Ratgeber
In der industriellen Automatisierung ist das präzise Messen von Positionen, Wegen oder Abständen von Objekten in der Regel von entscheidender Bedeutung. Bei den dafür eingesetzten Wegaufnehmern handelt es sich um Sensoren, die Messwerte in spezifische elektrische Signale umwandeln und für nachfolgende Steuerungen bereitstellen. In unserem Ratgeber stellen wir Ihnen die wichtigsten Typen und Bauformen von Wegaufnehmern vor.
Wegaufnehmer sind Komponenten der Messtechnik zur Ermittlung der Position oder des Verschiebewegs eines Objekts. Sie verwandeln das Messergebnis in ein elektrisches Signal, das sich beispielsweise zur Prozesssteuerung verwenden lässt. Je nach Anwendungsbereich nutzen Wegaufnehmer unterschiedliche elektrische Sensorwerte wie Widerstand, Induktivität und Kapazität. Einige Varianten arbeiten mit Licht, Ultraschall oder Magnetfeldern. Gemeinsam ist allen Systemen neben der Messung auch die elektronische Signalumwandlung durch die integrierte Elektronik, im Allgemeinen aufgrund einer Änderung der Spannung, Frequenz, Phase oder Intensität des Signals.
Sie bestehen aus einem Potentiometer, einem elektrischen Bauteil mit variablem Widerstand. Das Widerstandselement ist üblicherweise ein langer, dünner Streifen aus leitfähigem Material, auf dem ein beweglicher Gleitkontakt entlangfährt. Dieser Schleifer ist über eine mechanische Vorrichtung wie eine geführte Schubstange mit dem zu messenden Objekt verbunden.
Wenn sich das Objekt bewegt, bewegt sich auch der Schleifer entlang des Widerstandselements. Dadurch ändert sich die Position des Schleifers relativ zum Widerstandselement, was wiederum den elektrischen Widerstand zwischen dem Schleifer und den Enden des Widerstandselements verändert. Da in der Regel eine konstante Spannung am Widerstandselement anliegt, lässt sich über die Spannungsdifferenz am Schleifer proportional die Position des Objekts ermitteln.
Ein potentiometrischer Wegaufnehmer ist aufgrund seiner Einfachheit, Zuverlässigkeit und Kosteneffizienz in vielen Anwendungen zu finden. Allerdings ist solch ein linearer Wegaufnehmer aufgrund des physischen Kontakts zwischen dem Schleifer und dem Widerstandselement Verschleiß ausgesetzt, was seine Lebensdauer im Vergleich zu kontaktlosen Varianten begrenzen kann. Er eignet sich am besten für Anwendungen mit Objekten in linearer Bewegung, bei denen eine moderate Genauigkeit und ein begrenzter Messbereich in Kauf genommen werden kann.
Diese Sensortypen sind auch als Linear Variable Differential Transformers oder kurz LVDTs bekannt. Es sind hochpräzise und kontaktlose Wegaufnehmer zur Wegmessung linearer Positionen. Ihr Funktionsprinzip basiert auf der elektromagnetischen Induktion. Ein LVDT besteht aus einer von Wechselstrom durchflossenen Primärspule und zwei Sekundärspulen. Diese sind symmetrisch auf beiden Seiten der Primärspule angeordnet. Ein beweglicher magnetisierbarer Kern ist mechanisch über eine passende Hublänge mit dem zu messenden Objekt verbunden.
Fließt der Strom durch die Primärspule, entsteht ein magnetisches Wechselfeld. Das induziert Spannungen in den beiden Sekundärspulen. Ist der Kern in der Mitte zwischen den beiden Sekundärspulen positioniert, sind die Spannungen in Sekundärspulen zwar identisch, aber in der Phase entgegengesetzt. Daher heben sich Spannungen gegenseitig auf, die resultierende Ausgangsspannung ist null.
Verschiebt sich nun der Kern aufgrund der Bewegung des angeschlossenen Objekts, ändert sich das magnetische Kopplungsverhältnis zwischen den Spulen. Dies führt dazu, dass die Spannung in einer der Sekundärspulen steigt und in der anderen fällt. Die resultierende Ausgangsspannung verhält sich dabei proportional zur Verschiebung des Kerns. Diese Spannung lässt sich messen und in ein entsprechendes Signal umwandeln, aus dem sich die Position des Kerns und somit des verbundenen Objekts ergibt.
Das induktive Messprinzip ist sehr genau, mit ihm lassen sich auch kleine Bewegungen erfassen. Da es keinen physischen Kontakt zwischen dem Kern und den Spulen gibt, unterliegt ein induktiver Wegaufnehmer keinem Verschleiß, bietet damit eine hohe Lebensdauer und hält auch rauen Umgebungseinflüssen stand.
