Ratgeber
Sowohl im Eigenheim als auch in betrieblichen Anlagen müssen sich Eigentümer mit dem Thema Abwasser beschäftigen. Für den Transport von Schmutzwasser kann man sich nicht immer ein natürliches Gefälle zunutze machen. In diesen Fällen müssen betriebliche und häusliche Abwasser über Kleinhebeanlagen abgeleitet werden.
Doch was genau ist eine Abwasserhebeanlage? Welche Bauarten von Hebeanlagen gibt es? Und wie hoch kann eine Hebeanlage pumpen? Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem Ratgeber.
Die grundlegende Aufgabe aller Abwasserhebeanlagen ist es, vorhandenes Schmutzwasser automatisch, gegen ein Gefälle und rückstausicher abzutransportieren. Die Schwerkraft würde nur dann helfen, wenn ein Gefälle vom Sammelbereich des Schmutzwassers bis hin zur Kanalisation vorliegt.
In den meisten Fällen wird häusliches Schmutzwasser jedoch auf Höhe der Keller gesammelt, was eine Tiefe von bis zu 250 Zentimetern unter Bodenniveau bedeuten kann. Die Keller befinden sich damit unterhalb der Tiefe der Kanalisation, die hierzulande bei etwa 80 Zentimetern liegt.
Daher sind Kleinhebeanlagen notwendig, um als Hauswasserwerke eine zuverlässige Entwässerung zu garantieren.
Was ist die Rückstauebene?
In jedem Kanal gibt es einen maximalen Stand an Abwasser, der nicht überschritten werden darf. Die Rückstauebene markiert diesen Wert und wird für Gebäude bei mindestens 0,10 Meter angesetzt. Oft gilt auch der 1,5-fache Querschnitt der Druckleitung als Vorgabe.
Abseits davon sind die Anlagen auch dann erforderlich, wenn Regenwasser sich unter der Rückstauebene ansammelt und nicht auf natürliche Weise im Erdreich versickern kann. Die Hebeanlagen dienen in diesem Fall der gezielten Entwässerung des Niederschlagswassers.
Zunächst unterscheidet man zwischen Groß- und Kleinhebeanlagen, wobei im Kontext der anfallenden Abwässer in Wohnhäusern und Betrieben im Regelfall immer Kleinhebeanlagen gemeint sind.
In der Praxis unterscheidet man ferner drei Arten der Abwasserhebeanlage, gesetzlich geregelt durch die Normen DIN EN 12050-1, 12050-2 und 12050-3. Welche Unterschiede gibt es zwischen diesen Hebeanlagen-Arten?
Anlagen nach DIN EN 12050-1
Die Norm gilt bei Anlagen für fäkalienhaltiges Wasser. Es wird auch Schwarzwasser genannt und stammt aus den Toiletten der Gebäude. Das Abwasser ist entsprechend belastet. Um hygienische Standards beim Einsatz der Abwasserhebeanlagen zu wahren, wird das fäkalienhaltige WC-Wasser aus Bad und WC in geschlossenen Sammelbehältern (wasser- und gasdicht) aufbewahrt, bevor es zur Entsorgung mittels Pumpe weiter in die öffentliche Kanalisation geleitet wird.
Anlagen nach DIN EN 12050-2
Hebeanlagen für fäkalienfreies Wasser transportieren das anfallende Schmutzwasser aus der Dusche oder Waschmaschine. Dieses häusliche Abwasser ist weniger verschmutzt und wird zur Abgrenzung von fäkalienhaltigem Wasser als Grauwasser bezeichnet. Die Behälter sind meist offen und das Abpumpen erfolgt über Tauchmotorpumpen direkt aus dem Sammelschacht heraus.
Anlagen nach DIN EN 12050-3
Nicht jedes Schwarzwasser soll sofort in die Kanalisation geleitet werden.
