Ratgeber
Um Werkstücke mit dem Fügeverfahren des Lötens zu verbinden, sind Lötkolben und Lötzinn notwendig. Das thermische Verfahren ist vor allem für Elektronik und Elektrotechnik unverzichtbar.
Doch nicht nur Unternehmen nutzen Löten im Zuge ihrer Arbeit, auch Hobbybastlerinnen und Hobbybastler sowie Heimwerkerinnen und Heimwerker besitzen häufig eine Lötstation für kleine Projekte. Was Lötzinn ausmacht, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Lötzinn ist eine Legierung und wird in der Fachsprache auch als Lot bezeichnet.
Beim Erhitzen durch den Lötkolben verflüssigt sich das Lötzinn und fließt von der Lötspitze in die Freiräume der zu verlötenden Fügeteile. Dadurch wird eine mechanische und leitfähige Verbindung hergestellt.
Wie es der Name vermuten lässt, besteht Lötzinn zu einem großen Anteil aus Zinn (Sn). Damit eine Legierung entsteht, werden weitere Metalle beigemischt.
Früher spielte Blei (Pb) eine große Rolle, doch dabei kam die folgende Frage auf: Wie giftig ist Lötzinn? Tatsächlich ist die Verwendung eines bleihaltigen Gemischs nicht ratsam.
Die entstehenden Gase sind beim Einatmen giftig. Das lange genutzte Gemisch Sn60Pb40 (60 Prozent Zinn, 40 Prozent Blei) ist heute weitgehend verschwunden.
Statt auf bleihaltiges Lot setzt man heute auf bleifreie Varianten.
Noch immer macht Zinn den Hauptanteil aus. Bleifreie Gemische besitzen insgesamt ein weniger gutes Fließverhalten, doch je nach Anwendungsgebiet werden die bestmöglichen Alternativen beigemischt.
Bleifreies Löten kann auf eine Vielzahl an Legierungen zurückgreifen. Am häufigsten werden Silber (Ag), Gold (Au) oder Kupfer (Cu) beigemischt. Grundlegend wird zwischen Weichlot und Hartlot unterschieden. Dabei geht es um den Schmelzpunkt des Lots.
Hartlöten
Beim Hartlöten liegt der Schmelzpunkt je nach gewähltem Lot zwischen 450 und 1.200 Grad Celsius, wobei ab einer Arbeitstemperatur von 900 Grad Celsius vom Hochtemperaturlöten (HTL) gesprochen wird.
Hartlöten ist beispielsweise für Rohrsysteme gefragt, die bei Gasinstallationen zum Einsatz kommen. Auch die Hochfrequenztechnik nutzt sie für Hohlleiter, ebenso Goldschmiede.
Die Mehrheit der Lötverbindungen wird jedoch mittels Weichlöten hergestellt. Dafür ist eine niedrige Schmelztemperatur von unter 450 Grad Celsius ausreichend.
Die meisten Legierungen besitzen einen Schmelzbereich zwischen 180 und 250 Grad Celsius. Während bleihaltiges Lötzinn bereits zwischen 180 und 190 Grad Celsius schmilzt, hat bleifreies Lot einen höheren Schmelzpunkt und beginnt bei 217 Grad Celsius.
Sie werden am häufigsten mit bleifreiem Weichlot arbeiten. Damit werden elektrische Verbindungen hergestellt, elektronische Schaltungen etabliert und elektronische Präzisionskomponenten verbunden.
Nicht nur die verwendeten Materialien spielen eine Rolle, sondern auch deren exaktes Mischverhältnis. Dieses wird auf den Verpackungen daher stets angegeben.
Häufige Legierungen sind:
Gemisch in Prozent |
Kurzbezeichnung |
---|---|
99,3 Zinn & 0,7 Kupfer |
Sn99,3Cu0,7 |
96,5 Zinn & 3 Silber & 0,5 Kupfer |
Sn96,5Ag3Cu0,5 |
99,25 Zinn & 0,7 Kupfer & 0,05 Nickel |
Sn99,25Cu0,7Ni0,05 |
Was ist mit dem Flussmittel?
Beim Löten wird Flussmittel benötigt. Es benetzt das Lötzinn und bringt eine chemische Reaktion mit sich: Sauerstoffverbindungen, sogenannte Oxide, werden von der Oberfläche des Werkstückes entfernt und eine neue Oxidbildung gehemmt.
Das Flußmittel wird sehr häufig als Pulver direkt in das Lot eingebettet. Im Fachjargon besitzt das Lot dann „eine Seele“. Sie können aber auch explizit flussmittelfreies Lötzinn kaufen. Es gibt verschiedene Flussmittel, die ebenso wie die Legierung passend zum Einsatzgebiet gewählt werden müssen.
Lötdraht
Bevor es durch die Hitze des Lötkolbens verflüssigt wird, kann Lot in verschiedenen Ausgangsformen vorliegen. Am häufigsten handelt es sich um Lötdraht, der auf einer Rolle aufgewickelt transportiert und gelagert werden kann.
Der Drahtdurchmesser variiert je Produkt zwischen 0,2 Millimetern und 1,1 Zentimetern. Am häufigsten treffen Sie auf einen Millimeter Durchmesser. Je filigraner die Lötarbeiten ausfallen sollen, desto dünner sollte das Lötzinn sein.
Lötzinnstift
Abseits von Lötdraht gibt es Lötzinn in Stiftform. Das Gehäuse liegt bei der Nutzung wie ein Kugelschreiber in der Hand und das Lot kann bequem auf die gewünschte Lötstelle aufgetragen werden.
Häufig besitzen die Gehäuse sogar eine Halteklemme, wie man sie vom klassischen Kugelschreiber kennt. Über diesen Clip kann das Hilfsmittel jederzeit in einer Brusttasche am Arbeitsplatz verstaut werden.
Stangenlötzinn
Eine weitere Form ist das Stangenlötzinn in verschiedenen Durchmessern. Anders als gewickelter Lötdraht liegt es in einer geraden Form vor, was bei der Lagerung mehr Platz in Anspruch nimmt. Die Wahl fällt auf Stangenlötzinn, wenn größere Flächen mit Lot bedeckt werden müssen.
Das ist beispielsweise beim Löten an Rohren oder Dachrinnen sinnvoll. In diesem Fall ist es schneller und bequemer, der Lötspitze Stangen und nicht dünne Drähte zuzuführen.
Unser Praxistipp: Wie kann man Lötzinn entfernen?
Um Bauelemente oder kalte Lötstellen zu entfernen, muss bestehendes Lötzinn komplett abgelöst werden. Dies geht am besten mit einer Entlötpumpe.
Zuerst wird die betroffene Stelle mit dem Lötkolben erhitzt. Sobald das Lot sich verflüssigt, wird die Entlötpumpe an die Lötstelle gehalten und aktiviert. Das alte Lötzinn wird dann abgesaugt.