Ratgeber
Vollsichtbrillen bieten den Augen einen Rundumschutz, ohne das Sichtfeld zu beeinträchtigen. Sie sind in vielen Arbeitsbereichen als Teil der persönlichen Schutzausrüstung vorgeschrieben und kommen vor allem beim Umgang mit Chemikalien zum Einsatz.
In unserem Ratgeber erfahren Sie, welche Anforderungen Vollsichtbrillen erfüllen müssen und worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Vollsichtbrillen gehören zur Kategorie der Augenschutzbrillen. Sie sind im Gegensatz zu Gestellschutzbrillen als Korbbrillen ausgeführt. Das heißt, sie verfügen nicht über ein offenes Brillengestell, sondern über einen geschlossenen und gewölbten Brillenkorb, der die Augenpartie vollständig umschließt. Dank zusätzlicher Dichtungen liegen Vollsichtbrillen eng und passgenau am Gesicht an. Dadurch können weder von oben oder unten noch von der Seite Partikel zu den Augen gelangen, was einen Rundumschutz vor äußeren Einflüssen ermöglicht.
Vollsichtbrillen sind mit großen Panoramascheiben ausgestattet, wodurch sie in jeder Situation guten Durchblick bieten und das periphere Sichtfeld nicht beeinträchtigen. Manche Modelle sind zusätzlich belüftet, was verhindert, dass die Scheiben durch Kondensation von innen beschlagen. Zur Erhöhung des Tragekomforts sind Fassung und Bügel aus einem elastischen Material hergestellt, so dass weniger Druckprobleme verursacht werden. Häufig ist ein verstellbares Trageband angebracht, das auf den individuellen Kopfumfang angepasst werden kann und dafür sorgt, dass die Brille beim Neigen des Kopfes an Ort und Stelle bleibt. Oft sind Vollsichtbrillen ausreichend groß dimensioniert, um bequem eine Korrekturbrille darunter tragen zu können, was Menschen mit Sehschwäche zugutekommt.
Vollsichtbrillen sind für bestimmte Tätigkeiten aus Gründen des Arbeitsschutzes vorgeschrieben. Sie kommen zum Einsatz, wenn mit mechanischen Risiken durch herumfliegende Teilchen wie Splitter oder Späne sowie mit einem erhöhten Schmutz- oder Staubaufkommen zu rechnen ist. Das ist beispielsweise in der Holz- und Metallverarbeitung der Fall. Darüber hinaus werden sie in Arbeitsumgebungen genutzt, in denen Personen mit gefährlichen Flüssigkeiten wie Säuren oder Laugen hantieren oder Rauch, Gasen und Dämpfen ausgesetzt sind, die Reizungen an den Augen und schlimmstenfalls irreversible Schäden verursachen können. Vollsichtbrillen gehören daher zur Standardausstattung in vielen Labors und in Bereichen der Pharma- und Chemieindustrie. Aber auch bei Reinigungs-, gärtnerischen und landwirtschaftlichen Arbeiten, bei denen mit Chemikalien umgegangen wird, werden Vollsichtbrillen getragen.
Vollsichtbrillen, die für den beruflichen Einsatz vorgesehen sind, müssen der europäischen Norm DIN EN 166 entsprechen. In der Norm sind allgemeine Anforderungen für den persönlichen Augenschutz geregelt. Hier ist unter anderem festgelegt, welche Arten von Schutzbrillen für welche Anwendungsbereiche genutzt werden müssen. Je nach Verwendungszweck und geforderter Schutzwirkung sind weitere Normen zu berücksichtigen. So werden beispielsweise an Schweißerbrillen besondere Ansprüche an den Augenschutz gestellt. Sie müssen geeignete Filter aufweisen, um den Sehapparat vor Lichtbögen und Funkenflug zu schützen. Für sie gilt im Speziellen die DIN EN 169. Vollsichtbrillen, die die Augen vor UV-Strahlung schützen sollen, müssen nach DIN EN 170 geprüft und normiert sein. Hierin sind die Schutzstufen und Transmissionsanforderungen für Ultraviolettfilter definiert. Einen Schutz vor Infrarotstrahlen bieten Schutzbrillen nach DIN EN 171. In der DIN EN 172 sind die Anforderungen für Sonnenschutzfilter im betrieblichen Gebrauch beschrieben. Ist ein Schweiß-, Infrarot, Sonnen- oder UV-Schutz für die Augen aus Gründen der Arbeitssicherheit vorgeschrieben, muss eine Schutzbrille neben der jeweiligen Sondernorm immer auch die allgemeinen Anforderungen der DIN EN 166 erfüllen.
Beim Kauf einer Vollsichtbrille spielt der Einsatzzweck eine entscheidende Rolle, denn hiervon hängt ab, welche Anforderungen an den Augenschutz gestellt werden. Orientierung dahingehend gibt die Gefährdungsbeurteilung, die Unternehmer bzw. Arbeitgeber durchzuführen verpflichtet sind. Sie müssen gemäß den Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes und der Benutzungsverordnung für persönliche Schutzausrüstung sicherstellen, dass Mitarbeitende vor möglichen Gefährdungen am Arbeitsplatz geschützt sind. Wichtig bei der Auswahl ist, dass die Schutzbrille geltenden Normen entspricht und sämtliche Anforderungen (Filterschutzstufe etc.), die für den Anwendungsbereich vorgeschrieben sind, in vollem Umfang erfüllt.
