Ratgeber
Kernbohrmaschinen sind leistungsstarke Elektrowerkzeuge, mit denen Durchbrüche in Wänden erzeugt und Abrissarbeiten durchgeführt werden können. Anstelle von Spiralbohrern sind sie mit speziellen Kernbohrern ausgestattet, die selbst harte und spröde Werkstoffe wie Beton, Stein oder Mauerwerk durchdringen.
Wie Kernbohrmaschinen funktionieren, wo sie zum Einsatz kommen und worauf bei der Auswahl zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Eine Kernbohrmaschine ist eine Spezialbohrmaschine, die für Kernlochbohrungen zum Einsatz kommt. Sie arbeitet nicht mit einem klassischen spiralförmigen Bohrer, sondern mit einem Kernbohrer, der innen hohl ist. Die Besonderheit einer Kernlochbohrung besteht darin, dass nur der Umfang des Lochs, sprich der äußere Rand, gebohrt wird. Der mittlere Teil bleibt als Kern stehen und wird nach dem Bohren herausgezogen oder anderweitig abgetragen. Das bringt mehrere Vorteile mit sich: Da nur die Bohrkrone des Kernbohrers die Nut schneidet und die Kontaktfläche zum Baustoff dadurch relativ klein ist, können größere Löcher gebohrt werden als mit einem konventionellen Bohrer, der mit seinem kompletten Durchmesser auf das Material trifft und dadurch höheren Kräften standhalten muss. Das geht auch mit einem schnelleren Vortrieb einher. Aufgrund ihrer extrem widerstandsfähigen Beschaffenheit durchdringt die Bohrkrone selbst harte und spröde Materialien wie Asphalt, Beton, Stahlbeton, Mauerwerk und Naturstein problemlos – und zwar nahezu staub- und vibrationsfrei. Generell ermöglicht eine Kernbohrmaschine ein sehr sauberes, schnelles, sicheres und präzises Arbeiten mit millimetergenauen Ergebnissen.
Stationäre Kernbohrmaschinen werden in elektrischer, hydraulischer und pneumatischer Ausführung angeboten. Elektrische Kernbohrmaschinen ähneln im Aufbau einer normalen Ständerbohrmaschine. Sie sind in eine stabile Halterung, den sogenannten Bohrständer, eingebaut. Der Bohrständer erfüllt mehrere Funktionen. Zum einen dient er der Führung der Bohrmaschine, zum anderen ermöglicht er ein vorsichtiges Anbohren über einen Zahnstangenantrieb. Bei manchen Modellen ist der Bohrständer mit einem zusätzlichen Vorschub ausgestattet, um einen gleichmäßigen Bohrvorgang sicherzustellen.
Üblicherweise sind Kernbohrmaschinen mindestens mit einem Zweiganggetriebe ausgestattet. Der erste Gang dreht zwar langsamer, aber kraftvoller, was sich beim Bohren harter Baustoffe als praktisch erweist. Die Bohrsäule von Kernbohrmaschinen ist im Regelfall schwenkbar, um Bohrungen in unterschiedlichen Neigungswinkeln zu erzeugen. Daneben lassen sich die meisten Maschinen horizontal und vertikal ausrichten. Viele Modelle sind im Griffbereich mit einer Libelle ausgestattet, die bei freihändigem Arbeiten dabei hilft zu kontrollieren, ob man die Maschine exakt waagerecht bzw. exakt senkrecht hält.
Das eigentliche Schneidwerkzeug ist der Kernbohrer. Der Kernbohrer ist innen hohl und verfügt über einen Schaft, der in die Aufnahme der Bohrmaschine gesteckt wird. Der wichtigste und zugleich teuerste Bestandteil des Kernbohrers ist die Bohrkrone. Sie ist mit Schneiden bzw. Zähnen versehen, deren Geometrie von Modell zu Modell variiert. Kernbohrer sind häufig aus Hochgeschwindigkeitsstahl oder Wolframkarbid hergestellt. Für Kernbohrmaschinen verwendet man ausschließlich diamantbesetzte Bohrer. Sie zeichnen sich durch eine enorme Widerstandsfähigkeit aus und ermöglichen präzise Ergebnisse ohne Bruchkanten.
