Ratgeber
Um beim Bohren in Wänden nicht versehentlich ein Stromkabel zu beschädigen, erweisen sich Leitungssucher als praktisch. Mit ihrer Hilfe können stromführende Leitungen, die unter Putz verlaufen, detektiert werden. Außerdem dienen sie der Kabelverfolgung und -zuordnung. Wie Leitungssucher funktionieren und worauf es beim Kauf zu achten gilt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Leitungssucher, auch als Kabelsucher, Kabelfinder, Leitungsfinder oder Leitungsmessgeräte bezeichnet, sind Ortungsgeräte, mit denen stromführende Kabel hinter Wänden ausfindig gemacht werden können. Abhängig von ihrer Bauweise sind sie zudem in der Lage, Metallträger, Wasser- und Heizungsrohre sowie Holzbalken zu detektieren.
Leitungssucher gehören zur Standardausrüstung von Elektrikern und Klempnern, werden auch von Maurern und Bauarbeitern genutzt und eignen sich ebenso gut für Heimwerker. Indem sie Kabel, Leitungen und Rohre hinter der Wand anzeigen, geben sie eine Orientierung, an welchen Stellen man bohren darf und an welchen nicht. Auf diese Weise können Schäden und Kurzschlüsse vermieden werden.
Zwar ist gemäß DIN 18015 vorgeschrieben, Stromkabel innerhalb sogenannter Installationszonen (orthogonal und vertikal in einem bestimmten Abstand zu Boden und Decke) zu verlegen. Allerdings gibt es solche Zonen in vielen Bestands- und Altbauten nicht, weil diese Regelung zum Zeitpunkt ihrer Errichtung noch nicht galt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, gerade ältere Gemäuer mit einem Leitungssucher zu überprüfen, bevor Schraub-, Nagel- oder Bohrarbeiten vorgenommen werden.
Aufbau von Leitungssuchgeräten
Leitungs- beziehungsweise Kabelsucher bestehen in der Regel aus einem Kunststoffgehäuse, das mit einem Haltegriff oder einer außen angebrachten Gummierung versehen sein kann, die für eine bessere Haptik sorgt. Es handelt sich meist um sehr handliche Ortungsgeräte, die problemlos im Werkzeugkoffer oder in der Hosentasche untergebracht werden können.
Kostengünstige Kabelsucher verfügen über eine LED-Lampe, die aufleuchtet, sobald das Gerät eine Leitung detektiert. Teurere Ausführungen sind mit einem leicht ablesbaren LC-Display ausgestattet, das während der Prüfung beispielsweise einen Balkenausschlag anzeigt. Darüber hinaus gibt es Ortungsgeräte, die zusätzlich einen Signalton erzeugen.
Zum Aufspüren von Kabeln und anderen Objekten sind Leitungssucher mit Sensoren ausgestattet. Sie können nicht nur Stromleitungen, sondern je nach Ausführung auch Wasserleitungen aus Metall oder Kunststoff, Gasleitungen, Heizungsrohre, Holz- und Metallstreben, Bewehrungen sowie Schalter und Steckdosen detektieren, die sich unter Putz befinden.
Funktion von Leitungssuchgeräten
Wie Leitungssuchgeräte konkret funktionieren, hängt davon ab, welche Objekte sie ausfindig machen sollen. Leitungssucher zum Orten spannungsführender Kabel beruhen üblicherweise auf passiver elektromagnetischer Induktion und sind mit einer Spule ausgestattet. Hier macht man sich den Umstand zunutze, dass jeder von Wechselstrom durchflossene Körper von einem elektromagnetischen Feld umgeben ist. Sobald die Spule in Berührung mit einem solchen Feld kommt, wird eine Spannung induziert, die letztlich in ein Signal umgewandelt wird.
Demgegenüber beruhen Ortungsgeräte zum Aufspüren von Metallen auf der aktiven Erzeugung eines Magnetfeldes, das bei Kontakt mit einem metallischen Hindernis gestört wird. Ähnlich funktionieren Leitungssucher, die Nicht-Metalle orten. Sie erzeugen ein elektrisches Feld, das sich verändert, sobald es auf einen nicht-metallischen Gegenstand stößt. Veränderungen des elektrischen beziehungsweise magnetischen Feldes gehen immer mit einer Spannungsänderung einher, die das Vorhandensein eines Objekts anzeigt.
Die Begriffe Kabelsucher und Kabeltester werden in manchen Kontexten synonym verwendet, bezeichnen aber unterschiedliche Prüfgeräte.
Während ein Leitungssucher Objekte wie Kabel oder Rohre ortet, zeigt ein Kabeltester auf, ob ein Kabel defekt ist. Kabeltester werden unter anderem für die Überprüfung von Twisted-Pair-, BNC-, LAN- und Telefonkabeln verwendet und dienen der Fehlersuche. Sie können Störungen, Unterbrechungen, Kreuzungen und Kurzschlüsse ausfindig machen und kommen beispielsweise in der IT-Technik zum Einsatz, um Probleme in der Infrastruktur eines Netzwerks zu identifizieren.
Kabeltester für Glasfaserleitungen werden eingesetzt, um die Endflächen der Fasern auf Verschmutzungen, Brüche und andere Beschädigungen zu untersuchen.
