Ratgeber
AMD zählt zu den Top-Anbietern von Grafikkarten. Die Radeon-RX-GPUs bieten eine hervorragende Leistung und ermöglichen Gaming auf hohem Niveau, während Radeon-Pro-Karten für das Arbeiten mit grafikintensiven Anwendungen ausgelegt sind. In unserem Ratgeber erfahren Sie, was AMD-Grafikkarten auszeichnet und worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Auf dem Grafikkartenmarkt gibt es derzeit zwei große Wettbewerber: Advanced Micro Devices, kurz AMD, und NVIDIA Corporation. Beide Unternehmen stellen leistungsstarke GPUs für Desktop-PCs und Laptops her und dominieren diese Sparte, wobei sich auch Intel zu behaupten versucht. NVIDIA veröffentlichte bereits 1995 seine ersten 3D-Beschleuniger, während AMD seit 2006 Hersteller von Grafikkarten ist. In dem Jahr kaufte die US-amerikanische Firma mit Hauptsitz in Santa Clara (Kalifornien) ATI Technologies auf, den damaligen Hauptkonkurrenten von NVIDIA und dessen GeForce-Karten. Vorher war AMD vor allem für seine Prozessoren und Chipsätze bekannt. Mit der Radeon-HD-2000-Serie brachte es 2007 die ersten eigenen Desktop-Grafikeinheiten auf den Markt, die allerdings noch den Markennamen ATI trugen. Erst ab 2010 vertrieb das Unternehmen seine GPUs als unter dem Namen AMD Radeon.
Mittlerweile hat AMD 16 Grafikkartengenerationen für Desktop-PCs sowie zehn Generationen im Mobilbereich veröffentlicht. Außerdem werkeln in den Spielkonsolen von Sony und Microsoft seit der achten Konsolengeneration (PlayStation 4, Xbox One) AMD-Grafikeinheiten. Die Übernahme von ATI hat sich also ausgezahlt und AMDs Rolle als einer der wichtigsten Hersteller von PC-Komponenten auf lange Sicht gefestigt.
Einen nicht unwesentlichen Teil seines Umsatzes macht AMD mit dem Verkauf von Grafikkarten und -chips für den Privatgebrauch. AMD Radeon ist seit 2010 eine feste Größe auf dem Grafikkartenmarkt. Seit 2016 produziert das Unternehmen GPUs unter dem Markennamen Radeon RX. Bei der Radeon-400-Serie trugen nur die Top-Modelle diese Bezeichnung (andere hießen Radeon R5 oder R7). Die nachfolgende Generation bestand fast ausschließlich aus Karten mit RX im Namen, was sich in den folgenden Serien als Oberbezeichnung durchgesetzt hat.
Radeon-RX-Grafikkarten gibt es in unterschiedlichen Preis- und Leistungsklassen: von Einsteigermodellen über Mittelklasse- bis hin zu High-End-Karten. Wer bereit ist, höhere Summen zu investieren, erhält dafür eine Hardware mit Top-Performance. Die Radeon-RX-Karten der jüngsten Generation unterstützen alle modernen Grafikfeatures, darunter Raytracing, das für realistische Spiegelungen, Schatten und Umgebungsbeleuchtung in Spielen sorgt. AMD-GPUs bieten mitunter auch genügend Leistung, damit Spiele flüssig in 4K laufen. Für Gaming-Lokale und auf E-Sport zugeschnittene Veranstaltungsorte, die Besuchern und Besucherinnen das bestmögliche Erlebnis bieten möchten, sind Radeon-RX-Grafikkarten also wie geschaffen.
Obendrein sind die GPUs der Radeon-RX-7000-Serie sehr gut fürs Streamen geeignet. Sie unterstützten den leistungsstarken AV1-Codec, der auch bei niedriger Bitrate Videos ohne deutlich sichtbare Artefakte erzeugt und damit dem altbekannten H.264-Format einiges voraushat.
