Ratgeber
Infrarotstrahlung, kurz IR, ist ein Teil des elektromagnetischen Spektrums, der für das menschliche Auge unsichtbar ist. Doch gerade diese Eigenschaft macht sie für zahlreiche technische Anwendungen interessant. IR-LEDs und IR-Emitter wandeln elektrische Energie in infrarotes Licht um und ermöglichen so eine zuverlässige und effiziente Übertragung von Informationen.
Die Funktionsweise von IR-LEDs basiert auf der Elektrolumineszenz. Durch den Durchfluss von elektrischem Strom wird in der Diode Energie freigesetzt, die in Form von Infrarotlicht abgegeben wird.
IR-Emitter sind im Wesentlichen leistungsstärkere Varianten von IR-LEDs und werden häufig für Anwendungen mit höheren Anforderungen eingesetzt.
Um die optimalen IR-Komponenten für eine spezifische Anwendung auszuwählen, sind verschiedene Kriterien zu beachten. Dazu gehören die Wellenlänge des emittierten Lichts, die Strahlungsleistung, der Abstrahlwinkel und die Gehäuseform.
In diesem Ratgeber gehen wir detailliert auf die Funktionsweise, die Eigenschaften und die Einsatzbereiche von IR-LEDs und IR-Emittern ein. Wir helfen Ihnen, die richtige Komponente für Ihre Anwendung auszuwählen und beantworten häufig gestellte Fragen.
Was ist der Unterschied zwischen IR-LED und IR-Emitter?
Eine IR-LED ist grundsätzlich eine Infrarot-Leuchtdiode, während mit IR-Emitter jedes Objekt bezeichnet wird, dass IR-Strahlung aussendet. Zu den Emittern zählen deshalb neben des LEDs auch Halogenlampen und IR-Laser, aber auch Heizstrahler.
Was ist eine IR-LED?
Leuchtdioden emittieren elektromagnetische Strahlung nicht nur in unterschiedlichsten Farben von Rot über Orange, Gelb und Grün bis zu Blau und Weiß, sie können auch unsichtbares Licht ausstrahlen. Das liegt unterhalb von Rot (Infrarot) oder oberhalb von Blau (Ultraviolett). Typische IR-LEDs emittieren unsichtbares Licht im Infrarotbereich, oft um 850 oder 940 Nanometer. Sie bestehen aus Halbleitermaterialien, die für die Emission von Infrarotlicht geeignet sind, Galliumarsenid zum Beispiel. Wie andere LEDs sind IR-LEDs sehr effizient im Energieverbrauch und verfügen über eine lange Lebensdauer.
Was ist ein IR-Emitter?
Ein IR-Emitter kann eine IR-LED enthalten, möglich sind aber auch andere Infrarotquellen wie Laser, Halogenlampen oder Wärmestrahler. Es handelt sich somit um einen weiter gefassten Begriff und gilt für jede Vorrichtung, die IR aussendet.
Eine Infrarot-LED funktioniert ähnlich wie eine herkömmliche Leuchtdiode, sie erzeugt allerdings Licht im Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums. Sie besteht aus zwei Halbleiterschichten: einer positiv dotierten p-Schicht und einer negativ dotierten n-Schicht. Diese Halbleiter sind speziell so ausgelegt, dass sie beim Durchfließen eines elektrischen Stroms Licht im Infrarotbereich emittieren. Typische Materialien für IR-LEDs sind Galliumarsenid oder Aluminiumgalliumarsenid, da diese Materialien besonders gut geeignet sind, Infrarotstrahlung zu erzeugen.
Die p- und n-Schichten sind durch Dotierung – dem Hinzufügen von Fremdatomen – so modifiziert, dass sie eine bestimmte elektrische Leitfähigkeit aufweisen. Das heißt: In der p-Schicht herrscht Elektronenmangel, was auch als „Löcher“ bezeichnet wird. Die n-Schicht besitzt dagegen einen Elektronenüberschuss.
Wird eine Spannung in Vorwärtsrichtung an die LED angelegt, fließt Strom von der p-Schicht zur n-Schicht. Das führt dazu, dass sich Elektronen aus der n-Schicht und Löcher aus der p-Schicht an der Grenzschicht – dem sogenannten pn-Übergang – treffen und sich vereinen. Dabei wird Energie freigesetzt und in Form von Photonen abgegeben. In einer IR-LED wird dieses Licht im Infrarotbereich des Spektrums ausgesendet.
Wo werden IR-LEDs oder IR-Emitter eingesetzt?
Infrarotstrahlung besitzt eine größere Wellenlänge als sichtbares Licht und eine kürzere Wellenlänge als Mikrowellen. Um diese Strahlung gezielt zu nutzen, kommen IR-LEDs und -Emitter zum Einsatz. Typischerweise erstreckt sich Infrarotstrahlung auf Wellenlängen von 700 Nanometern bis zu bis 1 Millimeter.
