Ratgeber
Bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor existieren unzählige Stellen, an denen sich bewegliche Teile aneinander reiben. Je nach Fahrzeugteil kann es sich um Haftreibung, Gleitreibung oder Rollreibung handeln. Während die Haftreibung beispielsweise bei der Kupplung oder an den Reifen erwünscht ist, sind Gleit- oder Rollreibung eher weniger beliebt. Besonders im Motor, wo Metall direkten Kontakt mit Metall aufweist.
Die Ursache für die Reibung ist in der Beschaffenheit der Oberflächen zu finden. Trotz intensiver Bearbeitung weisen die Metalloberflächen feinste Verzahnungen auf, die sich beim direkten Kontakt untereinander verzahnen.
Wenn sich jedoch eine dünne Schmierschicht zwischen den Metallteilen befindet, können sich die Oberflächen nicht so stark verzahnen und die Reibung wird drastisch reduziert. Genau das ist die wesentliche Aufgabe des Motoröls in einem Verbrennungsmotor.
Doch das ist noch lange nicht alles, was ein modernes Motorenöl leisten muss. In unserem Ratgeber verraten wir Ihnen noch weitere Informationen, damit Sie genau das für Ihren Otto-Motor passende Motoröl aussuchen können.
Die für Autos, Rasenmäher oder Notstromaggregate gefertigten Verbrennungsmotoren sind wahre Meisterwerke der Feinmechanik. Sie sind effizient und überzeugen durch ein ausgesprochen kultiviertes Laufverhalten. Demzufolge haben diese Triebwerke auch ganz andere Anforderungen an das Motorenöl, als die ruppig laufenden und spritfressenden Motoren aus der Vergangenheit.
Schmierung und Verschleißschutz
Wie bereits erwähnt, ist die Hauptaufgabe des Motorenöls die beweglichen Teile zu schmieren und so die Reibung zu verringern. Dadurch wird auch der Verschleiß deutlich minimiert. Zudem benötigt ein leicht laufender Motor weniger Treibstoff und ist in seinem Drehzahlverhalten deutlich agiler.
Versiegelung und Abdichtung
Der Ölfilm seitlich an den Kolben (Kolbenhemd) und innen an den Zylinderlaufbuchsen reduziert nicht nur die Reibung. Er sorgt auch für eine bessere Abdichtung und unterstützt somit die Aufgabe der Kolbenringe. Die Verdichtung wird dadurch höher, was letztendlich zu einer besseren Leistungsausbeute führt.
Kühlung
Eine weitere wichtige Aufgabe des Motoröls ist die Kühlung des Motors. Denn das Kühlmittel hat aufgrund der vorgegebenen Kühlwasserkanäle nicht die Möglichkeit, den Motor bis in den letzten Winkel zu kühlen. Das zirkulierende Motorenöl hingegen erreicht auch die hintersten Winkel im Motor und kann die Wärme sehr gut abführen.
Reinigung
Metallabrieb, Ablagerungen oder Verbrennungsrückstände können im Motorinneren verklumpen und Leitungen oder Kanäle verstopfen. Durch den stetigen Ölkreislauf werden diese Schwebstoffe frühzeitig aus dem Motorraum „ausgewaschen“ und bleiben dann im Ölfilter hängen, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können.
Korrosionsschutz
Bei der Verbrennung von Treibstoff entstehen aggressive Verbrennungsrückstände, die durch Zusätze (Additive) im Öl neutralisiert werden. So werden die blanken Motorteile vor Korrosion geschützt. Durch den Kontakt mit Sauerstoff kann das Öl seine Schutzwirkung langsam verlieren und muss deshalb regelmäßig gewechselt werden.
Bevor Motoröle aus Erdöl gewonnen wurden, war Rizinusöl ein beliebter Schmierstoff. Allerdings ist Rizinusöl als Naturprodukt einem raschen Alterungsprozess unterworfen und es entsteht bei der Verbrennung schädliche Ölkohle. Diese setzt sich überall im Motor ab und beschleunigt den Verschleiß.
Wesentlich besser waren die ersten mineralischen Motorenöle, die sich bis heute relativ einfach durch die Destillation von Erdöl herstellen lassen. Durch die Zugabe von Additiven lassen sich die gewünschten Eigenschaften und Anwendungsbereiche einstellen.
