Ratgeber
Wenngleich die meisten ferngesteuerten Autos heute mit Elektroantrieb laufen, schwören manche Liebhaber nach wie vor auf den klassischenVerbrenner-Motor. Denn nur er bietet das echte (und seit Jahrzehnten faszinierende) Feeling im RC-Modellbau: betanken, Glühkerze vorwärmen, starten – und los geht’s mit dem typischen, unverwechselbaren Sound!
Die in Modellautos vorherrschenden Motoren mit Verbrenner sind Zweitakter mit Glühzünder. Sie lassen sich auf keinen Fall mit dem „Super“ aus der Tankstelle fahren, sofern sie damit überhaupt starten. Außerdem sind die Treibstoffleitungen nicht benzinfest und würden sich schon nach kurzer Zeit auflösen. Hauptsächlicher Energielieferant für Modellglühzünder ist vielmehr Methanol, ein Alkohol. Zur Leistungssteigerung wird ihm Nitromethan – kurz: Nitro – beigemischt. Mit diesem Zusatz verbrennt das Methanol schneller und besser. Damit der Motor buchstäblich wie geschmiert läuft, wird dem Brennstoff darüber hinaus Synthetiköl beigemischt.
Für den Nitro-Antrieb vorgesehene RC Cars liefern eine enorme Power auf eine beziehungsweise beide Achsen. Leistungen von drei PS und mehr sind nicht ungewöhnlich, ebenso wie Höchstgeschwindigkeiten von über 60 km/h. Diese Kraftentfaltung erfordert ein äußerst stabiles Chassis sowie auf höchste mechanische Anforderungen ausgelegte Lenk- und Antriebskomponenten.
Sowohl die als Ready-to-Race (RtR) angebotenen Nitro-Modellautos als auch die Bausätze sind exakt auf diese besonderen Anforderungen hin konzipiert. Vorteil der RtR-Modelle: Mit ihnen kann der Fahrspaß schon kurz nach dem Auspacken starten!
Unser Praxistipp: Motor sorgfältig einfahren und Motorschutz nicht vergessen
Apropos auspacken: Auf keinen Fall sofort mit Vollgas fahren! Dies würde dem Motor schaden. Besser ist es, die Vergasereinstellung Richtung „fett“, also mit hohem Treibstoffanteil im Sprit/Luft-Gemisch, zu verändern. Danach häufig die Drehzahl bei fahrendem Auto (!) allmählich steigern, sodass sich die Komponenten des Motors unter Last perfekt aufeinander einschleifen. Zudem ist es empfehlenswert, mit niedrigerem Nitroanteil im Sprit zu beginnen, maximal mit 16 Prozent. Zu bedenken ist zudem, dass sich ein hoher Nitroanteil negativ auf die Lebensdauer des Motors auswirkt.
Sobald die Einfahrprozedur beendet ist, sollten RC Modelle möglichst regelmäßig gefahren und nur dann abgestellt werden, wenn der Tank leer ist. Verbleiben Reste des Sprits längere Zeit im Brennraum des Motors, kann dies zu Korrosions- und damit zu Motorschäden führen. Damit der Antrieb beispielsweise die Winterpause „überlebt“, können Sie ein sogenanntes After-run-Öl verwenden. Von diesem Öl werden einige Tropfen bei abgezogenem Spritschlauch per Injektionsnadel unmittelbar in den Vergaser gespritzt. Anschließend drehen Sie den Motor einige Male per Hand- oder Motorstarter durch. Das After-Run-Öl bildet einen Schutzfilm im Brennraum. Dadurch wird verhindert, dass der Motor korrodiert.
Sind Nitro-Modellautos für Einsteiger zu empfehlen?
