Ratgeber
Labor- und Präzisionswaagen messen Kleinstmengen und zeichnen sich durch eine hohe Ablesegenauigkeit aus. Sie werden unter anderem in Laboren und in der Industrie, aber beispielsweise auch in der Zahntechnik und bei der Schmuckherstellung verwendet. Was Laborwaagen und Präzisionswaagen konkret auszeichnet und worauf Sie beim Kauf achten sollten, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Präzisionswaagen, auch Feinwaagen genannt, ermöglichen das Messen kleiner Mengen und bieten eine präzise Ablesbarkeit selbst in einem sehr niedrigen Wägebereich. Der Wägebereich liegt bei Präzisionswaagen beziehungsweise Feinwaagen oft nur bei einigen hundert Gramm, kann aber auch bis zu zehn Kilogramm oder höher reichen. Letzteres ist beispielsweise bei großen Industrie-Präzisionswaagen der Fall. Die Ablesegenauigkeit bzw. Auflösung liegt bei Präzisionswaagen meist zwischen 1 g und 1 mg.
Eine Sonderform von Feinwaagen sind Analysewaagen. Sie sind in der Lage, extrem kleine Massen zu bestimmen und haben eine Auflösung von 0,1 mg bis 0,01 mg. Feinwaagen erhalten Sie vorrangig als Tischwaagen. Moderne Präzisionswaagen funktionieren digital und sind mit einem Touch-Display zur Bedienung ausgestattet. Die Stromversorgung erfolgt über ein Netzkabel, über Batterien oder einen Akku. Mechanische Waagen sind seltener zu finden.
Laborwaagen und Präzisionswaagen finden immer dort Anwendung, wo ein exaktes Messen kleiner Mengen und eine hohe Ablesbarkeit erforderlich sind, beispielsweise in der Industrie, in der Pharmazie oder in Krankenhäusern.
In chemischen Laboren werden Präzisionswaagen zur Herstellung von Kosmetika und zu Forschungszwecken eingesetzt. Apotheken stellen damit Medikamente zusammen.
Auch im Juwelier- und Goldschmiedebereich werden Feinwaagen genutzt, und zwar zum Wiegen von Schmuck, Edelmetallen und Münzen.
Im Jagdsportbereich verwendet man Feinwaagen für das Befüllen von Patronen und im Modellbau für das Ausbalancieren von Modellen. In Privathaushalten kommen Feinwaagen häufig in Form von Briefwaagen zum Einsatz.
Um sicherzustellen, dass eine Präzisionswaage dauerhaft exakte Messergebnisse liefert, sollte regelmäßig eine Kalibrierung erfolgen. Unter einer Kalibrierung versteht man den Abgleich des Messergebnisses mit dem tatsächlichen Gewicht des Messgegenstands.
Präzisionswaagen werden entweder manuell kalibriert oder sind mit einer internen Justierautomatik ausgestattet, die das Kalibrieren selbst vornimmt. Eine integrierte Kalibrierung schaltet sich mit der Waage automatisch ein.
Es ist also von Seiten des Anwenders oder der Anwenderin keine weitere Aktion notwendig. Bei eventuellen Abweichungen justiert sich die Waage selbst und korrigiert das Messergebnis. Muss manuell kalibriert werden, wählt man die dafür vorgesehene Kalibrierfunktion an der Waage aus und gleicht das Messergebnis mit einem Kalibriergewicht ab.
Wenn das Messergebnis nicht mit dem Kalibriergewicht übereinstimmt, muss die Waage von Hand nachjustiert werden. Mechanische Waagen sind in der Anwendung zwar nicht so komfortabel wie elektronische Präzisionswaagen, bieten aber den Vorteil, dass sie keine Kalibrierung erfordern. Das Gewicht des Gegenstandes wird immer durch ein Gegengewicht ermittelt.
Eine Eichung ist eine amtliche Prüfung. Sie ist für Präzisionswaagen, die im gewerblichen und industriellen Umfeld eingesetzt werden, mitunter vorgeschrieben.
Eichfähige Waagen werden meist erstmalig im Werk geeicht. Die Eichung muss dann in regelmäßigen Abständen wiederholt und von einem Eichamt oder einer offiziellen Prüfstelle durchgeführt werden.
Bei Einhaltung der Vorschriften erhält die Waage ein entsprechendes Siegel zur Bestätigung.
Digitale Laborwaagen sind im Vergleich zu mechanischen Präzisionswaagen mit allerhand Zusatzfunktionen ausgestattet, die sich je nach Anwendung als äußerst nützlich erweisen können. Eine Zuwiegefunktion ermöglicht Ihnen beispielsweise, ein weiteres Gewicht zu einem vorhandenen Gewicht hinzuzufügen. Nach dem Ablesen des Messergebnisses des ersten Gewichtes kann die Waage, ohne dass Sie das erste Gewicht von der Waage herunternehmen müssen, auf Null gestellt werden. In einem erneuten Wiegeprozess wird dann ausschließlich das Gewicht des zweiten Gegenstandes angezeigt. Wenn es sich bei dem Zuwiegen um eine Verpackung handelt, dann spricht man auch von Tara-Funktion.