GPUs mit den aktuellsten Grafikchips von AMD gibt es von diversen Drittherstellern. AMD selbst verkauft seine Desktop-Grafikkarten fast gar nicht an Endverbraucher, sondern konstruiert sogenannte Referenzdesigns mit einem bestimmten Platinenlayout und Kühler. Die anderen Firmen entwickeln auf Basis dessen ihre eigenen Karten mit individuellen Designs und Kühllösungen. Außerdem übertakten manche Hersteller einzelne Modelle, damit sie von Haus aus noch etwas mehr Leistung bieten. Der Hardware schadet das in solchen Fällen nicht. Die Grafikkarten werden nie sonderlich stark übertaktet und es wird herstellerseitig genau geprüft, wie viel das Produkt aushält. Dafür kosten diese Karten in der Regel mehr als andere.
Die RX-Karten von AMD eignen sich nicht nur fürs Gaming, sondern bieten auch genügend Leistung, um damit PC-Tätigkeiten zu verrichten, die über die Bearbeitung von Text- und Tabellendokumenten hinausgehen. So können Sie mit einer Radeon RX problemlos Bilder bearbeiten, Videos schneiden oder 3D-Modellierung betreiben. AMD hat für professionelle Zwecke aber auch eine eigene Reihe namens AMD Radeon Pro entwickelt. Das sind Grafikkarten, die explizit für Profianwender und -anwenderinnen, die kreativ am PC arbeiten, konzipiert sind.
AMD-Radeon-Pro-Karten gibt es nicht von Drittherstellern, sondern nur von AMD selbst. Sie sind die idealen GPUs für Workstations und bringen die nötige Leistung mit, um damit beispielsweise industrielle Produktdesigns zu erstellen. Auch für Architekten und Architektinnen, die ihre Projekte am Computer in fotorealistischer Qualität visualisieren möchten, ist eine AMD Radeon Pro die richtige Wahl. Mit einer Darstellung von bis zu 68 Milliarden Farben bei bis zu 8K und 165 Hertz können die Karten mit der RDNA-3-Architektur punkten und sie sind zudem die erste Grafikkartenserie der Welt mit DisplayPort 2.1 gewesen.
Eine GPU aus dieser Reihe eignet sich ebenso hervorragend für die Beschleunigung von KI-Technologien und ist daher interessant für alle, die mit dem Thema maschinelles Lernen zu tun haben. Die Hardware stemmt auch mehrere parallele Prozesse, so dass man während eines Rendering-Prozesses noch andere Arbeiten erledigen kann, ohne Einbußen in Sachen Geschwindigkeit in Kauf nehmen zu müssen. Dafür sorgen große Mengen an schnellem Grafikspeicher.
Ob es nun eine Gaming-Grafikkarte oder eine GPU für professionelles Arbeiten sein soll, das zentrale Kaufkriterium ist die Leistung. Die hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: dem Grafikprozessor, dem Grafikspeicher und deren beider Taktraten. Der Grafikprozessor ist das Herzstück einer jeden Grafikkarte. Er bestimmt maßgeblich, welche Features die Hardware bietet, und hat großen Einfluss auf die Performance. Der Chip umfasst Shader-Einheiten, die für die Berechnung von allerlei Grafiken zuständig sind. Je mehr von ihnen vorhanden sind, desto besser. Genauso kann die Taktrate im Prinzip nicht hoch genug sein, da sie beeinflusst, wie schnell der Chip arbeitet.
Der Grafikspeicher, auch VRAM genannt, erfüllt als Zwischenspeicher einen ähnlichen Zweck wie der Arbeitsspeicher des PCs, ist aber auf Bilddaten beschränkt. Sämtliche Grafikdaten, die die GPU berechnet, müssen irgendwo gespeichert sein, solange sie benötigt werden. Gerade für Spiele ist ein großer Videospeicher wichtig, da im Grunde genommen alle Grafikelemente, die man auf dem Bildschirm sieht beziehungsweise die Teil der Spielwelt sind, zwischengespeichert werden müssen. Je aufwendiger Spiele grafisch werden, desto mehr Speicherplatz nehmen diese Elemente ein. Ein ganz einfaches Beispiel, an dem sich das festmachen lässt, sind Texturen. Diese werden immer detaillierter, haben also stetig höher werdende Auflösungen – und werden somit größer und größer. Die Taktrate des VRAMs beeinflusst, wie schnell Daten in den Speicher geladen werden. Auch hier gilt: Je höher, desto besser.
