Ratgeber
Elektroautos sind eine leisere und in vielen Punkten umweltfreundlichere Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Da sie ihre Energie aus Batterien beziehen, müssen sie regelmäßig aufgeladen werden. Mithilfe spezieller Ladekabel geht das auch an einer normalen Haushaltssteckdose.
Worauf beim Laden zu achten ist und welche Kriterien beim Kauf entsprechender Kabel eine Rolle spielen, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Elektroautos, kurz E-Autos, sind Fahrzeuge, die durch Elektromotoren angetrieben werden. Diese benötigen anstelle von klassischem Treibstoff wie Benzin oder Diesel elektrische Energie, die von Batterien bereitgestellt wird. Vorteilhaft an der E-Mobilität ist, dass im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren keine schädlichen Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Stickoxide entstehen. Selbst wenn die Energie, die zum Laden der Batterien verwendet wird, aus fossilen Brennstoffen stammt, verursachen Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern insgesamt weniger Emissionen. Allerdings müssen E-Autos regelmäßig geladen werden, um die Batterie mit elektrischer Energie aufzufüllen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.
So kann man beispielsweise von öffentlichen Ladestationen in Städten und Gemeinden, Schnellladestationen an Autobahnen oder Firmenwallboxen Gebrauch machen, die manche Unternehmen ihren Mitarbeitenden zur Verfügung stellen, damit diese ihre E-Autos während der Arbeitszeit laden können. Problematisch daran ist, dass öffentliche Ladesäulen, Schnelllader und Arbeitsplatzwallboxen nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. Es kann Situationen geben, in denen ein E-Auto dringend geladen werden muss, jedoch keine der Lademöglichkeiten erreichbar oder frei ist. In solchen Fällen ist es hilfreich, das Fahrzeug an einer herkömmliche Haushaltssteckdose aufladen zu können. Das ist technisch gesehen auch möglich, allerdings benötigt man dafür spezielle Ladekabel, um die erforderlichen Anschlusskompatibilitäten herzustellen.
Das liegt darin begründet, dass es für Elektroautos sehr unterschiedliche Typen von Ladesteckern gibt, deren Verbreitung je nach Land und Kontinent variiert. In Nordamerika und Asien sind beispielsweise Ladestecker vom Typ 1 gebräuchlich, die sich in Deutschland nicht etablieren konnten. Typ-1-Stecker sind nämlich einphasig und nur für eine maximale Ladeleistung von 7,4 kW ausgelegt. Das dreiphasige Stromnetz (Starkstromnetz) in Deutschland bietet jedoch die Option, deutlich höhere Ladeleistungen von bis zu 43 kW zu realisieren. Mit Typ-1-Steckern bliebe man also weit unter seinen Möglichkeiten. Aus diesem Grund haben sich in Deutschland und vielen anderen EU-Ländern Ladestecker vom Typ 2 durchgesetzt. Diese sind seit 2013 nach EN 62196 sogar als EU-Standard definiert. Typ-2-Stecker sind für das Laden mit dreiphasigem Strom konzipiert und somit zu höheren Ladeleistungen (Wallbox: 22 kW, Schnellladesäule: 43 kW, bei 400 V und 63 A Anschlusswert) imstande, was wiederum mit schnelleren Ladezeiten einhergeht.
Aufgrund ihrer besseren Ladeleistung haben sich Typ-2-Stecker zum Laden von E-Autos und Plug-in-Hybridfahrzeugen in der EU etabliert. Die meisten Automobilhersteller, deren Angebot sich auf den europäischen Markt erstreckt, statten ihre Elektroautos dementsprechend mit einem Typ-2-Anschluss aus. Ein Laden über die Haushaltssteckdose ist darüber nicht ohne Weiteres möglich. Hierfür braucht man spezielle Ladekabel, die auf der einen Seite mit einem Schutzkontakt-Stecker und fahrzeugseitig mit einem Typ-2-Stecker ausgestattet sind, der in die Typ-2-Steckdose des Elektroautos geführt wird. Ladekabel für die Haushaltssteckdose funktionieren also gewissermaßen wie Adapter. Sie ermöglichen es, die Batterie im E-Auto über eine normale Schutzkontakt-Steckdose aufzuladen.
