Ratgeber
Der Joystick ist der beste Freund des Flug- und Weltraumsimulationsfans. Zwar kann man Spiele wie den Microsoft Flight Simulator oder Star Citizen auch mit Maus und Tastatur oder einem Gamepad spielen, aber richtig Spaß machen die virtuellen Flugstunden nur mit einem Steuerknüppel. In unserem Ratgeber erfahren Sie, welche Arten von Joysticks es gibt und welche Faktoren Sie beim Kauf beachten sollten.
Joysticks gibt es in der Gaming-Welt schon sehr lange. Bei alten Arcade-Automaten gehörten sie zur Standardausstattung und wer die C64-Blütezeit miterlebt hat, erinnert sich bestimmt an den ikonischen roten Steuerknüppel, mit dem man Klassiker wie Turrican und Summer Games gespielt hat. Auch frühe Konsolen wie Atari 2600 hatten einen Joystick als Eingabegerät. Gamepads, wie wir sie heute kennen, etablierten sich erst mit der Generation von NES und SEGA Master System und verdrängten den "Freudestock", wie er wörtlich übersetzt heißt.
Heute haben Joysticks den Status eines Gaming-Zubehörs, das man für ganz bestimmte Spiele kauft: die, in denen das Fliegen von Flugzeugen oder Raumschiffen im Vordergrund steht. Flug- und Weltraumsimulationen lassen sich mit einem Joystick nicht nur besser bedienen als mit Maus und Tastatur oder Controller, sie machen damit auch viel mehr Spaß.
Das ist vergleichbar damit, eine Rennsimulation mit einem Lenkrad zu spielen: Die Immersion ist deutlich größer, weil man für die Steuerung ein Gerät benutzt, das sich im Spiel selbst wiederfindet. In Elite: Dangerous zum Beispiel sehen Sie aus der Ego-Perspektive, wie Ihr Charakter das Raumschiff per Steuerknüppel kontrolliert. Wenn Sie nun einen solchen auf Ihrem Schreibtisch stehen haben, ist das Spielerlebnis viel authentischer als mit anderen Eingabegeräten.
Digitale Joysticks waren früher Standard. In ihrem Inneren befanden sich Metallzungen, mit denen der Ausschlag gemessen und so die Bewegungsrichtung umgesetzt wurde. Diese Technik wurde später von einer Variante mit vier optischen oder elektrischen Signalgebern abgelöst. Das Problem von digitalen Joysticks ist, dass sie nur zwei Zustände kennen: "an" und "aus". Nehmen wir an, Sie würden eine Flugsimulation mit so einem Gerät spielen und den Stick nach links oder rechts bewegen: Die virtuelle Maschine würde mit voller Geschwindigkeit losrollen, ohne dass Sie das Tempo kontrollieren könnten. Da der digitale Joystick den Neigungswinkel nicht beachtet, ist Letzteres schlicht nicht möglich.
Ein analoger Stick misst den Auslenkungswinkel zusätzlich zur Bewegungsrichtung. Dafür sind Potentiometer (manuell einstellbare elektrische Widerstände) oder ein optischer Sensor zuständig, was viel präzisere Eingaben ermöglicht. Außerdem sind analoge Joysticks in der Lage, bis zu 8 oder sogar 16 Bit Informationen zu verarbeiten. Bei den digitalen Geräten sind es gerade mal 2 Bit. Dadurch kennen die analogen Exemplare wesentlich mehr mögliche Zustände pro Achse. Anhand dessen dürfte ersichtlich sein, dass für moderne Flug- und Weltraumsimulationen ein digitaler Stick nicht in Frage kommt, weil er zu wenige Eingabeoptionen bietet. Er wäre nur für äußerst simple Spiele geeignet. Da hilft es auch nicht viel, dass so ein Gerät keine separate Stromversorgung benötigt. Analoge Gaming-Joysticks müssen dagegen mit Strom versorgt werden, weil sie über USB nicht genug Energie erhalten.
