Ratgeber
Moderne Maschinen, Anlagen oder Systeme müssen zuverlässig und effizient funktionieren. Dazu ist es oftmals erforderlich, eine komplexe Mechanik mit einer intelligenten Elektronik zu kombinieren.
Die Automobilindustrie ist in diesem Bereich schon seit Jahren ein zukunftsorientierter Vorreiter und stattet Neuwagen mit immer umfangreicheren Multimediasystemen, Steuergeräten, Aktoren und Sensoren aus. Demzufolge werden auch die verbauten Kabelbäume zunehmend aufwendiger und komplexer.
Bei einem gut ausgestatteten Neuwagen werden mittlerweile Leitungen mit mehreren Kilometern Länge verlegt. Aber auch die Anzahl der elektrischen Verbindungen, die über Jahre hinweg perfekt funktionieren müssen, wird immer höher. Um die dauerhafte Funktionalität sicherzustellen, werden bei der maschinellen Fertigung die Steckkontakte vollautomatisch auf die Kabel gecrimpt.
Doch im Servicefall oder bei der Neuinstallation von Kleinserien bzw. einzelnen Systemen ist das nicht möglich. Da müssen beispielsweise isolierte Stecker oder isolierte Kabelschuhe mit Hilfe eines geeigneten Werkzeugs bzw. Handwerkzeugs manuell gecrimpt werden. Wir erklären Ihnen gerne, wie das funktioniert und welche Crimpwerkzeuge Sie dafür benötigen.
Beim Crimpen wird eine Hülse oder ein Steckkontrakt mit einem speziellen Werkzeug so gequetscht, gefaltet oder verformt, wodurch sich eine zugfeste Verbindung mit einem zuvor eingeführten Kabel ergibt.
In unserem Ratgeber zum Thema Crimpen haben wir die genaue Vorgehensweise ausführlich erläutert und auch etwaige Fehler aufgezeigt. Neben dem automatischen Crimpen, das in der Industrie angewendet wird, besteht die Möglichkeit auch manuell zu crimpen. Dies wird immer dann erforderlich, wenn bei der Arbeit die Anzahl der Crimpstellen überschaubar ist.
Je nach Größe der Crimphülse kann ein mehr oder weniger hoher Kraftaufwand für die plastische Verformung erforderlich werden. Deshalb wird zum manuellen Crimpen eine Crimp-Hebelzange verwendet. Auch die von Hand mit einer Crimpzange erzeugten Verbindungen sind nur schwer wieder zu lösen.
Je nach Bedarf gibt es spezielle Crimpzangen für eine bestimmte Art von Crimpformen oder die Zangen können mit wechselbaren Crimp-Einsätzen der jeweiligen Aufgabe individuell angepasst werden. Doch unabhängig davon bedarf die Bedienung einer Crimpzange etwas Übung, bis ein perfektes Ergebnis vorliegt.
Crimpzangen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und Varianten, die wir Ihnen in diesem Abschnitt etwas genauer vorstellen wollen:
Crimpzangen
Bedingt durch die unterschiedlichen Crimpformen und Crimphülsen, ist die Vielfalt bei den klassischen Crimpzangen am größten. Es gibt Crimpzangen für Flachstecker, isolierte Kabelschuhe, unisolierte Kabelschuhe, Lichtwellenleiter, Koaxial-Steckverbinder, Aderendhülsen und vieles mehr. Allgemein verbinden alle Zangen dieser Art einen Leiter und ein Verbindungselement dauerhaft und nur schwer oder sogar nicht wieder lösbar miteinander. Je nach Hersteller und Zangenausführung können sich die Vorgehensweisen bei der Anwendung unterscheiden.
Akku-Crimpzangen
Besonders bei großen Kabelquerschnitten ist die erforderliche Kraft zum Crimpen von Kabelschuhen verhältnismäßig hoch. Wenn zudem dann auch noch eine große Anzahl von Crimpvorgängen erforderlich ist, wird die Arbeit schnell mühsam. Auch dann, wenn die verwendeten Zangen zum Teil größere Bauformen oder verlängerte Hebelarme aufweisen.
Durch die dauerhafte einseitige Belastung kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Anwender kommen. Deshalb haben einige Hersteller spezielle Akku-Crimpzangen entwickelt, bei denen die aufzubringende Kraft deutlich geringer ist.
