Ratgeber
Ob Maschinen, Garagentore, Wände oder Decken, von Zeit zu Zeit ist ein neuer Anstrich fällig. Die herkömmliche Herangehensweise mit Pinsel oder Rolle ist allerdings sehr zeitintensiv und liefert nicht immer das gewünschte Ergebnis. Deutlich effektiver arbeitet es sich dagegen mit Farbsprühsystemen.
Lesen Sie in unserem Ratgeber, welche Typen und Bauformen es gibt, wie sie funktionieren und worauf bei der Beschaffung zu achten ist.
Grundsätzlich handelt es sich dabei um Geräte, die Farbe oder Beschichtungsstoffe durch externe Energiezufuhr in kleinen Tröpfchen auf Oberflächen sprühen oder zerstäuben. Als Energiequelle können sowohl unter Druck stehendes Gas als auch elektrisch betriebene Pumpen dienen. Die Größe der Tröpfchen und deren Reichweite beziehungsweise Austrittswinkel wird durch die Stärke des Förderdrucks und dem Durchmesser der Düse bestimmt. Farbsprühsysteme finden sich in DIY-Projekten ebenso wie in der künstlerischen Gestaltung und in zahlreichen Industrie- und Gewerbeanwendungen, beispielsweise in der Automobilindustrie und im Bauwesen.
Größter Vorteil dieser Technik ist die gleichmäßige Beschichtung von Oberflächen mit Farben oder Flüssigkeiten unterschiedlicher Zusammensetzung in kurzer Zeit. Farbsprühsysteme erreichen zudem unzugängliche Ecken und lassen sich auch zum Besprühen komplexer Objekte verwenden.
Die einfachste Form eines Farbsprühsystems ist die Spraydose. Sie enthält ein unter Druck stehendes Gasgemisch – in der Regel Butan und Propan, aber auch Luft oder Stickstoff – und flüssige Farbe beziehungsweise Lacke. Beim Fingerdruck auf die federbelastete Düse wird die mit dem Treibmittel versetzte Farbe zerstäubt. Farbspraydosen eignen sich allerdings nur für kleine Oberflächen, da ihr Reservoir begrenzt ist.
Im industriellen Bereich, in dem größere Flächen oder Gegenstände in kurzer Zeit mit Farbe zu versehen sind, haben sich elektrische Farbsprühsysteme durchgesetzt. Sie bestehen in der Regel aus folgenden Komponenten:
Applikator
Er hat im Allgemeinen die Form einer Pistole oder eines Stabs und enthält die Düse. Applikatoren bestimmen das Muster, die Tröpfchengröße, den Winkel und die Intensität des Sprühstrahls und sind bei größeren Systemen über einen Druckschlauch mit der Pumpe verbunden. Für kleinere Flächen lassen sich Applikatoren einsetzen, die sowohl Pumpe als auch Farbbehälter in einer pistolenförmigen Einheit zusammenfassen. Als Energiequelle für die Pumpe lässt sich manchmal eine angeflanschte elektrische Bohrmaschine verwenden. Akku-Farbsprühsysteme verfügen über eine batteriebetriebene Pumpe.
Druckquelle
Je nach eingesetzter Sprühtechnologie – darüber später mehr – besitzen modulare Farbsprühsysteme einen Luftkompressor oder eine Pumpe. An diese Druckquellen sind der Applikator und der Vorratsbehälter für die Farbe angeschlossen.
Vorratsbehälter
Die Größe reicht von kleinen Bechern bis hin zu großen Eimern. Vielfach verfügen die Sprühgeräte lediglich über einen mit Filtern ausgestatteten Ansaugschlauch, auch in Kombination mit einem am Applikator angebrachten kleinen Vorratsbehälter. Der Ansaugschlauch wird einfach in handelsübliche Farbeimer getaucht.
Elektrode
Eine Besonderheit vor allem im Automobilbereich sind zusätzliche Elektroden. Sie dienen zur Erzeugung eines elektrostatischen Feldes. Eingehängt in den Vorratsbehälter laden sie die Farbe statisch auf. Das zu besprühende Bauteil wird entgegengesetzt aufgeladen oder geerdet. Der Bauteil zieht den Lack an, wodurch sich die Beschichtungseffizienz über die Fokussierung des Strahls erheblich steigern lässt. Die Funktion ähnelt der eines Laserdruckers, bei dem Papier und Tonerpartikel unterschiedliche statische Ladungen aufweisen und sich deshalb anziehen.
Im Allgemeinen gibt es vier Methoden, um tröpfchengroße Partikel zu erzeugen und dem Sprühmittel eine Richtung zu geben. Die jeweilige Technologie in Verbindung mit dem passenden Applikator bestimmt das Sprühmuster und die Intensität des Farbauftrags.
Airless
Dieses vor allem im professionellen Bereich eingesetzte Verfahren verwendet einen hohen Flüssigkeitsdruck. Die Farbe wird durch eine feine Düse geleitet und zerstäubt, wenn sie in den Bereich mit niedrigerem Druck außerhalb der Pistolenspitze gelangt.
Airless luftunterstützt
Beim luftunterstützten Airless-Spritzverfahren ändert sich die Form des Spritzfächers durch eine steuerbare Luftzufuhr. Die Farbe wird jedoch nicht so fein zerstäubt wie beim reinen Airless-Verfahren.
