Ratgeber
Als Gewindereparatur bezeichnet man sowohl die Instandsetzung defekter oder abgenutzter Gewinde als auch das dafür verwendete Werkzeug und Zubehör, etwa Gewindeeinsätze und -bohrer. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie defekte Gewinde entstehen und welche Komponenten man zum Reparieren benötigt.
Defekte Gewinde sind oft die Folge, wenn Schrauben zu fest hineingeschraubt oder unsachgemäß herausgelöst werden. Dreht man eine Schraube in ein Gewinde und zieht sie zu stark an, passiert es nicht selten, dass ihr Kopf abbricht und ihr Schaft stecken bleibt. Die Schraube kann sich auch in das Gewinde hineinbohren, wodurch sich letzteres verformt. Manche Schrauben korrodieren im Gewinde und sind darin buchstäblich festgerostet. Um weiterarbeiten zu können, muss die Schraube zunächst entfernt werden. Im günstigsten Fall klappt das mit einer scharfen, spitzen Zange oder einem Bohrer, im ungünstigsten Fall müssen die Schraubenreste herausgebrannt werden.
Ist das gelungen, bleibt immer noch ein beschädigtes Gewinde zurück. Selbst wenn der Schraubenrest entfernt werden konnte, besteht das Problem, dass sich in ein defektes Gewinde keine neue Schraube mehr hineindrehen lässt. An dieser Stelle heißt es: kapitulieren oder das Gewinde wieder richten. Eine Instandsetzung ist mithilfe spezieller Komponenten für die Gewindereparatur möglich. Dabei handelt es sich um Werkzeug und Werkzeugzubehör, mit dem beschädigte Gewinde schnell, einfach und kostengünstig repariert werden können.
Welche Utensilien man für eine Gewindereparatur benötigt, hängt von der jeweiligen Ausgangssituation ab. Eine große Rolle spielen sogenannte Gewindeeinsätze, die einzeln erhältlich und in so gut wie jedem Gewindereparatursatz enthalten sind.
Ein Gewindeeinsatz, auch Gewindebuchse oder Buchse genannt, ist ein Hohlzylinder mit Innengewinde. Es gibt einfache Gewindeeinsätze, die üblicherweise die Gestalt von Drahtspulen haben und in ein vorgeschnittenes Aufnahmeloch eingesetzt werden, und selbstschneidende Gewindeeinsätze. Ein selbstschneidender Gewindeeinsatz schneidet das Aufnahmegewinde während des Eindrehens selbst und macht die Zuhilfenahme eines Gewindeschneiders überflüssig. Gerade für die Anwendung in weniger festen Werkstoffen wie Hartholz oder Kunststoff ist ein selbstschneidender Gewindeeinsatz gut geeignet.
Als praktisch erweisen sich Gewindereparatursätze, die für jeden erforderlichen Reparaturschritt das passende Werkzeug mitliefern, beispielsweise:
Spiralbohrer: Ein Spiralbohrer wird dazu verwendet, das beschädigte Gewinde aufzubohren. Hierbei ist die Führung der Bohrung zu beachten.
Gewindebohrer: Mit einem Gewindebohrer schneidet man ein neues Gewinde in das aufgebohrte Loch.
Einbauwerkzeug: Das Einbauwerkzeug dient dem Eindrehen eines Gewindeeinsatzes in das neue Aufnahmegewinde und wird danach wieder entfernt. Für den Einbau eines Gewindeeinsatzes ist zusätzlich ein Mitnehmerzapfen erforderlich.
Zapfenbrecher: Ein Zapfenbrecher ist ein Werkzeug, mit dem man den Mitnehmerzapfen nach dem Eindrehen des Gewindeeinsatzes entfernt. Zu diesem Zweck ist jeder Gewindeeinsatz mit einer Abbruchkerbe ausgestattet.
Es gibt verschiedene Wege, ein Gewinde zu reparieren. Art und Anzahl der benötigten Werkzeuge variieren daher je nach Anwendungsfall.