Es kann über einen Kanal zu einer weiteren WC-Anlage über der Rückstauebene im Haus geführt werden.
Man spricht in diesem Zusammenhang von Hebeanlagen für Schwarzwasser zur begrenzten Verwendung.
Um Abwasser auf eine höhere Ebene zu befördern, bestehen Abwasser-Kleinhebeanlagen aus drei Hauptkomponenten: einem Behälter, einer Pumpe und der Steuerelektronik.
Die Elektronik erkennt, meist mittels Schwimmerschalter, wenn das gesammelte Schmutzwasser aus Dusche, Waschmaschine, Waschbecken oder WC einen gewissen Stand im Sammelbehälter erreicht hat und aktiviert die Pumpe. Im Einsatz ist im Regelfall eine Tauchpumpe. Ihre Leistung überwindet das Gefälle und hebt das Abwasser bis zum Kanalisationsablauf.
Soll kein Grauwasser, sondern fäkalienhaltiges Wasser bewegt werden, ist zusätzlich der Einsatz einer Fäkalienzerkleinerung nötig und das Abwasser wird über Druckleitungen zur Kanalisation transportiert. Es muss eine Rückstauschleife zur Druckleitung gehören, um eventuellen Rückstau zu verhindern.
Was ist bei einer Hebeanlage zu beachten?
Zwei Merkmale sind vor Kauf und Einbau besonders wichtig: Fördermenge und Förderhöhe der Pumpstationen. Zwar ist auch die Angabe der Leistung in Watt wichtig, doch die Wattzahl muss immer in Relation zur gewünschten Fördermenge und Förderhöhe der Pumpe stehen. Die Fördermenge kleiner Anlage beginnt bei 7.000 Litern in der Stunde. Muss viel Abwasser transportiert werden, gibt es auch Abwasserhebeanlagen, die 49.000 l/h schaffen. Die benötigte Förderhöhe hängt von den baulichen Gegebenheiten vor Ort ab. Meist soll eine maximale Höhe von sechs bis elf Metern erreicht werden.
Beachtet werden sollte außerdem die maximale Temperatur des Abwassers. Sind Spülmaschinen oder Waschmaschinen angeschlossen, muss die Abwasserhebeanlage bis zu 90 Grad Celsius in den Leitungen standhalten.
Wo wird eine Hebeanlage eingebaut?
Da es die Aufgabe der Pumpe ist, das Schmutzwasser auf eine höhere Ebene zu befördern, sitzt die Anlage immer unter der Rückstauebene.
Oft gibt es hierfür eine Sickergrube oder einen Pumpenschacht. Wichtig ist eine Rückstauschleife, sodass kein Rückstau zu befürchten ist. Für die sichere Beförderung nach DIN EN 12050-3 muss die Hebeanlage im selben Raum angebracht werden.
Welche Vorteile und Nachteile gibt es bei einer Hebeanlage?
Neben dem entscheidenden Vorteil der hygienischen Beförderung von Schmutzwasser kommt eine effektive Leistung hinzu: Die Pumpe verursacht nur geringe Stromkosten und dank der Anlage bleibt die Raum-Gestaltung beim Hausbau flexibler. Ein Nachteil besteht im Bedarf an Wartungen: Etwa einmal im Jahr sollte eine professionelle Wartung erfolgen.
Was darf nicht in die Hebeanlage?
Die einfachen Verschmutzungen durch Duschen oder Wäschewaschen fallen nicht ins Gewicht. Bei WCs darf nur normales Toilettenpapier verwendet werden, niemals Feuchttücher. Zudem sollten keine Hygieneartikel über das Schwarzwasser entsorgt werden, da Verstopfungen der Rohre drohen.
Wie oft muss man eine Hebeanlage reinigen?
Bei sachgemäßer Nutzung reicht eine Kontrolle alle drei bis sechs Monate. Zeigen sich starke Verschmutzungen, sollte die Anlage gereinigt werden.