Neben Kernbohrmaschinen für den stationären Einsatz gibt es tragbare Varianten, sogenannte Magnet-Kernbohrmaschinen. Magnet-Kernbohrmaschinen sind mit einem Elektro- oder Permanentmagneten ausgestattet. Der Magnet befindet sich am Fuß des Kernbohrgeräts und ermöglicht es, Bohrer und Bohrmaschine an Stahlelementen oder anderen eisenhaltigen Oberflächen abrutschsicher zu fixieren. Dadurch können Anwenderinnen und Anwender besonders genaue Bohrungen vornehmen. Vorteilhaft an Magnet-Kernbohrmaschinen ist ihr geringes Gewicht, wodurch sie auch für Arbeiten über Kopf verwendet werden können.
Kernbohrmaschinen können als Nass- oder Trockenkernbohrmaschinen ausgeführt sein. Trockenkernbohrmaschinen erzeugen Bohrungen ohne Wasserkühlung. Zwar arbeiten sie präzise und sind günstiger in der Anschaffung, allerdings geht der Betrieb mit Staubentwicklung einher. Aus diesem Grund erfordern Trockenkernbohrmaschinen eine zusätzliche Absaugvorrichtung, wenn man sauber arbeiten möchte. Ein weiterer Nachteil ist, dass Kernbohrgerät und Bohrkrone während des Bohrens heiß werden. Bei kürzeren Einsätzen und hitzeunempfindlichen Oberflächen ist das aber meist kein Problem. Trockenkernbohrmaschinen eignen sich speziell für weiche und abrasive Materialien wie Mauerwerk, porösen Kalksandstein, poröse Ziegel, Bimssteine, Porenleichtbeton, Schamotte und Keramik.
Nasskernbohrmaschinen sind mit höheren Anschaffungskosten verbunden, bieten dafür aber eine Wasserkühlung. Diese ist insbesondere beim Bohren sehr fester Baustoffe wie Beton, Marmor oder Granit empfehlenswert, um Bohrkrone und Maschine zu schonen. Staub und Bohrmehl werden durch die Wasserzufuhr aus dem Bohrloch herausgespült und abgeführt, was ein sauberes Arbeiten ermöglicht. Ein Nachteil von Nasskernbohrmaschinen ist, dass ein Bohren in der Nähe elektrischer Leitungen mit einem erheblich größeren Sicherheitsrisiko verbunden ist.
Kernbohrmaschinen kommen auf Baustellen und in Handwerksbetrieben, aber auch im Heimwerksbereich zum Einsatz. Sie werden häufig für Abriss- und Durchbrucharbeiten genutzt, da sie Bohrlöcher in großen Durchmessern erzeugen, ohne Erschütterungen und (im Fall von Nassbohrern) Staub zu erzeugen. Das ist beispielsweise bei der Herstellung von Kamindurchbrüchen und Rauchabzügen von Vorteil. Darüber hinaus finden sie Verwendung, um Tür- und Fensteröffnungen in Mauerwerk oder Entlüftungslöcher in Hauswänden, Decken oder Estrichen herzustellen. Im Sanitärbereich nutzt man Kernbohrmaschinen beispielsweise für die Renovierung von Bädern (Fliesenwechsel) und zum Ausbohren von Rohren. Im Elektrobereich werden die Maschinen verwendet, um Löcher für Steckdosen oder Kanaldosen zu erzeugen.
Beim Kauf einer Kernbohrmaschine sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Zunächst ist die Frage zu klären, ob sich ein stationäres Kernbohrgerät mit festem Gestell oder eine tragbare Variante für den jeweiligen Einsatzbereich besser eignet. Bei Bohrungen ab einem Durchmesser von 10 cm empfiehlt sich eine Kernbohrmaschine mit Bohrständer. Er sorgt für eine sichere Führung und verhindert, dass die Maschine ausschlägt, falls der Bohrer sich verkantet. Dabei ist zu bedenken, dass eine Kernbohrmaschine mit Bohrständer im Regelfall auch nur mit diesem betrieben werden darf und ein Freihandbohren damit nicht gestattet ist.
Des Weiteren ist zu überlegen, welche Art von Baustoffen vorrangig bearbeitet wird und ob gegebenenfalls eine Kühlung erforderlich ist. Hiervon hängt ab, ob ein Trockenkernbohrer ausreicht oder ein Nasskernbohrer die bessere Wahl ist. Bei Materialien wie Stahl oder Stahlbeton sollte man in jedem Fall mit Wasser bohren. Es kühlt Bohrkrone und Maschine und vermindert zudem die Staubbildung. Entscheidet man sich für ein Kernbohrgerät mit Kühlung, sollte man nur das vom Hersteller empfohlene Kühlmittel verwenden. Das kann neben Wasser beispielsweise eine Emulsion auf Wasser-Öl-Basis sein.