Eine Überladefunktion verhindert, dass Sie mit einer Feinwaage zu schwere Gegenstände messen. Unter Umständen kann die Waage nämlich beschädigt werden, wenn Sie Gewichte bestimmen, die den Wägebereich übersteigen. Eine Abschaltautomatik spart Strom und ist vor allem dann empfehlenswert, wenn die Präzisionswaage mit einer Batterie oder einem Akku betrieben wird.
Beim Kauf von Labor- und Präzisionswaagen spielen eine hochwertige Verarbeitung, strapazierfähige Materialien, technische Parameter wie der Wägebereich und die Auflösung (Ablesegenauigkeit) sowie Kalibrier- und Zusatzfunktionen eine Rolle.
Laborwaagen weisen im Regelfall ein Gehäuse aus Kunststoff und eine Wiegefläche aus Edelstahl auf. Edelstahl ist langlebig, robust und rostfrei und eignet sich für vielerlei Anwendungen und Umgebungen.
Der Wägebereich sollte passend zur Messaufgabe gewählt werden. Für viele Zwecke sind Präzisionswaagen mit einem Wägebereich bis zu einigen hundert Gramm ausreichend.
Eine Waage mit großem Wägebereich ist die richtige Wahl, wenn Sie Gegenstände wiegen müssen, die mehrere Kilogramm schwer sind. Besonders präzise Waagen wie Analysenwaagen kommen zum Einsatz, wenn extrem geringe Mengen gewogen werden sollen.
Die Ablesbarkeit beträgt je nach Modell 0,1 mg oder 0,01 mg. Oft bieten Präzisionswaagen die Möglichkeit, unterschiedliche Gewichtseinheiten einzustellen und das Messergebnis nicht nur in Gramm, sondern beispielsweise auch in Unzen, Feinunzen, Karat, Grain, Taiwan tale und Troy-Unzen abzulesen. Sollen die Messdaten im Anschluss ausgewertet werden, sind Software- bzw. Computerschnittstellen von Vorteil.
Empfehlenswert sind Präzisionswaagen mit interner Justierautomatik, die sich eigenständig kalibrieren. Sollten Sie sich für ein Modell entscheiden, das manuell kalibriert werden muss, dann sollte ein Kalibriergewicht im Lieferumfang enthalten sein.
Ist eine Eichung vorgeschrieben, ist darauf zu achten, dass es sich um eichfähige bzw. ab Werk geeichte Präzisionswaagen handelt.
Bei der Verwendung von Präzisionswaagen sind Wiegeschalen und Windschutzvorrichtungen nützliches Zubehör. Eine Wiegeschale bietet den Vorteil, dass Ihnen Kleinteile beim Wiegen nicht verloren gehen. Sie kann einfach desinfiziert werden und eignet sich daher auch für Anwendungen, die ein hygienisches Vorgehen erfordern. Über die Tara-Funktion lässt sich das Gewicht der Schale nullen, so dass es keinen Einfluss auf die Messung nimmt. Ein Windschutz kann als Windschutzring, der auf die Wiegefläche aufgesetzt wird, oder als Gehäuse, das die komplette Wiegefläche umschließt, realisiert sein. Er verhindert, dass feine Granulate, Pulver und sehr leichte Gegenstände durch Luftbewegungen von der Waage geweht werden.
Wie oft muss eine Präzisionswaage geeicht werden?
Generell gilt für eichpflichtige Präzisionswaagen eine Eichfrist von zwei Jahren. Je nach Einsatzort und Verwendungsart kann die Frist jedoch variieren. Genaue Auskunft darüber, wie oft Präzisionswaagen geeicht werden müssen, gibt die Mess- und Eichverordnung.
Kann man eine Laborwaage transportieren?
Eine Labor- oder Präzisionswaage sollten Sie nur wenig und lediglich über kurze Strecken transportieren, auch wenn sie robust gebaut ist. Das Messgerät sollte grundsätzlich keinen Erschütterungen oder Stößen ausgesetzt werden, was bei einem Transport oft nicht zu verhindern ist. Wenn sich der Transport nicht vermeiden lässt, ist es von Vorteil, wenn es sich um eine kompakte Präzisionswaage handelt, die sich mit einem Deckel schließen lässt. Allerdings messen Kompakt-Laborwaagen oft weniger präzise als Tischwaagen.
Was ist ein DAkkS-Kalibrierzertifikat?
Ein Kalibrierzertifikat bescheinigt, dass eine Waage nach DIN EN ISO/ IEC 17025 von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) geprüft wurde. Ein DAkks-Kalibrierzertifikat benötigen Sie nur dann, wenn Unternehmensrichtlinien selbiges vorschreiben.