Ratgeber
Beim Schweißen ist der Körper in unmittelbarer Nähe zum Schweißgut und damit sowohl einer Strahlung als auch hohen Temperaturen ausgesetzt. Für den Arbeitsschutz ist es daher wichtig, geeignete Schutzkleidung zu tragen. Teil des Equipments sind in jedem Fall Schweißerhandschuhe.
Was diese Handschuhe auszeichnet und welche gesetzlichen Vorgaben es gibt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Gemeinsam mit den ESD-Handschuhen (antistatisch) und den Schnittschutzhandschuhen (aus schnittfesten Fasern) gehören Schweißerhandschuhe zur Gruppe der Arbeitshandschuhe. Da sie in der Regel zum Schweißen genutzt werden, gibt es ganz besondere Anforderungen an das Material.
Bei der Arbeit mit Schweißgeräten entstehen UV-Strahlen, die Haut (und Augen) schaden können. Die Schweißerhandschuhe lassen die Strahlung nicht zur Haut vordringen. Da die Handschuhe außerdem hitzebeständig sind, ist weder abgestrahlte Wärme noch Funkenflug ein Sicherheitsrisiko für die Hände.
Als ideales Material hat sich Leder bewährt. Schweißerhandschuhe bestehen daher meist aus Rindleder oder Lammleder. Die Eigenschaften des Leders sind ideal, da das Material, passend verarbeitet, sowohl UV- und hitzebeständig als auch insgesamt strapazierfähig, wasserfest und zugleich atmungsaktiv ist.
In den meisten Fällen kommt Spaltleder zum Einsatz. Es trägt seinen Namen aufgrund des besonderen Fertigungsverfahrens: Die Tierhaut wird in mehrere Lagen gespaltet, wobei der Außenspalt als Narbenspalt, Vollleder oder Narbenleder und der untere Spalt als Fleischspalt bezeichnet wird.
Narbenleder gilt aufgrund seiner dichten Struktur als besonders reißfest. Dieses Vollleder ist zudem glatt und abweisend gegenüber Wasser. Allerdings macht die Faserstruktur es auch schnittempfindlicher.
Wird die innerste Tierhautlage genutzt, handelt es sich um sogenanntes Kernspaltleder. Es gilt als besonders widerstandsfähig – allerdings hat man in diesen Handschuhen weniger Fingergefühl. Daher wird es eher für grobe Arbeiten und nicht für Detailarbeiten empfohlen.
Während Leder als Obermaterial die Norm ist, unterscheidet man Schweißerhandschuhe mit und ohne Innenfutter.
Besitzen die Schutzhandschuhe Innenfutter, handelt es sich meist um Wolle. Dies sorgt zum einen für ein besseres Hautgefühl beim Tragen, zum anderen wird die Isolation der Arbeitshandschuhe noch einmal gesteigert.
Wärmeeinwirkung und UV-Strahlung sind ein enormes Risiko bei Schweißarbeiten und der Schutz der Kleidung muss zuverlässig sein. Daher sind die Handschuhe ebenso wie weitere Schutzkleidung genormt.
Zunächst müssen alle Schweißerhandschuhe als Untergruppe der Schutzhandschuhe die Norm EN 420 erfüllen. EN 420 fasst allgemeine Anforderungen wie Konfektionierung, Widerstand und Komfort sowie Unschädlichkeit des Materials zusammen. Sie sagt zudem aus, dass die Schweißerhandschuhe als Typ A gekennzeichnet werden, wenn mindestens die Leistungsstufe 1 erreicht wird. Bei Leistungsstufe 4 erfolgt die Kennzeichnung Typ B.
In Abhängigkeit davon, welche Arbeiten durchgeführt werden, können die Schweißerhandschuhe in weitere Klassen aufgeteilt werden. Auch hier regelt der Arbeitsschutz die genaue Kennzeichnung. Die entscheidende CE-Norm für den Schutz beim Schweißen ist jedoch immer EN 12477. Entsprechend der Typunterscheidung können Schweißerhandschuhe als EN12477-A oder EN12477-B gekennzeichnet sein.
Hinzukommen, je nach Einsatzbereich weitere Normen, etwa EN 388 als Schutz bei mechanischen Arbeiten und EN 407 als Schutz gegen thermische Risiken. Nach EN 388 freigegebene Handschuhe werden auf vier Kriterien geprüft: Abriebfestigkeit, Einstichbeständigkeit, Fallschnittbeständigkeit und Weiterreißfestigkeit. Bei EN 407 sind es die Beständigkeit gegen kleine Spritzer geschmolzenen Metalls, eine Kontaktwärmebeständigkeit, Brennverhalten und Konvektionswärmebeständigkeit. Ebenfalls relevant je nach Branche: EN 374 (Schutz gegen Chemikalien und Mikroorganismen) und EN 511 (Schutz gegen Kälte).
Damit ein sicherer Umgang für Schweißerinnen und Schweißer möglich ist, müssen die Handschuhe ideal sitzen. Nur dann ist eine gute Fingerbeweglichkeit ohne Verrutschen gegeben. Um die individuell benötigte Größe zu finden, sollte die Handfläche (ohne Daumen) vermessen werden. Daraus ergeben sich Größenangaben, die entweder als Zahl oder als XS bis XL geschrieben werden.
Achtung: Während die Angabe in Zahlen unisex ist, wird bei XS bis XL zwischen den Geschlechtern unterschieden. Die Größe 8 ist beispielsweise für Schweißer die Größe M, für Schweißerinnen hingegen bereits eine L.
Neben der Größe gibt es zudem die Unterscheidung hinsichtlich der Länge der Arbeitshandschuhe. Kurze Schweißerhandschuhe enden über dem Handgelenk. Da auf diese Weise kein Pulsschutz gegeben ist, zählt die Mehrheit der Modelle zu den langen Schweißerhandschuhen. Die Stulpen geben den Unterarmen einen angemessenen Schutz und verhindern, dass Funken in die Handschuhe fliegen.
Als Arbeitsequipment sollten die Schutzhandschuhe regelmäßig gereinigt werden. Oft wird davon ausgegangen, dass Leder nicht gewaschen werden sollte, doch das ist ein Irrglaube: Arbeitshandschuhe dürfen und sollen mit warmen Wasser und sanfter Seife gereinigt werden.
Aggressive Reiniger sollten hingegen nicht zum Einsatz kommen, ebenso gilt ein Verzicht auf harte Bürsten. Zwar ist das Leder ausgesprochen widerstandsfähig, doch wer beim regelmäßigen Waschen mit harten Bürsten über die Schweißerhandschuhe reibt, verkürzt ihre Gesamtlebensdauer.
Nach der Reinigung mit Wasser und Seife muss das Material ausreichend Zeit erhalten, um vollständig zu trocknen. Zur Pflege des Leders kann dieses im Anschluss ans Trocknen leicht gefettet werden. Hierfür gibt es sowohl Sprays als auch Öle und Cremes.