Kabelsucher und Kabeltester bieten in Kombination eine ganze Reihe weiterer Einsatzmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderem:
Instandsetzung und Wartung von Telefon- und Daten-Netzwerken
Leitungsverfolgung im Erdreich
Auffinden von Sicherungen und Zuordnung zu Stromkreisen
Auffinden von versehentlich durch Trockenbau verdeckten Steck- und Verteilerdosen
Auffinden von Unterbrechungen und Kurzschlüssen in Fußbodenheizungen
Instandsetzung von Parkplatz- und Flughafenbeleuchtung
Ermitteln der verfügbaren Kabellänge, zum Beispiel auf Kabeltrommeln
Privatanwender können Leitungsmessgeräte mit entsprechendem Funktionsumfang zum Auffinden von Sicherungen und deren Zuordnung zu den spannungsführenden Stromkreisen nutzen.
Sollten Geräte im häuslichen Bereich nicht funktionieren, leisten Leitungsmessgeräte bei der Fehlereingrenzung gute Dienste, indem sie Sicherungen, Stromkreise in Verteilern und Abzweigdosen orten.
Eine wesentliche Rolle beim Kauf eines Leitungssuchgeräts spielt der konkrete Anwendungsbereich. Viele Ortungsgeräte sind zum Detektieren elektrischer Leitungen konzipiert. Möchten Sie andere Objekte oder Materialien ausfindig machen, etwa Holz, Kunststoff oder Metall, müssen Sie sich vergewissern, dass der Leitungssucher dazu imstande ist.
Ein weiteres wichtiges Kaufkriterium stellt die Informationsanzeige dar. Genügt Ihnen ein akustisches Signal oder ein blinkendes LED-Licht oder ist ein LC-Display mit Balken- oder Lagediagramm vielleicht besser für Ihre Zwecke geeignet? Achten Sie in jedem Fall auf eine einfache Bedienung. Auch wenn Ortungsgeräte mit vielen Schaltern und Einstellungsmöglichkeiten auf den ersten Blick viel Flexibilität versprechen, nutzt man praktisch nur die wenigsten davon. Besser ist es, auf ein Leitungssuchgerät zurückzugreifen, das sich automatisch auf die jeweilige Arbeitsumgebung einstellt.
Von Bedeutung ist darüber hinaus eine ausreichend dimensionierte Erfassungstiefe. Nicht jeder Finder ist in der Lage, Leitungen hinter dicken Wänden aufzuspüren. In diesem Zusammenhang ist auf die maximale Ortungstiefe des Kabelsuchgeräts zu achten. Hochwertige Leitungsmessgeräte haben einen Erfassungsbereich von bis zu 12 cm. Bedenken Sie, dass Beschaffenheit und Material der Wand sowie eventuell enthaltene Feuchtigkeit einen Einfluss auf die Ortungstiefe haben.
In der Regel werden Leitungsmessgeräte mit Batterien (bspw. 9-Volt-Batterien) betrieben und eignen sich dadurch sehr gut für den mobilen Einsatz. Wählen Sie ein Modell, das für möglichst leistungsstarke und handelsübliche Batterien ausgelegt ist, die einfach zu beschaffen sind. Ein kompaktes Format und eine robuste Verarbeitung sind ebenfalls vorteilhaft. Für den Gebrauch auf Baustellen erweist sich ein wasser- und staubgeschütztes Gehäuse mit gummiverstärkten Enden als praktisch, die den einen oder anderen Sturz abfedern.
Unser Praxistipp: automatische Kalibrierung nutzen
Leitungssucher arbeiten umgebungsabhängig und müssen daher vor der Anwendung kalibriert werden. Nur so kann eine exakte Ortung sichergestellt werden. Über die Kalibrierung lernt das Gerät den Normalzustand und die spezifischen Eigenschaften der Wand oder des Gemäuers kennen. Ein guter Leitungssucher sollte in der Lage sein, sich nach dem Einschalten selbst zu kalibrieren. Eine automatische Kalibrierung bietet mehr Anwendungskomfort als eine manuelle und schließt Anwendungsfehler aus.
Manche Kabelfinder verfügen über eine Zoom-Funktion. Was ist damit gemeint?
Eine Zoom-Funktion ermöglicht eine präzisere Ortung, indem Breite und Distanz des zu detektierenden Objekts noch genauer eingeschätzt werden. Kabelfinder mit Zoom-Funktion eignen sich für Profis genauso wie für Hobby-Handwerker.
Gibt es spezielle Kabelsuchgeräte für die Ortung in feuchten Wänden?
Feuchtigkeit in der Wand kann das Ergebnis der Leitungssuche verfälschen. Um dem vorzubeugen, greifen Sie am besten auf Kabelsuchgeräte mit integriertem Feuchtigkeitsmesser zurück. Dieser bestimmt den Feuchtigkeitsgehalt der Wand und bezieht ihn bei der Ortung mit ein, um ein exaktes Ergebnis zu liefern.
Was muss ich bei der Verwendung eines Leitungssuchers beachten?
Grundsätzlich empfiehlt es sich, Stellen, an denen Sie bohren möchten, mehrmals zu prüfen, um Fehlmessungen auszuschließen. Bedenken Sie auch, dass kein Leitungsmessgerät 100%ige Gewissheit bietet. Wenn Sie Zweifel haben, ziehen Sie lieber eventuell vorhandene Bau- und Elektroinstallationspläne heran, um sich zusätzlich abzusichern.