Ratgeber
Bei elektrischen oder elektronischen Installationen kann es vorkommen, dass an einem bestehenden Kabel eine weitere Komponente hinzugefügt werden muss. Typischerweise erfolgt der Anschluss des neuen Kabels unmittelbar an der Strom- oder Signalquelle – sofern dort entsprechende Kontakte überhaupt zur Verfügung stehen. Trotzdem ist diese Art der Verkabelung aufwendig und meist mühsam. Es sei denn, es stehen Abzweigverbinder zur Verfügung.
Wie diese kleinen und unscheinbaren Hilfsmittel funktionieren und welche Typen es gibt, das erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Die wichtigste Funktion ist die Überwindung der Aderisolation mit nachfolgendem Kontaktaufbau zum Leiter. Es handelt sich somit um einen Schneid-Klemmverbinder.
Die Isolation der Ader wird durch ein kleines Metallplättchen – überwiegend aus Messing oder verzinktem Aluminium – beim Zusammendrücken durchtrennt und kommt dann unmittelbar mit dem Leiter in Berührung. Die Klemmcharakteristik des Gehäuses sorgt für eine sichere elektrische Verbindung selbst bei Stößen und Vibrationen.
Einer der häufigsten Einsatzbereiche ist die Automobiltechnik. Das in Kraftfahrzeugen verlegte Strom- und Signalnetz ist oft sehr komplex und nur mit viel Aufwand für Eingriffe freizulegen. Geht es beispielsweise um das Nachrüsten einer Alarmanlage, einer Zentralverriegelung oder um das Erweitern der Audioanlage mit einem Extra-Verstärker, immer sind die entsprechenden Kabel und Adern zu identifizieren und in irgendeiner Weise anzuzapfen. Dies betrifft in erster Linie das Bordstromnetz.
Klassische Vorgehensweise: Die Plus-Leitung an der Batterie wird abgeklemmt, an der vorgesehenen Stelle durchtrennt und an beiden Enden abisoliert. Der Abzweig erfolgt dann durch eine isolierte Y-Verbindung, deren drei Kontaktstellen die bisherige Verbindung wieder schließen und eine weitere zur Verfügung stellen.
Sämtliche Arbeiten sind dabei sehr sorgfältig auszuführen, da auf keinen Fall eine Berührung des Plus-Leiters mit dem Chassis auftreten darf, da dieses den Minus-Pol des Bordnetzes repräsentiert. Ein Kurzschluss wäre die Folge. Erst wenn die Isolation perfekt ist, kann der Plus-Kontakt an der Batterie wieder aufgesteckt werden.
Vorgehensweise mit einem Abzweigverbinder: Die beste Stelle der Plus-Leitung identifizieren, den Verbinder um die gewünschte Stelle herumklappen und mit einer Flach- oder Crimp-Zange zusammendrücken. Fertig, und zwar bei bestehender Stromverbindung. Je nach Typ des Verbinders lässt sich das neue Kabel über einen Kabelschuh oder über ähnliche Stecker anschließen.
Diese schnelle und unkomplizierte Installation von Abzweigungen ohne Trennung des Strom- oder Signalnetzes bewährt sich auch außerhalb der Kraftfahrzeugtechnik, zum Beispiel in der Gebäudeinstallation, im Telefonbau, beim Aufbau von Audioanlagen oder im Schaltschrankbau. Da die Kabelverbinder überwiegend bei Stromkabeln im Einsatz sind, hat sich für sie übrigens die Bezeichnung „Stromdiebe“ eingebürgert.
Da Abzweigverbinder überwiegend bei stromführenden Kabeln verwendet werden, spielt die Belastbarkeit eine entscheidende Rolle. Zur Verfügung stehen Kabelverbinder für 3 bis 30 Ampere Nennstrom, die Nennspannung kann in den meisten Fällen 600 Volt betragen.
Eine bedeutende Rolle spielen auch die Querschnitte der Drähte. Im Allgemeinen passen sowohl starre Drähte als auch flexible Litzen. Für beide Leitungsarten liegen die maximalen Querschnitte bei 0,50 bis 6 Quadratmillimeter, das entspricht Durchmessern von 0,5 bis 2,76 Millimeter. Die minimalen Querschnitte reichen von 0,20 bis 4 Millimeter oder 0,5 bis 2,26 Millimeter Durchmesser.
Speziell für den Automobilbereich oder für den Einsatz in rauen Umgebungen stehen Klemmverbinder mit Gel- oder Fettfüllung zur Verfügung. Das Einbetten der Kontakte in diese Materialien erschwert oder verhindert die Korrosion, beispielsweise durch Wasser oder Dämpfe.
Zur leichten Unterscheidung der Abzweigkontakte sind die Verbindungselemente farblich gekennzeichnet. Die häufig aus Silikon, Polypropylen oder Polyamid bestehenden Gehäuse gibt es in Blau, Gelb und Rot.
Gibt es auch Abzweigverbinder ohne Steckkontakte für das neue Kabel?
Ja, die gibt es. Bei diesen Typen wird die abzuzweigende Ader ebenfalls ohne vorheriges Abisolieren einfach eingesteckt. Die Schneid-Klemm-Technik findet daher nicht nur bei der Quell-Leitung statt, sondern auch beim Abzweiger. Solche Modelle ermöglichen noch schnellere Installationen und sind für starre und flexible Kabel geeignet.
Wie lässt sich die Kontaktierung noch verbessern?
Neben Klemmverbindern mit einem einzigen Kontaktplättchen sind auch Typen mit zwei Plättchen im Handel. Die beiden Kontakte sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt und besonders haltbar. Unterstützend lässt sich noch Kontaktfett einsetzen. Dieses mit Kupferpulver versetzte Schmiermittel ähnelt dem – elektrisch nicht leitfähigen – Polfett und sollte nicht mit diesem verwechselt werden.