Ein wichtiges Ausstattungsmerkmal ist ein Personenschutzschalter. Er trennt das Kernbohrgerät von der Stromzufuhr, wenn man versehentlich eine Stromleitung trifft. Ein Personenschutzschalter bietet außerdem eine Testfunktion, mit der man vor dem Bohren herausfinden kann, ob Strom fließt oder nicht. Da Kernbohrmaschinen eine enorme Leistung generieren, sollten sie in jedem Fall mit einem Überlastungsschutz ausgestattet sein. Er sorgt dafür, dass sich das Gerät bei Überlastung ausschaltet. Sinnvoll ist auch ein Wiederanlaufschutz, der verhindert, dass die Kernbohrmaschine nach einer Stromunterbrechung von selbst startet.
Des Weiteren ist darauf zu achten, dass eine Kernbohrmaschine die erforderliche Bohrtiefe und den erforderlichen Bohrdurchmesser aufbringt. In dem Zusammenhang spielen Durchmesser und Länge des Kernbohrers eine zentrale Rolle. Je tiefer das Bohrloch sein soll, desto wichtiger ist die Zuhilfenahme einer Führung – insbesondere, wenn in einem Neigungswinkel gebohrt wird. Eine Führung ermöglicht es, mit einem Kernbohrer sogar mehrere Meter tief zu bohren.
Empfehlenswert sind Kernbohrmaschinen mit Schnellspannfutter, das einen leichten und werkzeuglosen Austausch der Bohrer ermöglicht. So kann für jede Anwendung der passende Kernbohrer eingesetzt und schnell wieder entfernt werden. Bei manchen Maschinen sind Adapter im Lieferumfang inbegriffen, mit deren Hilfe Bohrer verwendet werden können, die nicht vom gleichen Hersteller stammen.
Wie schnell und kraftvoll eine Kernbohrmaschine arbeitet, hängt nicht nur von der Watt-Zahl, sondern vor allem von der Drehzahl des Motors ab. Leistungsstarke Maschinen erreichen eine Leistung von bis zu 3500 Watt und Drehzahlen von bis zu 2500 Umdrehungen pro Minute. Kleinere Maschinen erzielen eine Leistung von bis zu 1000 Watt und Drehzahlen von bis zu 500 oder 700 Umdrehungen pro Minute. Ein stufenloses oder mehrstufiges Getriebe ermöglicht es, die Drehzahl bedarfsweise anzupassen.
Beim Kernbohren sollte die Drehzahl immer auf den Durchmesser des Bohrers und auf das zugrundeliegende Material abgestimmt sein. Es lassen sich drei Faustregeln festhalten: 1) Mit zunehmendem Durchmesser sollte die Drehzahl reduziert werden. 2) Je härter das Material, desto niedriger sollte die Drehzahl beim Bohren sein. 3) Bei sehr weichen und porösen Baustoffen empfiehlt es sich, erst bei niedriger Drehzahl anzubohren und dann mit einer höheren Drehzahl weiterzuarbeiten.
Benötige ich für eine Magnetbohrmaschine spezielle Bohrer?
Ja. Magnet-Kernbohrsysteme erfordern Spezialbohrer, die der hohen Belastung beim Bohren von Stahl und eisenhaltigen Materialien standhalten. Wichtig ist außerdem, dass der Bohrer nicht vom Magneten angezogen wird, da sonst ständig eine Spannung auf ihn wirken würde. Aus diesem Grund sind Bohrer für Magnetbohrmaschinen mit einer antimagnetischen Legierung bzw. Beschichtung (häufig aus Titan) versehen.
Muss ich beim Kauf einer Kernbohrmaschine auf spezielle Zertifizierungen achten?
Ja. Eine Kernbohrmaschine sollte in jedem Fall ein TÜV- und ein GS-Siegel tragen.
Wie pflege ich eine Kernbohrmaschine richtig?
Eine gute Pflege wirkt sich positiv auf die Lebensdauer einer Kernbohrmaschine aus. Wichtig ist, die Maschine nach Beendigung der Bohrarbeiten zu reinigen. Dazu können Sie ein trockenes oder leicht angefeuchtetes Tuch verwenden. Das Aufnahmegewinde für den Bohrer und die Lüftungsschlitze müssen frei von Bohrresten und anderen Verschmutzungen sein. Trennen Sie das Gerät vor der Reinigung vom Stromnetz und achten Sie darauf, dass kein Wasser ins Innere der Maschine gelangt.