Ratgeber
Wer nicht nur normale Fotos machen möchte, sondern von Gegenständen und Lebewesen Wärmebilder anfertigen will, benötigt entweder eine eigenständig arbeitende Wärmebildkamera oder kann alternativ eine aufsteckbare Wärmebildkamera fürs Smartphone wählen.
Was die Aufsteckgeräte ausmacht und auf welche Kaufkriterien es ankommt, zeigt unser Ratgeber.
Anders als eine klassische Kamera, die mittels Bildsensor ein Abbild dessen entstehen lässt, was man auch mit bloßem Auge sieht, erfasst eine Wärmebildkamera die Temperaturunterschiede, die in einem Objekt, einem Tier oder einem Menschen vorherrschen.
Diese Unterschiede werden über verschiedene Farbpaletten dargestellt und so entsteht ein Wärmebild.
Neben Wärmebildkameras, die als Geräte unabhängig arbeiten, gibt es kleine Modelle, die über einen USB-C-Stecker mit dem Smartphone verbunden werden.
Sie sind mit gängigen iOS- oder Android-Smartphones kompatibel, wobei für iPhones entsprechend ein Lightning-Anschluss vorgesehen ist.
Ob als eigenständiges Gerät oder als Plug-in-Kamera für das Smartphone: Wärmebildkameras arbeiten nach dem Prinzip der Thermografie. Um die vorherrschenden Grad-Celsius eines fotografierten Bereiches zu erkennen, verfügen sie über integrierte Infrarot-Detektoren. Es handelt sich also um Infrarot-Kameras, die vergleichbar mit einem Infrarot-Fieberthermometer kontaktlos die Temperatur ermitteln.
Die von Körpern oder Oberflächen abgegebene Wärmestrahlung wird vom Sensor erfasst und Pixel für Pixel in ein Bild übersetzt. Was für klassische Fotos und Videos der Bildsensor übernimmt, leistet hier der IR-Detektor. Die aufgenommene Infrarotstrahlung wird in einem elektrotechnischen System ausgewertet und das Bild (oder Video) über ein Display ausgegeben.
Wärmebildkameras sind als bildgebende Messgeräte allerdings sehr unterschiedlich in ihrer Sensibilität. Eine günstige kompakte Wärmebildkamera besitzt meist eine niedrigere thermische Empfindlichkeit. Auch Aufsteckkameras für Android und iOS bieten weniger Pixel als Highend-Kameras für Medizin und andere Branchen. Für den gelegentlichen Gebrauch genügen sie jedoch und werden bequem über eine App bedient.
Display und Akku bei Wärmebildkameras für Handys
Als Aufsteckkameras besitzen die meisten Geräte weder ein eigenes Display noch einen eigenen Akku. Die benötigte Energie wird vom Akku des Smartphones bezogen.
Funktioniert eine Wärmebildkamera-App ohne Infrarot-Sensor?
In App-Stores gibt eine Reihe von Apps, die allen Anwendern das Spielen mit dem Wärmebild-Effekt ermöglichen. Es handelt sich dabei aber meist um Simulationen. Besitzt ein Smartphone keinen eingebauten Infrarotdetektor, kann die App allein kein Wärmebild erzeugen. Sie nimmt das Bild und legt lediglich angenommene Farbfilter darüber.
Eine Ausnahme sind Outdoor-Handys, die tatsächlich bereits beim Kauf über eingebaute IR-Detektoren verfügen. Sie können über ihre Kamera auch Wärmebilder darstellen und benötigen keine gesonderte Hardware zum Aufstecken.
Für die Kaufentscheidung spielen verschiedene Merkmale der Plug-in-Kameras eine Rolle:
Thermische Empfindlichkeit
Dieser Wert wird in Millikelvin (mk) angegeben. Je kleiner er ausfällt, desto besser reagiert die Wärmebildkamera auch bei minimalsten Temperaturdifferenzen. Werte ab 15 mk werden von Highend-Modellen erreicht, um beispielsweise in der Medizin auch die geringsten Temperaturunterschiede erfassen zu können. Für die gelegentliche Nutzung genügt normalerweise eine thermische Empfindlichkeit von bis zu 150 mk.
MSX-Technologie
Wärmebildkameras mit MSX nutzen eine multispektrale, dynamische Bildgebung. Das bedeutet, dass nicht nur der IR-Detektor ein Wärmebild erzeugt, sondern zugleich ein Bildsensor ein Foto der physischen Umgebung aufnimmt. In Echtzeit werden Details wie Umrisse über das Wärmebild gelegt, um dem menschlichen Auge das Erkennen der Oberflächen zu erleichtern. Die Bilder verschmelzen jedoch nicht, sodass die Wärmebildtransparenz nicht abgeschwächt wird.
Erkennbarer Temperaturbereich
Wärmebildkameras arbeiten innerhalb eines Temperaturrahmens. Der minimale Messbereich geht dabei mindestens bis zum Gefrierpunkt, oft auch bis zu -40 Grad Celsius. Der maximale Messbereich kann stark variieren und endet bei manchen Modellen bei 120 Grad Celsius, bei anderen erst bei 400 Grad Celsius.
Auflösung
Die angezeigten Bilder der Kameras werden in Pixel ausgegeben. Während eigenständige Wärmebildkameras im Profibereich bis zu 1280x960 Pixel schaffen, liegen Aufsteckkameras deutlich darunter. Viele Modelle nutzen 80x80 oder 160x120 Pixel. Verbreitet sind aber auch 320x240 sowie 640x480 Pixel.
Steuerung
Bedient werden die Aufsteckgeräte über eine eigene Kamera-App, die auf das Smartphone geladen wird. Verschiedene Hersteller bieten eigene Apps an, die Features wie beispielsweise ein Live-Video per WLAN-Stream besitzen.
Kalibrierung
Viele Kameras werden als Werksstandard ohne Zertifikat verkauft. Wer aus beruflichen Gründen ein Gerät mit Kalibrierung benötigt, kann auf Wärmebildkameras fürs Handy samt DAkkS-Zertifizierungen zurückgreifen.
Schnittstellen
Aufsteckbare Wärmebildkamera fürs Handy nutzen als Schnittstellen entweder Micro-USB, USB-C als Smartphone-Standard oder bieten einen Lightning-Stecker für iPhones von Apple. Hersteller von Aufsteckkameras bieten ihre Modelle meist in verschiedenen Ausführungen an. Sie müssen sich vor dem Kauf entscheiden, welcher Stecker für Ihr Handy benötigt wird!