Ratgeber
Baustromverteiler sichern die Stromversorgung von Geräten und Maschinen auf Baustellen. Dazu werden sie an eine Stromquelle angeschlossen und führen die elektrische Energie über Steckdosen an verschiedene Verbraucher. In unserem Ratgeber erfahren Sie, welche Anforderungen an Baustromverteiler gestellt werden und worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Ohne Strom würde es auf einer Baustelle kaum vorangehen. Elektrisch betriebene Geräte und Maschinen wie Betonmischer, Kreissägen und Schweißgeräte benötigen eine Stromversorgung, um ihre Arbeit verrichten zu können.
Oft verhält es sich allerdings so, dass es um Stromanschlüsse auf Baustellen nicht besonders gut bestellt ist. Im besten Fall steht eine zentrale Anschlussstelle bereit, über die Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden kann. Meist befindet sich diese aber nicht unmittelbar vor Ort, was den Einsatz von Verlängerungskabeln erforderlich macht. Ist die Entfernung zu groß und ein Zugriff auf das öffentliche Stromnetz dadurch schlecht möglich, muss man sich mit Stromaggregaten bzw. Generatoren behelfen, die Strom vor Ort erzeugen. Doch auch hier stellt sich die Frage, wie die elektrische Energie zu den Handwerksgeräten und Maschinen gelangt, die sich häufig über die gesamte Baustelle verteilen. Die Lösung: Ein Baustromverteiler.
Ein Baustromverteiler ist eine Schalt- und Anschlusseinrichtung, die es ermöglicht, Strom auf verschiedene Verbraucher zu verteilen. Zu diesem Zweck wird er an eine Stromquelle angeschlossen, also entweder ans öffentliche Stromnetz oder an ein Aggregat. Der Strom wird durch den Verteiler auf einzelne Stromkreise aufgesplittet und über Steckdosen und Anschlusskabel zu den Geräten auf der Baustelle geführt. Unterschieden werden mobile (ortsveränderliche) und fest installierte (ortsfeste) Baumstromverteiler. Mobile Ausführungen eignen sich gut für die Stromversorgung kleinerer Baustellen mit einer überschaubaren Anzahl an Elektro-Geräten und Maschinen. Fest installierte Stromverteiler sind dagegen für Groß- oder Langzeitprojekte ausgelegt. Sie werden unter der Erde montiert, was mit einem entsprechenden Aufwand einhergeht.
Baustromverteiler sind im Regelfall als Baustromkästen ausgeführt. Sie bestehen aus einem robusten Gehäuse mit Tür und sind im Inneren mit mehreren Steckdosen und Anschlussvorrichtungen ausgestattet, an die beispielsweise Baubeleuchtung, Baumaschinen oder weitere Unterverteiler angeschlossen werden können. Der Anschluss ans öffentliche Stromnetz erfolgt durch eine Fachkraft des zuständigen Energieversorgers bzw. örtlichen Netzbetreibers. Zu Abrechnungszwecken wird der Baustromkasten um einen separaten Baustromzähler ergänzt. Dieser wird vom Energieversorger meist plombiert, um Manipulationen zu verhindern.
Baustromverteiler stellen sowohl 230 V als auch 400 V Nennspannung zur Verfügung, denn auf Baustellen wird mit beiden Spannungen gearbeitet. Während für Baulampen und kleinere Handwerksgeräte wie Handbohrmaschinen und Handkreissägen 230 V Wechselstrom ausreichen, benötigen Bauaufzüge und besonders leistungsstarke Maschinen wie Tischkreissägen 400 V Drehstrom, auch Dreiphasenwechselstrom, Starkstrom oder einfach Baustrom genannt. Zur Bereitstellung der unterschiedlichen Spannungen sind Baustromkästen mit verschiedenen Arten von Steckdosen ausgestattet. Für den 230-V-Anschluss kommen Schutzkontaktsteckdosen zum Einsatz, wohingegen der Anschluss an Baustrom über CEE-Drehstromsteckdosen realisiert wird, die für die Aufnahme von dreiphasigen CEE-Drehstromsteckern vorgesehen sind. Gut zu wissen: Die Bezeichnungen CEE-Steckdosen und CEE-Stecker für Drehstromsteckverbindungen sind insofern irreführend, als auch Schutzkontakt- und Euro-Steckverbinder nach dem CEE-System normiert sind. Jedoch hat sich die Normbezeichnung nur bei Drehstromsteckverbindern durchgesetzt.
