie lieber auf einen geeigneten Lötdraht zurück. Diese und viele weitere wichtige Punkte gilt es beim Umgang mit einer Lötpistole zu beachten.
Kann man die Spitzen von Lötpistolen wechseln?
Im Normalfall können die Spitzen von Lötpistolen problemlos ausgetauscht werden. Das gilt sowohl für Modelle, die mit einem Heizdraht als Lötspitze unter Zuhilfenahme eines Trafos arbeiten, als auch für solche, die eine Lötspitze mit zusätzlichem Heizelement aufweisen und ohne Trafo auskommen. Bei Pistolen mit einfachem Heizdraht besteht mitunter die Möglichkeit, den Heizdraht zu formen und auf die individuelle Anwendung anzupassen.
Warum ist in Lötzinn Flussmittel enthalten?
Bei Lötzinn handelt es sich um eine Legierung, die größtenteils aus Kupfer und Zinn besteht. Damit sich diese besser an der Lötstelle ausbreiten und verteilen kann, ist ein Flussmittel zugesetzt, das die Oberflächenspannung des Lots verringert.