Ratgeber
In der Produktion, bei der Montage, Wartung oder der Reparatur gibt es immer wieder Fälle, in denen Komponenten professionell miteinander verklebt werden müssen. Aber auch im privaten Umfeld müssen öfter Gegenstände geklebt werden.
Wenn es sich dabei z.B. um Holzteile handelt, ist der Griff zum Weißleim oder Holzkleber die beste Wahl. Allerdings muss die Reparaturstelle nach dem Verkleben fixiert werden. Zudem dauert es dann noch einige Stunden bis der Kleber ausgehärtet ist.
Oft müssen aber auch unterschiedliche Werkstoffe miteinander verklebt werden, die zum Teil gegensätzliche Eigenschaften aufweisen. Oder es ist aus Zeitgründen einfach nicht möglich, die Klebeverbindung stundenlang aushärten zu lassen.
In solchen Fällen haben sich Heißklebepistolen als ideale Problemlöser bewährt. Aber auch im Werkunterricht in Schulen wird immer wieder gerne mit Heißklebepistolen und Heißkleber gearbeitet.
Allerdings gibt es beim Einsatz einige wichtige Punkte zu beachten, die wir Ihnen gerne aufzeigen möchten.
Heißklebepistolen werden auch Schmelzklebepistolen oder Klebepistolen genannt. Diese praktischen Helfer sind in Werkstätten, Hobbykellern und auch Haushalten kaum noch wegzudenken. Denn ohne großen Aufwand lassen sich stark belastbare Verbindungen herstellen.
Dazu wird ein synthetischer Schmelzklebstoff in Patronenform in der Klebepistole so lange erhitzt, bis er als dickflüssiger Heißkleber vorne aus der Düse austritt. Der Kleber wird dann auf die Klebefläche aufgetragen und anschließend die zu verklebenden Teile zusammengefügt. Nach wenigen Minuten ist der Heißkleber auf Zimmertemperatur abgekühlt. Die verklebten Teile sind nun mit einer zähelastischen Klebenaht fest miteinander verbunden.
Aufgrund dieser Klebetechnik können auch schwer kombinierbare Werkstoffe wie z.B. Holz, Glas, Metall, Kunststoff oder Stein problemlos miteinander verklebt werden. Sogar natürliche Materialien wie z.B. Tannenzapfen, Zweige oder Schilf können geklebt werden.
Heißklebepistolen gibt es in einer großen Modellvielfalt. Der Aufbau und die Funktionen sind allerdings bei allen recht ähnlich.
Heißklebepistolen für Privatanwender
Wer nur hin und wieder etwas kleben muss, kann getrost auf eine preiswerte Klebepistole setzen. Diese Pistolen haben durch die geringere Heizleistung eine etwas längere Aufheizzeit und einen geringeren Klebstoffdurchsatz. Im privaten Einsatz spielt das aber keine große Rolle.
Wichtig ist in jedem Fall ein gut funktionierender Aufstellbügel, damit die Heißklebepistole in den Klebepausen vernünftig abgestellt werden kann. Da die Klebedüse während des Aufheizens sehr heiß wird, ist es wichtig, dass sie weder mit Körperteilen, der Tischplatte oder anderen Gegenständen in Kontakt kommt.
Glue Pens, Heißklebestifte
Glue Pens, auch Heißklebestifte genannt, unterscheiden sich von herkömmlichen Heißklebepistolen durch ihre Form.
Außerdem sind sie etwas leichter und damit handlicher. Heißklebestifte kommen bevorzugt beim Kleben kleinerer Teile zum Einsatz, da sie vorzugsweise mit einer sehr feinen Klebedüse ausgestattet sind.
Allerdings ist ihre Klebeleistung häufig etwas geringer als die von Heißklebepistolen. Die Stromversorgung erfolgt in den meisten Fällen per Akku.
Industrielle Heißklebepistolen
Diese Heißklebepistolen kommen beispielsweise in der Elektro-, Möbel- und Automobilindustrie, sowie bei der Verpackungsherstellung zum Einsatz.
Die Profigeräte verfügen über leistungsstarke Heizelemente mit Temperaturregelung und haben somit sehr kurze Aufheizzeiten. Zudem können zum Teil auch die Düsen gewechselt werden. Damit ist je nach Zweck die Verwendung unterschiedlicher Kleber möglich.
Spezielle pneumatische Schmelzklebepistolen sind nicht auf die Verwendung von Klebestiften begrenzt, sondern können den Schmelzklebstoff in Tanks auch in Form von Blöcken oder Granulaten aufnehmen. Mit diesen Spezialpistolen können bei Bedarf auch große Flächen verklebt werden.
