Ratgeber
Ob in der Elektrotechnik, im Sanitärwesen, im Heizungsbau oder Kfz-Bereich – das Löten ist eine Verbindungstechnik, die in zahlreichen Handwerkszweigen Anwendung findet. Mit ihrer Hilfe werden Platinen bestückt, Kabelbäume repariert, Rohrleitungen verbunden, Dachrinnen abgedichtet und vieles mehr.
Das Löten ermöglicht es, zwei wärme- oder stromleitende Werkstoffe dicht, stoffschlüssig und dauerhaft miteinander zu verbinden. Meist handelt es sich dabei um Metalle, wobei unter Zuhilfenahme spezieller Utensilien auch Glas und Keramik gelötet werden können.
Für das Löten benötigen Sie Lötwerkzeug und diverse Hilfsmittel. Dazu gehören unter anderem ein Lötkolben mit einer oder mehreren Lötspitzen, Lötzinn, Flussmittel, ein Lötschwamm zum Reinigen der Lötspitze, eine hitzebeständige Unterlage und eine Dritte Hand. Besonders viel Komfort bieten in dem Zusammenhang Lötkolben-Sets. Sie enthalten eine Grundausstattung fürs Löten und meist weiteres praktisches Zubehör, um einfache wie anspruchsvolle Lötarbeiten durchzuführen.
In unserem Ratgeber geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Vorteile von Lötkolben-Sets, stellen wichtige Bestandteile näher vor und verraten, worauf es beim Kauf zu achten gilt.
Das Löten ist ein thermisches Verfahren, das es ermöglicht, eine dauerhafte, stoffschlüssige und wärmeleitfähige oder elektrisch leitfähige Verbindung zwischen zwei Werkstücken herzustellen. Im Gegensatz zum Schweißen werden die Werkstoffe dabei nicht strukturell in ihrer Tiefe aufgeschmolzen, sondern durch ein geschmolzenes Lot miteinander verbunden.
Um löten zu können, benötigen Sie geeignetes Werkzeug und Zubehör. Es gibt ein breites Angebot an einzelnen Lötkolben und weiterer Lötausstattung, die Sie sich individuell zusammenstellen können. Abhängig davon, welche Lötarbeiten Sie verrichten möchten und welche Ausstattung Sie bereits haben, kann es jedoch sinnvoller sein, zu einem Lötkolben-Set zu greifen. Ein Lötkolben-Set bietet gegenüber einzelnen Lötkolben nämlich einige Vorteile:
Komplettausstattung
Ein Lötkolben-Set enthält meist alle notwendigen Werkzeuge und Materialien, die zum Löten erforderlich sind. Neben einem Lötkolben oder einer Lötstation sind das beispielsweise Lötzinn, ein Lötständer für den Kolben, Haltevorrichtungen (Dritte Hand) und Reinigungsutensilien. Das erspart Ihnen den Kauf von Einzelteilen und Sie können umgehend mit der Arbeit beginnen.
Vielfältigkeit
Viele Lötkolben-Sets enthalten verschiedene Lötspitzen, die sich jeweils für spezifische Anwendungen eignen, beispielsweise besonders feine Spitzen für das SMD-Löten oder größere Spitzen für Blechreparaturen. Das eröffnet Ihnen viel Flexibilität, da Sie sowohl präzise als auch gröbere Arbeiten durchführen können.
Kosteneffizienz
Verglichen mit dem Kauf einzelner Lötkolben und Zubehörteile ist die Anschaffung eines Lötkolben-Sets in der Summe oft kostengünstiger. Das ermöglicht es, Betrieb oder Werkstatt umfassend auszustatten und Geld zu sparen. Auch für Einsteiger und Einsteigerinnen, die eine erschwingliche Erstausrüstung suchen, können Lötkölben-Sets eine gute Option sein.