Es ist nicht zwingend nötig, Details wie die Anzahl an Shader-Einheiten oder die Größe des Grafikspeichers zu analysieren. Die AMD-Radeon-Karten sind genau wie NVIDIA-Grafikkarten durchnummeriert. Die erste Ziffer steht für die Generation, die nachfolgenden ordnen die jeweilige Karte in das Leistungsspektrum innerhalb der Generation ein. Eine AMD Radeon RX 7900 ist also besser als eine AMD Radeon RX 7700. Je näher die Zahl der nächsten Tausenderschwelle ist, desto stärker ist die Karte. Hat man das System verstanden und weiß, ob man eine High-End-GPU oder eher ein Mittelklassemodell benötigt, sind technische Details möglicherweise ohnehin zweitrangig. Aufschlussreicher ist, sich Benchmark-Ergebnisse anzuschauen. Das sind Statistiken, in denen festgehalten wird, wie viele Bilder pro Sekunde (FPS für "Frames per second") eine oder mehrere Grafikkarten in bestimmten Spielen zu liefern imstande sind. Durch den Vergleich verschiedener GPUs können Sie herausfinden, ob es zum Beispiel unbedingt eine teure High-End-RX-Karte sein muss oder ob nicht auch ein günstigeres Modell den Mindest-FPS-Wert, den Sie als Voraussetzung erachten, erreicht.
Wichtig: Nur weil eine Grafikkarte zu einer jüngeren Generation gehört, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie schneller ist als eine ältere. Die AMD Radeon RX 6950 XT, das absolute Top-Modell der AMD-Radeon-RX-6000-Serie, bietet mehr Leistung als die RX 7600, das Einsteigermodell der AMD-Radeon-RX-7000-Reihe.
Fast alle bisherigen Kriterien beziehen sich auf die Technik, die AMD selbst entwickelt hat. Falls Sie beispielsweise für die Ausstattung von Gaming-PCs mehrere Radeon RX 7800 benötigen, die zwar stark, aber nicht so extrem teuer wie RX-7900-Karten sind, stellt sich jedoch immer noch die Frage, welches Modell von welchem Dritthersteller es sein soll. Hierbei spielt freilich die Taktrate des Chips eine Rolle, weil die Firmen sie in manchen Fällen leicht übertakten, viel wichtiger ist aber die Kühllösung. Jeder Hersteller montiert andere Kühler auf seine Grafikkarten. Die Kühlleistung und Effizienz variiert allerdings von Lüfter zu Lüfter. Auch die Lautstärke während des Betriebs fällt unterschiedlich aus. Greifen Sie daher zu einer Grafikkarte, deren Kühler die beste Balance aus Kühlleistung und Lautstärke bietet.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Anschlüsse. AMD-Radeon-RX-Karten haben standardmäßig mindestens einen HDMI- und einen DisplayPort-Ausgang. Die Radeon-Pro-Modelle wiederum verfügen nur über DisplayPort. Dementsprechend benötigen Sie einen Bildschirm mit passendem Anschluss oder müssen einen Adapter verwenden. Das kann auch ein Adapter von DVI auf DisplayPort sein, falls noch ein alter Monitor genutzt wird.
Heutige AMD-Grafikkarten, seien es RX- oder Radeon-Pro-Modelle, haben mindestens DisplayPort 1.4, das 4K bei 120 Hertz unterstützt, und HDMI 2.0 als Alternative, das jedoch nur 60 Hertz in UHD schafft. Mit einer niedrigeren Auflösung (Full-HD, WQHD) ist eine noch höhere Bildwiederholfrequenz mit DisplayPort 1.4 möglich. Für die meisten Nutzer und Nutzerinnen dürfte das mehr als genug sein. Anders als NVIDIA bei seinen GeForce-Karten (bis zur RTX-4000-Serie zumindest) setzt AMD aber auch längst auf DisplayPort 2.1. Das hat mit der RDNA-3-Architektur Einzug gehalten und ermöglicht 4K bei 240 Hertz sowie 8K bei 60 Hertz. Da kann HDMI 2.1, das ebenfalls unterstützt wird, nicht mithalten. Hier beträgt die maximale Bildwiederholrate in 4K 120 Hertz.
