Ratgeber
Lotpaste oder Lötpaste ist ein nützliches Hilfsmittel beim Löten und sowohl fürs Weich- als auch Hartlöten geeignet. Sie wird für gewöhnlich in Spritzen verkauft und die verschiedenen Pasten unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung sowie anhand ihrer Schmelztemperatur. Alles, was Sie über Lotpasten wissen sollten, fassen wir in diesem Ratgeber zusammen.
Spricht man von Lotpaste, meint man in der Regel ein Gemisch aus Lotmetallpulver und Flussmittel. Oftmals wird es gebrauchsfertig in Spritzen verkauft, so dass Sie es direkt beim Löten auftragen können – es ist nicht nötig, die Paste in irgendeiner Weise noch vorzubereiten. Hersteller wie Almit bieten Paste aber auch in Vorratsbehältern an. Es gibt verschiedene Arten von Lotpaste, die jeweils aus anderem Pulver und Flussmittel bestehen und für unterschiedliche Anwendungsfälle geeignet sind.
Der Markt bietet sowohl Paste fürs Weich- als auch Hartlöten. Ein häufiger Anwendungsfall ist das sogenannte Reflow-Löten. Dabei handelt es sich um ein spezielles Weichlötverfahren in der Elektrotechnik, das beim Löten von SMD-Bauteilen ("Surface-mounted device", deutsch: oberflächenmontiertes Bauelement) auf Leiterplatten angewendet wird. Die Paste mit den dafür passenden Eigenschaften besteht zu 90 Prozent aus einer Legierung aus Zinn in Form kleiner Kügelchen, der Rest ist eben Flussmittel, bestehend aus Öl, Harz, Salz, Wasser und Lösemitttel. Lotpasten zum Hartlöten wiederum haben eine Legierung aus Kupfer oder Zink und Silber als Basis.
Es gibt auch Lotpasten ohne Flussmittel, die in erster Linie für die Arbeit unter Vakuum oder einer Schutzgasatmosphäre gedacht sind, beziehungsweise sogenannte No-Clean-Lotpasten mit sehr geringem Anteil von Flussmittel. Das "No-Clean" steht für die Eigenschaft, dass die Rückstände der Paste nicht unbedingt von den gelöteten Bauteilen entfernt werden müssen, da unter normalen Bedingungen keine Korrosionsgefahr von ihnen ausgeht. Häufig sind diese Pasten halogenfrei, enthalten also kein Chlor, Brom, Fluor oder Iod, die in Verbindung mit bleifreien Legierungen das Risiko der Korrosion bei hohen Temperaturen oder hoher Luftfeuchte erhöhen.
Die Verwendung von Lotpaste, die nicht bleifrei ist, ist in den meisten Fällen gar nicht erlaubt, weil das Schwermetall gesundheitsschädlich ist. Daher sind bleifreie Lotpasten der Standard. Es gibt aber einige Ausnahmen, in denen noch Pasten verwendet werden dürfen, die nicht bleifrei sind. Dazu gehören beispielsweise Bauteile in der Auto- und Medizinindustrie sowie der Luftfahrt- und Militärtechnik, die für die Sicherheit von Menschen relevant sind.
Wenn die Lotpaste in einer Spritze daherkommt, müssen Sie nur die Kappe entfernen, die Nadel aufstecken und schon kann der Inhalt auf die Lötverbindung aufgetragen werden. Zuvor sollten Sie sicherstellen, dass kein Dreck oder Fettrückstände von Fingerabdrücken auf der Oberfläche des Bauteils ist, das es zu löten gilt. So etwas kann den Fluss des Lots durch die Verbindung behindern. Beim Löten von Leiterplatten verwenden Sie am besten Schablonen mit passenden Aussparungen, um die Paste genau dort aufzutragen, wo sie hingehört. Ist alles bereit fürs den Prozess, tragen Sie die Paste auf die Lötverbindung auf. Verwenden Sie dabei nicht zu viel, eine kleine Menge reicht schon aus. Im Anschluss wischen Sie die Spritze ab und verschließen Sie direkt wieder mit der Kappe. Dadurch stellen Sie sicher, dass die Lotpaste ihre Standardkonsistent lange aufrecht erhält.
Nun beginnt der eigentliche Lötvorgang. Erwärmen Sie die Lötverbindung in kreisenden Bewegungen und konzentrieren Sie die Wärme auf die Lötstelle. Das Lotmittel wird stets in Richtung der Hitze gezogen. Das Flussmittel wird zunächst sprudeln und dann abbrennen – das ist vollkommen normal, wundern Sie sich darüber also nicht. Falls Sie am Ende mit der Lötverbindung nicht ganz zufrieden sind, reinigen Sie die Stelle, tragen nochmal ein wenig Lotpaste auf und wiederholen den ganzen Vorgang.