Kompatibilität
Lötkolben-Sets enthalten Komponenten, die nicht nur im Hinblick auf ihre Qualität aufeinander abgestimmt sind, sondern im Zusammenspiel zuverlässig funktionieren. Somit müssen Sie sich nicht um fehlende oder inkompatible Teile kümmern, sondern können davon ausgehen, dass alle Werkzeuge und Zubehörteile zueinander passen.
Der Umfang von Lötkolben-Sets kann variieren. Manche enthalten eine Basisausstattung bestehend aus einem Lötkolben und grundlegenden Hilfsmitteln, andere gehen weit darüber hinaus und liefern ein breites Portfolio an Zubehör für unterschiedliche Anwendungsgebiete. Wir geben einen Überblick, woraus ein Lötkolben-Set bestehen kann und welche Komponente welche Funktion hat.
Lötkolben
Der Lötkolben ist Herzstück eines jeden Lötkolben-Sets. Unterschieden werden Lötkolben zum Hartlöten und Weichlöten. Beim Hartlöten sind Temperaturen ab 450 °C gefordert, um das Lot zum Schmelzen zu bringen. Hierfür kommen spezielle Gaslötkolben oder Lötbrenner zum Einsatz. Sie werden ähnlich wie Feuerzeuge mit Butan-Flüssiggas betrieben und sind mit einer Piezozündeinrichtung ausgestattet. Beim Weichlöten liegt die Schmelztemperatur des Lots unterhalb von 450 °C. Meist wird bei Temperaturen zwischen 180 und 250 °C gearbeitet, wofür einfache elektrische Lötkolben ausreichen. Sie verfügen über eine innenliegende Heizwendel, die zu glühen beginnt, wenn sie von Strom durchflossen wird. Die Hitze wird dann an die Lötspitze weitergegeben, die die Wärme auf die zu lötenden Bauteile überträgt.
Lötspitzen
Die Qualität der Lötergebnisse hängt zu einem großen Teil von der Lötspitze ab. Sie besteht klassischerweise aus drei Hautkomponenten: einem Kern aus Kupfer oder einer Metalllegierung, einer Zwischenschicht aus Eisen oder Nickel und einer äußeren Beschichtung, die aus einem korrosionsbeständigen Material wie Chrom besteht und das Innere der Spitze vor Oxidation schützt. Die Form der Lötspitze bestimmt das Anwendungsgebiet. Konische Spitzen eignen sich für das Löten von dünnen Drähten, kleinen Steckverbindern, THT- und SMD-Bauteilen. Für das Löten größerer Flächen und Drähte und zum Verzinnen von Platinen kommen flache Lötspitzen zum Einsatz. Kegelstumpfförmige Spitzen verwenden Sie für Arbeiten an integrierten Schaltungen (ICs). Sie ermöglichen es, viele Punkte in schneller Abfolge zu löten.
Lot
Das Lot fungiert als eigentliches Verbindungselement zwischen den zu lötenden Werkstücken. Es handelt sich dabei um eine Metalllegierung und wird auch als Lötzinn bezeichnet, da Zinn (Sn) einen der Hauptbestandteile darstellt. Weitere mögliche Bestandteile sind Kupfer (Cu), Silber (Ag), Antimon (Sb), Zink (Zn) und Blei (Pb), wobei die Verwendung von bleihaltigem Lot nur noch in Ausnahmefällen erlaubt ist. Weichlote tragen eine Kurzkennzeichnung, die Aufschluss über deren Zusammensetzung gibt. So steht die Bezeichnung Sn95Ag4Cu1 beispielsweise für 95% Zinn, 4% Silber und 1% Kupfer. Die Schmelzpunkte des Lots variieren abhängig davon, welche Metalle zu welchem Anteil enthalten sind. Üblicherweise werden Lote als Lötdraht in verschiedenen Stärken oder als Lötpaste angeboten.