Apropos, Schnittstellen: Die Grafikkarte muss auf das Mainboard gesteckt werden. Als Schnittstelle dient hierfür PCI-Express, kurz PCIe. Der heutige Standard ist PCI-Express 4.0. Falls Ihr PC noch eine Platine mit PCI-Express 3.0 hat: Keine Sorge, es lässt sich trotzdem jede PCIe-4.0-Karte verwenden, da PCI-Express abwärtskompatibel ist. Allerdings ist dann deren Geschwindigkeit durch den älteren Standard limitiert. Sie wird dadurch nicht erheblich langsamer arbeiten, doch wer das Maximum aus seiner Hardware herausholen möchte, braucht ein Mainboard mit PCIe 4.0.
Kein unwichtiges Kriterium ist die Größe der Grafikkarte. Die Radeon RX oder Radeon Pro Ihrer Wahl muss schließlich in das PC-Gehäuse passen. Grafikkarten werden immer länger und breiter. Messen Sie daher aus, wie viel Platz das Gehäuse bietet und achten Sie auf die Grafikkartenmaße, um sicherzugehen, dass sie sich einbauen lässt. Ebenso gilt es darauf zu achten, wie viel Strom eine Grafikkarte verbraucht und ob das Netzteil im PC genügend Energie liefert. Für eine Radeon RX 7900 XT sollte es schon ein Netzteil mit 650 Watt und mindestens Goldzertifizierung sein, wobei das auch davon abhängt, wie die restliche Rechnerkonfiguration aussieht.
Sie brauchen nicht unbedingt einen AMD-Prozessor, wenn Sie eine AMD-Grafikkarte verwenden. Es kann auch ein Modell von Intel sein. Wichtig ist aber, dass beide Komponenten leistungstechnisch nicht zu weit voneinander entfernt sind. Andernfalls kommt es zu einer Flaschenhalssituation: Ist die CPU nicht schnell genug, um die GPU mit den Daten zu beliefern, die sie zur Berechnung der Bilder benötigt, bringt es nicht viel, wenn die GPU Spitzenleistungen erbringt. Sie kann gar nicht ihr volles Potenzial entfalten, weil sie nur so viele Daten berechnen kann, wie der Prozessor zur Verfügung stellt. Es ist also nicht sinnvoll, eine High-End-Grafikkarte wie die RX 7900 in einen PC einzubauen, in dem eine CPU arbeitet, die sechs, sieben, acht oder noch mehr Jahre alt ist. In dem Fall wäre ein komplett neuer Rechner nötig und nicht bloß ein Upgrade in Form einer schnellen Radeon-RX-Karte.
Soll ich DisplayPort oder HDMI nutzen?
HDMI ist keine schlechte Schnittstelle. Nicht ohne Grund ist sie im TV-Bereich der Standard. Am PC sollte man jedoch nach Möglichkeit DisplayPort nutzen. Schon DisplayPort 1.4 ist besser als HDMI 2.0, weil damit höhere Bildwiederholfrequenzen möglich sind. Zum Vergleich: Mit HDMI 2.0 liegt das Maximum in 4K bei 60 Hertz, DisplayPort 1.4 schafft hier 120 Hertz (ohne HDR). Die jüngsten Radeon-RX- und Radeon-Pro-Karten bieten sogar DisplayPort 2.1, das noch leistungsfähiger ist. Um davon profitieren zu können, ist aber auch ein Bildschirm mit entsprechendem Anschluss nötig. DisplayPort 2.1 ist HDMI 2.1, das in Sachen Leistung dem Niveau von DisplayPort 1.4 entspricht, klar vorzuziehen.
Wie übertakte ich eine AMD-GPU?
Das Praktische an Grafikkarten von AMD, ob nun Radeon RX oder Radeon Pro: Sie brauchen keine zusätzliche Software von einem Dritthersteller, um die Hardware manuell zu übertakten. Das geht auch einfach mit AMD Software: Adrenalin Edition, dem offiziellen Treiberpaket. Hierüber lassen sich Grafikchip und Grafikspeicher übertakten. Gehen Sie dabei vorsichtig vor: Erhöhen Sie schrittweise Taktrate und Spannung und testen Sie jedes Mal, ob die Karte mit den jeweiligen Einstellungen einwandfrei läuft und nicht überhitzt.
Verliere ich die Herstellergarantie, sobald ich meine AMD-Grafikkarte übertakte?
Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn das ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Erkundigen Sie sich daher, ob Schäden Ihrer Radeon-RX- oder Radeon-Pro-Karte, die durchs Übertakten entstehen, von der Garantie abgedeckt sind oder nicht.