Ratgeber
Selbstverständlich sind Akkubohrer, Akkuschrauber oder sonstige Elektrowerkzeuge mit Akkubetrieb eine ganz feine Sache. Aber leider weiß man nie so ganz genau, wie lange der Akku noch hält und wann den Geräten der Strom ausgeht.
Bei netzbetriebenen Elektrowerkzeugen haben anwendende Personen diese Sorgen nicht. Selbst wenn die Maschinen stundenlang mit hoher Belastung betrieben werden.
Der einzige Nachteil: Oftmals ist am geplanten Einsatzort keine geeignete Netzsteckdose vorhanden. In diesem Fall sind praxiserprobte Kabeltrommeln die perfekten Problemlöser.
Denn ohne nennenswerten Aufwand ist so selbst im entlegensten Winkel eines Firmengeländes, einer Baustelle oder im Garten ein Stromanschluss verfügbar. Doch Vorsicht, nicht jede Kabeltrommel ist für jeden Einsatz geeignet.
Wir zeigen Ihnen die Unterschiede und verraten, worauf Sie beim Kauf und beim Einsatz achten müssen.
Eine Kabeltrommel oder auch Kabelrolle bzw. ein Kabelaufroller dient zur platzsparenden Aufnahme von Elektroleitungen. Je nach Einsatzzweck können bei den aufgewickelten Leitungen Aderanzahl, Aderquerschnitt und Mantelmaterial sehr unterschiedlich sein. Zudem können auch die Bauformen der Steckverbindungen stark variieren.
Aufgrund der Bauart stellt eine Kabeltrommel ein variables Verlängerungskabel dar, das durch Drehen der Trommel leicht auf- und abgewickelt werden kann. Im aufgewickelten Zustand nimmt das Verlängerungskabel nur sehr wenig Platz in Anspruch. Es können auch lange und schwere Verlängerungskabel leicht transportiert werden, ohne dass sich die Kabel dabei verwirren oder verheddern.
Auch wenn es Kabeltrommeln für Netzwerk- oder Telefonkabel gibt, meinen die meisten Menschen ein Strom- oder Netz-Verlängerungskabel, wenn von einer Kabeltrommel gesprochen wird.
Wurden früher vorzugsweise Stahlblech-Kabeltrommeln angeboten, setzen sich nun Kunststoff-Kabeltrommeln aus strapazierfähigem Spezialkunststoff immer mehr durch. Lediglich das Standgestell besteht nach wie vor bei den meisten Exemplaren aus leichtem Metall.
Jeder, der schon einmal ein Netz-Verlängerungskabel über den Unterarm aufgewickelt hat, kennt das Phänomen: Beim nächsten Einsatz entwickelt die Stromleitung ein unglaubliches Eigenleben.
Anstatt wie zuvor langgestreckt am Boden zu liegen, wirft die Leitung eine Schlaufe nach der anderen. Der Grund dafür ist, dass das Stromkabel nicht sauber abgewickelt wird, sondern die Kabelschlaufen seitlich auseinandergezogen werden.
Dadurch wird das Kabel pro Schlaufe einmal der Länge nach verdreht. Auch das saubere Aufwickeln eines bereits verdrehten Kabels ist deutlich schwieriger und die Neigung zum Verdrehen wird beim nächsten Auseinanderziehen verstärkt.
Genau dieses Verdrehen des Kabels macht eine Kabeltrommel nicht. Denn wenn das Kabel aufgerollt wird, legt es sich kreisförmig um die Trommel. Da die Leitung beim Abwickeln nicht verdreht wird, bleibt sie langgestreckt am Boden liegen und bildet keine Stolperschlaufen.
Weitere Vorteile einer Kabeltrommel:
Variables Verlängerungskabel
Es muss nur so viel Kabel abgewickelt werden, wie man momentan benötigt. Vorausgesetzt es werden keine leistungsstarken Verbraucher betrieben.
Integrierte Mehrfachsteckdose
Viele Kabeltrommeln bieten mehrere, zum Teil auch noch unterschiedliche, Steckdosen zum Anschluss der Verbraucher an.
Variable Möglichkeiten
Bei den meisten Kabeltrommeln sind die Steckdosen im drehenden Trommelkörper integriert. Am Kabel ist ein Netzstecker angebracht, der mit einer Netzsteckdose der Hausinstallation verbunden wird. In diesem Fall befindet sich die Kabeltrommel immer am Einsatzort.