Flussmittel
Das Flussmittel ist ein Zusatzstoff, der dafür sorgt, dass die Lötverbindung dauerhaft stabil und elektrisch leitfähig bleibt. Es dient dazu, das Lot besser zu verteilen und die Werkstücke optimal zu benetzen. Gleichzeitig verhindert es, dass die Oberfläche bei Kontakt mit Sauerstoff und Hitze oxidiert, und beseitigt bestehende Oxide an den Lötflächen. Eine Oxidschicht hätte zur Folge, dass das Lot nicht richtig anhaftet und sich die elektrische Leitfähigkeit der Lötverbindung verschlechtert. In vielen Fällen ist das Flussmittel bereits im Lötdraht enthalten. Allerdings kann es sein, dass es beim Erhitzen des Lots verraucht und nicht mehr richtig wirkt. Aus diesem Grund müssen Sie bei anspruchsvollen Lötarbeiten zusätzliches Flussmittel hinzugeben.
Dritte Hand
Die Dritte Hand ist eine Haltevorrichtung, die vor allem bei der Arbeit mit kleineren Bauteilen sehr hilfreich ist, sei es beispielsweise beim Löten von Platinen oder im Modellbau. Sie dient dazu, das Werkstück zu fixieren, so dass Sie beide Hände zum Löten frei haben. Im Wesentlichen besteht eine Dritte Hand aus einer Klammerhalterung, die sich an einem Kugelgelenk oder einem beweglichen Schwanenhals befindet. Kugelgelenke sind sehr robust und stabil, bieten jedoch wenig Flexibilität. Einen Schwanenhals können Sie in verschiedene Winkel ausrichten. Er ermöglicht es, auch ausladendere Werkstücke zu halten. Praktisch sind Modelle mit integrierter Lötkolbenhalterung zum griffbereiten Ablegen des Lötkolbens, einer Lupe zur Vergrößerung und einem LED-Licht, um den Arbeitsbereich auszuleuchten.
Reinigungszubehör
Für ein optimales Lötergebnis ist Reinigungszubehör unverzichtbar. Damit die Lötspitze nicht an Wärmeleitfähigkeit einbüßt und das Lot gleichmäßig verteilen kann, müssen Sie sie während des Lötens regelmäßig von Lotresten befreien. Dazu drehen Sie sie entweder in Messingwolle oder wischen sie an einem feuchten Lötschwamm ab. Achten Sie beim Anfeuchten des Schwamms darauf, nur kalkfreies Wasser und nicht zu viel davon zu verwenden, um zu verhindern, dass die Lötspitze korrodiert. Des Weiteren ist Reinigungszubehör notwendig, um Lotreste am Werkstück zu entfernen bzw. die Lötstelle zu säubern. Zu diesem Zweck gibt es diverse Werkzeuge wie Pinzetten, Bürsten, Spitzen und Schaber, mit denen Sie beispielsweise Platinen reinigen können.
Hilfsmittel zum Entlöten
Größere Lötkolben-Sets enthalten in vielen Fällen Hilfsmittel zum Entlöten, um Lötverbindungen zu trennen oder Lötfehler zu korrigieren. Das kann beispielsweise eine Entlötsaugpumpe sein, die flüssiges Lötzinn durch Erzeugung eines Unterdrucks absaugt. Häufig handelt es sich um manuell betriebene Pumpen, die den Unterdruck mithilfe eines Kolbens und Federmechanismus erzeugen. Es gibt aber auch elektrisch betriebene Entlötpumpen. Eine weitere Möglichkeit, Lötstellen zu entfernen, ist die Entlötlitze. Sie besteht aus geflochtenen Kupferdrähten, die einen Kapillareffekt erzeugen, wodurch sie das flüssige Lötzinn aufnimmt.
Beim Kauf eines Lötkolben-Sets sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Ein wichtiges Kriterium ist das Anwendungsgebiet. Überlegen Sie, mit welchem Lötverfahren Sie arbeiten möchten.
Für das Hartlöten benötigen Sie ein Set mit Gaslötkolben oder Lötbrenner, für das Weichlöten ein Set mit elektrischem Lötkolben. Vorteilhaft ist eine stufenlose Temperaturregelung, damit Sie je nach Material und Aufgabe mit optimaler Hitze löten können. Viel Komfort bietet dahingehend eine Lötstation. Hier können Sie die Temperatur überwachen und präzise anpassen.