Für komplette Anfänger im Verbrenner-Modellbau sind Nitro-Modellautos eher ungeeignet, ebenso für Kinder unter 14 Jahren. Der Umgang mit einem Verbrenner-Motor erfordert neben Geschicklichkeit einiges an Erfahrung und Disziplin. Außerdem werden Motor und Auspuffanlage sehr heiß, vor allem dann, wenn das Vergasergemisch zu viel Luft enthält (die sogenannte „magere“ Einstellung). Dies kann sogar zu einem kapitalen Motorschaden führen. Zum Üben für Anfänger sind daher Autos mit „unkompliziertem“ Elektroantrieb vorzuziehen.
Bitte seien Sie jedoch auch als Fortgeschrittener beim Umgang mit den giftigen Nitro-Treibstoffen äußert vorsichtig! Nicht nur ist dieser Sprit hochgradig feuergefährlich. Dazu kommt, dass Sie ein gesundheitliches Risiko eingehen, wenn Sie die Dämpfe einatmen. Der Betrieb von RC-Nitro sollte deshalb ausschließlich im Freien erfolgen und keinesfalls ins geschlossenen Räumen. Wir empfehlen zudem, beim Umgang mit den Nitro Buggys Gummihandschuhe zu tragen. Grundsätzlich darf der Treibstoff aus Sicherheitsgründen nur an Erwachsene abgegeben werden.
Heck- oder Allradantrieb: Was ist besser?
Die benötigte Anzahl der angetriebenen Achsen kommt auf das bevorzugte Rennerlebnis an. Will man auf asphaltiertem, glattem Untergrund – zum Beispiel auf einem Parkplatz – fahren und dabei das typische „Driften“ erleben, ist ein Heckantrieb vorzuziehen. Die auf diese Weise angetriebenen Autos sind meist preisgünstiger als die mit Allradantrieb. Letzterer wiederum zeigt seine Vorzüge in unebenem Gelände und auf weichen Untergründen. Deshalb werden die meisten Allradler als Buggys fürs Querfeldeinrennen angeboten.
Welches Zubehör ist für Nitro-Modellautos zu empfehlen?
Ob RC Buggy oder Monstertruck: Kein Verbrenner-Motor läuft ohne äußere Hilfe. Im normalen Auto sorgen Starterbatterie, Anlasser und Zündspule für den Startvorgang. Bei Glühkerzenmotoren wird der Sprit durch einen glühenden Wendel in der Glühkerze gezündet. Der kontinuierliche Verbrennungsvorgang im Zylinder hält das Glühen aufrecht.
Das initiale Glühen des Wendels muss zunächst eingeleitet werden. Notwendig ist dazu ein Akku ähnlich einer Autobatterie, nur viel kleiner. Mit dem von ihr gelieferten Strom wird der Wendel über Kontakte an der Glühkerze erhitzt, erst dann kann der Motor in Gang gesetzt werde. Am einfachsten durch einen Seilzugstarter für die Antriebswelle, so wie er auch an Rasenmähern oder Motorkettensägen zu finden ist. Dieser Starter wird direkt an den Motor geschraubt und ist über eine Kupplung mit der Welle verbunden. Keinerlei Kraftaufwand erfordert dagegen ein externer elektrischer Startermotor, der nur für den Start mit der Antriebswelle verbunden wird.
Besonders komfortabel sind übrigens Startboxen speziell für RC-Autos. Sie enthalten den Elektromotor und bieten zudem Platz für den Start- und häufig auch den Glühkerzen-Akku. Das Modellauto wird einfach auf die Startbox gesetzt, die Glühkerze mit ihrem Akku verbunden und der Elektromotor gestartet. Ein Reibrad überträgt die Motordrehung direkt auf die Antriebswelle des Modellautos, der Racing-Spaß kann beginnen. Zum Schluss noch ein Tipp, der die optische Attraktivität des RC-Nitro erhält: Wischen Sie das Modell nach jeder Fahr-Session sorgfältig mit einem weichen und feuchten Tuch (Wasser mit etwas Spülmittel) ab. Denn das aus dem Auspuff strömende Abgas enthält Rückstände des Schmieröls, der sich wie ein Film auf dem Modell ablagert und Schmutz förmlich anzieht.