Eine Kabeltrommel zur Wandmontage hingegen wird in der Nähe einer Netzsteckdose befestigt. Lediglich das Kabel mit einer Schutzkontakt-Kupplung wird zum Einsatzort gezogen.
Bei der Auswahl der richtigen Kabeltrommel darf nicht nur der Preis entscheiden. Es gibt weitaus wichtigere Auswahlkriterien, die für die Kaufentscheidung relevant sind. Das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Auswahl einer Kabeltrommel sind die zur Verfügung stehenden Anschlussmöglichkeiten.
Schutzkontakt-Stecker
Die wohl häufigste Art der Netzsteckdosen, die sowohl gewerblich als auch privat genutzt wird, ist die klassische Schutzkontaktsteckdose.
Dementsprechend sind auch die meisten Verlängerungskabel und Kabeltrommeln mit diesem Stecksystem ausgestattet.
Somit können an Kabeltrommeln mit Schutzkontaktsteckdosen alle gängigen Elektrowerkzeuge mit 230 V Versorgungsspannung angeschlossen werden.
CEE-Stecker
Wenn eine rote Drehstrom-Steckdose zur Verfügung steht, muss die Kabeltrommel einen CEE-Anschlussstecker aufweisen.
Achtung wichtig: Bei den CEE-Steckdosen gibt es unterschiedliche Ausführungen.
Bei der 16 Ampere-Version haben die Stecker einen Durchmesser von rund 60 mm. Bei der Version mit 32 Ampere beträgt der Durchmesser rund 70 mm.
CEE-Cara-Stecker
Zur Versorgung mit Netzspannung werden im Camping- und Caravan-Bereich CEE-Cara-Steckverbinder genutzt.
Diese haben ebenso wie CEE-Stecker eine runde Bauform, weisen aber lediglich drei Kontakte (Phase, Null-Leiter und Schutz-Leiter) auf.
Zur besseren Unterscheidung zu den roten CEE-Steckern bestehen die CEE-Cara-Stecker und Steckdosen aus blauem Kunststoff.
Hinweis:
Damit Sie aus der Vielzahl an unterschiedlichen Kabeltrommeln das genau für Sie passende Exemplar zum richtigen Preis in unserem Online-Shop finden, können Sie die Produkte anhand der Anschlüsse anzeigen lassen. Der Filter „Anschluss A“ beschreibt den Anschlussstecker für die Netzsteckdose. Mit dem Filter „Anschluss B“ können Sie die an der Kabeltrommel befindlichen Anschlussdosen definieren. Dabei ist es durchaus möglich, dass eine Kabeltrommel gleichzeitig als Steckeradapter fungiert und neben CEE-Dosen auch Schutzkontakt-Steckdosen oder CEE-Cara-Steckdosen zur Verfügung stellt.
Inneneinsatz oder Außenbereich
Als Nächstes muss geklärt werden, ob die Kabeltrommel im Innenbereich oder im Außenbereich (IP44 erforderlich) zum Einsatz kommt.
Selbstverständlich wird eine Indoor-Kabeltrommel ohne besonderen Wetterschutz auch im Außenbereich für die Stromversorgung eines elektrischen Rasenmähers funktionieren. Zumindest solange nur bei Trockenheit gemäht und die flexible Stromversorgung anschließend wieder abgebaut wird. In diesem Fall werden die wenigsten Hobby-Gärtner Probleme mit dem Material haben.
Aber aufgrund der fehlenden Steckdosenabdeckungen (Berührungsschutz bzw. Eindringen von Fremdkörpern) und der eventuell mangelhaften UV-Beständigkeit ist ein dauerhafter Einsatz im Außenbereich trotzdem nicht zu empfehlen.
Spätestens jedoch, wenn die Kabeltrommel im professionellen Einsatz Feuchtigkeit und Regen ausgesetzt ist, muss eine spritzwassergeschützte Ausführung mit IP44 oder höher eingesetzt werden.