Bei Schutzkontakt-Ladekabeln für E-Autos handelt es sich immer um Mode-2-Ladekabel. Hierzu muss man wissen, dass bei Elektroautos mehrere Ladekabel-Typen unterschieden werden: Mode 1, Mode 2, Mode 3 und Mode 4. Mode-2-Ladekabel und Mode-3-Ladekabel sind am gebräuchlichsten. Während Mode-3-Kabel für den Anschluss an eine Wallbox oder öffentliche Ladestation vorgesehen sind, ermöglichen Mode-2-Ladekabel das Laden an einer Haushaltssteckdose. Sie werden häufig als Notfallkabel beim Kauf eines Elektroautos mitgeliefert. Zwar kann man sie in gewisser Weise wie eine mobile Wallbox oder mobile Ladestation betrachten, Mode-2-Ladekabel sind jedoch dem Notfallladen vorbehalten und nicht für den Dauergebrauch vorgesehen.
Ein wichtiges Ausstattungsmerkmal von Schutzkontakt-Ladekabeln für E-Autos ist eine In-Cable Control Box (kurz ICCB), zu Deutsch In-Kabel-Kontrollbox genannt. Die Kontrollbox enthält diverse Sicherheits- und Schutzeinrichtungen (Überstromschutz, Überspannungsschutz, Kurzschlussschutz etc.) und übernimmt die Kommunikation und Steuerung zwischen dem E-Auto und der normalen Steckdose. Ihre Aufgabe ist es, den Ladevorgang in Fehlersituationen abzuschalten und den maximalen Ladestrom zu begrenzen, um die Haushaltssteckdose nicht zu überlasten. Außerdem dient sie dazu, die Polarität der Anschlüsse zu prüfen und sicherzustellen, dass die Schutzerde durchgängig bis zum Elektroauto verläuft.
Dass Schutzkontakt-Ladekabel für E-Autos mit einer Steuereinheit ausgestattet sind, liegt darin begründet, dass Haushaltssteckdosen für Lasten, die beim Laden von Elektroautos entstehen können, nicht ausgelegt sind. Ältere E-Autos erfordern mitunter einen Ladestrom von bis zu 16 Ampere, dem Schutzkontakt-Steckdosen nur für einen begrenzten Zeitraum standhalten. Dauert der Ladevorgang mehrere Stunden, kann es passieren, dass sie stark erhitzen, durchschmoren und in Brand geraten. Bei modernen E-Autos ist der Ladestrom zwar meist auf maximal 10 Ampere begrenzt, was das Risiko der Brandentstehung reduziert. Letztlich kann die Belastbarkeit von Haushaltssteckdosen jedoch schwanken und muss daher vorab überprüft werden, bevor ein E-Ladekabel daran angeschlossen wird.
Es ist gut, den Ladestrom nach unten regulieren zu können, um eine Überlastung zu verhindern. Ein weiteres Problem bleibt aber bestehen: Schutzkontakt-Steckdosen transportieren deutliche kleinere Strommengen (3,7 kW bei 16 A und 2,3 kW bei 10 A), demzufolge dauert das Laden deutlich länger als an einer Wallbox (22 kW) oder einer Schnellladestation (43 kW). Ist die Batterie schon relativ leer und soll vollgeladen werden, kann es sein, dass der Ladevorgang bis zu 24 Stunden in Anspruch nimmt. Das Laden an der Haushaltssteckdose sollte daher keinesfalls als permanente Lösung in Erwägung gezogen werden, sondern dem Notfall vorbehalten sein.
Beim Kauf eines Schutzkontakt-Ladekabels für Elektroautos sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Zum einen ist auf die Kompatibilität zu achten. Auch wenn die meisten Elektrofahrzeuge in Europa mit Typ-2-Anschlüssen ausgestattet sind, heißt das nicht, dass man dies blind voraussetzen kann. Es gibt Elektroautos, die mit anderen Ladeanschlüssen ausgestattet sind. Dementsprechend ist zu prüfen, dass das Kabel fahrzeugseitig den richtigen Anschluss bietet. Hersteller geben normalerweise an, für welche Fahrzeugmodelle ihre Ladekabel geeignet sind. Es ist nicht verkehrt, die Angaben zu prüfen, um auf der sicheren Seite zu sein. Zum anderen muss das Ladekabel unbedingt mit einer In-Kabel-Kontrollbox ausgestattet sein, um ein möglichst sicheres Laden an der Haushaltssteckdose zu ermöglichen.
Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Kabellänge. Sie bestimmt, wie groß die Distanz zwischen Steckdose und E-Fahrzeug sein darf. Im Idealfall sind Schutzkontakt-Steckdosen im Außenbereich, in der Garage oder Werkstatt vorhanden. Es kann aber auch sein, dass eine innenliegende Steckdose genutzt werden muss. Dann macht sich eine größere Kabelreichweite bezahlt. Beim Gebrauch im Außenbereich ist außerdem auf einen ausreichend hohen IP-Schutz des Ladekabels zu achten. Empfehlenswert sind Kabel ab IP55 (Schutz vor Staub in schädigender Menge, vollständiger Berührungsschutz und Schutz gegen Strahlwasser aus beliebigem Winkel).
E-Auto-Ladekabel für Haushaltssteckdosen bieten in der Regel die Funktionalität, die Ladeleistung zu regulieren. Dazu sind sie häufig mit einem Display ausgestattet, das die eingestellte maximale Stromstärke und meist auch die aktuelle Stromstärke anzeigt. Mitunter werden noch andere Parameter wie die geladenen Kilowattstunden seit Ladebeginn oder die Temperatur der Steuereinheit dargestellt. Viel Flexibilität eröffnen Ladekabel mit zusätzlichen Anschlussmöglichkeiten an eine CEE-Steckdose (Starkstromsteckdose). Sie sind mit dreiphasigen CEE-Steckern ausgestattet, die für das 400-Volt-Netz ausgelegt sind und höhere Stromstärken transportieren können, was ein schnelleres Laden ermöglicht.
Welche Länge ein Ladekabel fürs E-Auto haben sollte, hängt von der Fahrzeuglänge, der Parkposition und der Position des Ladeanschlusses am Auto ab. In jedem Fall sollte das Kabel lang genug sein, um einmal um das Auto herumzureichen. Die Mindestlänge ergibt sich, indem man Fahrzeugbreite und Fahrzeuglänge addiert. Befindet sich der Ladeanschluss auf der linken Seite, die Ladestation oder Haushaltssteckdose perspektivisch aber auf der rechten Seite, ist es sinnvoll, etwa 50 Zentimeter auf die Mindestlänge zu addieren.
Brauche ich für das Laden an einer E-Auto-Ladestation immer ein Kabel?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manche Ladestationen sind bereits mit fest angeschlossenen Kabeln ausgestattet, andere bieten nur den Stromanschluss, so dass man sein eigenes Kabel mitbringen muss. Auf den ersten Blick scheinen Ladestationen mit Kabel zwar die komfortablere Lösung zu sein, man kann aber nur Gebrauch davon machen, wenn der Anschluss des Elektroautos zum Stecker des Ladekabels passt. Ladestationen ohne fest angeschlossenes Kabel haben dagegen den Vorteil, dass sie unabhängig vom Stecker-Typ des Elektroautos verwendet werden können.
Arbeiten Tesla-Fahrzeuge mit Ladekabeln von Typ 1 oder Typ 2?
Weder noch. Tesla hat einen Ladestecker namens Supercharger entwickelt, der Typ 2 zwar ähnelt, aber das Laden mit Gleichstrom ermöglicht und deutlich schnellere Ladezeiten erzielt. Mit dem Supercharger können ausschließlich Tesla-Modelle geladen werden.
Was ist ein Combo-Stecker?
Ein Combo-Stecker, auch als CCS-Stecker (Combined Charging System) bekannt, ist ein weiterer Stecker-Typ, der zum Laden von E-Autos Verwendung findet. Im Grunde genommen handelt es sich um einen besser ausgestatteten Typ-2-Ladestecker, da er über zwei weitere Stromkontakte verfügt. Combo-Stecker ermöglichen es, E-Autos mit Wechselstrom oder Gleichstrom zu laden – teils mit sehr hohen Ladeleistungen, was in entsprechend kurzen Ladezeiten resultiert.