Ratgeber
Er findet sich in nahezu jedem Werkzeugkoffer: der Spannungsprüfer. Oft handelt es sich um einen einpoligen Phasenprüfer in der Form eines Schraubendrehers. Mit ihm lässt sich überprüfen, ob zum Beispiel eine Steckdose Strom liefert. Was aber viele nicht wissen: Solche Prüfgeräte sind laut VDE 0682-401 gar nicht zugelassen. Profis verwenden deshalb zweipolige Ausführungen.
Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie sich diese von den einpoligen unterscheiden und welche Zusatzfunktionen im Allgemeinen noch zur Verfügung stehen.
Größter Unterschied zwischen einem einpoligen und einem zweipoligen Spannungsprüfer: Der Strom fließt über den Außenleiter nicht erst in den menschlichen Körper und dann zur Erde, sondern über ein Kabel direkt in den Neutralleiter.
Damit sind negative Auswirkungen praktisch ausgeschlossen. Dementsprechend verfügen zweipolige Spannungsprüfer über zwei Kontaktspitzen und eine integrierte digitale Messstrecke. Diese bietet je nach Ausführung des Werkzeugs erheblich mehr Informationen als nur über das Vorhandensein von Spannung.
Selbst sehr preisgünstige zweipolige Spannungsprüfer für weniger als 20 Euro bieten im Allgemeinen einen Messbereich von 12 bis 400 Volt, und zwar sowohl für Wechsel- auch auch für Gleichstrom mit automatischer Unterscheidung. Für gängige Spannungen wie 12, 24, 36, 50, 120, 230 und 400 Volt gibt es einzelne LEDs. Eine weitere LED zeigt an, ob es sich um Wechselstrom oder Gleichstrom handelt. Die Versorgungsspannung für das digitale Messwerk wird dabei direkt dem Stromnetz entnommen, Batterien sind nicht notwendig. Prüfen lässt sich zudem die Funktion eines Fehlerstrom-Schutzschalters.
Hochwertige Geräte wiederum bieten statt einer LED-Skala ein LC-Display mit gut ablesbarer alphanumerischer Darstellung. Werte für Wechsel- und Gleichspannung im Bereich von etwa 100 Millivolt bis zu 1500 Volt sind oft ebenso messbar wie Frequenzen im hörbaren Bereich. Zu den Standards dieser Messgeräteklasse zählen darüber hinaus die Drehfeldprüfung von Drehstrom, die Durchgangs- und Widerstandsprüfung sowie die FI-Prüfung.
Soll der Spannungsprüfer nur für den Test auf Netzspannung ausgelegt sein, genügt in der Regel ein einfaches Werkzeug. Für den laufenden Einsatz in elektrischen Anlagen sind besser ausgestattete zweipolige Phasenprüfer zu empfehlen. Sie verfügen überwiegend über weitere nützliche Messmethoden, arbeiten als Durchgangsprüfer ebenso zuverlässig wie als Tester für FI-Schutzschalter.
Ein wichtiger Faktor ist die Messkategorie, festgelegt durch die IEC 61010-2-030. Sie reicht von CAT I bis CAT IV. CAT I betrifft Messungen an Batterien, CAT II an Haushaltsgeräten und an tragbaren Elektrogeräten, die mit einem Stecker ans Niederspannungsnetz angeschlossen sind.
Für Messungen innerhalb von Gebäudeinstallationen sind Prüfgeräte nach CAT III vorgeschrieben, CAT IV wiederum betrifft beispielsweise Stromzähler und Hausanschlusskästen. Je höher die Kategorie, desto umfangreicher sind Messgeräte gegen versehentliche Berührungen stromführender Teile geschützt. Die Kategorie bestimmt außerdem die maximal zulässige Messspannung. Sie beträgt beispielsweise für CAT III – die bei zweipoligen Spannungsprüfern am häufigsten zu findende Kategorie – 600 bis 1000 Volt.
Je nach Einsatzbereich ist auch der Schutz gegen Fremdkörper, Staub und Wasser relevant. Die weitaus meisten der im Handel verfügbaren Prüfgeräte sind nach IP64 geschützt, das heißt, sie sind staubdicht und widerstehen Spritzwasser.
In einigen Fällen kann es notwendig sein, dass die vom Spannungsprüfer übermittelten Werte äußerst korrekt wiedergegeben werden. Dazu bietet sich die Kalibrierung durch ein DakkS-akkreditiertes Labor oder nach ISO an. Entsprechende Zertifikate gehören bei diesen Geräten zum Lieferumfang.
Was ist der Unterscheid zwischen einem Phasenprüfer und einem Spannungsprüfer?
Wie die Bezeichnung vermuten lässt, testet ein einpoliger Phasenprüfer nur das Vorhandensein von Spannung auf dem Außenleiter, der Phase. Spannungswerte werden nicht angezeigt. Die Rückleitung des Stroms zur Erde erfolgt über den menschlichen Körper. Ein zweipoliger Spannungsprüfer nutzt zur Rückleitung dagegen den Neutralleiter, es müssen also bei der zweipoligen Ausführung immer beide Testspitzen Kontakt mit dem Stromnetz haben. Außerdem nutzen Spannungsprüfer nicht eine Glimmlampe, sondern LED-Indikatoren beziehungsweise ein Display zur Anzeige der Spannung.
Welche Vorteile besitzen berührungslose Spannungsprüfer?
Solche einpolig arbeitenden Spannungsprüfer sind nach den VDE-Vorgaben zwar nicht zu zulässig, sie arbeiten aber genauer als herkömmliche Prüf-Schraubendreher. Der Test auf Spannung erfolgt hier nicht über die Körperleitung, sondern induktiv für Wechselstrom und kapazitiv für Gleichstrom. Zum Messen der Spannung reicht es, die Kontaktspitze in die Nähe einer stromführenden Leitung zu bringen. Liegt eine Spannung an, quittiert der Spannungsprüfer dies über Pieptöne und das Blinken einer roten LED.
Lässt sich auch ein Multimeter als Spannungsprüfer verwenden?
Theoretisch ja, in der Praxis ist dies aber nicht zu empfehlen. Multimeter sind in erster Linie für das Testen elektronischer Schaltungen oder von Elektroinstallationen im Kleinspannungsbereich konzipiert. Für das Hantieren an Steckdosen sind sie nur eingeschränkt zu verwenden, da sowohl die Anschlusskabel als auch die Griffstücke meist sehr filigran aufgebaut sind und der Berührungsschutz nicht immer ausreichend funktioniert.
Was ist unter einer Einhand-Prüfung zu verstehen?
Zweipolige Spannungsprüfer mit diesem Feature besitzen einrastende und meist magnetisch gehaltene Prüfspitzen für die Befestigung am eigentlichen Messgerät. Die Fixierung der Spitzen im Abstand von 19 Millimetern macht es möglich, mit nur einer Hand eine Steckdose auf anliegende Spannung zu testen.
Wie funktioniert der Durchgangstest?
Bei diesem Test schickt der Spannungsprüfer eine kleinen elektrischen Strom durch die Leitung. Ist der Stromkreis geschlossen, wird dies vom Gerät angezeigt. Eine Durchgangsprüfung erfordert allerdings eine integrierte Stromversorgung des Prüfgerät über Batterien oder Akkus.