Kabeltyp
Bei den technischen Daten wird oftmals auch der Kabeltyp mit Aderanzahl und Querschnitt angegeben. Eine Buchstaben- und Zahlen-Kombination gibt bei Bedarf genauen Aufschluss über das Material, den Aufbau und die mechanische Belastbarkeit der verwendeten Stromleitung. Hier sind einige Beispiele:
H07RN-F 5G1,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 5 Adern a` 1,5 mm²)
H05RR-F 3G2,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
H07BQ-F 5G2,5 (flexible PUR-Schlauchleitung mit 5 Adern a` 2,5 mm²)
H05VV-F 3G1,5 (flexible Kunststoff Schlauchleitung mit 3 Adern a` 1,5 mm²)
AT–N07V3V3–F 3G2,5 (flexible Kunststoff Schlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
AT–N05V3V3–F 5G2,5 (flexible Kunststoff Schlauchleitung mit 5 Adern a` 2,5 mm²)
Aufschlüsselung der Kabelbezeichnungen:
H = Europaweit harmonisierte Kennzeichnung
AT-N = Nationale Kennzeichnung
05 = Spannungsfestigkeit 300 V / 500 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
07 = Spannungsfestigkeit 450 V / 750 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
Erster Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit =Material der Aderisolierung.
Zweiter Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit =Material der Ummantelung.
R = Ethylenpropylen-Gummi
N = Polychlorpropylen-Gummi
B = Ethylen-Propylen-Gummi
Q = Polyurethan
V = PVC; V3 = PVC, kältebeständig bis -25°C
F = Die Kupferleitung ist feindrähtig, damit die Leitung flexibel ist.
Hinweis:
Die Typenbezeichnung von Kabeln ist jedoch noch viel umfangreicher. Bei Bedarf helfen die Suchmaschinen im Internet bei der Klassifizierung von anderen Kabeltypen weiter.
Empfehlung:
Für den gelegentlichen Einsatz zu Hause sind PVC-Schlauchleitungen durchaus ausreichend. Für den ständigen Einsatz auf Baustellen oder in Werkstätten ist eine Baustellen-Kabeltrommel oder Profi-Kabeltrommel mit einer robusten Baustellen- oder Gummischlauchleitung die bessere Wahl. Auch, wenn der Preis dafür deutlich höher ist.
Kabellänge
Wählen Sie die Kabellänge Ihrer neuen Kabeltrommel so aus, dass die Leitung für alle Einsatzzwecke gerade noch ausreichend ist. Es ist nicht erforderlich eine Reserve bei der Kabellänge einzukalkulieren.
Wenn ein Verlängerungskabel mit max. 20 Meter Länge vollkommen ausreichend ist, um jeden Punkt auf dem Grundstück zu erreichen, sollten Sie sich auch für eine Kabeltrommel mit 20 Meter Kabellänge entscheiden.
Ein 40 Meter langes Kabel hätte nicht nur einen höheren Preis. Es würde auch sonst nicht wirklich viel Sinn machen. Wobei das Mehrgewicht, das ständig mitgeschleppt werden muss, nicht unbedingt den Ausschlag gibt.
Vielmehr macht es einen großen Unterschied, ob nur 5 m oder 25 m überschüssiges Kabel von der Trommel ab- und später wieder aufgerollt werden müssen.
Lange Leitungen sind nicht immer die beste Lösung. Zumindest nicht bei Kabeltrommeln. Denn je länger die Leitung, desto höher ist der Leitungswiderstand.
Und je höher der Leitungswiderstand, desto größer ist die Verlustleistung und die Wärmeentwicklung. Im aufgewickelten Zustand haben die inneren Kabelwindungen keine Chance, die entstehende Wärme nach außen abzuführen. Die genaueren Zusammenhänge bei den Leitungsverlusten und der daraus resultierenden Wärmeentwicklung haben wir in unserem Ratgeber zum Aderquerschnitt umfassend erläutert.
Darum muss eine Kabeltrommel immer auf die komplette Länge abgewickelt werden, wenn leistungsstarke Verbraucher über einen längeren Zeitraum angeschlossen und betrieben werden.
Zudem sind die Hersteller von Kabeltrommeln verpflichtet, rückstellbare Bimetall-Temperatursicherungen als Überhitzungsschutz in ihre Kabeltrommeln einzubauen. Der Überhitzungsschutz trennt die an der Kabeltrommel angeschlossenen Verbraucher vom Netz, wenn das auf der Trommel aufgewickelte Kabel die Wärme nicht nach außen abführen kann und übermäßig warm wird. So wird eine Überhitzung der Stromleitung auf der Trommel mit Sicherheit vermieden.
