Ratgeber
Sie finden sich in nahezu jedem Sicherungskasten: Schmelzsicherungen. Zu dritt nehmen sie in der Regel die oberste Reihe ein, gefolgt von üblichen, per Hand wiedereinschaltbaren Leitungsschutzschaltern. Zu den gängigen Typen gehören sogenannte Diazed-Sicherungen.
Woher die Bezeichnung kommt, wie diese Sicherungen funktionieren und welche Typen es gibt, lesen Sie in unserem Ratgeber.
Diazed – oft auch DIAZED geschrieben – ist eine Abkürzung für DIAmetral abgestuftes Zweiteiliges EDisongewinde. Im Deutschen wird der Begriff Diasett (mit weichem S) oder auch Diazett ausgesprochen.
Diametral abgestuft heißt nicht anderes, als dass sich die beiden Enden der Sicherung im Durchmesser unterscheiden. Das verhindert ein verkehrtes Einsetzen.
Zweiteilig steht für die eigentliche Sicherung, den Schmelzeinsatz, sowie eine Schraubkappe mit kleinem Sichtfenster.
Edisongewinde sind die in der Beleuchtungstechnik üblichen Schraubgewinde von Leuchtmitteln, die bekanntesten sind E27 und E14. Das E leitet sich hier ebenfalls von Edison ab, dem Erfinder, der die elektrische Glühlampe weltweit populär machte.
Diazed-Sicherungen gehören zu den D-Typ-Sicherungseinsätzen. Sie sind in fünf verschiedenen Gehäusegrößen mit Nennwerten von 2 Ampere bis 200 Ampere erhältlich.
Die Bezeichnung einer Größe besteht aus dem Buchstaben D und einer römischen Zahl. D-Sicherungen von 2 Ampere bis zu 60 Ampere gehören zur Gruppe DII, die Schraubkappe enthält ein E27-Gewinde. Für die Nennstromstärken 35 Ampere bis 60 Ampere sind Diazed-Sicherungseinsätze der Größe DIII mit E33-Gewinde vorgesehen (siehe Tabelle).
Aufgliederung der Einzelteile eines Diazed-Sicherungssystems
Absicherungen der Baugröße DII und ND sind für Nennströme bis 25 A verfügbar, für größere Nennströme bis 63 A passt die Baugröße DIII, der individuelle Wert wird dabei von der in der Fassung eingebauten Passschraube vorgegeben. Zur Kennzeichnung der jeweiligen Nennströme sind der Kennmelder der Patrone sowie die Passschraube farblich gekennzeichnet.
Die folgende Tabelle zeigt die Zuordnung der Farben zu den Nennströmen (für ND, DII und DIII):
Nennstromstärke Schmelzeinsatz in A | Maximale Nennstromstärke der Fassung in A | Farbe des Kernmelders bzw. der Passschraube | Gewinde der Schraubkappe |
---|---|---|---|
2 | 25 | Rosa | E16 (ND), E27 (DII) |
4 | 25 | Braun | E16 (ND), E27 (DII) |
6 | 25 | Grün | E16 (ND), E27 (DII) |
10 | 25 | Rot | E16 (ND), E27 (DII) |
16 | 25 | Grau | E16 (ND), E27 (DII) |
20 | 25 | Blau | E16 (ND), E27 (DII) |
25 | 25 | Gelb | E16 (ND), E27 (DII) |
35 | 63 | Schwarz | E33 (DIII) |
50 | 63 | Weiß | E33 (DIII) |
60 | 63 | Kupfer | E33 (DIII) |
Eine wichtige Rolle spielt das Strom-Zeit-Verhalten des Schmelzeinsatzes. Es handelt sich dabei um die thermische Trägheit des Schmelzdrahts. Reagiert die Sicherung aufgrund einer Stromspitze zu schnell, könnten vor allem induktive Lasten wie Motoren oder Transformatoren mit ihren hohen Einschaltströmen gar nicht erst ihren Betrieb aufnehmen. Für Diazed-Sicherungen gibt es daher verschiedene Funktions- und Betriebsklassen.
Am häufigsten anzutreffen ist die Betriebsklasse gG – früher gL – für den Ganzbereichs- und Leitungsschutz, zu finden in der normalen Elektroinstallation. Halbleiter lassen sich mit der Klasse gR schützen, Transformatoren mit der Klasse gTr. Eine Sicherung der Klasse gG löst beispielsweise innerhalb von 2 bis 5 Sekunden beim fünffachen Nennstrom und innerhalb von 0,1 und 0,2 Sekunden beim zehnfachen Nennstrom aus.
ND- beziehungsweise Neozed-Sicherungen ähneln dem DII-Typ, besitzen aber einen kleineren, zylindrischen Körper. Sie sind in drei verschiedenen Größen mit Nennwerten von 2 Ampere bis zu 100 Ampere erhältlich.
Schematischer Aufbau einer Diazed-Sicherung im Querschnitt
Diazed-Sicherungen sind nach DIN EN 60269-1 und VDE 0636-1 genormt. Das System (siehe Abbildung) besteht aus dem Schmelzeinsatz mit dem Schmelzdraht, einer Fassung, einer Schraubkappe, einem Berührungsschutz und der Passschraube. Diese Schraube hat eine sehr wichtige Funktion: Sie verhindert das Einschrauben eines Schmelzeinsatzes mit einem höheren als dem vorgesehenen Nennstrom.
Zur Erklärung: Der Durchmesser der vorderen Metallkappe unterscheidet sich je nach dem maximalen Nennstrom, für den die Sicherung ausgelegt ist. Das heißt, je niedriger der Nennstrom, desto geringer der Durchmesser. Für jeden Durchmesser steht eine Passschraube mit passendem Lochdurchmesser zur Verfügung. Damit ist sichergestellt, dass nur Sicherungen zum Einsatz kommen, die den vorgeschriebenen maximalen Nennstrom nicht überschreiten.
Passschrauben lassen sich nur mit einem speziellen Werkzeug in die Fassung einsetzen und dürfen nur von autorisiertem Personal gewechselt werden!
Diazed-Sicherungseinsätze sind für die Verwendung in der Verteilerschrank-Technik, Schaltschränken, Zählertafeln oder Unterverteilungen gedacht. Hauptanwendung ist der Schutz von Stromkreisen bis zu 500 Volt Wechselstrom in Wohn- und Geschäftsgebäuden. Für Drehstrom-Installationen gibt es Fassungen in Dreiergruppen.
Die Schraubkappe besitzt ein kleines Glasfenster in der Mitte, durch das zu erkennen ist, ob der farbige Kennmelder herausgefallen ist. Dieser Melder ist ein kleiner federbelasteten Knopf, der vom Schmelzdraht gehalten wird. Bei zu hoher Strombelastung reißt der Draht durch die sich entwickelnde Wärme, und der Kennmelder wird von der Feder herausgeschleudert. Ein fehlender oder verschobener Kennmelder zeigt also eine durchgebrannte Sicherung an.
Die einzelnen Elemente des Sicherungssystems bestehen entweder aus Porzellan oder einem hitzebeständigen und schwer entflammbaren Kunststoff.