Luftzerstäubung
Hier wird die Farbe innerhalb der Spritzpistole in einen Hochgeschwindigkeitsluftstrom gepresst. Form und Farbdichte der entstehenden Tröpfchenwolke lassen sich durch Luftdruck, Farbviskosität und Pistolendüsengeometrie steuern. Die Luftzerstäubung findet sich vor allem in kleinen und preiswerten Farbsprühsystemen.
Rotierender Becher oder rotierende Scheibe
Rotationsspritzpistolen oder -applikatoren verwenden einen sich schnell drehenden Becher oder eine flache Scheibe zum Zerstäuben von Pulver oder Farbe. Sie erzeugen ein Fächermuster, das dem einer Düsenspritzpistole ähnelt. Der rotierende Becher lässt sich in jeden beliebigen Winkel ausrichten und wie bei Düsenspritzpistolen auf Roboterarmen oder Hubkolben installieren. Scheibenrotationsapplikatoren schleudern das Beschichtungsmaterial radial aus. Sie sind in der Regel horizontal auf einem vertikalen Hubkolben montiert und eignen sich auch für Innenbeschichtungsanwendungen. Um Energie- und Materialverbrauch zu senken, verwenden viele Spritzlackierbetriebe Systeme mit hohem Volumen und niedrigem Druck, kurz HVLP, oder mit niedrigem Volumen und niedrigem Druck, kurz LVLP. Diese Universal-Sprühsysteme werden häufig von Turbinen und nicht von Kompressoren angetrieben.
Bei der Auswahl eines Farbsprühsystems sind verschiedene Kriterien zu berücksichtigen, damit das gewählte System den Anforderungen des jeweiligen Projekts entspricht. Hier die wichtigsten:
Art des Projekts
Für größere Projekte wie das Besprühen vieler Wände und Decken ist ein leistungsstarkes Airless-Sprühgerät mit passendem Zubehör sinnvoll. Für kleinere Projekte oder detaillierte Arbeiten könnte aber ein kleines und handliches HVLP-Gerät besser geeignet sein. Wichtig ist die Art der Oberfläche. Holz, Metall, Mauerwerk können können unterschiedliche Sprühsysteme und Düsengrößen erfordern.
Art der Farbe
Zähflüssige Materialien wie Latex- oder Fassadenfarben benötigen meist ein leistungsstarkes Airless-Gerät, während sich eher dünnflüssige Farben wie Lacke oder Lasuren mit einem HVLP-Gerät besser verarbeiten lassen. Wasserbasierte Farben ermöglichen zudem leichtere Reinigungs- und Wartungsarbeiten als oder lösemittelbasierte Lacke.
Förderleistung und Druck
Ein Gerät mit höherer Leistung und höherem Druck ist in der Regel in der Lage, auch Material mit geringer Viskosität zu sprühen und größere Flächen schneller abzudecken. Die maximale Förderleistung liegt je nach Gerät zwischen 100 Milliliter und 6,3 Liter pro Minute. Zu berücksichtigen ist außerdem die Füllmenge des Vorratsbehälters. Sie kann bei Großgeräten bis zu 800 Liter betragen, während kleine Farbsprühsysteme im Allgemeinen 800 bis 1300 Milliliter fassen. Ein Indikator für den Druck ist die Leistungsaufnahme des Geräts. Die Bandbreite reicht von 230 Watt bis zu 4000 Watt.
Einstellbarkeit
Ein wichtiges Auswahlkriterium ist die Einstellbarkeit von Druck, Luftmenge und Sprühmuster. Das erhöht die Flexibilität für verschiedene Projekte und Finish-Anforderungen.
Größe der Düse
Unterschiedliche Düsengrößen und -formen bieten verschiedene Sprühmuster und sind für unterschiedliche Materialien geeignet.
Mobilität und Größe des Geräts
Ein tragbares oder rollbares System kann für Projekte, bei denen man sich viel bewegen muss, von Vorteil sein. Für große Projekte ist ein Gerät mit einem größeren Farbbehälter zu empfehlen. Besonders praktisch: Die Förderung direkt aus einem 10- oder 20-Liter-Eimer.
Reinigung und Wartung
Einige Systeme sind einfacher zu reinigen und zu warten als andere. Zu überlegen ist, wie viel Arbeit für Reinigung und Wartung anfallen darf.
Zusätzliches Zubehör
Je nach Projektumfang vereinfacht zusätzliches Zubehör die Arbeit, dazu gehören zum Beispiel Verlängerungsstangen, weitere Düsen oder Schutzvorrichtungen. Wichtig: Da der Umgang mit Farbsprühgeräten eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert, sollte das sogenannte Overspray nicht vergessen werden, das sich bei Einsteigern in die Farbsprühtechnik kaum vermeiden lässt. Das heißt: Die Bereiche im direkten Umfeld der Sprühfläche sind mit Klebeband und Abdeckfolie vor dem Farbauftrag zu schützen. Außerdem sind Atemschutzmasken und Schutzbrillen sinnvoll, das gilt in erster Linie für das Besprühen mit lösemittelhaltigen Farben und Lacken.