Lotpasten erlauben ein sehr präzises, kontrolliertes Arbeiten und sorgen für eine hohe Lötverbindungsqualität dank guter Benetzung – vorausgesetzt, Sie greifen zu einer hochwertigen Paste. Davon abgesehen besteht ihr großer Vorteil gegenüber anderen Lotmitteln eben darin, dass sie Lot und Flussmittel in einem sind und sich beides somit in einem Arbeitsschritt auftragen lässt (gilt natürlich nur für die Pasten, die Flussmittel enthalten).
Dass das Flussmittel Teil der Paste ist, hat noch einen anderen Vorteil: Es kommt nicht zu Spritzern, wie es der Fall sein kann, wenn man ein separates Flussmittel verwendet. Kurzum: Lotpasten machen das Löten sehr viel angenehmer und komfortabler. Sie können jedoch nicht bei jeder Lötarbeit Lotpaste verwenden. Es gibt Fälle, in denen andere Lotmittel unvermeidbar sind, etwa wenn die zu lötenden Baugruppen im Betrieb sehr hohen Temperaturen ausgesetzt werden und die vergleichsweise niedrige Schmelztemperatur von Lotpaste ein Problem darstellen würde.
Die Anforderungen, die Sie an Lotpaste stellen sollten, hängen zum Großteil davon ab, was es zu löten gilt. Eine grundlegende Frage ist zunächst, ob die Paste fürs Weichlöten, im Speziellen fürs Reflow-Lötverfahren, oder fürs Hartlöten geeignet sein muss. Je nach Art des Lötens ist eine andere Form von Lotpaste nötig. Zum Löten nach dem Reflow-Verfahren nehmen Sie eine Paste mit einer Legierung aus Zinn, fürs Hart- beziehungsweise Widerstandslöten greifen Sie zu einer Variante mit Kupfer oder Zink und Silber.
Vom Anwendungsfall ist auch abhängig, welches Flussmittel in der Lotpaste enthalten sein sollte. Wenn die gelöteten Bauteile später im Betrieb hohen Temperaturen ausgesetzt sein werden, sollten Sie unbedingt eine halogenfreie Paste wählen, um keine Korrosionen zu riskieren. Sind geringe Rückstände tolerierbar, können Sie zu einer No-Clean-Paste greifen. Bedenken Sie aber hierbei, dass nicht jede Paste dieses Typs frei von Halogenen ist und achten Sie deshalb auf die Herstellerangaben. Falls es um Komponenten geht, die sehr empfindlich sind, sollte das Lotmittel einen niedrigen Schmelzpunkt haben, damit Sie mit geringerer Wärme arbeiten können. Für eine einfache Reinigung nach dem Löten empfehlen sich wasserlösliche Lotpasten.
Generell sollten Sie darauf achten, zu einer hochwertigen Lotpaste von guter Qualität zu greifen. Gerade dann, wenn es um Leiterplatten als wichtige Komponenten von teurer Elektronik geht, sollte man keine Kompromisse eingehen und großen Wert auf langanhaltende Zuverlässigkeit legen. Wenn die Paste von minderer Qualität ist, nicht auf lange Sicht ihre Stabilität beibehält und es deshalb zu technischen Problemen kommt, wäre das sehr ärgerlich. Die Frage, ob Sie bleifreie Paste kaufen sollen oder nicht, stellt sich in den meisten Fällen gar nicht, da die Anwendung von bleihaltiger Lotpaste bis auf wenige Ausnahmen nicht erlaubt ist.
Lassen Sie stets den Deckel auf der Spritze, wenn Sie Ihre Lötpaste nicht verwenden und stecken Sie sie im Idealfall in einen Druckverschlussbeutel. Dadurch kann kaum Luft ins Innere der Spritze eindringen, die ein Austrocknen der Paste fördern würde. Sollte eine Nadel mal verstopft sein, weil sich getrocknete Paste darin angesammelt hat, gibt es einen einfachen Trick: Legen Sie die Spritze in ein heißes Wasserbad. Die trockene Paste löst sich aufgrund der Wärme von der Nadel. Etwaige Reste entfernen Sie anschließend mit einem feinen Metalldraht.
Wie lange ist Lötpaste haltbar?
Das ist von Lötpaste zu Lötpaste, von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Allgemein lässt sich nur sagen, dass sich Lötpaste mehrere Monate hält, wenn sie von hoher Qualität ist. Im Behälter ist sie auf jeden Fall länger haltbar als in der Spritze. Zudem hängt die Haltbarkeit stets davon ab, wo und wie die Paste gelagert wird. Je nachdem, wie die Bedingungen aussehen, kann die Haltbarkeit drei Monate oder aber auch mindestens ein Jahr betragen.
Warum sind Schablonen beim Löten mit Lötpaste so wichtig?
Schablonen erleichtern die Anwendung von Lötpaste ungemein. Sie machen es einfach, die Paste präzise auf Leiterplatten oder andere zu lötende Bauteile präzise aufzutragen. Besonders bei feinen Strukturen und SMD-Komponenten zahlt sich der Einsatz von Schablonen aus.