Synthetische Öle hingegen werden zwar auch aus Erdöl gewonnen, sind aber durch die nachfolgenden Veredelungsmaßnahmen deutlich teurer. Allerdings bieten sie in Verbindung mit den unterschiedlichsten Additiven weitaus bessere Schmiereigenschaften. Zur einfachen Übersicht haben wir die Vorteile und Nachteile beider Motoröl-Varianten gegenübergestellt:
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Mineralöl | · Einfache Herstellung · Kostengünstig |
· Begrenzte Schmiereigenschaften · Additive schwierig kombinierbar · Kürzere Wechselintervalle |
Synthetiköl | · Sehr gute Schmiereigenschaften · Weiter Temperaturbereich · Additive gut kombinierbar · Längere Wechselintervalle |
· Aufwändige Herstellung · Teuer |
Bei einem teilsynthetischen Öl handelt es sich letztendlich um eine Mischung, die aus beiden Ölsorten besteht. In diesem Fall wird versucht, die positiven Eigenschaften des Synthetiköls mit denen des Mineralöls zu kombinieren.
4-Takt Motoröl oder 2-Takt Motoröl
Bei einem Viertaktmotor befindet sich an der Unterseite eine Ölwanne, in dem sich das Motoröl sammelt und mit Hilfe einer Pumpe im Motor gleichmäßig verteilt wird. Jede Person, die in der Werkstatt ein Fahrzeug von unten betrachten konnte, hat sicher schon unter dem Motor die Wanne mit der Ölablassschraube gesehen.
Ein Zweitaktmotor hat konstruktionsbedingt keine Ölwanne. Denn bei diesem Motortyp wird das Treibstoff-/Luft-Gemisch über den Vergaser in das Kurbelgehäuse, also direkt unter den/die Kolben, angesaugt.
Vor dort gelangt es dann über sogenannte Überströmkanäle in den Brennraum. Für die notwendige Schmierung wird das Motoröl einfach dem Treibstoff zugemischt.
Das Mischungsverhältnis, wie beispielsweise 1:50 oder 1:25, gibt der Motorhersteller in seiner Betriebsanleitung genau vor. Demzufolge muss ein 2-Takt Motoröl neben den bereits erwähnten Motoröl-Eigenschaften auch noch sehr gut mit Benzin mischbar sein.
Es darf sich zudem auch bei längeren Standzeiten nicht im Treibstofftank absetzen oder aufschwimmen. Doch unabhängig davon schütteln Fachleute den Benzinkanister immer erst kurz durch, bevor sie den Tank an der Motorsense oder Kettensäge erneut auffüllen.
Bei der Zahlen/Buchstaben-Kombination handelt es sich um Viskositätsangaben gemäß der SAE-Klassifikation (Society of Automitive Engineers). Moderne Motorenöle sind als Mehrbereichsöle ausgelegt, bei denen sich die Viskosität (Maß der Zähflüssigkeit) in einem bestimmten Temperaturbereich nicht wesentlich ändert.
Darum erfolgt die Angabe auch mit Hilfe von zwei Zahlen. Wobei das „W“ zwischen den beiden Angaben für Winter steht und somit aussagt, dass das Motorenöl auch für Betriebstemperaturen in Minusbereich ausgelegt ist. Denn je kälter es ist, desto zähflüssiger und dicker ist das Motoröl. Die erste Zahl der SAE-Angabe gibt an, bei welcher Temperatur das Öl noch pumpfähig ist. Je kleiner die Zahlenangabe vor dem W ist, desto fließfähiger ist das Öl bei niedrigen Temperaturen und umso besser ist das Kaltstartverhalten.
Die zweite Zahl der Viskositätsklasse bezeichnet die Hochtemperatur-Viskosität und sagt etwas über das Fließverhalten bei einer Referenztemperatur von 100 °C aus. Je größer die Zahl nach dem "W", desto dicker und zähflüssiger ist das Öl bei hohen Temperaturen.
SAE Motoröl-Klassifizierung 1. Zahl
SAE-Bezeichnung | Tiefste mögliche Temperatur |
---|---|
0W | -40 °C |
5W | -35 °C |
10W | -30 °C |
15W | -25 °C |
10W | -20 °C |
25W | -15 °C |
SAE Motoröl-Klassifizierung 2. Zahl
SAE-Bezeichnung | Minimale kinematische Viskosität |
---|---|
20 | 6,9 mm²/s |
30 | 9,3 mm²/s |
40 | 12,5 mm²/s |
50 | 16,3 mm²/s |
60 | 21,9 mm²/s |
Wichtig: Oft wird die zweite Zahl der SAE-Kennzeichnung als oberer Grenzwert für die maximale Umgebungstemperatur in °C verstanden. Das Motoröl 10W-40 hätte demzufolge einen zulässigen Temperaturbereich für den Betrieb eines Motors von -30 °C bis 40 °C. Das ist aber definitiv nicht der Fall.
