Ratgeber
Werden Elektroinstallationen im Boden verlegt, kommen dafür spezielle Unterflursysteme zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem Anschlusseinheiten, die einen schnellen Zugriff auf Strom-, Daten- und Multimedia-Anschlüsse ermöglichen. In unserem Ratgeber erfahren Sie, was bei der Planung und beim Einbau von Unterflursystemen zu beachten ist und welche Kriterien bei der Auswahl geeigneter Anschlusseinheiten von Bedeutung sind.
Ob Gewerbe, Industrie, Büro-, Verwaltungs- oder Wohnungsbau: Überall dort, wo Leitungen sicher, platzsparend und unsichtbar verlegt werden sollen, kommen Unterflursysteme zum Einsatz. Diese setzen sich aus im Boden installierten Kanalsystemen für die Leitungsführung und Anschlusseinheiten zusammen, die es Nutzern und Nutzerinnen ermöglichen, auf Strom-, Daten- und Multimedia-Anschlüsse zuzugreifen. Da bei der Errichtung von Unterflursystemen zahlreiche Faktoren und Vorgaben berücksichtigt werden, gibt es eine Vielzahl an Unterflur-Systemkomponenten, die es ermöglichen, Elektroinstallationen abgestimmt auf individuelle bauliche Gegebenheiten zu errichten und normative Anforderungen einzuhalten.
Es gibt viele Kriterien, die bei der Planung und Montage von Unterflur-Konstruktionen beachtet werden müssen, um sicherzustellen, dass die Elektroinstallation einwandfrei funktioniert, und um geltenden Bestimmungen gerecht zu werden. Zu berücksichtigen sind installationstechnische und bautechnische sowie sicherheitstechnische und organisatorische Anforderungen.
Im Hinblick auf die Installationstechnik stellt sich zunächst die Frage nach der Art und Anzahl der zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse. Handelt es sich ausschließlich um Stromkabel oder sollen auch Daten- und Kommunikationsleitungen wie EDV- oder Fernmeldekabel Teil des Systems sein? Des Weiteren müssen Parameter wie die mechanische Belastbarkeit (maximaler Leitungsbiegeradius, maximale Tragkraft etc.) und die elektromagnetische Verträglichkeit berücksichtigt werden. Darüber hinaus gilt es, das Kabelvolumen zu bestimmen, um die Unterflurkanäle richtig dimensionieren zu können. Zur Berechnung des Kabelvolumens reicht es nicht aus, nur den Querschnitt der zu verlegenden Leitungen zugrunde zu legen. Grund dafür ist, dass die Leitungen in einem Kabelkanal nie exakt parallel liegen und immer einen gewissen Abstand zueinander aufweisen. Neben dem Nutzquerschnitt des Installationskanals sind daher auch Angaben zum Füllfaktor und zur zulässigen Kabelerwärmung nach DIN/VDE-Normen zu berücksichtigen.
Gebäudespezifische Merkmale sind ebenfalls einzubeziehen. So ergeben sich abhängig von der Umgebungstemperatur und dem Aufkommen von Feuchtigkeit (Trockenraum oder Feuchtraum) jeweils unterschiedliche Anforderungen an ein Unterflursystem. In Produktions- und Lagerstätten spielen Verkehrslasten eine besonders große Rolle, da Kanäle und Anschlusseinheiten durch den Betrieb von schweren Maschinen und Fahrzeugen stark beansprucht werden können. Bei hohen Lastanforderungen sind Schwerlast-Unterflursysteme die richtige Wahl, da sie Druckkräften besser standhalten. Ein weiteres wichtiges Kriterium im Hinblick auf die baulichen Gegebenheiten sind Art und Ausführung des Estrichs und des Fußbodenbelags. Nicht jedes Unterflurmodul ist für den Einbau in jeden Estrich und Bodenbelag geeignet. So werden abhängig davon, welche Montagemöglichkeiten der Estrich zulässt, unter anderem estrichüberdeckte und estrichbündige Unterflursysteme unterschieden. Daneben gibt es Lösungen für Doppel- und Hohlböden, dünnschichtige Estriche und für Beton.
Zu den sicherheitsrelevanten Aspekten, die bei der Planung und dem Einbau von Unterflursystemen Berücksichtigung finden müssen, zählen vor allem Brandschutzrichtlinien. So sind für manche Bereiche beispielsweise halogenfreie Installationsmaterialien gesetzlich vorgeschrieben, da diese bei Brandentstehung weniger Rauchgase entwickeln. Darüber hinaus kann das Thema Datensicherheit von Bedeutung sein, etwa wenn es darum geht, Netzwerke vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Was die Organisation von Unterflursystemen betrifft, so ist zu überlegen, welche Ansprüche an die Flexibilität gestellt werden. Ist davon auszugehen, dass sich das Nutzungsverhalten oder Vorgaben perspektivisch ändern, sollte das Unterflursystem so geplant und gebaut werden, dass sich die einzelnen Module leicht austauschen und an variierende Vorgaben anpassen lassen. In dem Zusammenhang ist auch zu klären, ob das System fest oder ortsveränderlich installiert werden soll.
