Ratgeber
NH-Sicherungen oder Niederspannungs-Hochleistungs-Sicherungen sind Schmelzsicherungen in elektrischen Niederspannungsnetzen. Das heißt: Die Spannung darf in Wechselstromkreisen 1000 Volt nicht überschreiten. In Gleichstromkreise liegt die Grenze bei 1500 Volt. NH-Sicherungen dienen dem Schutz von elektrischen Anlagen und Geräten vor Überlast und Kurzschluss. Lesen Sie hier, wie diese Schutzelemente aufgebaut sind, wie sie funktionieren und welche Betriebsklassen und Bauformen es gibt.
Was sind NH-Sicherungen?
Niederspanungs-Hochleistungs-Sicherungen basieren auf dem Prinzip der Schmelzsicherung. Sie funktioniert durch das Schmelzen eines speziellen Leiters. Er unterbricht den Stromfluss, wenn der Strom eine bestimmte Grenze überschreitet, die Sicherung also durchbrennt. Während des normalen Betriebs fließt der elektrische Strom problemlos durch den Schmelzleiter. Der Leiter bleibt intakt, die elektrische Verbindung bleibt bestehen.
Steigt dagegen der Strom über den zulässigen Wert, erhitzt sich der Schmelzleiter, da die überschüssige elektrische Energie in Wärme umgewandelt wird. Bei Erreichen einer bestimmten Temperatur schmilzt der Leiter und unterbricht den Stromfluss. Dies schützt die nachfolgenden Geräte und Leitungen vor Schäden durch Überhitzung oder Brand. Unmittelbar nach dem Schmelzen wird der Stromkreis unterbrochen. Die Sicherung ist nun auszutauschen, um den Stromfluss wiederherzustellen.
Vom Funktionsprinzip her unterscheiden sich NH-Sicherungen also nicht von kleinen Glasröhrchen-Schmelzsicherungen, sie sind aber für deutlich höhere Spannungen und vor allem sehr hohe Ströme ausgelegt. Die aktuell gültige Norm für NH-Sicherungen ist die DIN EN 60269-1 (VDE 0636-1).
NH-Sicherungen sind so konstruiert, dass sie eine zuverlässige und sichere Unterbrechung des Stromkreises bei Überstrom oder Kurzschluss gewährleisten. Ihr Aufbau besteht aus mehreren Komponenten, die spezifische Funktionen erfüllen.
Das Gehäuse besteht in der Regel aus Keramik oder Glas. Diese Materialien sind thermisch und mechanisch sehr stabil und widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen und Druck, die beim Auslösen der Sicherung entstehen. Der Schmelzleiter ist das zentrale Element der Sicherung.
Er besteht aus einem speziellen Metall, oft Silber oder Kupfer, und ist so dimensioniert, dass er bei einer bestimmten Überstromstärke schmilzt und den Stromkreis unterbricht. Im Inneren des Gehäuses befindet sich ein Löschmittel, meist Quarzsand. Dieses Material dient zur Löschung des Lichtbogens, der beim Schmelzen des Leiters entsteht.
Der Sand erstickt den Lichtbogen und verhindert so die Bildung von hohen Temperaturen und Schäden am Sicherungsgehäuse. An beiden Enden der Sicherung befinden sich Kontaktkappen oder -messer, gefertigt in der Regel aus leitfähigem Material wie Kupfer. Diese Kontakte sorgen für eine sichere Verbindung zur elektrischen Anlage oder zum Sicherungshalter.
NH-Sicherungseinsätze sind deutlich gekennzeichnet. Die Kennzeichnung umfasst neben Nennstromstärke und Betriebsspannung auch die Auslösecharakteristiken F, M oder T. Der Buchstabe F steht für flink, die Auslösegeschwindigkeit beträgt weniger als 20 Millisekunden. M bedeutet mittelträge, hier liegt die Geschwindigkeit zwischen 50 und 90 Millisekunden. T kennzeichnet ein träges Sicherungselement mit einer Auslösegeschwindigkeit 100 bis 300 Millisekunden beträgt. Darüber hinaus gibt es Varianten mit der Bezeichnung FF für superflink und TT für superträge.
Diese Informationen sind entweder aufgedruckt oder eingraviert. Einige NH-Sicherungen besitzen zudem ein optisches Anzeigeelement oder einen Sicherungsmonitor, der anzeigt, wenn die Sicherung ausgelöst hat. Dies erleichtert die Identifikation defekter Sicherungen ohne aufwändige Prüfungen.