Zum Vergleich: Sichtbares Licht liegt zwischen 400 und 780 Nanometer. In der Praxis wird Infrarot in drei Unterbereiche unterteilt, und zwar nahes Infrarot mit 700 bis 1400 Nanometer, mittleres Infrarot mit 1400 bis 3000 Nanometer und fernes Infrarot mit 3000 Nanometer bis 1 Millimeter. Da alle Objekte mit einer Temperatur über dem absoluten Nullpunkt Infrarotstrahlung abgeben, können IR-LEDs und -Emitter auch zur Detektion von Objekten eingesetzt werden – wie etwa in Bewegungsmeldern, Näherungssensoren oder Wärmebildkameras, die Wärmequellen sichtbar machen, welche für das bloße Auge unsichtbar sind. Neben der Detektion von Wärmequellen bietet Infrarotstrahlung noch weitere Vorteile: Sie kann durch einige Materialien wie Glas hindurchtreten, während andere Materialien – zum Beispiel Wasser und Metalle – Infrarotlicht reflektieren oder absorbieren.
IR-LEDs und IR-Emitter sind in einer Vielzahl von Bereichen im Einsatz. Sie reichen von Konsumgütern bis hin zu industriellen und medizinischen Anwendungen. Nachfolgend einige der wichtigsten Einsatzgebiete:
IR-LEDs im Alltag
Fernbedienungen in der Unterhaltungselektronik
Zu den häufigsten Einsatzbereichen von IR-LEDs zählen Fernbedienungen für Fernseher, DVD-Player, Stereoanlagen und andere elektronische Geräte. Sie senden codierte Infrarotsignale an das jeweilige Gerät und steuern damit Funktionen wie Lautstärke, Kanalwechsel oder Wiedergabe. Diese Signale bestehen aus kurzen Impulsen von Infrarotlicht, die von einem Empfänger am Gerät erkannt und decodiert werden.
Sicherheit und Überwachung
In Überwachungskameras und Nachtsichtgeräten liefern IR-Emitter unsichtbares Licht, das von Kameras mit Infrarotsensoren erfasst wird. Diese Technologie ermöglicht klare Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen oder völliger Dunkelheit. Durch die Verwendung von Infrarotlicht bleiben die Kameras für das menschliche Auge unsichtbar, was sie ideal für Sicherheitsanwendungen macht.
IR-LEDs in der Industrie
Automatisierung und Robotik
Abstandssensoren messen mit IR-LEDs und IR-Empfängern Entfernungen auf der Basis der Lichtgeschwindigkeit. Darüber hinaus erkennen sie auch Hindernisse, was sie zu einem wichtigen Bestandteil von Robotern, automatisierten Fertigungssystemen und autonomen Fahrzeugen macht. In industriellen Anwendungen verwenden optische Encoder IR-Emitter und -Empfänger, um die Position oder Geschwindigkeit von rotierenden Komponenten zu messen. Die hohe Präzision und Geschwindigkeit der Infrarot-Technologie machen sie ideal für diese Anwendungen.
Industrielle Anwendungen
IR-Emitter sind häufig Bestandteil von Inspektionssystemen. Sie dienen der Analyse von Materialeigenschaften oder erkennen Defekte in der Produktion. Dabei wird die Eigenschaft von Materialien genutzt, Infrarotstrahlung in unterschiedlichem Maße zu absorbieren oder zu reflektieren.
Infrarotstrahlung außerdem wird zum Trocknen von Lacken, zum Erwärmen von Materialien oder in Heizsystemen eingesetzt.
Hierbei wird die wärmeerzeugende Wirkung der Infrarotstrahlung genutzt.
Automobilindustrie
Hochwertige Fahrzeuge nutzen Nachtsichtsysteme mit IR-Emittern zur Beleuchtung nächtlicher Straßen. Infrarotkameras erfassen dabei das reflektierte Licht und zeigen die Szene auf dem Armaturenbrett an. Diese Systeme erhöhen die Sicherheit beim Fahren in der Dunkelheit, da sie es ermöglichen, Fußgänger, Tiere und andere Hindernisse frühzeitig zu erkennen.
Kommunikationstechnologie
In bestimmten spezialisierten Anwendungen werden IR-Leuchtdioden für die drahtlose Datenübertragung genutzt, beispielsweise in industriellen Umgebungen, in denen Funkfrequenzen störanfällig sind.
Die Verwendung von Infrarotlicht bietet hier den Vorteil, dass es nicht durch elektromagnetische Störungen beeinflusst wird.
IR-LEDs in Medizin & Forschung
Medizinische Anwendungen
Nicht-invasiv und nebenwirkungsarm, ist Infrarotlicht ein wertvolles Werkzeug in der Medizin: So nutzen etwa Pulsoximeter die Dioden zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut. Dabei durchdringt Infrarotstrahlung das Gewebe und anhand der Lichtabsorption lassen sich Vitalparameter berechnen. Da Infrarotlicht außerdem eine schmerzlindernde und heilungsfördernde Wirkung hat, werden IR-Emitter auch oft in der Physiotherapie eingesetzt. Um die Durchblutung zu fördern, Muskelschmerzen zu lindern und die Heilung von Gewebe zu unterstützen.
