Ratgeber
Zugentlastungen
Zugentlastungen sind immer dann unverzichtbar, wenn ein Strom- oder Signalkabel direkt aus dem Gehäuse führt, also ohne jegliche Steck- oder Schraubverbindung. Der Grund liegt auf der Hand: Ohne sichere Fixierung im Innern des Geräts würde das Kabel von seinen Kontakten abreißen, die Folgen wären ein Kurzschluss oder zumindest ein Signalverlust.
Welche Entlastungen es gibt, wo man sie einsetzt und worauf bei der Beschaffung zu achten ist, das erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Wie der Begriff schon verrät: Eine Zugentlastung sorgt dafür, dass eine Zuleitung zu einem elektrischen Gerät gegen das Abziehen von ihren Kontakten geschützt ist. Wer schon mal einen Schukostecker geöffnet hat, dem fällt diese Entlastung sofort ins Auge – eine Klammer oder Kabelschelle aus Metall oder Kunststoff, unter der das Stromkabel durchgeführt und eingeklemmt ist. Für den festen Halt der Klammer und damit für die Entlastung sorgen meist zwei Schrauben.
Bei Stromkabeln, die häufig lose am Boden liegen, sind die Zugentlastungen in den Steckern äußerst wichtig. Würden sie fehlen, könnten zum Beispiel beim Stolpern über die Leitung die Kontaktstifte im Stecker herausgezogen werden und einen Kurzschluss verursachen. Ebenso wichtig ist natürlich auch die Zugentlastung am anderen Ende des Kabels, in einer Stehleuchte beispielsweise. Auch hier besteht die Gefahr, dass bei zu hoher Zugbelastung ein Kurzschluss durch herausgezogene Kontakte entstehen kann. Besteht das Gehäuse der Leuchte aus Metall, ist der Schutzleiter der Stromzuführung oft direkt mit einer metallischen Zugentlastung verbunden, das Gehäuse ist damit automatisch geerdet.
In industriellen Bereichen sind Schaltschränke üblicherweise mit Kabel-Zugentlastungen ausgestattet. Durch die Vielzahl von Zu- und Ableitungen würden einzelne Klemmen allerdings zu viel Platz benötigen, deshalb finden sich hier in der Regel Zugentlastungsleisten. Die bestehen aus miteinander verbundenen Klemmen und einer gemeinsamen Befestigung im Schaltschrank, überwiegend direkt auf einer Hutschiene. Das hat den Vorteil, dass sich die Leisten je nach Lage der Versorgungsleitungen individuell auf der Hutschiene hin und her schieben lassen. Befestigt werden die Versorgungsleitungen mit herkömmlichen Kabelbindern.
Zugentlastungsleisten bestehen – abhängig vom Querschnitt der Leitungsstränge – aus Metallen wie Aluminium, vernickeltes Messing und Edelstahl oder aus Kunststoffen wie Polyamid.
Neben Zugentlastungen in Form von Klemmen oder Leisten bietet der Markt verschiedene Kabeldurchführungen an, die eine Leitung ebenfalls vor zu hoher mechanischer Belastung schützen. Die aufschiebbare Zugentlastung besitzt ein Gewinde und ist in der Regel mit einer Mutter versehen, die zwei Möglichkeiten zur Verschraubung zum Beispiel an einer Schalttafel bietet. Eine Möglichkeit besteht darin, eine Gewindebohrung entsprechend der verwendeten Größe anzufertigen und sie einfach in die Schalttafel einzuschrauben. Für die andere Methode ist zunächst der Durchmesser der Bohrung zu bestimmen und eine Zugentlastung zu verwenden, die der Größe des Lochs nahe kommt. Mit der Kontermutter wird die Durchführung an der Schalttafel befestigt. Beide Methoden können bei Verwendung eines O-Rings eine wasserdichte Abdichtung gewährleisten.
Für den Einbau beispielsweise in Montageplatten eignen sich spezielle Klemmen für verschiedene Plattenstärken. Sie besitzen den Vorteil, dass sie sich nach dem Einsetzen und der Durchführung des Kabels einfach per Klickverschluss verriegeln lassen.
Eine weitere Form der Zugentlastung wirkt nicht nur gegen den Zug am Kabel an sich, sondern auch gegen das Abknicken. Ein solcher Knickschutz oder Biegeschutz ist häufig als Spirale oder aus miteinander verbundenen Ringen ausgeführt, besteht aus relativ stabilem Kunststoff und sitzt unmittelbar vor der Durchführung.
Je nachdem, wo sich die Zugentlastung befinden soll, ist zwischen Klemmen oder Schellen für die Verschraubung oder Durchführungen zu wählen.
Wesentliches Kriterium ist allerdings der Querschnitt der Leitung und damit verbunden der Durchmesser der Zugentlastung. Beides muss zueinander passen. Eine Zugentlastung mit zu großem Durchmesser für das gewählte Kabel erreicht nicht den erforderlichen Zweck.
Im umgekehrten Fall ließe sich die Klemme nicht mehr per Schrauben fixieren oder zusammenklicken.
Minimale Klemm-Durchmesser reichen von 2,3 bis 21 Millimeter, im Maximalbereich sind Durchmesser von 4,5 bis 17 Millimeter zu finden. Hinsichtlich der Montagelöcher reicht die Skala von 3,2 bis 12,5 Millimeter.
FAQ – häufig gestellte Fragen
Gibt es für Zugentlastungen eine offizielle Norm?
In der DIN EN 62444 VDE 0619:2014-05 sind die Anforderungen und Prüfungen für die Konstruktion und Ausführung von Kabelverschraubungen beschrieben.
Lassen sich auch Würgenippel zur Zugentlastung nutzen?
Nein, Würgenippel dienen lediglich zur Isolierung von Kabeldurchführungen gegenüber äußeren Einwirkungen wie Flüssigkeiten oder Fremdkörper. Sie nehmen keine Last auf und sind somit als Zugentlastungen nicht geeignet. Ähnliches gilt für Kabelverschraubungen. Diese können zwar auch Zugentlastungen enthalten, sind aber vorwiegend für die feste Verbindung von Kabeln mit einem Gehäuse gedacht.
Was ist der Unterschied von Polyamid und Polyamid 6.6?
Beide Materialien gehören zur gleichen Gruppe von synthetischen Polymeren. Die Bezeichnung „Polyamid 6.6“ ist aber besser unter dem Markennamen Nylon bekannt. Nylon-Polymere finden bedeutende kommerzielle Anwendungen in Geweben und Fasern wie Bekleidung, Bodenbeläge und Gummiverstärkungen, in Formen zum Beispiel für Elektrogeräte und in Folien.
In welchem Zusammenhang stehen Zugentlastungen und Energieführungsketten?
Energieführungsketten, je nach Hersteller auch Schleppketten oder Energieketten genannt, sind Führungen für flexible elektrische Leitungen, aber auch für hydraulische oder pneumatische Schläuche. Angeschlossen sind sie meist an beweglichen automatisierten Maschinen. Die Verbindung zu Zugentlastungen läuft über die Anschlüsse in den Maschinen. Energieführungen reduzieren den Verschleiß und die Beanspruchung von Leitungen, verhindern ein Verheddern und erhöhen die Sicherheit des Bedieners. Energieführungen können so angeordnet werden, dass sie horizontale, vertikale, rotierende und dreidimensionale Bewegungen aufnehmen können.