Ratgeber
Der Hausanschluss bildet in nahezu jedem Wohn-, Büro- oder Industriegebäude die Schnittstelle zum Stromversorgungsnetz. Im Objekt führt die Leitung dann direkt zu einem Hausanschlusskasten und von dort zum Stromkreisverteiler. In immer mehr Gebäuden reichen kleine konventionelle Verteiler aber nicht mehr aus. Grund sind oft der zusätzliche Installationsbedarf für elektrische Bus-Module zur Gebäudeautomation oder für Komponenten zur Multimedia-Datenübertragung. Moderne und große Feldverteiler können das Problem lösen.
Was sie auszeichnet und worauf bei der Beschaffung zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Der Feldverteiler ist in der Regel ein aus Stahlblech hergestellter Kasten oder Schrank mit einer oder zwei Türen sowie Ein- und Ausgangsöffnungen für die Versorgungsleitungen. Im Inneren befinden sich üblicherweise mehrere profilierte Tragschienen zur übersichtlichen Montage von Sicherungs- oder Steuerelementen. Zu den typischen Modulen gehören FI-Schutzschalter ebenso wie NH-Sicherungseinsätze und SLS-Schalter zur selektiven Absicherung von Hauptleitungen.
Mehr oder weniger umfangreiche Verteiler finden sich in vielen Industrieanlagen sowie in großen Geschäfts- und Wohngebäuden. Ihre Hauptfunktion: einzelne Stromkreise mit Energie zu versorgen und gleichzeitig sicherzustellen, dass diese Stromkreise ohne eine Unterbrechung der übrigen Versorgung isoliert werden können. Am wichtigsten ist jedoch, dass der Verteiler die Benutzer und Geräte vor Stromschlägen oder Bränden infolge von Erdschlüssen schützt.
Neben Zählern, Fehlerstrom- und Leitungsschutzschaltern können Verteiler auch Türklingeltransformatoren, Zeitschaltuhren und Module zur Gebäudeautomation enthalten, beispielsweise für das standardisierte KNX-Bussystem. Große Feldverteiler bieten zudem Platz für Kabel- oder DSL-Modems, Router, Hubs und Switches, jeweils abgesichert durch FI/LS-Schalter.
Vom zentralen Feldverteiler laufen Leitungen zu Unterverteilern, den klassischen Sicherungskästen mit Stromzählern und Sicherungen. Vorgeschrieben sind Unterverteiler für jedes Stockwerk einschließlich Kellergeschoss. Laut den Normen DIN 18012, DIN 18013 sowie VDE-AR-N 4101 müssen Unterverteiler eine bestimmte Anzahl an Zählerplätzen bereitstellen.
Da Verteiler in Deutschland nach DIN 43880 standardisiert sind, lässt sich die Gehäusegröße im Vorfeld recht gut an die einzubauenden Komponenten anpassen. Das wichtigste Grundmaß ist die Teilungseinheit, sie entspricht einer Breite von 18 Millimetern. Der horizontale Platzbedarf zum Beispiel von Sicherungs- oder Steuerungsmodulen wird entsprechend in Teilungseinheiten angegeben. Jeweils 12 Teilungen bilden eine sogenannte Reihe, das heißt, nebeneinander passen genau 12 einpolige Leitungsschutzschalter. Von zweipoligen Leitungsschutzschaltern würden dagegen nur 6 Platz finden, da jeder dieser Schalter 2 Teilungseinheiten beansprucht.
Kleine Verteiler mit 48 Teilungen enthalten zum Beispiel 4 Reihen mit je 12 Teilungseinheiten, sehr große Feldverteiler können dagegen über 21 Reihen mit insgesamt 252 Teilungen verfügen. Während Höhe und Breite eines Verteilerschranks- beziehungsweise -kastens von der Anzahl der Teilungen und Reihen abhängen, ist die Tiefe einheitlich auf 161 Millimeter festgelegt.