Der lösungsmittelfreie Kleber (4) wird als länglicher Zylinder bzw. Klebstoffpatrone oder Klebestick hinten in die Heißklebepistole eingeführt. Je nach Ausführung der Klebepistole sind Klebesticks mit 7 mm oder 11 mm Durchmesser erforderlich.
Über einen Abzugshebel (7) wird ein automatischer Vorschub (3) betätigt, der den Klebstoffzylinder nach vorne in die Heizkammer (2) presst. In der Heizkammer wird der Heißkleber verflüssigt und tritt vorne aus der Düse (1) aus.
Die Menge des austretenden Klebers wird durch die Leistung der Heizkammer und den Kraftaufwand beim Vorschub des Klebesticks bestimmt. Für eine schnelle Aufheizung haben einige Klebepistolen eine zusätzliche Heizung (8) eingebaut.
Eine Regelelektronik (5) sorgt bei manchen Exemplaren für die korrekte Einhaltung der Schmelztemperatur. Die Stromversorgung (6) für die Heizung erfolgt entweder über eine Netzanschlussleitung mit 230 V oder schnurlos per Akku.
Funktionsweise von Klebestiften
Mittlerweile werden für kleine und feine Klebearbeiten sogenannte Akku-Heißklebestifte immer beliebter. Die Heißklebestifte funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Klebepistolen, haben aber eine etwas unterschiedliche Mechanik für den Klebstoffvorschub. Bei manchen Geräten sind Klebstoffkammern vorhanden, in die lediglich 2 cm lange Klebepatronen eingelegt werden. Die Stromversorgung erfolgt über integrierte Akkus, wodurch abseits von Netzsteckdosen kabellos gearbeitet werden kann.
Bei herkömmlichen Heißklebepistolen liegt die maximale Schmelztemperatur zwischen 150°C und über 200°C. Ein Verkleben von temperaturempfindlichen Werkstoffen wie Styropor® oder Weich-PVC ist somit problematisch. Durch die hohe Temperatur wird der zu verklebende Werkstoff leicht angegriffen.
Aber auch im Werkunterricht in der Schule ist es problematisch, wenn Kinder und Jugendliche mit sehr heißem Kleber arbeiten sollen.
Aus diesem Grund wurden Niedertemperatur- bzw. Niedrigtemperatur-Klebepistolen entwickelt, die mit einer Schmelztemperatur ab 90 Grad Celsius arbeiten. Somit lassen sich auch temperaturempfindliche Materialien leicht verkleben und die Verbrennungsgefahr ist auch nicht ganz so groß.
Allerdings muss drauf geachtet werden, dass die Klebesticks ebenfalls für Niedrigtemperatur und nicht für hohe Temperaturen ausgelegt sind.
Auch wenn mit Heißkleber die verschiedensten Materialien problemlos miteinander verbunden werden können, ist der Heißkleber trotzdem nicht für alle Klebeaufgaben geeignet.
Falls Bruchstücke z.B. aus Holz oder Porzellan wieder miteinander verklebt werden müssen, sind dünnflüssige Klebstoffe oftmals besser geeignet. Besonders dann, wenn die Bruchstücke an den Trennstellen fugenlos zusammenpassen.
Wenn die zu verklebenden Teile aber nicht nahtlos zusammenpassen, ist Heißkleber die bessere Wahl. Denn die Zwischenräume an der Klebestelle können mit Klebestoffbrücken wunderbar ausgefüllt werden. Der Auftrag kann punkt- oder auch raupenförmig erfolgen.
Je nach verwendetem Heißklebestick kann die Klebefuge zähelastisch oder fest ausfallen. Um die Klebestelle optisch unauffällig zu gestalten, gibt es die Klebesticks in unterschiedlichen Farben oder auch in transparenter Ausführung.
Damit der Heißkleber eine feste Verbindung mit der Oberfläche des Werkstückes eingehen kann, muss diese sauber, staub- und fettfrei sein.
Nachdem der Heißkleber einseitig aufgetragen wurde, werden die zu verklebenden Teile unverzüglich zusammengefügt. Der Klebstoff muss dazu noch richtig heiß sein!
Werkstücke mit einer hohen Temperaturleitfähigkeit sollten vorgewärmt werden, damit der Klebstoff vor dem Zusammenfügen nicht zu schnell auskühlt.
Bei Bedarf kann noch Heißkleber in offene Spalten oder Ritzen eingebracht werden, wenn diese nach der Verklebung von außen noch zugänglich sind.
Nach dem Abkühlen des Klebstoffes ist er ausgehärtet und die Klebestelle kann belastet werden.