Anschlusseinheiten für Unterflursysteme sind in großer Vielfalt erhältlich. Es gibt eine breite Palette an Bodensteckdosen und Bodentanks, die von Hause aus mit einem Gehäuse und einer passenden Abdeckung ausgestattet sind und quasi so, wie sie sind, in den Boden eingebracht werden können. Bodentanks verfügen meist über einen Geräteträger, der es ermöglicht, mehrere unterschiedliche Systemkomponenten wie Steckdosen, Antennendosen, Buchsen oder Netzwerkanschlüsse kombiniert unterzubringen. Ein großer Vorteil von Bodentanks besteht darin, dass sie individuelle Bestückungen zulassen, wie sie beispielsweise in Büroumgebungen, aber auch in der Industrie erforderlich sind. Zudem verursachen sie wenig Montageaufwand. Neben Bodensteckdosen und Bodentanks gibt es eine Reihe weiterer Komponenten, mit denen sich Unterflursysteme erweitern lassen, angefangen bei separaten Einbaugehäusen und Trägerplatten über einzelne Abdeckkappen, Abdeckplatten, Klappdeckel und Außenecken bis hin zu Abzweigdosen und Verteilern.
Die gebäudekonzeptionelle Situation ist grundlegend bei der Auswahl geeigneter Anschlusseinheiten und aller weiteren Bestandteile eines Unterflursystems. Umgebungstemperatur, Estrichart und Stärke des Bodenbelags sind unbedingt zu berücksichtigen, damit Leitungen, Buchsen, Geräteeinsätze, Schalter und dergleichen korrekt montiert werden können. Auch Fußbodenheizungen und Trittschalldämmungen haben einen Einfluss darauf, welche Anschlusseinheiten genutzt werden können und welche nicht. Die individuellen Spezifikationen der einzelnen Systemmodule hängen vom konkreten Anwendungsfall ab. So sind bei Netzwerkinstallationen unter anderem die CAT-Spezifikation der verwendeten Datenkabel sowie die Art und Anzahl benötigter Ports relevant. Je nach Bedarf können kleinere Anschlusseinheiten mit 3 oder 6 Ports bereits ausreichend sein. Es gibt aber auch größere Ausführungen mit 9, 12 oder sogar mehr Ports.
Die Bodenpflege spielt bei der Auswahl geeigneter Anschluss- und Gerätebaueinheiten für Unterflursysteme ebenfalls eine wichtige Rolle. Werden die Böden nass gepflegt, müssen die verbauten Einheiten dafür ausgelegt sein und eine ausreichend hohe IP-Schutzart (mindestens IPX4) aufweisen, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Auch bei einem erhöhten Schmutzaufkommen ist auf einen passenden IP-Schutz zu achten. So sind bei starker Staubentstehung, wie sie in Produktionsstätten auftreten kann, staubdicht konstruierte Anschlusseinheiten (ab IP6X) anzuraten. Eine besondere Bauweise kann auch bei hohen Lastanforderungen notwendig sein. So gibt es zum Beispiel Bodensteckdosen und Bodentanks aus massivem Edelstahlguss mit speziell gehärteten Deckeln, die problemlos überfahren werden können.
Geräteeinsätze bieten die Möglichkeit, mehrere Steckdosen platzsparend und ohne großen Aufwand im Boden eines Raumes unterzubringen. In dem Zusammenhang empfiehlt es sich, vorab zu klären, ob Geradeaus- oder Winkelstecker perspektivisch daran angeschlossen werden. Winkelstecker können sich aufgrund ihrer abgewinkelten Bauweise gegenseitig behindern, was dazu führen kann, dass nicht alle Steckplätze im Gerätebecher genutzt werden können. Bei Geräteeinsätzen, die für die Aufnahme von Winkelsteckern optimiert sind, sind die Steckdosen daher nicht dicht nebeneinander, sondern mit einem dazwischenliegenden Abstand konzipiert. Das hat den Vorteil, dass sich die Winkelstecker nicht blockieren und alle verfügbaren Steckdosen verwendbar sind.
Wie groß muss ein Unterflur-Installationskanal sein?
Das hängt unter anderem vom Durchmesser und von der Anzahl der Kabel ab, die im Kabelkanal untergebracht werden sollen. Außerdem muss der Zwischenraum berücksichtigt werden, der beim Verlegen entsteht.
Worauf ist bei der Auswahl von Bodensteckdosen zu beachten?
Bei der Auswahl einer Bodensteckdose ist auf den zulässigen Anschlusswert zu achten. Üblicherweise arbeiten Unterflursteckdosen mit einer Wechselspannung von 230 V, es gibt aber auch Ausführungen, die mit 400 V und demzufolge über einen Starkstromanschluss betrieben werden. Daneben spielen die Belastbarkeit (angegeben in Kilogramm), die Eignung für die jeweils vorliegende Estrich- und Bodenart sowie der Einsatzbereich (trocken- oder nassgepflegter Boden) eine wichtige Rolle. Übrigens sind Bodensteckdosen in vielen Fällen auch für die Montage an der Wand oder in Tischen, Arbeitsplatten und Werkbänken geeignet.
Sind Unterflursteckdosen immer als Schutzkontakt-Steckdosen realisiert?
Normalerweise, ja. Unterflursteckdosen mit Schutzkontakt bieten im Fall eines Fehlstroms oder Kurzschlusses mehr Sicherheit und sind in vielen Bereichen ohnehin aus Gründen der Sicherheit vorgeschrieben.