Ratgeber
Mit dem Begriff Halogen verbinden wohl die meisten von uns jene hell leuchtenden kleinen Lampen. Dabei gibt es „das“ Halogen gar nicht. Vielmehr handelt es sich um eine Gruppe im Periodensystem, die aus fünf chemisch verwandten Elementen besteht: Fluor, Chlor, Brom, Jod und Astat. Auch Isolierungen von Mantelleitungen können Elemente aus der Halogengruppe enthalten – und damit zur potenziellen Gefahr werden.
Erfahren Sie hier, warum in vielen Fällen halogenfreie Mantelleitungen die bessere Wahl sind und worauf Sie bei der Beschaffung achten sollten.
Der Begriff Halogen bedeutet „salzbildend“. Wenn Halogene mit Metallen reagieren, produzieren sie Salze. Dazu gehören Kalziumfluorid, Silberbromid, Kaliumjodid und auch Natriumchlorid, also gewöhnliches Kochsalz. Chlor, Brom und Jod finden sich häufig in Desinfektionsmitteln, elementare Halogene sind allerdings giftig und können bei zu hoher Dosierung lebensgefährlich sein.
Eines der bekanntesten halogenhaltigen Materialien ist Polyvinylchlorid, kurz PVC. Daraus hergestellte Produkte sind sehr lange haltbar und weitgehend unempfindlich gegenüber korrosiven Einflüssen.
PVC wird deshalb in riesigen Mengen beispielsweise für Fensterrahmen oder Abwasserrohre verwendet – oder als Weich-PVC zum Isolieren von Drähten und als Mantelmaterial. Hier dienen beispielsweise Chlor und andere Halogene als Flammschutz.
Im Brandfall allerdings können PVC-beschichtete Drähte oder PVC-Mantelleitungen Chlorwasserstoffdämpfe bilden. Das Chlor dient zwar dazu, freie Radikale abzufangen und hemmt damit die Flammenbildung. Chlorwasserstoffdämpfe verbinden sich aber mit Wasser – etwa dem Löschwasser der Feuerwehr oder der Schleimhautflüssigkeit – zu Säuren. Aus Chlor wird so Salzsäure, aus Fluor die stark ätzende Flusssäure. Außerdem kann sich ein Gemisch aus Dioxinen und anderen hochgiftigen Chemikalien bilden.
Gelangen die Stoffe in die Atemwege, können sie erheblich Gesundheitsschäden verursachen und schließlich zum Ersticken führen. Zudem entsteht beim Verbrennen von PVC giftiger und dichter schwarzer Rauch, der es Rettern oft unmöglich macht, zu Eingeschlossenen vorzudringen. Wenn durch Kabelbrand freigesetzte Halogendämpfe oder Rauch eine große Gefahr darstellen, beispielsweise in Tunneln oder in stark frequentierten kommunalen Bereichen, sind PVC-freie Kabelisolierungen denn auch gesetzlich vorgeschrieben.
Üblicherweise sind halogenhaltige Stoffe schon am Namen zu erkennen, zum Beispiel bei PolyvinylCHLORid, CHLORopren-Kautschuk, FLUORethylenpropylen oder FLUORpolymer-Kautschuk.
Bei halogenfreien Kabeln finden sich dagegen Kunststoffe wie Silikonkautschuk, Polyurethan, Polyethylen, Polyamid, Polypropylen, thermoplastische Elastomere (TPE) und Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk. Diese Materialien enthalten keine schwermetallhaltigen Stabilisatoren oder Weichmacher, die Zusätze für den Flammschutz sind zudem umweltverträglich.
Eine Mantelleitung ist immer dann vollkommen halogenfrei, wenn sowohl in der Aderisolierung als auch im Mantelmaterial des Kabels keine Halogene enthalten sind. Dies gilt auch für Kabelverschraubungen, Schlauchsysteme, Verbinder oder Schrumpfschläuche.
Halogenfreie Mantelleitungen des Typs NHXMH sind mit und ohne Schutzleiter erhältlich, erkennbar am letzten Buchstaben. Das J in NHXMH-J steht dabei für einen integrierten Schutzleiter in der vorgeschriebenen grüngelben Ader-Kennzeichnung. Bei Leitungen mit O am Ende fehlt der Schutzleiter. Als Eselsbrücke lässt sich das J mit Ja, das O mit Ohne interpretieren.
NHXMH-J-Versionen gibt es üblicherweise mit 3, 4, 5 und 7 Adern plus Schutzleiter, O-Versionen dagegen meist nur mit 2 Adern. Die Aderquerschnitte der NHXMH-J-Kabel liegen bei 1,5 und 2,5 sowie bei 6 Quadratmillimeter. O-Kabel sind hingegen oft nur mit 1,5 und 2,5 Quadratmillimeter im Handel.
Hinsichtlich der elektrischen Eigenschaften agieren beide Kabeltypen identisch, die Nennspannungen liegen bei 300 Volt (UO) und 500 Volt (U), die Prüfspannung beträgt 2000 Volt. Festverlegt einsetzbar sind die Mantelleitungen bei Außentemperaturen zwischen minus 40 und plus 70 Grad Celsius, im bewegten Zustand dürfen dagegen 5 Grad plus nicht unterschritten werden, da ansonsten die Gefahr eines Mantel- oder Isolierungsbruchs besteht.
Leitungen des Typs NHXMH-J beziehungsweise NHXMH-O lassen sich in trockenen, feuchten und nassen Umgebungen verwenden, und zwar in allen üblichen Varianten der Putz-Installation. Das Verlegen in Mauerwerk und Beton ist ebenfalls möglich, ausgenommen Schüttel-, Rüttel- und Stampfbeton.
Da es sich bei diesem Kabeltyp um ein halogenfreies elektrisches Installationsprodukt handelt, liegt sein vorwiegender Verwendungsbereich in Gebäuden oder Umgebungen mit hoher Konzentration von Personen oder Sachwerten.