Ratgeber
Gerüste für Arbeiten in größeren Höhen
Für Hausbesitzer und in vielen Branchen bleiben sie unverzichtbar – Gerüste sind überall dort im Einsatz, wo Arbeiten in größeren Höhen notwendig sind. Das können beispielsweise Tapezier- und Malerarbeiten sein, Eingriffe am Mauerwerk oder an den Decken.
Aufgrund der unterschiedlichen Einsatzbereiche hat sich eine Vielzahl an Gerüsten entwickelt. Welche Ausführungen dies sind, wann sie genutzt werden und worauf es zu achten gilt, erklärt unser Ratgeber.
Unabhängig von der Ausführung dient ein Gerüst immer als Hilfskonstruktion. Mit seiner Hilfe wird eine gewünschte Arbeitshöhe unter Einhaltung der bestmöglichen Sicherheit erreicht.
Die meisten Gerüste sind zur vorübergehenden Anwendung gedacht. Sind die Arbeiten beendet, werden sie wieder abgebaut.
Mit Hauptaugenmerk auf dem Verwendungszweck werden drei Untergruppen gebildet: Die meisten Modelle sind Arbeitsgerüste, die für Fassaden- oder Dacharbeiten genutzt werden. Als Baugerüst müssen sie die Norm DIN EN 12811:2004 erfüllen.
In Abgrenzung zum Arbeitsgerüst dient ein Schutzgerüst als Absturzsicherung. Alle Arbeitsflächen in großer Höhe müssen entsprechend gesichert werden. So werden nicht nur Arbeiter vor einem Unfall bewahrt, sondern auch Passanten vor fallenden Teilen.
Die dritte Form bilden Lehrgerüste. Sie sind eine reine Hilfskonstruktion, die beispielsweise Maurer nutzen, wenn ein Bogen konstruiert werden soll. Nach den Arbeiten werden sie entfernt, da sich die Baukonstruktion selbst tragen kann.
Gemäß der Norm DIN EN 12811 werden Gerüste nach Breiten- und Höhenklassen unterschieden.
Breitenklassen
Die Breitenklasse wird entsprechend der beigefügten Tabelle in verschiedene Abstufungen unterteilt.
Höhenklassen
Die Höhenklassen kennen zwei Werte: Die Höhenklasse 1 beinhaltet alle Gerüste, deren Durchgangshöhe unter 1,90 Meter bleibt. Alles darüber fällt automatisch in die Höhenklasse 2.
Breitenklassen | Breite in cm |
---|---|
W 06 | 60 - 89 |
W 09 | 90 - 119 |
W 06 | 120 - 149 |
W 06 | 150 - 179 |
W 06 | 180 - 219 |
W 06 | 210 - 239 |
W 06 | 240 und darüber hinaus |
Lastklasse 1
Diese sollte nur für kurze Inspektions-tätigkeiten genutzt werden. Das Ablegen von Baumaterialien ist nicht vorgesehen.
Die Gewichtsgrenze liegt bei 0,75 kN pro Quadratmeter. Das sind circa 76 Kilogramm.
Lastklasse 2
Arbeiten wie Verputzen und Streichen sind möglich. Es sollten jedoch nur kleine Mengen an Bauteilen mitgenommen werden.
1.5 kN pro Quadratmeter, also circa 152 Kilogramm, sind zugelassen.
Lastklasse 3
Ab dieser Lastklasse können auch größere Montagearbeiten mit zwischengelagertem Material durchgeführt werden.
Pro Quadratmeter sind 2 kN zugelassen. Umgerechnet sind dies etwa 203 Kilogramm.
Lastklasse 4 - 6
Diese Lastklassen erlauben es, die Belegflächen mit mindestens 3 und max. 6 kN zu nutzen. Damit liegt das Maximalgewicht zwischen 305 kg und 611 kg. Gerüste dieser Lastenklassen fallen min. in die Breitenklasse W 09 und sind min. 90 cm breit.
Die meisten Gerüste setzen auf Aluminium. Sowohl der Rahmen als auch das Zubehör wie Handlauf oder Knieleisten bestehen aus Alu, da das Material zwei Eigenschaften in sich vereint: Es ist stabil und zugleich relativ leicht.
Alu-Gerüste können vergleichsweise leicht aufgebaut werden und tragen das Gewicht zuverlässig. Darüber hinaus ist Alu wetterbeständig, was für Außenarbeiten entscheidend ist.
Seltener kommen Holz oder Kunststoffe zum Einsatz. Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) ist meist stabiler als Holz, jedoch weniger druckfest als Alu-Gerüste.
Beide Materialien werden nur für leichte Arbeiten empfohlen.
Klassisches Standgerüst
Kommt ein Baugerüst über Tage oder Monate an derselben Stelle zum Einsatz, wird es entweder als Raumgerüst indoor oder als Fassadengerüst outdoor aufgebaut. Die Fußteile stehen fest auf dem Boden.
Das Dachgerüst
Dieses wird direkt auf den Dächern beziehungsweise an den Dachschrägen befestigt. Damit es genutzt werden kann, sind zusätzliche Außengerüste, Treppen oder Leitern notwendig, damit die Trittflächen sicher erreicht werden.
Das Hängegerüst
Diese Sonderform kommt für Gebäude mit enormer Höhe zum Einsatz. Hier sind Fußstützen nicht pragmatisch, um die Arbeitshöhe zu erreichen. Deshalb nutzt der Gerüstbau diesen anspruchsvollen Aufbau. Er ist nicht für Privatpersonen gedacht.
Praktische Module
Viele Hersteller bieten ihre Gerüste im Modulaufbau an. Die vorgefertigten Elemente erlauben ein schnelles Aufbauen – auch für fahrbare Gerüste mit zusätzlichen Auslegern und Geländern samt Knieleisten, inklusive Handläufen und Bordbrettern.
Das Fahrgerüst
Wenn Fußstützen genutzt werden sollen, der Gerüstbau allerdings nicht starr an einer Stelle arbeiten wird, sind fahrbare Modelle im Einsatz.
Ein Fahrgerüst wird auch Rollgerüst genannt, da abbremsbare Rollen verbaut sind. Ein Fahrgerüst muss daher nicht zerlegt werden, wenn sich der Einsatzbereich verschiebt.
In der Regel sind die Rollen der Fahrgerüste über Spindeln höhenverstellbar, sodass die Arbeitshöhe variiert werden kann.
Diverse Leitern
Auch sie zählen im weiteren Sinne in die Kategorie der Gerüste. In hoher Qualität können sie individuelle Arbeiten ermöglichen. Man unterscheidet eine Vielzahl an Formen: Neben der klassischen Anlegeleiter gibt es freistehende Modelle (Stehleiter) und beispielsweise Seilzugleitern. In Anlehnung an das Rollgerüst ist es auch möglich, eine Leiter mit Rollen zu versehen, um diese am Einsatzort einzuhängen und zu verschieben.