Ratgeber
Unter Fernmeldekabeln sind in erster Linie armdicke Erdkabel zu verstehen, die aus mehreren Tausend einzelnen Adern bestehen und ganze Stadtteile mit Telefonanschlüssen versorgen können. Es geht aber auch deutlich kleiner. In telekommunikativen Infrastrukturen sind ebenfalls Fernmeldekabel im Einsatz, allerdings meist nur mit 4 bis 20 Adern je Kabel. Sie verbinden beispielsweise Fernmeldeanlagen mit Haustelefonen, Türsprecheinrichtungen mit Wohnungen, Sensoren mit Brandmeldeanlagen oder drahtgebundene Einzeltelefone.
Wie solche Kabel aufgebaut sind und worauf bei der Beschaffung zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Fernmeldeleitungen für die Erdverlegung sind recht komplex aufgebaut. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Isolierung des gesamten Kabels und der einzelnen Leitungen. Hinzu kommen Identifikationshilfen wie spezielle Ader-Markierungen. Außerdem unterliegen die Adern einer sogenannten Verseilung, dem schraubenförmigen Umeinanderwickeln von jeweils zwei Adern. Das verhindert die gegenseitige induktive Einkopplung von Gegentaktstörungen. Die Aufteilung in solche Adernpaare findet sich auch in Netzwerkkabeln, dort werden die Doppeladern Twisted Pair genannt.
Fernmeldeleitungen für Gebäudeinstallationen entsprechen im Prinzip den Erdkabeln, nur eben mit erheblich dünnerer Isolierung und weniger Doppeladern. Da für einen Telefonanschluss eine Doppelader nötig ist, werden die beiden verseilten Einzeladern mit a-Ader und b-Ader bezeichnet. Zur Unterscheidung dienen farbige Aderisolierungen in Rot, Blau, Grün, Gelb, Braun, Schwarz und Weiß sowie Ringmarkierungen. Die Kennzeichnung entspricht der Norm VDE 0815.
Der PE-Mantel und die Aderisolierungen bestehen im Allgemeinen aus einer Kunststoff-Mischung oder Polyethylen und sind üblicherweise halogenfrei und flammwidrig. Als Leitermaterial ist in erster Linie massives Kupfer zu finden. Zur Abwehr elektromagnetischer Störfelder enthalten Fernmeldekabel eine Abschirmung zum Beispiel aus Aluminum-Verbundfolie.
Fernmeldekabel lassen sich nicht nur zur Übermittlung von Telefongesprächen nutzen, sie sind auch sehr gut als Installationskabel zum Beispiel für die Energieversorgung und als Signalkabel geeignet. Die maximale Strombelastung hängt allerdings vom Querschnitt der Leiter ab. Sie liegt beispielsweise bei 0,8 Quadratmillimeter (entspricht rund 1 Millimeter Leiter-Durchmesser) bei 9 bis 12 Ampere. Weniger kritisch sieht es bei den Spannungen aus, die Nennspannung üblicher Fernmeldeleitungen mit 2 oder 4 Doppeladern beträgt durchweg 300 Volt.
Zu einem der häufigsten Einsatzbereiche dieser Leitung gehören Signalverbindungen mit Brandmeldern sowie mit Mess- und Regeleinrichtungen. Die Leitungen lassen sich dazu in trockenen oder feuchten Räumen sowohl in als auch unter Putz verlegen.
Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal für Fernmeldekabel ist die Anzahl der Doppeladern, meist 4 oder 8. Das heißt, dass insgesamt 8 oder 16 einzelne Adern existieren, die nicht zwingend als Doppeladern genutzt werden müssen. Je nach Verwendungszweck sind auch die Leitungsquerschnitte zu berücksichtigen. Sie liegen häufig bei 0,6 oder 0,8 Quadratmillimeter und lassen sich somit problemlos mit einigen Ampere belasten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kabeltypen werden Fernmeldekabel als Meterware verkauft. Der Grund liegt auf der Hand: In den weitaus meisten Fällen verbinden diese Kabel Geräte in Distanzen von einigen 10 oder sogar 100 Metern. Typische Konfektionierungen sind 100, 250, 500 und 1000 Meter. Sehr große Kabelstrecken unterliegen allerdings speziellen elektrischen Eigenschaften, dazu gehören der maximale Schleifenwiderstand, der minimale Isolationswiderstand, die Betriebskapazität und die kapazitive Kopplung.
Abhängig ist der Schleifenwiderstand nicht nur von der Länge des Kabels, sondern auch vom Leitungsquerschnitt. Dabei gilt: Je dünner die Ader, desto größer ist der Isolationswiderstand. Der Isolationswiderstand wird üblicherweise für eine Temperatur von 20 Grad Celsius angegeben, ein typischer Wert ist 100 Megaohm pro Kilometer Kabellänge. Da abgeschirmte Kabel Eigenschaften eines Kondensators besitzen können, ist auch deren Kapazität zu berücksichtigen. Dies gilt aber in erster Linie für Frequenzen von einigen Hundert Hertz. So beträgt die Betriebskapazität eines 1000 Meter langen Fernmelde-Innenkabels bei 800 Hertz rund 100 Nanofarad. Die kapazitive Kopplung kann dagegen bei dieser Frequenz bis zu 500 Pikofarad pro 100 Meter betragen, abhängig vom Leitungsquerschnitt.
Zu beachten sind schließlich auch die Temperaturen, denen das Fernmeldekabel ausgesetzt wird. Fest verlegt liegen sie durchweg in unkritischen Bereichen und reichen meist von minus 30 bis zu plus 70 Grad Celsius. Bewegte Kabel sind zumindest kälteempfindlicher, hier sollte es nicht kälter als wenige Grade unter Null sein. Als Spitzentemperatur wird in der Regel plus 50 Grad Celsius angegeben.
Als Faustregel lässt sich der maximale Biegeradius mit etwa dem Sechs- bis Achtfachen des Außendurchmessers angeben. Das heißt: Ein Kabel mit 9 Millimeter Außendurchmesser lässt sich bis zu einem Radius von durchschnittlich 60 Millimeter biegen. Die Umgebungstemperatur sollte dabei über dem Gefrierpunkt liegen.