Ratgeber
Video-Türsprechanlagen bieten eine höhere Sicherheit als reine Audio-Sprechanlagen. Sie ermöglichen es nicht nur, mit Personen vor der Haustür kommunizieren, sondern auch via Kamera deren Identität zu überprüfen. Wie Video-Türsprechanlagen funktionieren und worauf beim Kauf zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Video-Türsprechanlagen sind Gegensprechanlagen mit Kamera, die es ermöglichen, mit Personen vor der Haustür aus der Distanz in Kontakt zu treten und zu bestimmen, ob man ihnen Einlass gewährt oder nicht. Im Gegensatz zu Audio-Sprechanlagen, bei denen die Kommunikation ausschließlich durch Sprechen und Hören erfolgt, zeichnen Video-Türsprechanlagen Bilder auf, anhand derer die Identität des Besuchs überprüft werden kann. Das heißt, es findet nicht nur eine akustische Kommunikation statt, sondern es besteht auch die Möglichkeit, sich anhand von Videos oder Bildern zu vergewissern, wer vor der Tür steht. In dem Kontext bieten Türsprechanlagen mit Kamera eine höhere Sicherheit als Türsprechanlagen ohne Kamera.
Video-Türsprechanlagen sind im Regelfall als Freisprecheinrichtungen, also ohne Telefonhörer konzipiert. Sie bestehen aus zwei Komponenten: einer Außen- bzw. Türstation und einer Innenstation.
Die Außenstation wird außen am Haus angebracht, üblicherweise neben der Eingangstür, und setzt sich aus einem oder mehreren Klingelknöpfen, einem Mikrofon zur Tonaufnahme, und einer Kamera zusammen, die Bilder bzw. Videos vom Geschehen aufzeichnet. Ein Lautsprecher zum Zweck der Zwei-Wege-Kommunikation ist häufig ebenfalls integriert.
Die Innenstation wird im Inneren des Hauses oder der Wohnung angebracht. Auch sie verfügt über ein Mikrofon und einen Lautsprecher, um mit dem Besucher oder der Besucherin an der Tür kommunizieren zu können.
Darüber hinaus ist sie mit einem Monitor ausgestattet, auf dem die Aufnahmen der Kamera dargestellt werden. Auf diese Weise kann man sich buchstäblich ein Bild von der Situation machen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Ein elektrischer Türöffner ist meist ebenfalls Bestandteil einer Innenstation.
Video-Türsprechanlagen funktionieren im Prinzip immer gleich: Betätigt eine Person die Klingel an der Außenstation, wird an der Innenstation ein akustisches Signal ausgegeben. Gleichzeitig startet die Kamera die Aufzeichnung. Die aufgenommenen Bilder werden in Echtzeit auf dem Monitor der Innenstation angezeigt – je nach Ausführung in Farbe oder in Schwarz-Weiß.
Die Datenübertragung zwischen Außen- und Innenstation erfolgt im Regelfall über Kabel oder WLAN. Die meisten Video-Anlagen sind kabelgebunden und basieren auf 2-Draht-Technik, das heißt, Video- und Tonsignal werden über zwei Drähte geleitet. Auch die Stromversorgung wird hierüber abgedeckt. Ein Vorteil von 2-Draht-Sprechanlagen besteht in ihrer geringen Störanfälligkeit. Da der Strom via Kabel bezogen wird, müssen zudem keine Akkus oder Batterien gewechselt werden.
Kabelgebundene Video-Türsprechanlagen werden auch mit WLAN-Schnittstelle angeboten. Hierbei handelt es sich quasi um hybride Systeme, die einerseits auf 2-Draht-Technik beruhen, aber auch eine kabellose Anbindung von Peripheriegeräten wie Zusatzmonitoren, Smartphones oder Tablets via WLAN ermöglichen. Eine Erweiterung ist somit problemlos möglich. Darüber hinaus können die Türsprechanlagen ins Smart Home eingebunden werden.
Video-Sprechanlagen, die klassisch auf Funk beruhen, sind auf dem Markt weniger häufig anzutreffen. Das liegt in der technischen Schwierigkeit begründet, sowohl Bild als auch Ton über ein Funksignal zu übertragen. In der Regel ist das nicht ohne Qualitätseinbußen möglich oder schränkt die Reichweite erheblich ein. Auch in Sachen Erweiterbarkeit stößt man bei reinen Funk-Video-Sprechanlagen schnell an seine Grenzen.
IP-Video-Türsprechanlagen sind derzeit die modernsten Sprechanlagen auf dem Markt. Sie können als Weiterentwicklung von Video-Türsprechanlagen mit WLAN-Schnittstelle betrachtet werden mit dem Unterschied, dass keine Innenstation mehr erforderlich ist. Diese Funktion übernimmt ein mobiles Endgerät, beispielsweise ein Smartphone oder Tablet.
Die Außenstation hat eine eigene IP-Adresse und verknüpft sich kabellos mit weiteren Komponenten. Das muss nicht zwangsläufig über WLAN geschehen. Manche Modelle nutzen mobile Netzwerke wie 4G oder LTE, was den Vorteil bietet, dass die Sprechanlage unabhängig vom WLAN betrieben werden kann. Das ist insbesondere praktisch, wenn häufiger mit WLAN-Störungen zu rechnen ist. Problematisch daran ist, dass Qualität und Übertragungsgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit der mobilen Daten abhängig sind. Sollte das mobile Netzwerk ausfallen, funktioniert die Sprechanlage nicht mehr.