Sie nutzen die die Veränderung der Kapazität zwischen zwei leitfähigen Objekten, wenn sich der Abstand oder die relative Position zwischen ihnen ändert. Ein kapazitiver Wegaufnehmer besteht typischerweise aus zwei Elektroden-Platten, die einen Kondensator bilden. Eine dieser Platten ist fest mit dem Sensor verbunden, die andere flexibel mit dem zu messenden Objekt.
Wenn sich die bewegliche Elektrode verschiebt, ändert sich der Abstand zwischen den beiden Platten, was eine Kapazitätsänderung des Kondensators zur Folge hat. Durch Messung dieser Änderung lässt die Verschiebung der beweglichen Platte und somit die Position oder der Weg des Objekts ermitteln. Die Beziehung zwischen der Kapazitätsänderung und der Verschiebung ist in der Regel direkt und linear, das vereinfacht die Interpretation und Kalibrierung.
Kapazitive Wegaufnehmer sind von der Empfindlichkeit und der Präzision her mit induktiven Systemen vergleichbar. Da es auch hier zu keiner mechanischen Kraftübertragung kommt, ist auch hier eine hohe Lebensdauer die Regel.
Hohe Dynamik, hohe Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Robustheit dank berührungsloser Messung zeichnen auch optische Wegaufnehmer aus. Sie enthalten eine Lichtquelle, zum Beispiel eine Infrarot- oder Laser-Diode, und einen Lichtdetektor. Letzterer basiert häufig auf einer Fotodiode oder einem Fototransistor.
Bei der Messung sind drei Verfahren üblich:
Bei reflexionsbasierten Ausführungen wird Licht von der Lichtquelle auf das zu messende Objekt projiziert. Der Detektor erfasst Intensität und Winkel des reflektierten Lichts und errechnet daraus die Position oder die Bewegung des Objekts.
Durchlicht-Wegaufnehmer führen den Lichtstrahl durch eine Öffnung oder über eine Kante. Das Objekt unterbricht oder verändert das Licht, wenn es sich bewegt. Diese Veränderung wird vom Detektor erfasst.
Interferometrische Sensoren nutzen dagegen die Interferenz von Lichtwellen. Dazu wird ein Laserstrahl geteilt, ein Strahl läuft zum Messobjekt, der andere zu einem Referenzspiegel. Die Überlagerung der reflektierten Strahlen erzeugt ein Interferenzmuster, das sogar sehr feine Bewegungen des Objekts übermittelt.
Statt Lichtstahlen verwenden Ultraschall-Wegaufnehmer Schallwellen im Ultraschallbereich – also in Frequenzen zwischen 20 Kilohertz und 1 Gigahertz –, um die Distanz zu einem Objekt oder dessen Bewegung zu messen. Der Sender verwendet im Allgemeinen einen piezoelektrischen Wandler, der elektrische Energie in mechanische Schwingungen umsetzt. Wenn die Ultraschallwellen auf ein Objekt treffen, werden sie reflektiert und zurück zum Sensor geleitet. Nach Aussendung der Wellen schaltet der Wandler vom Sende- in den Empfangsmodus um und wartet auf das Eintreffen der Reflexion. Die Distanz zum Objekt wird aus der Zeit berechnet, die vom Aussenden des Ultraschallimpulses bis zum Empfang des Echos vergeht.
Diese Sensoren finden breite Anwendung in der Industrie, beispielsweise bei der Füllstandsmessung in Tanks, bei der Abstandsmessung in der Robotik oder in Parkassistenzsystemen in Fahrzeugen.
Neben induktiven Wegaufnehmern sind häufig magnetische Varianten im Einsatz. Sie verwenden ein Magnetfeld, erzeugt entweder durch einen Permanentmagneten oder durch eine stromdurchflossene Spule. Wesentlicher Unterschied zur induktiven Messung: Es gibt keine mechanischen Verbindungen mit dem zu messenden Objekt, die Interaktion erfolgt berührungslos allein über das Magnetfeld. Dazu muss das Objekt allerdings ferromagnatisches Material enthalten oder mit einem Magneten ausgestattet sein.
Zur Detektion nutzen viele Geräte Hall-Effekt-Sensoren. In ihnen wird eine Spannung erzeugt, wenn ein elektrischer Strom in Anwesenheit eines Magnetfelds fließt. Die Hall-Spannung ändert sich mit der Position des Magneten relativ zum Sensor, damit ist eine Messung der Position ermöglicht. Magnetoresistive Sensoren basieren dagegen auf dem magnetoresistiven Effekt. Hier ändert sich der elektrische Widerstand eines Materials unter dem Einfluss eines Magnetfelds. Die Änderung des Widerstands wird zur Positionsmessung herangezogen.
Magnetische Wegaufnehmer funktionieren auch in rauen Umgebungen zuverlässig, da sie nicht durch Schmutz, Öl, Feuchtigkeit oder andere Umwelteinflüsse beeinträchtigt werden. Sie sind in einer Vielzahl von Anwendungen verbreitet, von der Automatisierungstechnik und Fahrzeugtechnik bis hin zur Medizintechnik und Robotik.