Wichtiger Hinweis:
Wenn das vorhandene Verlängerungskabel zu kurz ist, ist es nicht zulässig mehrere Verlängerungskabel oder Kabeltrommeln hintereinander anzuschließen. Denn die Hersteller der Verlängerungskabel haben den Leitungsquerschnitt ausschließlich für die jeweilige Kabellänge ausgelegt.
Beim Hintereinanderschalten von Verlängerungskabeln ist der Leitungsquerschnitt dann zu klein, wodurch die angeschlossenen Verbraucher unterversorgt werden und die Kabel überhitzen können. Die zuverlässige Funktion des Fehlerstromschalters könnte durch das unzulässige Verlängern der Stromleitungen ebenfalls beeinträchtigt werden.
Besonders im betrieblichen Einsatz auf Baustellen sind die Anforderungen an Kabeltrommeln enorm hoch. Robuste Kabel mit dicker Gummiummantelung halten den harten Bedingungen ebenso stand, wie eine massive Trommel aus Spezialkunststoff und Schutzart IP44. Zudem sind einige Exemplare noch mit sinnvollen Sonderfunktionen ausgestattet:
PRCD-S
Die Abkürzung PRCD steht für Portable Residual Current Device und entspricht einer ortsveränderlichen Fehlerstrom-Schutzeinrichtung mit Schutzleitererkennung und Schutzleiterüberwachung (-S).
Wenn bei einem angeschlossenen Verbraucher ein Isolationsschaden auftritt und ein Fehlerstrom fließt, wird die Stromversorgung sofort abgeschaltet. Im Schadenfall kann das Leben retten. Besonders dann, wenn die PRSD-S Kabeltrommel an einer Steckdose ohne bzw. mit fehlerhafter Fehlerstromabsicherung (FI) angeschlossen wurde.
Drehkontakte
Oft müssen von einer Kabeltrommel noch ein paar Meter Kabel abgerollt werden, weil sich der Einsatzort verändert oder die abgewickelte Leitung im Weg ist. Wenn dann an der Trommel schon Bohrmaschine, Stichsäge oder Schleifgeräte angeschlossen sind, gibt es durch die drehenden Steckdosen ein enormes Kabelwirrwarr. Selbst wenn nur eine Maschine angeschlossen ist, wird die Zuleitung kräftig verdreht.
Herstellerseitig wurde das Problem bereits erkannt und auch genial gelöst. Dank einer cleveren Drehkontakt-Mechanik rotieren die Steckdosen der Trommel nicht mit, wenn das Kabel auf- oder abgewickelt wird.
Federzug
Einfach per Knopfdruck das Kabel aufrollen. Was bei Staubsaugern gang und gäbe ist, hat zum Teil auch bei Kabeltrommeln Einzug gehalten. Beim Ausziehen des Kabels wird eine Spiralfeder gespannt, die dann auf Knopfdruck das Kabel in Windeseile wieder in die Kabelbox aus Kunststoff einholt.
Die Aufrollautomatik hat sich besonders für ortsfeste Kabeltrommeln bewährt, wo lediglich das Kabel mit der Schutzkontakt-Kupplung zum Einsatzort gezogen wird.
Für die Stromversorgung im Caravan- und Camping-Bereich werden CEE-Cara-Steckverbinder verwendet.
Ebenso wie Schutzkontakt-Stecker sind CEE-Cara-Stecker dreipolig und für 230 V/16 A ausgelegt.
Wenn der Caravan am Campingplatz weiter entfernt vom nächsten Stromanschluss abgestellt werden muss, wird eine Camping-Kabeltrommel benötigt, die einen CEE-Cara-Stecker und eine CEE-Cara-Kupplung aufweist (siehe linke Kabeltrommel).
Wenn der Caravan zu Hause mit Strom versorgt werden soll, muss die Kabeltrommel einen Schutzkontakt-Stecker und eine CEE-Cara-Kupplung aufweisen (siehe rechte Kabeltrommel).
Da die Kabeltrommeln teilweise im Außenbereich genutzt werden, haben die Netzsteckdosen Abdeckkappen, die vor Feuchtigkeit schützen (IP44).
Die Angabe IP44 beschreibt den vorhandenen Schutz vor dem Endringen von Feuchtigkeit und Fremdkörpern.