Neben der Arbeitserleichterung hat der Nutzer den großen Vorteil, dass er sich vollumfänglich auf die saubere Crimpung konzentrieren kann.
Crimpzangen-Sets
Wie bereits angesprochen, müssen die Crimphülsen und die Crimpzangen perfekt zusammenpassen.
Ist dies nicht der Fall, kann es sehr schnell zu mangelhaften Crimpergebnissen kommen. Eine recht einfache Lösung für dieses ärgerliche Problem sind praktische Sets, die aus einer Crimp-Zange mit unterschiedlichen Einsätzen bestehen oder als Crimp-Sortimente mit den dazu passenden Crimphülsen geliefert werden.
Alternativ dazu bieten viele Hersteller wie KNIPEX, Weidmüller oder Molex auch Crimp-Systemzangen an, die verschiedene Crimpeinsätze aufnehmen. Dadurch kann mit einer Zange eine Vielzahl von Steckverbindern und Hülsen gecrimpt werden.
Auch diese Zangen werden zusammen mit den Wechseleinsätzen im Set angeboten.
Aderendhülsenzangen
Die Aderendhülsenzange ist das wohl mit am meisten genutzte Crimpwerkzeug. Denn oft müssen feinadrige Litzen in Schraubklemmen befestigt werden. Damit die Schraube die einzelnen Adern der Litzenleitung nicht beschädigen kann, werden sie durch eine Aderendhülse zusammengefasst und mechanisch geschützt.
Zudem verhindert die Aderendhülse, dass die einzelnen Adern mit der Zeit unter dem Druck der Klemmschraube nachgeben und so die Funktion eines sicheren Kontaktes nicht mehr gegeben ist. Es besteht dann an der Klemmstelle die Gefahr von Funkenbildung und Überhitzung. Neben den Aderendhülsenzangen für fest vorgegebene Kabelquerschnitte gibt es noch selbsteinstellende Exemplare.
Crimpzangen werden vorzugsweise in der Elektrotechnik verwendet, um eine sichere und schwer zu lösende Verbindung zwischen einem Verbindungselement (zumeist ein Steckkontakt) und einem feindrähtigen Leiter herzustellen. Presszangen hingegen werden von Fachleuten in der Installationstechnik verwendet, um Rohrleitungen zu verbinden. Dazu werden Verbindungsstücke verwendet, die als Fittings bezeichnet werden.
Die Pressbacken müssen für die jeweilige Form und den Durchmesser des verwendeten Fittings ausgelegt sein. Neben den manuell betriebenen Presszangen, die per Hebelfunktion die benötigte Kraft zum Verpressen der Fittings erzeugen, gibt es auch Presszangen oder Pressmaschinen, die elektrisch oder pneumatisch arbeiten. Im Gegensatz zum Schweißen oder Hartlöten ist das Verpressen wesentlich schneller durchzuführen.
Unabhängig davon werden aber auch Crimpzangen hin und wieder als Presszangen oder Quetschzangen bezeichnet. Besonders dann, wenn die Zangen für eher einfache Quetschverbindungen oder für Rohrkabelschuhe ausgelegt sind
Neben dem jeweiligen Einsatzgebiet der Crimpzangen müssen Sie auch darauf achten, geeignete Crimphüllen bzw. Steckkontakte zu verwenden. Sollten diese bei Ihnen noch nicht vorhanden sein, können Sie auf praktische Sets zurückgreifen, die verschiedene Hersteller anbieten. So erhalten Sie neben der gewünschten Crimpzange gleich noch häufig benötigte Kabelschuhe, Aderendhülsen oder Kabelverbinder mit dazu. Zudem sind die einzelnen Teile perfekt aufeinander abgestimmt.
Von verschiedenen Herstellern finden Sie zwar technisch absolut ebenbürtige Modelle, die aber ergonomisch anders aufgebaut sind und somit völlig unterschiedlich in der Hand liegen können. Um Präzisionswerkzeuge wie Crimpzangen und Presszangen langfristig, oft, gerne und auch sachgerecht bedienen zu können, sollten sie sich gut anfühlen und leichtgängig handhaben lassen. Deshalb empfehlen wir beim Kauf unbedingt auf Qualität und weniger auf den Preis zu achten.