Üblicherweise kommen Vollsichtbrillen als Gas-Schutzbrillen und bei der Arbeit mit reizenden oder gefährlichen Flüssigkeiten zum Einsatz. Sie werden aber auch bei verstärktem Staub- und Schmutzvorkommen verwendet und bieten Schutz vor mechanischen Partikeln wie Holz- oder Metallsplittern, wenn sie entsprechend widerstandsfähig gebaut sind. Für welche Einsatzbereiche sich eine Vollsichtbrille eignet, geben Hersteller mit einem Zifferncode an. So steht beispielsweise die Ziffer 3 für einen Schutz vor Tropfen und Spritzern, die Ziffer 4 für einen Schutz vor Grobstaub und Ziffer 5 für einen Schutz vor Feinstaub usw. Neben der benötigten Filterart (Filter für das Schweißen nach DIN EN 169, UV-Filter nach DIN EN 170, IR-Filter nach DIN EN 171, Sonnenschutzfilter für gewerblichen Gebrauch nach DIN EN 172 etc.) ist auf die mechanische Festigkeit von Scheiben und Gestell zu achten. Gerade unter rauen Arbeitsbedingungen und bei Kontakt mit umherfliegenden Partikeln sollten die Scheiben kratzfest sein, damit das Sichtfeld intakt bleibt.
Für ein ungestörtes Arbeiten muss der Sichtkorb beschlagfrei konzipiert sein. Viele Modelle sind dazu mit einer direkten oder indirekten Belüftung versehen, die ein Kondensieren verhindert. Direkt belüftete Vollsichtbrillen haben unterhalb der Sichtscheibe eine Öffnung, durch die die Luft zirkulieren kann. Dadurch sind sie angenehmer zu tragen als komplett geschlossene Brillen, schützen aber nicht in gleichem Maß vor Staub, Dampf, Rauch und Spritzern, da die Belüftungsöffnung eine potenzielle Eintrittsstelle darstellt. Bei indirekt belüfteten Brillen ist die Öffnung zusätzlich verdeckt, so dass weiterhin ein Schutz gegenüber Tröpfchen und Spritzern besteht. Dementsprechend sind Brillen mit indirekter Belüftung oft ein guter Kompromiss. Vor Gasen und Dämpfen schützen sie aber nicht. In dem Fall muss man zu unbelüfteten Vollsichtbrillen greifen. Hier sind die Scheiben meist speziell beschichtet, um ein Beschlagen zu verhindern.
Schutzbrillen sind nur ein Teil der persönlichen Schutzausrüstung. Gerade beim Umgang mit Chemikalien, Dämpfen, Gasen, Rauch und Stäuben werden zusätzlich Atemschutzmasken getragen, um zu verhindern, dass Partikel und schädliche Stoffe in die Atemwege gelangen. Vollsichtbrillen müssen dafür ausgelegt sein und dürfen das Tragen der Gesichtsmaske nicht behindern. Es darf weder die Schutzwirkung der Maske noch die der Brille beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund ist darauf zu achten, dass die Schutzbrille mit der vorliegenden Art von Gesichtsmaske kompatibel ist.
Gibt es Vollsichtbrillen mit auswechselbaren Scheiben?
Ja, bei manchen Vollsichtbrillen lassen sich die Panoramascheiben austauschen, wenn sie beschädigt sind oder das Sichtfeld beeinträchtigt ist. Das hat den Vorteil, dass nicht gleich die komplette Brille ersetzt werden muss.
Kann man eine Vollsichtbrille als Überbrille verwenden?
Es gibt ein breites Angebot an Vollsichtbrillen, die als Überbrillen über Korrekturbrillen getragen werden können. Für kurze Arbeitseinsätze ist das meist eine gute Lösung. Bei längeren Tragezeiten sind Vollsichtbrillen als Überbrillen jedoch nicht ideal. Die integrierten Belüftungssysteme reichen oft nicht aus, um ein Beschlagen von Korrektur- und Schutzbrille zu verhindern. Noch problematischer sind unbelüftete, also geschlossene Vollsichtbrillen, auf die man beim Umgang mit Gasen und Dämpfen aber nicht verzichten kann. In solchen Fällen ist es sinnvoll, eine Schutzbrille mit Sehstärke anfertigen zu lassen, um von einem optimalen Schutz und Tragekomfort profitieren zu können.
Warum gibt es Vollsicht-Schutzbrillen mit unterschiedlicher Scheibentönung?
Vollsicht-Schutzbrillen mit getönten Scheiben eignen sich für Umgebungen mit unzureichenden oder wechselnden Lichtbedingungen besser als solche mit transparenten Scheiben. Im beruflichen Kontext werden vor allem gelb, grau und braun getönte Vollsicht-Schutzbrillen verwendet. Brillen mit gelben Scheiben helfen dabei, die Umgebung heller und kontraststärker wahrzunehmen, was sich bei Arbeiten bei Dämmerlicht oder diesigem Wetter als vorteilhaft erweist. Brillen mit braun getönten Scheiben ermöglichen es dagegen, bei sehr hellem Umgebungslicht entspannt sehen und Signalfarben weiterhin erkennen zu können. Ähnlich verhält es sich bei Brillen mit grau getönten Scheiben, die die Lichttransmission verringern und ein Arbeiten bei hohen Lichtintensitäten ermöglichen.