Ratgeber
Wer glaubt, dass Spanngurte oder Zurrgurte ausschließlich von Spediteuren, LKW-Fahrern oder Lademeistern eingesetzt werden, der irrt sich gewaltig.
In jedem Bereich, egal ob gewerblich oder privat, müssen hin und wieder große, schwere oder auch sperrige Ladegüter transportiert werden. Dabei werden die Gegenstände nicht zwangsläufig auf der Ladefläche eines LKWs verladen.
Der Transport kann auch im Kofferraum eines Kombis, auf der Pritsche eines Pickups oder auf einem PKW-Anhänger erfolgen. Leider kommt es in diesen Situationen sehr oft zu fatalen Fehlern, wenn Personen mit fehlender Fachkenntnis die erforderliche Ladungssicherung total unterschätzen oder komplett vernachlässigen.
Dabei wäre mit den geeigneten Spanngurten oder Zurrgurten die vorschriftsmäßige Sicherung der Ladung einfach und schnell erledigt. Gerne verraten wir Ihnen, was es über die praktischen Spanngurte zu wissen gibt und was in diesem Zusammenhang zu beachten ist.
Laut § 22 Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung muss die Ladung einschließlich der Geräte zur Ladungssicherung sowie die Ladeeinrichtungen so verstaut und gesichert werden, dass sie selbst bei einer Vollbremsung oder bei plötzlichen Ausweichbewegungen nicht verrutschen, umfallen, herumrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.
Im § 23 Absatz 1 ist ebenso eindeutig festgehalten, dass der Fahrzeugführer dafür verantwortlich ist, dass die Ladung weder seine Sicht noch sein Gehör beeinträchtigt. Zudem muss er dafür sorgen, dass die Ladung vorschriftsmäßig ist und die Verkehrssicherheit des Fahrzeuges darunter nicht leidet.
So müssen z.B. Rasenmäher oder Vertikutierer, die im Kofferraum eines Kombis oder auf der Ladefläche eines Pickups transportiert werden, zuverlässig vor dem Wegrollen gesichert werden.
Aber auch schwere, sperrige oder empfindliche Ladegüter müssen beim Transport effektiv vor dem Umkippen oder Verrutschen geschützt werden.
Denn ein lose auf der Ladefläche liegender Stahlblechkoffer, in dem ein schwerer Bohrhammer verstaut ist, wird bei einer Vollbremsung im Handumdrehen zu einem echten Geschoss mit durchschlagender Wirkung.
Um das zu vermeiden, haben sich in der Praxis diverse Spann- und Zurrgurte bestens bewährt.
Wer den Kofferraum seines Kombis genauer betrachtet, wird sicher schnell die unterschiedlichen Zurrmulden und Ösen für die Haken der Spanngurte entdecken.
Ein Spanngurt oder auch Zurrgurt besteht aus einem gewobenen Band aus Polyester (PES), Polyamid (PA) oder Polypropylen (PP).
Die gängige Breite der Zurrgurte beträgt je nach Einsatzzweck beispielsweise 25, 35 oder 50 mm. Je breiter der Gurt, desto höher ist die Zurrkraft LC (Lashing Capacity). Die Zugfestigkeit LC bei Zurrgurten ist die max. Belastung im geraden Zug und wird in Dekanewton (daN) angegeben, wobei 1 daN zehn Newton entspricht. In Masse umgerechnet, entspricht 1 daN ca. 1,02 kg.
Um die Zurrgurte optimal anbringen zu können, verfügen die Gurte über unterschiedliche Spann- oder Klemmvorrichtungen. Die Zurrgurte können einteilig oder auch zweiteilig ausgeführt sein.
Zweiteilige Spanngurte haben spezielle Haken bzw. S-Haken, die eine einfache und schnelle Anbringung im Fahrzeug oder am PKW-Anhänger ermöglichen.
Ratschengurt
Ratschen Spanngurte haben eine Wickelmechanik, die mit Hilfe des Ratschenhebels bedient wird. Aufgrund der Hebelkraft entwickeln Ratschen-Zurrgurte hohe Vorspannkräfte und können sehr straff gespannt werden. So werden auch sperrige und schwere Ladegüter zuverlässig vor dem Verrutschen gesichert.
Wichtig:
Beim Anbringen eines Ratschen-Spanngurtes ist die am Gurt erzeugte Zugkraft (Standard Tension Force = Norm Zugkraft) um ein Vielfaches höher, als die am Hebel der Ratsche aufzubringende Kraft (Standard Hand Force = Norm Handkraft).
Um das Ladegut nicht unnötig zu beschädigen, muss der Ratschengurt deshalb gefühlvoll gespannt werden und es sollten Kantenschoner eingesetzt werden.
Bei einem Ratschengurt wird das Gurtende durch die Befestigungspunkte geführt und um oder über das Ladegut gelegt.
Das Gurtende muss dann wieder zur Spannratsche gezogen werden.
Bei einem zweiteiligen Gurt müssen die beiden Haken so an den Befestigungspunkten eingehängt werden, dass das Gurtende noch zur Spannratsche geführt werden kann.