Die Hochtemperatur-Viskosität beschreibt lediglich das Fließverhalten bei 100 °C und hat definitiv nichts mit einer maximal zulässigen Außentemperatur zu tun.
Diese spielt bei gängigen Fahrzeugmotoren und im normalen Motorenbettrieb mittlerweile keine so große Rolle mehr. Die Kühlsysteme der Fahrzeuge sind so ausgelegt, dass die Motoren unabhängig von der Außentemperatur immer in dem vom Hersteller vorgesehenen Temperaturbereich arbeiten. Je höher die Temperatur im Heißbetrieb, desto dickflüssiger sollte das Öl sein.
Da die SAE-Klassifikation bereits vor über 100 Jahren eingeführt wurde, ist sie nicht mehr ganz zeitgemäß. Denn moderne Verbrennungsmotoren, die in PKWs und Hybrid-Fahrzeugen eingebaut werden, haben noch weitaus differenzierte Anforderungen an ein Motorenöl, als nur die Fließfähigkeit. Da aber mittlerweile mehrere autofahrende Generationen und auch eine Vielzahl an Servicefachleuten die SAE-Klassifikation verinnerlicht haben, finden sich diese Angaben nach wie vor auf den Gebinden bzw. Ölkanistern.
Leider gibt es kein „Wunderöl“, das für alle Motoren perfekt geeignet ist. Dafür sind die Anforderungen der jeweiligen Verbrennungsmotoren an die Schmierstoffe viel zu unterschiedlich. Einfache Verbrennungsmotoren, wie sie in Rasenmähern, Motorsensen oder auch Notstromaggregaten zu finden sind, stellen keine überzogen hohe Erwartungen an das Motoröl. In den meisten Fällen ist ein SAE 10W-30 vollkommen ausreichend. Um das korrekte Motoröl für ein neues Auto auswählen zu können, muss neben den Viskositätsklassen auch die Qualität des Öls unbedingt stimmen. Deshalb haben in den letzten Jahren nachfolgend aufgelistete Organisationen bei der Einteilung bzw. Klassifizierung von Motoröl bis heute gültige Vorgaben definiert:
API (American Petrol Institute)
ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles)
ILSAC (International Lubricant Standardization and Approval Committee)
JASO (Japan Automobile Standards Organization)
So richten sich bekannte europäische Fahrzeughersteller wie beispielsweise BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz oder Ford bei den Viskositätsangaben nach SAE und bei den Qualitätsangaben nach ACEA-Klassifikation. Hersteller aus Übersee, die Fahrzeuge für den europäischen Markt entwickeln, orientieren sich vorzugsweise an den SAE-Viskositätsklassen sowie der API-Klassifikation bzw. dem ILSAC-Standard. Der Fahrzeughersteller schreibt dann genau vor, welche Leistungsmerkmale ein Motoröl erfüllen muss und definiert anschließend eine fahrzeugbezogene Freigabe.
In den technischen Unterlagen des Fahrzeugs bzw. des Motors sind dann je nach Hersteller Angaben wie: MB Freigabe MB 229.51, VW 502 00, BMW LONGLIFE-01 FE, ILSAC GF-4, Chrysler MS-11106 oder Ford WSS-M2C913-C zu finden.
Entspricht ein Motoröl den vom Fahrzeughersteller geforderten Vorgaben, drucken die Motoröl-Hersteller neben den SAE-Werten auch alle Angaben zu den Klassen (API, ACEA…) sowie die Hersteller-Freigaben mit auf den Ölkanister. Wenn beispielsweise die Freigabe MB 229.51 auf dem Kanister-Etikett und die Freigabe in den Fahrzeugunterlagen übereinstimmen, erfüllt das Öl die Anforderungen des Autoherstellers und kann bedenkenlos verwendet werden.
Was sind Additive?
Die Bezeichnung Additiv leitet sich von dem Word „addieren“ ab und bedeutet so viel wie hinzufügen oder zugeben. Dem Motoröl werden die unterschiedlichsten Additive beigemischt, um beispielsweise das Fließverhalten oder die Temperaturstabilität gezielt zu beeinflussen. Das ist im Prinzip das Gleiche, wenn dem Kühlwasser ein gewisser Anteil Frostschutzmittel beigemischt wird, damit es im Winter nicht einfriert.