Bei Lötsets mit elektronischen Lötkolben spielen zudem die Leistung und die Aufheizzeit eine wichtige Rolle. Für kleinere Elektronikarbeiten ist eine Leistungsaufnahme von 20 bis 30 Watt meist ausreichend, bei größeren Lötarbeiten sollten es schon 60 Watt oder mehr sein. Eine kurze Aufheizdauer ist relevant, wenn Zeit ein kritischer Faktor ist. Arbeiten Sie beispielsweise in einem Reparaturdienst, muss der Lötkolben schnell einsatzbereit sein. Generell sollte ein Lötkolben – ob mit Gas oder elektrisch betriebeb – eine angenehme Haptik haben und gut in der Hand legen. Achten Sie in dem Zusammenhang auf ein ergonomisches Design und auf das Gewicht. Je schwerer ein Lötkolben ist, desto anstrengender wird es, wenn Sie länger damit arbeiten. Gut ist es, wenn das Set einen Lötständer enthält, um den Kolben während des Lötens ablegen zu können.
Ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Lötsets ist der Umfang. Es sollten mindestens die wichtigsten Hilfsmittel für den Start enthalten sein. Neben dem Lökolben zählen dazu Lötzinn, Lötspitzen, Pinzetten oder eine Dritte Hand zum Fixieren von Bauteilen sowie ein Schwamm oder Messingwolle zur Reinigung der Lötspitzen. Komplexere Sets beinhalten zudem eine Entlötlitze oder Entlötpumpe zum Ausbessern von Lötfehlern. Praktisch ist eine Aufbewahrungstasche, in der Sie den Lötkolben sicher verstauen und transportieren können.
Elektronische Bauteile wie Dioden oder Transistoren sind sehr wärmeempfindlich und können Beschädigungen davontragen, wenn sie Hitze ausgesetzt sind. Um das zu verhindern, ist es empfehlenswert, sie während des Lötens durch Kühlkörper zu schützen. Alternativ können Sie eine Pinzette, kleine Klammer oder Zange zur Wärmeableitung verwenden.
Was ist eine Lötpistole?
Im Gegensatz zu einem klassischen Handlötkolben, der tendenziell die Form eines Stifts hat, verfügt eine Lötpistole über einen pistolenartigen Griff. Das ermöglicht eine komfortable Handhabung, allerdings ist damit kein derart präzises Arbeiten möglich wie mit einem Lötkolben. Dafür kommen Lötpistolen schnell auf Betriebstemperatur und sind eine gute Alternative, wenn es um gröbere Aufgaben geht.
Was ist der Unterschied zwischen einer analogen und einer digitalen Lötstation?
Analoge und digitale Lötstationen unterscheiden sich vorrangig in der Art der Bedienelemente. Während analoge Stationen mit Drehreglern zur Temperatureinstellung ausgestattet sind, verfügen digitale Lötstationen meist über Tasten und ein LC-Display, auf dem Sie die Temperatur ablesen können. Bei analogen Lötstationen gibt es oft nur eine LED-Leuchte, die anzeigt, wenn die Betriebstemperatur erreicht ist. Mitunter sind aber auch Hybridmodelle auf dem Markt erhältlich, die Drehregler und ein LC-Display haben.
Was ist besser: kabelgebundene oder kabellose elektrische Lötkolben?
Elektrische Lötkolben benötigen Strom für den Betrieb. Diesen erhalten sie entweder über ein Kabel oder einen eingebauten Akku. Kabelgebundene Lötkolben sind permanent ans Stromnetz angeschlossen und somit auch für länger andauernde Lötarbeiten geeignet, das Kabel kann jedoch stören. Kabellose Lötkolben bieten dahingehend mehr Bewegungsfreiraum, sind aufgrund des innenliegenden Akkus allerdings schwerer. Zudem ist die Akkukapazität und folglich die Betriebsdauer begrenzt.