Wissenschaft und Forschung
Die Infrarotspektroskopie wird in vielen wissenschaftlichen Bereichen eingesetzt, z.B. in der Chemie und Biologie. Verschiedene Moleküle absorbieren Infrarotstrahlung bei bestimmten Wellenlängen, die charakteristisch für ihre chemischen Bindungen sind.
Mit Hilfe der Infrarotspektroskopie können Forscher so die chemische Zusammensetzung von unbekannten Substanzen bestimmen, die Qualität von Lebensmitteln und Medikamenten kontrollieren oder die Struktur von Proteinen und anderen Biomolekülen analysieren.
Wellenlänge
Ein wichtiges Kriterium ist die Wellenlänge des Lichts. Sie bestimmt den Infrarotbereich, in dem die Diode oder der Emitter arbeitet. In Überwachungskameras und Nachtsichtgeräten wird häufig 850 Nanometer verwendet, da diese Wellenlänge eine bessere Bildqualität bei Dunkelheit bietet. Allerdings können die LEDs noch einen sichtbaren Rotanteil abstrahlen. Bei 940 Nanometer ist dagegen nichts mehr zu sehen, diese Wellenlänge findet sich daher bevorzugt in Fernbedienungen und ähnlichen Anwendungen.
Leistung
Die Leistung einer IR-LED oder eines IR-Emitters beeinflusst die Reichweite und Intensität des Infrarotsignals. Die Strahlungsleistung wird in Milliwatt gemessen. Für kurze Distanzen wie in Fernbedienungen reicht eine Leistung von etwa 7 bis 30 Milliwatt. Überwachungskameras benötigen mehr Power, zum Beispiel 1000 bis 10.000 Milliwatt.
Abstrahlwinkel
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang der Abstrahlwinkel. Er beschreibt den Winkel, in dem das Infrarotlicht ausgesendet wird und beeinflusst die Breite des Infrarotstrahls und damit die Abdeckung der LED. Ein Schmaler Strahlungswinkel von 10 bis 30 Grad eignet sich für fokussierte Anwendungen wie Fernbedienungen oder punktuelle Beleuchtung. 60 bis 120 Grad sind ideal für Überwachungskameras oder Bewegungssensoren, die ein breites Feld abdecken müssen.
Durchlassungsspannung
IR-LEDs benötigen typischerweise eine Durchlassspannung zwischen 1,2 und 30 Volt, abhängig vom Halbleitermaterial. Der Strombedarf wiederum beeinflusst den Energieverbrauch und die Wärmeentwicklung des Geräts. Übliche Stromwerte liegen zwischen 0,5 und 1000 Milliampere.
Frequenzbereich
Für Anwendungen wie Fernbedienungen oder Datenübertragung ist es wichtig, dass der Strahl moduliert werden kann. Das heißt: Die LED muss sich sehr schnell ein- und ausschalten lassen, um damit ein Signal zu erzeugen, ähnlich einem Morse-Code. Dazu muss sie aber in einem Frequenzbereich arbeiten, der zu den Empfängern oder Sensoren passt. Für Fernbedienungen sind 36 bis 40 Kilohertz üblich.
Bauformen und Gehäuse
IR-LEDs und IR-Emitter sind in verschiedenen Bauformen und Gehäusen erhältlich, dazu gehören radial bedrahtete Typen für die THT-Montage oder als SMD. Die Wahl hängt vom Platinen-Layout und der Fertigungstechnik ab. Für raue Umgebungen sollte das Gehäuse einen Schutz gegen Feuchtigkeit, Staub oder physische Einflüsse bieten.
Mit welcher Spannung und welchem Strom sollten IR-Emitter betrieben werden?
Die Spannung liegt typischerweise zwischen 1,2 und 2,3 Volt, es sind aber auch Ausführungen für bis zu 30 Volt verfügbar. Beim Strom genügen in der Regel bis zu 50 Milliampere. Für Hochleistungsanwendungen wie den Impulsbetrieb können die LEDs aber auch 100 bis 1000 Milliampere ziehen.
Ist Infrarot dasselbe wie Rotlicht?
Infrarot und Rotlicht sind nicht dasselbe, obwohl sie beide Teil des elektromagnetischen Spektrums sind und gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen. Der Unterschied liegt hauptsächlich in den Wellenlängen und der Sichtbarkeit für das menschliche Auge. Rotlicht wird in Bereichen verwendet, in denen sichtbares Licht notwendig ist, zum Beispiel in Beleuchtung, Warnsignalen oder für bestimmte therapeutische Anwendungen. Infrarotlicht findet sich dagegen in der Wärmebildtechnik, bei Fernbedienungen, Nachtsichtgeräten, da es für das Auge unsichtbar ist, aber von einigen Kameras und speziellen Detektoren erfasst werden kann.