Unter normalen Betriebsbedingungen fließt der Strom – wie oben bereits erwähnt – durch den Schmelzleiter. Überschreitet der Strom allerdings die Nennstromstärke, beginnt sich der Schmelzleiter zu erwärmen. Er besteht aus einem Material mit definiertem Schmelzpunkt: Je höher der Überstrom, desto schneller erhitzt sich der Leiter. Bei moderaten Überströmen, zum Beispiel durch einen temporären Lastanstieg, dauert es einige Zeit, bis der Schmelzleiter durchbrennt. Das verhindert das Auslösen bei kurzzeitigen Überlasten.
Bei einem Kurzschluss, bei dem extrem hohe Ströme in sehr kurzer Zeit fließen, erhitzt sich der Schmelzleiter blitzartig. Der schnelle Temperaturanstieg führt zum nahezu sofortigen Schmelzen des Leiters, wodurch der Stromfluss abrupt unterbrochen wird. Der entstehende Lichtbogen beim Schmelzen wird durch das Löschmittel im Sicherungsgehäuse gelöscht. Der Quarzsand schmilzt durch die entstandene Hitze und bildet eine isolierende Glasmasse, die den Lichtbogen effektiv erstickt und eine weitere Stromführung verhindert.
Sobald der Schmelzleiter durchgeschmolzen ist, wird der Stromkreis unterbrochen. Das schützt die nachgeschalteten Geräte und Leitungen vor Überhitzung, Beschädigung oder Zerstörung. Der NH-Sicherungseinsatz muss nun ausgetauscht werden. Spezielle Sicherungs-Einsätze und NH-Trenner erleichtern den Austausch und gewährleisten, dass die neue Sicherung korrekt installiert wird. NH-Trenner finden sich häufig in industriellen Schaltanlagen, in denen hohe Ströme und Spannungen auftreten. Sie bieten zudem eine sichere Möglichkeit, Teile des Stromkreises zu isolieren.
Einige NH-Sicherungseinsätze verfügen über ein optisches Anzeigeelement, das aktiviert wird, wenn die Sicherung ausgelöst hat. Dies erleichtert die Identifizierung der ausgelösten Sicherung ohne den Einsatz zusätzlicher Messgeräte.
Betriebsklassen
gG oder gL
Allgemeiner Leitungsschutz
Bietet sowohl Überlast- als auch Kurzschlussschutz
Standard für den Schutz von Leitungen und Kabeln in Verteilnetzen
aM
Motorschutz
Bietet Kurzschlussschutz, aber keinen Überlastschutz
Montage in Kombination mit einem Motorschutzrelais, um Motoren vor Kurzschlüssen zu schützen
gR
Bietet Schutz für elektronische Bauteile und Halbleiter
Schützt vor allem empfindliche elektronischer Komponenten wie Dioden, Thyristoren und Transistoren
aR
Halbleiterschutz ohne Überlastschutz
Bietet nur Kurzschlussschutz
Wird verwendet in Systemen, die bereits über einen separaten Überlastschutz verfügen
gPV
Schutz von Photovoltaikanlagen
Speziell für den Schutz vor Überstrom und Kurzschluss in PV-Systemen
Schützt Solarmodule und Wechselrichter in Photovoltaikanlagen
Bauformen
Größe 0, 00 und 000
Kompakte Bauform
Nennstrom typisch bis 160 Ampere
Geeignet für kleinere Installationen und Geräte
Größe 1
Standardgröße
Nennstrom typisch bis 250 A
Weit verbreitet in gewerblichen und industriellen Anwendungen
Größe 2
Größere Bauform für höhere Ströme
Nennstrom typisch bis 400 A
Verwendet in größeren industriellen Anwendungen und Verteilerschränken
Größe 3
Noch größere Bauform
Nennstrom typisch bis 630 A
Schutz von großen Industriemaschinen und -anlagen
Größe 4
Größte Standardgröße
Nennstrom typisch bis 1.250 A
Einsatz in sehr großen industriellen Anwendungen, die hohe Stromstärken erfordern
Spezielle Bauformen
Mit integrierter Löseeinrichtung
Eingebaute Vorrichtung, die das manuelle Auslösen der Sicherung ermöglicht
In Anwendungen, bei denen eine kontrollierte Trennung des Stromkreises notwendig ist
Mit speziellen Anschlüssen
Verschiedene Anschlussarten wie Schraub- oder Bolzenanschlüsse
Angepasst an spezifische Installationsanforderungen
Mit optischer Anzeige
Integrierte Anzeige, die den Status der Sicherung zeigt
Erleichtert die Identifikation ausgelöster Sicherungen