Wer denkt, man müsse sich beim Kauf eines Joysticks einfach nur für eines von vielen verschiedenen Modellen entscheiden, täuscht sich. Zuallererst sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie nur einen Stick oder zusätzlichen Schubregler oder sogar einen zweiten Steuerknüppel benötigen. Vielleicht soll es auch ein Flughorn mit weiterem Zubehör sein?
Wenn Sie keine Simulationen, sondern Actionspiele spielen möchten, in denen Sie bloß hinter dem Steuer eines Flugzeugs oder Raumschiffs sitzen, ist ein einzelner Standard-Joystick vollkommen ausreichend. Damit können Sie beispielsweise in Battlefield Hubschrauber und Jets präzise steuern und sind gegenüber anderen Piloten, die mit Maus und Tastatur spielen, bereits im Vorteil.
Sollten Simulationen auf Ihrem Spielplan stehen, egal ob Weltraumspiele wie Elite: Dangerous und Star Citizen oder Titel, in denen Sie nicht die Erdatmosphäre verlassen (Microsoft Flight Simulator zum Beispiel), empfiehlt sich die Investition in ein sogenanntes HOTAS-System. Das ist die Abkürzung für Hands On Throttle And Stick und beschreibt ein Setup, das aus einem Joystick und einem separaten Schubregler als zusätzliches Eingabegerät besteht. Während Sie eine Hand am Steuerknüppel haben, liegt die andere auf dem Regler, mit dem Sie die Triebwerke Ihrer virtuellen Flugmaschine kontrollieren. Dadurch fühlen sich die Flugstunden am PC gleich viel realistischer an. In dem Fall benötigen Sie nicht bloß einen, sondern zwei freie USB-Ports an Ihrem PC.
Im Fall von Weltraumsimulationen lohnt es sich sogar, zwei PC-Joysticks für die Steuerung zu verwenden. Im Gegensatz zu Flugzeugen können Raumschiffe sowohl senkrecht als auch waagerecht fliegen und sich auf der Stelle bewegen (auf der Z-Achse drehen). Ihnen stehen also mehr Bewegungsachsen zur Verfügung als bei einem Flugzeug, das sich nur nach vorne bewegt. Mit einem Dual-Stick-Setup haben Sie zum Beispiel in Star Citizen die Möglichkeit, mit dem einen Joystick zu nicken und zu rollen und mit dem anderen seitwärts sowie auf- und abwärts zu fliegen. Zu berücksichtigen ist, dass Sie für zwei Joysticks auch zwei USB-Anschlüsse brauchen.
Das Optimum für Flugsimulatoren ist ein Steuerhorn oder Yoke, wie man es auch nennt. Damit fühlen Sie sich, als würden Sie wirklich in einem Flugzeugcockpit sitzen. Wer es noch authentischer haben möchte, kauft sich einen Schubregler und eventuell weitere Extras wie ein Instrumenten-Panel dazu. Es ist möglich, fast das komplette Innere eines Cockpits bei sich daheim nachzubauen.
Unabhängig davon, ob Sie einen einzelnen Joystick, ein HOTAS-Set oder zwei Steuerknüppel erwerben möchten, gibt es ein paar Dinge, auf die Sie achten sollten. Dazu zählt die Anzahl an zusätzlichen Tasten. Je mehr programmierbare Tasten am Stick selbst und an dessen Basis angebracht sind, desto seltener ist der Griff zu Maus und Tastatur nötig. Gleiches gilt für den Schubregler. Im Speziellen sollten Sie auf die Anzahl an Rundblickschaltern, auch Coolie Hats oder Hat Switch genannt, achten. Das sind Schalter mit mehreren Wegen, im Idealfall acht Stück. Sie eignen sich zum Beispiel gut dafür, den Blickwinkel im Spiel zu ändern, können aber auch mit vielen anderen Funktionen belegt werden, etwa der Menüsteuerung oder im Fall von Weltraumspielen der Energieumverteilung.
Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Standfestigkeit der Basis. Sie sollte robust sein und nicht zu wenig wiegen, damit der Joystick fest auf dem Tisch stehen bleibt. Gummifüße an der Unterseite, die ein Rutschen verhindern (auch bei hektischen Bewegungen), sollten ebenfalls vorhanden sein. Vielleicht sind auch Schraubenlöcher vorhanden, damit Sie die Peripherie auf einer Holz- oder Metallplatte befestigen können. Für den Komfort ist ebenfalls wichtig, dass der Joystick ergonomisch geformt ist. Aussparungen an der Rückseite für die Finger und eine Handstütze beugen Krämpfen bei längeren Gaming-Sessions vor – gerade Flug- sowie Weltraumsimulationen sind keine Spiele, die man nur mal für ein halbes Stündchen zockt.
Ein sehr nützliches Feature ist, wenn sich der Widerstand des Sticks anpassen lässt. Es gibt zum Beispiel Modelle, die ein Federspannungssystem mit austauschbaren Federn haben. Das macht es Ihnen möglich, den Gegendruck Ihren Vorlieben anzupassen. Ob Sie nun einen leichtgängigeren Stick bevorzugen oder doch lieber einen, der etwas mehr Kraft erfordert – wenn sich der Widerstand modifizieren lässt, haben Sie die freie Wahl.
Es gibt Schubeinheiten, die die gleichen Anpassungsoptionen bieten. Obendrein haben einige Modelle einen Regler, der sich teilen lässt. Flugzeuge und Raumschiffe haben mitunter mehr als nur ein Triebwerk und so können Sie diese separat hoch- und herunterfahren.
Wenn Sie mehr als ein PC-Spiel mit einem Joystick spielen möchten, lohnt sich ein Modell mit Profilspeicher. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, mithilfe einer Software mehrere Profile für die unterschiedlichen Titel anzulegen. Das ist vor allem dann nützlich, wenn Sie für jedes Spiel andere Einstellungen bezüglich der Totzonen und der Kalibrierung im Allgemeinen haben.
Gibt es Joysticks für Linkshänder?
Genau wie bei Mäusen gilt: Die meisten Gaming-Joysticks sind für Rechtshänder ausgelegt – zumindest von Haus aus. Es gibt Modelle, die sich mit wenigen Griffen umbauen lassen, um sie mit der linken Hand nutzen zu können. Das ist nicht nur für Linkshänder eine gute Sache, sondern auch für die Leute, die sich einen Joystick zweimal kaufen, weil sie für ein Spiel wie Star Citizen ein Dual-Stick-Setup haben möchten.
Kann ich Joysticks an der Konsole verwenden?
Es gibt Modelle, die kompatibel mit den Konsolen von Microsoft und Sony sind. In der Regel ist das angegeben. Sie werden einfach per USB angeschlossen und die Xbox beziehungsweise PlayStation erkennt das Gerät automatisch. Allerdings gibt es nicht sonderlich viele Simulationen für die Konsolen. Abseits von Elite: Dangerous und dem Microsoft Flight Simulator sind das nur noch Actionspiele wie Ace Combat – aber auch die machen mit einem Joystick mehr Spaß als mit dem Controller.
Gibt es kabellose Joysticks?
Während im Bereich der Mäuse und Tastaturen kabellose Geräte längst etabliert sind (wobei sie die Alternativen mit USB-Schnittstelle noch längst nicht verdrängt haben), ist das bei Joysticks nicht der Fall. Sie sind stets als USB-Joysticks realisiert, werden also per USB-Kabel an den Rechner angeschlossen, und brauchen obendrein (da wir in den meisten Fällen von analogen Exemplaren sprechen) eine eigene Stromversorgung. Diejenigen, die sich für ein HOTAS-System oder ein Setup mit zwei USB-Joysticks entscheiden, müssen sich damit arrangieren, mehrere Kabel auf dem Schreibtisch entlangzuführen. Sie brauchen dann auch mehr als einen freien USB-Anschluss.