Um die für Ihre Einsatzzwecke beste Klebepistole zu finden, sollten Sie folgende Punkte beachten:
Energieversorgung
Klebepistolen mit Stromkabel können längere Zeit ohne Pause genutzt werden, benötigen jedoch einen Stromanschluss. Akku-Klebepistolen sind flexibler, haben aber häufig eine begrenzte Laufzeit und eine niedrigere Aufschmelztemperatur. Eine automatische Abschaltung spart Energie und sorgt für mehr Sicherheit. Einige Mini-Heißklebepistolen können zudem mit einem handelsüblichen Micro-USB-Ladegerät schnell wieder nachgeladen werden.
Klebesticks
Für kleinere Reparaturen oder Klebearbeiten eignen sich Heißklebepistolen-Sets, bei denen die beiliegenden Klebesticks einen Durchmesser von 7 Millimetern aufweisen. Bei Heißklebepistolen für das Heimwerken oder den gewerblichen Einsatz sollten die Klebesticks 11 mm Durchmesser aufweisen. Wichtig ist, dass die Schmelztemperatur der Heißklebesticks zur Schmelztemperatur der Pistole passt.
Aufschmelztemperatur
Je höher die Aufschmelztemperatur, umso schneller ist der Heißkleber flüssig. Die beste Leistung erreichen Geräte mit Temperaturen zwischen 200 und 220 Grad. Heißklebe-Pistolen mit einer niedrigen Aufschmelztemperatur eignen sich zum Verkleben hitzeempfindlicher Materialien wie Styropor. Niedrigtemperatur-Klebepistolen können in der Schule zum Basteln oder für das Dekorieren mithilfe farbiger oder glitzernder Klebesticks verwendet werden.
Aufheizzeit
Geräte mit einer kurzen Aufheizzeit werden im professionellen Einsatz benötigt. Für Bastelarbeiten reicht meist eine Aufheizzeit zwischen 2 bis 8 Minuten aus. Ein automatischer Hitzeschutz verhindert Überhitzung und damit Defekte am Gerät.
Klebeleistung
Die Klebeleistung bzw. Förderleistung gibt an, wie viel Heißkleber die Heizspirale innerhalb einer Minute verflüssigt. Im Heimwerkerbereich sind 10 bis 16 Gramm pro Minute sinnvoll. Für punktuelle Klebearbeiten ist ein Gerät, das 2 bis 3 Gramm pro Minute abgeben kann, vollkommen ausreichend.
Zubehör und Ausstattung
Eine LED-Batterieanzeige an Akkugeräten ist praxisgerecht und nutzerfreundlich. Ein USB-Anschluss zum Aufladen des Akkus in der Klebepistole erspart ein zusätzliches Ladegerät. Eine Dockingstation dient zur sicheren Ablage während des Aufheizens oder in Arbeitspausen, sowie als Ladestation für kabellose Klebepistolen. In einem Koffer wird die Heißklebepistole bei Nichtgebrauch sicher verstaut. Klebepistolen mit einem Anti-Tropf-System verhindern, dass Kleber ungewollt aus der Düse austritt. Auswechselbare Düsen erlauben den unterschiedlichen Klebstoffauftrag für verschiedene Klebezwecke.
Unser Praxistipp: Transparente Klebestelle
Für Bastelarbeiten und im Modellbau eignen sich am besten transparente Klebesticks. Die Klebestellen sind dann im ausgehärteten Zustand fast nicht sichtbar. Extrem hart klebender Klebstoff hingegen bleibt nach dem Abkühlen meist milchig.
Welche Materialien können mit einer Heißklebepistole geklebt werden?
Es gibt kaum Materialien, die nicht mit einem Heißkleber verbunden werden können, sofern der Haftgrund hitzebeständig ist. Gute Ergebnisse werden in der Regel beim Kleben von Styropor, Ton, Keramik, Holz, Textilien und Kunststoffen erzielt. Vor der Anwendung sollten die Klebestellen sorgfältig gereinigt und gegebenenfalls etwas angeraut oder abgeschliffen werden.
Was kostet eine Heißklebepistole?
Die günstigsten Geräte werden bereits für Beträge im einstelligen Bereich angeboten. Diese sind meist ausreichend für die gelegentliche Nutzung oder einfache Bastelarbeiten. Im Modellbau und im Heimwerkerbereich liefern Testberichten nach Geräte zu Preisen zwischen 30 bis 60 Euro sehr gute Leistungen. Bei Profigeräten reicht die Preisspanne bis an mehrere Hundert Euro heran.
Gibt es Alternativen zu Heißklebepistolen?
Heißklebepistolen haben den Vorteil, dass mit den Klebestiften vielfältige Materialien unkompliziert verklebt werden können. Eine wirkliche Alternative hierfür gibt es nicht, sondern es werden stattdessen verschiedene Klebstoffe und Leime benötigt, die manuell auf die Klebestellen aufgetragen werden müssen.