Zur besseren Unterscheidung im Baustromkasten sind die Schutzkontakt-Anschlüsse für 230 V in Blau und die CEE-Drehstromanschlüsse mit 400 V in Rot ausgeführt. Die Schutzkontakt-Steckdosen sind dreipolig und bestehen aus Außenleiter, Neutralleiter und Erdungsleitung. Die roten CEE-Starkstromsteckdosen für Drehstromgeräte verwenden ein fünfpoliges Stecksystem mit drei Außenleitern, einem Neutralleiter und einem Schutzleiter für die Erdung.
Baustromkästen gibt es in unterschiedlicher Größe und Bestückung für kleine, mittlere und große Baustellen. Differenziert werden unter anderem Verteilerschränke, Anschlussschränke und Gruppenverteilerschränke. Bei einem Verteilerschrank handelt es sich um einen kompakten Baustromkasten für die Verteilung von Strom auf einer Baustelle. Anschlussschränke sind Baustromkästen, an die Geräte mit Schutzkontakt- und Drehstromsteckern sowie weitere Baustromunterverteiler angesteckt werden können. Zudem haben sie eine Vorrichtung für einen Stromzähler und dienen somit auch als Zählerschrank. Gruppenverteilerschränke sind ausschließlich für die Unterverteilung an weitere Stromverteiler vorgesehen und haben selbst keine Steckplätze für Endgeräte. Durch den Einsatz von Gruppenverteilern lassen sich separate Stromkreise für verschiedene Baustellenabschnitte getrennt absichern.
Baustromverteiler müssen bestimmte gesetzliche Vorschriften erfüllen, um sicher betrieben werden zu können, denn die Arbeit mit Strom und insbesondere Baustrom ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Verbindlich ist die Norm DIN VDE 0100-704:2018-10 („Errichten von Niederspannungsanlagen […] Baustellen“). Sie definiert Anforderungen für feste und bewegliche elektrische Anlagen, die temporär für Bau- und Abbrucharbeiten genutzt und danach wieder außer Betrieb genommen werden. Seit Mai 2021 sind nur noch Baustromverteiler zulässig, die die VDE-Norm erfüllen.
Im Wesentlichen gibt es drei Schutzmaßnahmen, die die Norm vorschreibt. Dazu gehört zunächst einmal eine Fehlerstromschutz-Einrichtung (FI-Schutzschalter oder RCD genannt) vom Typ B. Diese sorgt dafür, dass angeschlossene Verbraucher bei glatten Gleichfehlerströmen (= nicht sinusförmige Leck- oder Fehlerströme) sicher abschalten und andere Schutzeinrichtungen nicht blockiert werden. Zu Verbrauchern, bei denen glatte Gleichfehlerströme entstehen können, gehören elektronische Betriebsmittel mit Frequenzumrichter wie Baukräne, Bauaufzüge, Pumpen, Lüfter, Verdichter und Rüttler. Sind solche Geräte an den Verteiler angeschlossen, ist ein FI-Schalter/RCD vom Typ A nicht ausreichend, denn dieser kann nur Wechselströme und pulsierende Gleichströme erfassen. Bei einem FI-Schalter/RCD vom Typ B handelt es sich dagegen um eine allstromsensitive Schutzeinrichtung, die in der Lage ist, zusätzlich glatte Gleichfehlerströme und somit alle Arten von Fehlerströmen zu erkennen. Die Fehlerstrom-Schutzeinrichtung von Typ B ist für CEE-Drehstromsteckdosen bis einschließlich 63 A verpflichtend. Von der Vorschrift ausgenommen sind Schutzkontaktsteckdosen sowie CEE-Drehstromsteckdosen mit einem Nennstrom ab 125 A, aber nur dann, wenn daran keine frequenzgesteuerten Betriebsmittel angeschlossen sind, die glatte Gleichfehlerströme hervorrufen.
Die zweite Schutzmaßnahme nach DIN VDE 0100-704:2018-10 ist eine abschließbare Einrichtung zur Trennung der Stromzufuhr. Diese wird im Regelfall über einen Schalter realisiert, mit dem der Stromfluss über die Zuleitung unterbrochen wird. Der Schalter muss für Laien bedienbar sein, damit jede Person auf der Baustelle den Verteiler im Notfall spannungsfrei schalten kann. Außerdem muss der Schalter in AUS-Stellung gesichert werden, etwa unter Zuhilfenahme eines Vorhängeschlosses oder einer verschließbaren Gesamtumhüllung, um unsachgemäßen Zugriff zu verhindern. Bei fest angeschlossenen Baustromverteilern ist eine verschließbare Gesamtumhüllung nicht ausreichend. Hier muss die Trenneinrichtung im Stromkasten eingebaut und abschließbar sein.