Meist sind IP-Türsprechanlagen für ein App-Anbindung ausgelegt, was bedeutet, dass sie sich über eine App auf dem Smartphone oder Tablet steuern lassen. So ist es beispielsweise möglich, sich Live-Bilder der Kamera auf dem Mobilgerät anzeigen zu lassen, wenn gerade jemand die Türklingel betätigt hat, oder bequem via Handy die Tür zu öffnen – und zwar von überall. Da keine Innenstation montiert werden muss, punkten IP-Sprechanlagen generell mit einer sehr einfachen Installation. Sie sind zudem für die Einbindung ins Smart Home prädestiniert.
Ausstattung der Kamera
Beim Kauf von Video-Türsprechanlagen sind mehrerlei Faktoren zu beachten. Eine wichtige Rolle spielt die Ausstattung der Kamera. Sie sollte mindestens HD-Bilder, besser Full-HD-Bilder, erzeugen und schwenkbar sein, um im richtigen Winkel ausgerichtet werden zu können. Ideal sind Kameras mit Weitwinkelobjektiv (bis 150°), die relativ viel von der Umgebung erfassen.
Sinnvoll ist in jedem Fall ein Nachtsichtmodus. Kameras mit IR-LEDs beispielsweise nehmen auch bei Dunkelheit Bilder auf und ermöglichen es, auch nachts Personen vor der Tür zu erkennen. Als praktisch erweist sich ein integrierter Bewegungsmelder, der die Kamera aktiviert, sobald eine Bewegung im Erfassungsbereich registriert wird.
IP-Schutz
Zwar empfiehlt es sich, die Außenstation einer Türsprechanlage an einer möglichst witterungsgeschützten Stelle zu montieren, das ist aber nicht immer möglich. In dem Zusammenhang gilt es auf einen ausreichenden IP-Schutz zu achten.
Modelle der Schutzklasse IP55 sind vor Strahlwasser aus beliebigem Winkel und vor Staub in schädigender Menge geschützt und bieten einen vollständigen Schutz gegen Berührungen. Sie eignen sich gut für die Installation im Freien.
Die Schlag- bzw. Stoßfestigkeit ist gerade im Hinblick auf Vandalismus ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Angaben dazu liefert der IK-Stoßfestigkeitsgrad. Video-Türsprechanlagen mit der Schutzart IK05 beispielsweise halten einer Schlagenergie von 0,70 Joule stand, was leichten Schlägen mit der Hand oder Faust entspricht.
Das Klingelschild der Außenstation sollte außerdem beleuchtet sein, um im Dunkeln gut sichtbar zu sein. Dieses Ausstattungsmerkmal gehört mittlerweile zum Standard genauso wie eine Türöffner-Funktion, die es ermöglicht, die Tür bequem über die Innenstation zu öffnen.
Komplett-Sets
Komplettsets sind insbesondere für die Erstanschaffung lohnenswert. Sie enthalten sämtliche Komponenten, die für den Aufbau einer Video-Türsprechanlage erforderlich sind. Dazu gehört auch Installationszubehör. Generell gibt es Sets für die Aufputz- oder Unterputz-Montage. Eine Aufputz-Montage ist einfacher zu bewerkstelligen, eine Unterputz-Montage sieht jedoch hochwertiger aus.
Angeboten werden auch 2- oder 3-Familienhaus-Sets, die eine entsprechende Anzahl von Innenstationen beinhalten. Im Vergleich zum Einzelkauf sind solche Sets oft günstiger.
Unser Praxistipp: Auf Qualität und Größe des Monitors achten
Eine hohe Kamera-Auflösung nützt nichts, wenn das Display der Innenstation diese nicht darstellen kann. Gute Video-Türsprechanlagen sind mit TFT- oder LC-Displays ausgestattet, die auch Full-HD-Bilder problemlos ausgeben können. Was die Größe betrifft, sollte der Monitor nicht kleiner als 3,5 Zoll sein. 7 Zoll haben sich als Standard etabliert.
Was ist der Unterschied zwischen einer Gegensprechanlage und einer Wechselsprechanlage?
Gegensprechanlagen ermöglichen eine Kommunikation in zwei Richtungen, das heißt, Besucher und Bewohner können einander hören und gleichzeitig miteinander sprechen. Wechselsprechanlagen lassen demgegenüber nur eine Kommunikationsrichtung zu. Es ist also nur möglich, entweder zu hören oder zu sprechen. Moderne Türsprechanlagen sind so gut wie immer als Gegensprechanlagen ausgeführt.
Wo werden die Aufnahmen einer Video-Türsprechanlage gespeichert?
Manche Türsprechanlagen verfügen über einen integrierten Speicher, dessen Kapazität jedoch begrenzt ist. In den meisten Fällen stehen SD-Kartenslots zur Verfügung, die es ermöglichen, das Bildmaterial auf Speicherkarten zu sichern. Speicherkarten sind üblicherweise nicht im Lieferumfang inbegriffen.