Was passiert bei falschem Motoröl?
Grundsätzlich wird der Motor auch mit falschem Öl laufen. Abgesehen vom Verlust der Herstellergarantie kann sich ein ungeeignetes Öl auch negativ auf den Kraftstoffverbrauch und auf den Verschleiß auswirken. In schlimmsten Fall kann es zu einem Motorschaden kommen.
Warum muss Motoröl gewechselt werden?
Mit zunehmendem Alter verlieren die Additive sowie die Viskositätsindex-Verbesserer ihre Wirkung. Zudem verschmutzen Verbrennungsrückstände wie Schwefel oder Ruß, feinster Metallabrieb sowie Wasser und Staub aus der Atmosphäre das Öl. Im Kurzstreckenbetrieb kann unverbrannter Treibstoff das Öl verdünnen und dadurch die Viskosität negativ beeinflussen.
Wie wird der Ölstand richtig gemessen?
Die genaue Vorgehensweise zum Messen des Ölstandes ist in den technischen Unterlagen des Fahrzeugs bzw. des Motors zu entnehmen. Wichtig dabei ist, dass der Messstab immer mit der Spitze nach unten zeigen muss. Wenn die Spitze nach oben zeigt, läuft das Öl an der Spitze am Messstab entlang nach unten und zeigt so einen höheren Füllstand an, als tatsächlich vorhanden ist. Der aktuelle Ölstand muss sich zwischen den Angaben „Min“ und „Max“ befinden.
Ist ein zu hoher Ölstand schädlich?
Ja, definitiv! Wenn versehentlich zu viel Öl in den Motor gefüllt wurde, kann das beim Betrieb zu erheblichem Motorschäden führen.
Was sind Longlife-Öle?
Ein Longlife-Öl zählt zu den Leichtlauf-Ölen und besteht aus hochwertigen Grundölen. Bezüglich der Viskosität ist es sehr dünnflüssig ausgelegt und entspricht der SAE-Klassifizierung SAE 0W oder SAE 5W. Durch die Zugabe von besonderen Additiven sind diese Öle für lange Ölwechselintervalle geeignet. Also für Autos mit einem vom Hersteller ausgewiesenen Longlife-Service. Wichtig! Auch beim Nachfüllen muss unbedingt das geeignete Longlife-Öl verwendet werden.
Was sind Leichtlauf-Öle?
Leichtlauf-Öle sind darauf ausgelegt, die Reibungsverluste im Motor so gering wie möglich zu halten. In Abhängigkeit von der Außentemperatur, den Betriebsbedingungen und dem Motortyp ist somit eine Treibstoffeinsparung möglich. Leichtlauf-Öle sind allerdings deutlich teurer als herkömmliche Motoröle und sollten nur dann verwendet werden, wenn sie vom Fahrzeughersteller freigegeben wurden bzw. vorgeschrieben sind.
Was ist die HTHS-Viskosität?
Die High Temperature High Share Viskosität beschreibt die Fließfähigkeit des Öls bei schnell bewegten Motorteilen mit enger Passung (z.B. zwischen Kolbenring und Laufbuchse) und einer Temperatur von 150 °C.
Kann jede Person einen Ölwechsel durchführen?
Grundsätzlich ist ein Ölwechsel am Auto relativ einfach durchzuführen. Allerdings wird dazu eine Grube oder eine Hebebühne benötigt. Zudem sind ein Ölwechsel und ein Wechsel des Ölfilters immer mit gewissen Verschmutzungen verbunden und das Altöl ist vorschriftsmäßig zu entsorgen. Darum ist es sinnvoll, diese Arbeiten in einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen. Eine regelmäßige Ölstandkontrolle und gegebenenfalls das Nachfüllen bei zu geringem Ölstand durchzuführen sind, sollte jede Autofahrerin und jeder Autofahrer durchführen können.
Wie lange kann Motoröl gelagert werden?
Im noch original verschlossenen Ölkanister kann Motoröl ca. 3 bis 5 Jahre gelagert werden. Bei längerer Lagerung leidet die Qualität und die Bestandteile des Öles können zu Ausflockungen führen. Ein geöffneter Kanister sollte ein halbes Jahr aufbewahrt werden, da die Außenluft und die darin enthaltene Luftfeuchtigkeit die Qualität und die Viskosität des Öles negativ beeinflussen.