Die dritte Schutzmaßnahme greift im Fall einer Neuerrichtung oder eines Standortwechsels. Wird ein neuer Verteiler zum ersten Mal installiert oder ein gebrauchter Baustromkasten auf einer anderen Baustelle genutzt, muss er vor Inbetriebnahme von einem Elektriker oder einer Elektrikerin nach VDE 0100-600 geprüft werden. In dem Zusammenhang ist zu beurteilen, ob der Baustromkasten sämtliche normativen Anforderungen erfüllt und sich in einem technisch einwandfreien Zustand befindet. Nach der Erstprüfung müssen sowohl ortsveränderliche als auch ortsfeste Baustromkästen in regelmäßigen Intervallen geprüft werden. Die Prüfungen sind zu dokumentieren, beispielsweise anhand eines Prüfprotokolls. Nach erfolgter Kontrolle wird eine Prüfplakette oder Banderole auf den Stromverteiler aufgebracht.
Bei der Auswahl eines Baustromverteilers sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Zunächst einmal ist eine robuste und wetterbeständige Bauweise wichtig, denn auf Baustellen herrschen naturgemäß raue Umgebungsbedingungen. Es kann nass und schmutzig werden, weswegen ein Baustromverteiler ausreichend geschützt sein muss, damit die innenliegende Elektrik keine Schäden davonträgt. Mindestanforderung ist die Schutzart IP44. Sie bescheinigt einen Schutz gegen feste Fremdkörper ab 1 mm Durchmesser, gegen Zugang mit einem Draht und gegen allseitiges Spritzwasser.
Des Weiteren ist sicherzustellen, dass sämtliche vorgeschriebenen Schutzeinrichtungen (FI-Schalter, abschließbare Trenneinrichtung etc.) vorhanden sind, um einen einwandfreien Betrieb zu ermöglichen und Unfallrisiken zu reduzieren. Auch ein Überlastungsschutz und ein Überhitzungsschutz dürfen nicht fehlen. Darüber hinaus ist auf eine ausreichende Anzahl belastbarer Steckdosen zu achten. Es ist wichtig, die Leistung eines Baustromverteilers nicht zu gering anzusetzen. Ist er zu schwach, kann das Überhitzungen und Kurzschlüsse zur Folge haben, durch die nicht nur der Stromkasten selbst, sondern auch an der Elektroinstallation angeschlossene Verbraucher beschädigt werden können.
Zusätzliche Ausstattungsmerkmale sind bei der Auswahl ebenfalls in den Blick zu nehmen. Bei mobilen Baustromkästen sind beispielsweise Tragegriffe für einen einfacheren Transport vorteilhaft. Schwere Kästen sind häufig mit Kranösen und einer Vorrichtung zur Stapleraufnahme ausgestattet, um zum Einsatzort befördert werden zu können. Praktisch ist auch ein Fußgestell, denn ein Baustromkasten sollte nach Möglichkeit etwas erhöht stehen, damit er geschützt ist, falls sich Wasser auf dem Boden sammeln sollte. Als Standort sollte ein stabiler und ebener Untergrund gewählt werden, damit der Verteiler nicht umkippt oder einsinkt. Wichtig ist daher, Aufstellungsort und Bodenbeschaffenheit vorab zu prüfen und Toleranzen
Hersteller rüsten Baustromkästen mit immer moderneren Features aus. Sehr praktisch – gerade im Hinblick auf Baustellen, die nicht rund um die Uhr bewacht werden – ist eine GPS-Ortung. Durch Übermittlung der Standortdaten aufs Smartphone oder ein anderes mobiles Endgerät wird man im Fall eines Diebstahls sofort informiert, kann schnell reagieren und hat gute Chancen, den Verteiler ausfindig zu machen. Ebenso kann eine GPS-Ortung darauf aufmerksam machen, wenn der Stromkasten durch Unwetter und Wind umgestürzt ist.
Wo beantragt man einen Baustromanschluss?
Der Anschluss eines Baustromkastens an das öffentliche Stromnetz muss vorab beim örtlichen Energieversorgungsunternehmen oder bei den Stadtwerken beantragt werden. Das ist normalerweise Aufgabe des Bauherrn. Das Versorgungsunternehmen informiert dann über spezielle Normen und Vorschriften, die im Zuständigkeitsbereich der Baustelle gelten, und über die nötigen Antragsformalitäten. Man sollte sich frühzeitig erkundigen, welche Dokumente benötigt werden. Ist der Antrag bewilligt, wird der Baustromverteiler von einer Fachkraft des Energieversorgers oder der Stadtwerke an das Netz angeschlossen.
Gibt es Baustromkästen für die Wandmontage?
Ja. Zwar sind Baustromkästen überwiegend als Standmodelle ausgeführt, es gibt aber auch Wandverteiler. Sie sind eine gute Alternative, wenn kein geeigneter Stellplatz gefunden werden kann, allerdings sind sie meist mit weniger Steckdosen bestückt.