Für die Montage der Module sind in der Regel Hutschienen vorgesehen, die meist im vertikalen Abstand von 150 Millimetern fest installiert sind. Gegen unbeabsichtigte Berührung stromführender Teile schützen vorgefertigte Abdeckungen mit Ausschnitten in einer Breite von 12 Teilungseinheiten. Die Ausschnitte passen in der Höhe exakt zu den Schaltelementen gängiger Sicherungsautomaten.
Wurde die Anzahl und Größe der einzubauenden Komponenten und damit der Formfaktor des Feldverteilers ausgewählt, ist die Art der Wandbefestigung festzulegen. Feldverteiler gibt es zwar in den drei unterschiedlichen Montagevarianten Aufputz, Unterputz und teilversenkt – viele angebotene Modelle lassen sich aber beliebig am oder im Mauerwerk befestigen. Einige Typen sind sogar wie ein normaler Schrank aufbaufähig oder für die Hohlwandmontage vorbereitet..
Die Standortwahl sollte sich in jedem Fall nach sicherheitsrelevanten Kriterien richten. Da sich der Hausanschluss in der Regel in einem Kellerraum befindet, spielen die Feuchtigkeit und die Schmutzbelastung der Umgebung eine wichtige Rolle. Normalerweise sind Feldverteiler nach IP44 geschützt, das heißt, sie widerstehen dem Eindringen eines Festkörpers mit einer Größe von über 1 Millimeter und sind unempfindlich gegenüber Spritzwasser. Noch mehr Sicherheit bieten Feldverteiler der Schutzart IP65. Sie sind vollkommen gegen Berührung und das Eindringen von Staub geschützt, selbst Strahlwasser aus beliebigen Richtungen können ihnen nichts anhaben.
Hinsichtlich des Zugriffs auf die im Verteilerfeld installierten Module spielt die Türsicherung eine wichtige Rolle. In der Regel verfügen Verteiler über Dreipunkt-Stangenverschlüsse und plombierbare Klappgriffe. Für einfache Anwendungen reichen normalerweise Einzeltürverteiler, während für anspruchsvollere Anwendungen und eine größere Anzahl von Modulen Doppeltürverteilern zu empfehlen sind.
Gibt es auch Feldverteiler ohne Gehäuse?
In einigen Fällen, vor allem für die Energieversorgung in rein industriellen Umgebungen, sind auch Feldverteiler ohne Stahlblechgehäuse erhältlich. Sie bestehen aus einer Wandhalterung mit diversen Sammelschienen und sind speziell für die Aufnahme von Stromzählern ausgelegt. Angeboten wird diese Art Feldverteiler oft unter der Bezeichnung Komplettfeld.
Welche Verdrahtung ist in Feldverteilern vorgeschrieben?
Nach DIN 43870-3 ist die Verdrahtung bis zu 63 Ampere mit einem Leiterquerschnitt von 10 Quadratmillimeter vorgeschrieben. Als Leitermaterial ist Kupfer zu verwenden. Bei einer Bemessung bis 100 Ampere ist ein Mindestquerschnitt von 16 Millimeter einzuhalten. Die Leitungsenden müssen auf der Zählerseite mit 18 Millimeter langen Aderendhülsen nach DIN 46228 versehen oder mit gleichwertiger mechanischer Vorkehrung geschützt sein.
Worauf ist bei der Montage eines Feldverteilers zu achten?
Der mit der Montage beauftragte Fachbetrieb sollte darauf achten, dass der Verteiler die Anforderungen der neuen Norm VDE-AR-N 4100:2019-04 erfüllt. In ihr sind unter anderem die technischen Mindestanforderungen für Zählerplätze in elektrischen Anlagen mit direkter Messung und Betriebsströmen bis maximal 63 A definiert, die an das Niederspannungsnetz der allgemeinen Stromversorgung angeschlossen sind.