Unser Praxistipp: Wechseleinsätze
Es gibt Profi-Crimpzangen, die sich gleich mehrfach bezahlt machen, weil sie für die gängigsten Crimp-Anwendungen ausgestattet sind. Die auswechselbaren Crimpeinsätze können ohne Zusatzwerkzeug leicht gewechselt werden.
Die Aufbewahrung der Zange erfolgt in einer Aufbewahrungsbox und die Wechseleinsätze sind zum Teil in einem praktischen Wechselmagazin untergebracht.
Wie werden Westernstecker gecrimpt?
Westernstecker oder Modularstecker mit den Bezeichnungen RJ10, RJ11, RJ12 oder RJ45 werden mit speziell ausgelegten Zangen gecrimpt. Da die Kontaktierung der Stecker mit Schneidklemmen erfolgt, werden die Stecker technisch gesehen eher gepresst als gecrimpt. Unabhängig davon sprechen aber auch Fachleute von einer RJ45 Crimpzange. Die Crimpzangen sind für die unterschiedlichsten RJ Stecker ausgelegt und können teilweise auch zum Abschneiden und Abisolieren der Kabel genutzt werden. Eine separate Abisolierzange ist in diesem Fall nicht erforderlich.
Wofür werden Aderendhülsen benötigt?
Aderendhülsen werden bei flexiblen Kabeln mit feindrähtigen Litzen verwendet. Da die feinen Drähte bei der Montage ohne Aderendhülse in einer Schraubklemme beschädigt werden, sorgen Aderendhülsen für den notwendigen mechanischen Schutz des Materials. Wichtig dabei ist, dass sämtliche Drähtchen eines Leiters von der Aderendhülse umschlossen und Aderendhülsen in der passenden Größe verwendet werden.
Worauf muss ich beim Crimpen achten?
Crimpen ist keine triviale Tätigkeit, was allein die große Auswahl unterschiedlicher Werkzeuge veranschaulicht. Um sichere und dauerhaft leistungsstarke Verbindungen herzustellen, müssen Zangen, Kabel, Leiter und Verbinder normgerecht aufeinander abgestimmt sein. Der Funktionsablauf ist immer schneiden, abisolieren und crimpen. Beim Abisolieren ist darauf zu achten, dass weder die einzelnen Adern des Kabels noch die bei Datenkabeln vorhandene Abschirmung verletzt werden. Deshalb sollten Abisolierzangen oder spezielle Abisolierwerkzeuge genutzt werden.
Benötige ich ein Set oder genügt die Zange?
Wenn es lediglich darum geht, immer dieselbe Art von Steckkontakt zu crimpen, ist die Anschaffung einer einzelnen Zange sinnvoll. Wenn aber die unterschiedlichsten Kontakte, Kabelschuhe, isolierte Verbinder, unisolierte Verbinder oder Aderendhülsen benötigt werden, ist ein Crimpzangen-Set die bessere Wahl.
Was sind Mehrkomponenten-Hüllen?
Für eine optimale Handhabung werden die Griffe von Zangen mit unterschiedlich weichem Material umhüllt. Dabei wird oft auch mit unterschiedlichen Farben bei der Ummantelung der Griffe gearbeitet. Bei Knipex Crimpzangen mit Mehrkomponenten-Hüllen sind die Griffe Rot/Blau oder auch Rot/Gelb.
Was ist eine selbsteinstellende Crimpzange?
Eine selbsteinstellende Aderendhülsenzange passt sich automatisch an den Durchmesser von isolierten und unisolierten Aderendhülsen an. Dadurch ist ein Wechsel des Crimpeinsatzes nicht erforderlich.
Was sind offene Steckverbinder?
Offene Steckverbinder sind in der Regel nicht isoliert und haben auch keine Hülse oder Röhre, in die das abisolierte Kabel eingeschoben wird. Vielmehr haben diese Kontakte nach oben stehende Laschen, in die das Kabel inkl. Isolierung wie in eine Wanne eingelegt wird. Beim Crimpvorgang werden die vorderen Laschen so verformt, dass die offenen Kabelenden sicher kontaktiert werden. Die hinteren Laschen umschließen die Isolierung des Kabels und sorgen so für eine Zugentlastung (siehe Skizze bei der Abbildung ganz oben).