Schritt 2:
Schritt 3:
Schritt 4:
Schritt 5:
Um den Spanngurt wieder zu lösen, muss zunächst die Spannklinke (B) entriegelt werden. Nun kann der Ratschenhebel aufgeklappt werden, ohne dass der Gurt weiter gespannt wird. Der Ratschenhebel kann nun wesentlich weiter geöffnet werden, als es beim Spannvorgang möglich war.
Bei einem Öffnungswinkel von ca. 160° wird die Sperrklinke (A) der Wickelmechanik automatisch geöffnet. Der Gurt entspannt sich dadurch und kann von der Wickelmechanik abgerollt werden.
Wichtig:
Bevor ein Zurrgurt gelöst wird, muss darauf geachtet werden, dass die Ladung eine stabile Lage aufweist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Ladung beim Lösen der Spanngurte bewegt oder umfällt.
Nicht benötigte Zurrgurte müssen trocken und schmutzgeschützt gelagert werden. Denn Rost und eindringender Schmutz können die Funktion der Spannmechanik in kurzer Zeit erheblich beeinträchtigen.
Selbstaufrollende Automatik-Spanngurte oder auch Automatik-Zurrgurte funktionieren ähnlich wie der Sicherheitsgurt in einem PKW.
Der Spanngurt kann auf die benötigte Länge ausgezogen und in den Befestigungspunkten eingehängt werden. Danach wird der Gurt wie ein herkömmlicher Spanngurt per Ratschenfunktion gespannt.
Zum Lösen reicht eine kurze Betätigung des Verriegelungsknopfes und der Gurt kann aus den Befestigungspunkten ausgehängt werden.
Bei einer erneuten Betätigung des Knopfes wickelt sich der Spanngurt selbsttätig auf und kann im Handumdrehen platzsparend verstaut werden.
Die Verwendung eines Spanngurtes ist in erster Linie vom Ladegut abhängig. In den meisten Fällen wird das Niederzurren für die Ladungssicherung eingesetzt.
Bei dieser Art der Ladungssicherung müssen am Ladegut keine Befestigungsmöglichkeiten (Anschlagpunkte) für die Zurrmittel vorhanden sein.
Beim Niederzurren wird das Ladegut mit Hilfe der Zurrgurte auf die Ladefläche gepresst.
Die dadurch erhöhte Reibungskraft zwischen Ladefläche und Ladegut verhindert das Verrutschen oder Umfallen der Ladung.
Weitere Zurrarten
Weitere Zurrarten wie z.B. die Diagonalzurrung, die Schrägzurrung oder auch die Horizontalzurrung werden vornehmlich von Transportprofis verwendet. Denn diese Arten der Ladungssicherung setzen verschiedene Anschlagpunkte am Ladegut voraus.
Wichtig:
Alle verwendeten Zurrgurte müssen annähernd die gleiche Zugspannung aufweisen. Bei Bedarf müssen zu lockere Zurrgurte gefühlvoll nachgespannt werden.
Einteilig oder zweiteilig – was ist der Unterschied?
Wenn der Gurt einteilig ist, muss er in einer Schlaufe verlegt werden, damit das Ende des Gurtes zurück zum Spannschloss geführt werden kann. Ist der Gurt zweiteilig, besitzt er zwei Haken, die an den Zurrpunkten der Ladefläche eingehängt werden können.
Was bedeutet daN?
Die Bezeichnung daN steht für Dekanewton. Ein Dekanewton entspricht 10 N oder 1,02 kg.
Was bedeuten die Angaben LC, STF und SHF
Der Wert LC beschreibt die maximale Kraft, die beim Direktzurren auf den Gurt wirken darf, bevor die Belastungsgrenze des Zurrgurtes erreicht bzw. überschritten wird. Der Wert STF steht für Standard Tension Force und gibt an, wie hoch die Spannkraft im normalen Betrieb sein darf. Der Wert wird in daN angegeben. Je größer der Wert, desto massiver und hochwertiger ist der Zurrgurt. Die Angabe SHF steht für Standard Hand Force und beschreibt die Kraft, die nutzende Personen aufbringen müssen, um den Gurt zu spannen. Laut Europäischer Norm wurde der Wert auf 50 daN festgelegt. Oder anders ausgedrückt: Wenn am Spannhebel der Ratsche eine Masse von 51 kg wirkt, ist der Gurt mit der Standard Tension Force gespannt.
Wieso haben die Etiketten der Gurte unterschiedliche Farben?
Die Farben der Etiketten verraten, aus welchem Material der Gurt besteht. Bei Gurten aus Polyester (PES) sind die Etiketten blau, bei Polypropylen (PP) sind sie braun und bei Polyamid (PA) haben die Etiketten eine grüne Farbe.
Wie lange sind Spanngurte haltbar?
Ein konkretes Verfallsdatum gibt es nicht, aber wenn am Spanngurt deutlich sichtbare Beschädigungen erkennbar sind, darf der Gurt nicht länger verwendet werden. Mögliche Schäden sind: Risse, Schnitte oder Brüche in der Textilfaser; beschädigte Nähte; verformte, gebrochene oder verrostete Spannelemente und verbogene Haken.