Spanende Gewindereparatur
Bei einem spanenden Herstellungsverfahren wird das Gewindeprofil gebohrt, gefräst, gedreht oder gewirbelt. Dabei wird Material in Form von Spänen abgetragen. Beim spanlosen Herstellungsverfahren entstehen keine Späne, da es nicht zu einem Materialabtrag kommt. Hier wird das Gewinde unter Druckerzeugung geformt, etwa durch Rollen oder Walzen. Das ist sogar bei sehr harten Werkstoffen wie Edelstahl möglich.
Nicht spanende Gewindereparatur
Der Vorteil spanloser Methoden besteht darin, dass das Gewinde im Anschluss nicht von Spänen bereinigt werden muss. Außerdem verdichtet sich seine Oberfläche beim Walzen, wodurch sie belastbarer und widerstandsfähiger wird. Wie die Gewindeherstellung kann auch eine Gewindereparatur spanend oder spanlos erfolgen.
Werkzeuge und Zubehör für die Gewindereparatur können einzeln oder in Sets erworben werden. Der Vorteil eines Gewindereparatur-Satzes besteht darin, dass Sie die Komponenten nicht selbst zusammenstellen müssen, sondern gleich alles zur Hand haben, was Sie für die jeweiligen Schritte der Gewindereparatur benötigen.
Eine der Hauptkomponenten der Gewindereparatur sind Gewindeeinsätze. Wichtig ist, dass Sie einen Gewindeeinsatz verwenden, der passgenau zum Aufnahmegewinde passt. Nur dann ist eine dauerhaft stabile Verbindung sichergestellt. Gewindeeinsätze sind in zahlreichen Längen, mit unterschiedlichen Innen- und Außengewindedurchmessern und verschiedenen Steigungen erhältlich, so dass sich für jeden Anwendungsfall eine geeignete Variante findet. Bei metrischen Gewinden ist ein Einsatz mit entsprechendem Gewinde-Maß zu wählen.
Für Profischrauber und leidenschaftliche Handwerker*innen, die häufiger defekte Gewinde reparieren müssen, erweist sich ein Satz mit mehreren Gewindeeinsätzen als praktisch. Gewindeeinsätze aus hochwertigem, korrosions- und temperaturbeständigem Edelstahl sind überaus belastbar und nahezu verschleißfrei. Sie sind die richtige Wahl, wenn die Haltbarkeit an erster Stelle steht.
Unser Praxistipp: Gewinde mit Druckluft reinigen
Beim Gewindeschneiden entstehen Späne. Diese müssen entfernt werden, bevor der Gewindeeinsatz eingebaut wird. Am besten funktioniert das mit Druckluft. Mit einem Kompressor oder einer Druckluftpistole beispielsweise können Sie das Gewinde innerhalb kürzester Zeit sehr gründlich reinigen.
Was muss ich bei der Reparatur eines Zündkerzengewindes beachten?
Ist das Zündkerzengewinde im Zylinderkopf Ihres Autos oder Motorrads kaputt, muss nicht gleich die ganze Zündkerze ausgewechselt werden. Mithilfe eines passenden Reparatursatzes ist es möglich, das Gewinde auszubohren und ein neues Gewinde einzuschneiden. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Späne in den Verbrennungsraum des Motors fallen. Hilfreich ist es, den Gewindebohrer vor dem Schneiden in Fett zu tauchen und dieses regelmäßig zu wechseln. Die Späne bleiben daran kleben und gelangen dadurch nicht in den Motor.
Was tun, wenn sich der Schraubenrest nicht aus dem Gewinde herausbohren lässt?
Da gibt es mehrere Optionen. Zum einen können Sie versuchen, den Schraubenrest mit Spezialwerkzeug herauszuschrauben, etwa einem Linksausdreher. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine Sechskantmutter auf den Schraubenrest zu schweißen, um beide Teile fest miteinander zu verbinden. Im Anschluss kann die Mutter samt Schraubenrest herausgedreht werden. Kfz-Werkstätten verfügen über das nötige Equipment, um Schraubenreste auszubrennen.