Ratgeber
In immer mehr Autos sind sie zu sehen: Dashcams sollen bei einem Unfall den Blickwinkel des eigenen Fahrzeuges aufzeichnen. Falls es zu gerichtlichen Streitpunkten kommt, können die Aufnahmen als objektives Beweismittel genutzt werden.
Doch sind die Dashcam-Videos rechtlich zulässig? Was muss man vor der Nutzung über die Geräte wissen und welche Dashcam ist zu empfehlen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich unser Ratgeber.
Wer sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat, fragt sich: Dashcam, was ist das?
Kurz und knapp handelt es sich um eine Videokamera, die während der Autofahrt das Geschehen durch die Windschutzscheibe aufzeichnet.
Um das Geschehen bestmöglich zu erfassen, arbeiten die Geräte meist mit einem Weitwinkelobjektiv. Auf diese Weise wird ein möglichst großer Bereich der Straße erfasst.
Der Einsatzbereich von Dashcams ist klar: Sie dokumentieren den aktuellen Straßenverkehr und können im Falle eines Unfalls als Beweismittel herangezogen werden. Die Aufzeichnung erfolgt im Regelfall auf einer SD- oder microSD-Karte und nach dem H.264-Standard.
Dieser Standard zur Videokompression wird genutzt, da viele Endgeräte damit arbeiten können. Dazu zählen Smartphones und Tablets ebenso wie Notebooks und Computer.
Gut zu wissen: Wer eine microSD-Karte mit 32 Gigabyte wählt, kann bis zu acht Stunden Videomaterial aufzeichnen.
Anders als eine klassische Kamera erstellt die Dashcam sogenannte Loop-Aufnahmen. Ältere Videoclips werden beständig durch neue Videos überschrieben. Dieses Vorgehen hat rechtliche Gründe.
2018 entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, dass die Videos einer Dashcam als Beweismittel nach einem Verkehrsunfall als zulässig gelten. Vor diesem Urteil war die Rechtslage recht schwierig und die Nutzung einer Dashcam war sogar verboten.
Grund für das ehemalige Verbot, und die auch heute noch umstrittene Nutzung von Dashcams, ist der Eingriff in den Datenschutz einer anderen Person.
Es ist nicht zulässig, Mitmenschen ohne deren Wissen und damit ohne deren Zustimmung zu filmen. Eine Dashcam soll daher nie im Dauerbetrieb endlos Aufnahmen speichern, sondern gezielt Fotos und Videoclips in Notsituationen.
Aus diesem Grund sieht das Gesetz die Loop-Funktion vor. Gibt es keinen Anlass für die Speicherung, muss ein altes Video zeitnah durch eine neue Aufnahme überschrieben werden.
Das BGH-Urteil im Wortlaut diesbezüglich steht unter dem Aktenzeichen VI ZR 233/17.
Die grundlegende Arbeitsweise ist mit einer normalen Digital- oder auch Smartphone-Kamera vergleichbar. Da die Aufnahmen jedoch aus einem Fahrzeug heraus angefertigt werden und der Sicherheit dienen sollen, gibt es spezielle Merkmale, auf die man während des Kaufs achten sollte:
Auflösung
Eine einfache Dashcam hat eine Auflösung von lediglich 848 x 480 Pixel. Da die Beweiskraft mit der Bildqualität zusammenhängt, empfehlen sich Modelle, die mindestens 1920 x 1080 Pixel und damit HD-Qualität liefern. Sehr gute Kameras liefern sogar eine Bildauflösung von 2560 x 1440 Pixel.
Sichtwinkel
Für das Erfassen des Straßengeschehens spielt es eine enorme Rolle, wie groß der Sichtbereich einer Kamera ausfällt. Als Untergrenze werden 114 Grad angeboten. Besser sind natürlich größere Bereiche. Ein 140-Grad-Weitwinkelobjektiv gilt als guter Standard, Profi-Kameras bieten auch einen 180-Grad-Blickwinkel.
Stromversorgung
Um Videos aufnehmen zu können, muss das Gerät Energie beziehen können. Die Stromversorgung erfolgt dabei über den Zigarettenanzünder im Fahrzeug. Dafür wird ein USB-Anschluss genutzt, der dafür vorgesehen ist, die Kamera während der Fahrt permanent mit dem Zigarettenanzünder zu verbinden. Ein eingebauter Akku hat die Funktion, bei ausgeschaltetem Motor für einige Zeit weiterhin Aufnahmen zu fertigen. Nach einem Unfall ist meist der Motor deaktiviert, sodass die Dashcam in solch einer Situation auf den Akku angewiesen ist.
Dashcam: Wie lange hält der Akku?
Die integrierten Akkus liefern im Regelfall für 30 bis 60 Minuten Strom.
Display
Die auf dem Speichermedium festgehaltenen Videos können zwar nach dem Übertragen auf andere Geräte betrachtet werden, doch nach einem Unfall ist es praktischer, die wichtigen Aufnahmen sofort anzusehen. Daher sind Modelle mit einem eigenen Display beliebt, die im Idealfall sogar über ein hochauflösendes Farbdisplay verfügen.
Dual-Kamera
Für noch mehr Sicherheit unterwegs empfehlen sich Dashcams, die aus zwei Kameraeinheiten bestehen. Statt nur das Straßengeschehen durch die Frontscheibe festzuhalten, können Dual-Kameras durch ein zweites Kameramodul das Geschehen im hinteren Innenraum filmen.
G-Sensor
Da das Loop-Recording die Norm ist, fragen sich Nutzer zurecht: Wann zeichnet die Dashcam auf? Wann bleibt eine Sequenz dauerhaft erhalten? Die Antwort auf diese Frage liefert der G-Sensor. Es handelt sich um einen Beschleunigungssensor, der die G-Kräfte erfasst und somit auf ungewöhnlich starkes Abbremsen registriert. Das veranlasst das Gerät, die aktuelle Aufzeichnung mit einem Schreibschutz zu versehen.
Schnittstellen
Neben dem Slot für Speicherkarten verfügen viele Modelle über USB-Ports für den Ladevorgang. Hinzu kommt häufig eine WLAN-Schnittstelle, um die Übertragung an eine Smartphone-App zu ermöglichen. So werden Smartphone oder Tablet zu Empfängern des Streamings.
GPS-Empfänger
Dashcams mit GPS-Empfänger nutzen das Global Positioning System (GPS), um die zurückgelegte Strecke sowie die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu dokumentieren. Die Position wird gemeinsam mit der Geschwindigkeit und der Uhrzeit in der Aufnahme eingeblendet. Das Erfassen dieser Daten kann bei der Rekonstruktion eines Unfallhergangs für mehr Klarheit sorgen.
Sprachsteuerung
Für das Plus an Komfort gibt es Dashcams, die über eine Sprachsteuerung verfügen. Nutzende Personen können daher während der Fahrt einen Sprachbefehl geben und beispielsweise ein Foto oder Video anfertigen lassen.
Vor der Nutzung steht die Frage im Raum: Wo wird eine Dashcam angebracht?
Im Regelfall wird entweder die Windschutzscheibe oder das Armaturenbrett genutzt. In selteneren Fällen ist eine Befestigung am Rückspiegel vorgesehen.
Die beiden gängigen Befestigungsmethoden sind eine Saugnapfhalterung oder das Anbringen einer Klebehalterung. Klebepads sitzen fester, während sich der Unterdruck eines Saugnapfes mit der Zeit lockert und die Gefahr besteht, dass die Kamera herabfällt.
Allerdings können Saugnapfhalterung nachjustiert werden, während angeklebte Modelle an ihrem Platz fixiert sind. Eine dritte Methode nutzt Klettverschlüsse zur Befestigung der Kamera.
Für die ideale Kameraposition wird eine mittige Anbringung empfohlen. So kann das Weitwinkelobjekt die Straße bestmöglich erfassen.
Ist die Kamerahalterung angebracht, wird das Stromkabel verlegt, sodass es bis zur Bordelektrik reicht, ohne dabei das Sichtfeld des Fahrers einzuschränken.