Ratgeber
Messleitungen stellen die elektrische Verbindung zwischen der Messstelle und dem Messgerät her und ermöglichen so die drahtgebundene Übertragung von Messwerten. In Abhängigkeit von den zu messenden Größen müssen diese Leitungen spezielle Anforderungen erfüllen. Dazu gehören geringer Innenwiderstand im Milli-Ohm-Bereich, sichere und flexible Isolation gegen Berührung sowie Schutz gegen das Einstrahlen von Medien, die das Messergebnis verfälschen können. Der Berührungsschutz betrifft nicht nur die Messleitung, sondern speziell die Elemente, die den unmittelbaren Kontakt zur Prüfspitze beziehungsweise zur Messstelle herstellen. In einigen Messleitungs-Sets sind Prüfspitzen mit enthalten.
Je nach Spannungsbereich und/oder Stromstärke sowie je nach Messumgebung sind verschiedene Schutzanforderungen einzuhalten. Bei Conrad gibt es Messleitungen für Stromstärken von 0,5 Ampere bis 32 Ampere und Spannungen von 30 Volt bis 1.000 Volt.
Messleitungen sind isoliert mit
- Gummi für heiße Betriebsbedingungen, einseitig mit IEC- oder Schutzkontakt-Stecker und auf der anderen Seite mit Messanschlüssen ausgestattet.
- PVC für hochflexible Messleitungen und hohen Isolierungsanforderungen. Diese Messleitungen gibt es auch in trittfester Ausführung und mit einem inneren Farbmantel, der Beschädigungen an der Isolierung leicht erkennbar macht.
- Silikon für ebenfalls hochflexible Messleitungen, um sie für den Einsatz bei hohen Temperaturen schmelzsicher und bei niedrigen Temperaturen bruchsicher zu machen. Ebenfalls in trittsicherer Ausführung und mit Beschädigungserkennung verfügbar.
Die Isolierung ist in zwölf Farben beziehungsweise Farbkombinationen erhältlich. Damit sind Zu- und Ableitungen leicht zu unterscheiden.
Der Anschluss einer Messleitung dient entweder dem direkten Abgreifen des Messwertes an der Messstelle oder der Aufnahme weiterer Mess- oder Prüfspitzen, die für besondere Anwendungen konzipiert sind. Es werden Anschluss A und Anschluss B unterschieden, die für das Herstellen des Kontakts zur Messstelle einerseits und die Verbindung zum Messgerät andererseits stehen. Die genaue Ausführung ist den technischen Daten der jeweiligen Messleitung auf der Produktseite im Shop von Conrad zu entnehmen. Die Anzeige der Produkte lässt sich durch Auswahlbedingungen auf bestimmte Anschlüsse eingrenzen.
Folgende Stecker beziehungsweise Anschlüsse sind erhältlich:
4mm-Stecker | Zur Aufnahme von Prüfspitzen oder zum Weiterverbinden mit anderen Messleitungen. |
Abgreifklemme | Durch Zurückziehen eines Isolierschutzmantels werden Klemmen oder Haken freigelegt, die an der Messstelle befestigt werden können und dann selbst halten. |
BNC-Stecker | Koaxiale Steckverbinder mit Bajonettverschluss. Kommen vorrangig für Messungen in der Hochfrequenztechnik zum Einsatz. |
Bananenstecker | Auch als 4 mm-Federstecker bezeichnet, ist ein weit verbreiteter Stecker, ursprünglich von der deutschen Firma Hirschmann entwickelt. Seinen Namen verdankt er der Form des federnden Elements, das für den sicheren Sitz des Steckers in der Buchse sorgt. |
Buchse 0,64 mm | Standardform für Stift- und Pfostenaufnahme mit 0,64 Millimetern. |
Kaltgeräte-Büchse C 13 | Standardanschluss zum Messen an 230 Volt-Kaltgeräten. |
Krokodilklemme | Auch Krokoklemme genannt. Zum schnellen Herstellen und Lösen von elektrischen Verbindungen. In vielen Ausführungen (isoliert und nicht isoliert) erhältlich. |
Lamellenstecker 2 und 4 mm | Abgewandelte Bauformen des Bananensteckers |
MC-Stecker/-Buchse | Ein Standardstecker in Photovoltaikanlagen |
N-/SMA-Stecker | Koaxiale Steckverbindungen mit Schraubverbindung, wasserdicht |
Prüfspitze | Bei diesen Messleitungen ist die Prüfspitze für den Anschluss an die Messstelle bereits integriert, zum Teil mit dahinter angeordneter, federnder Kontaktlamelle. |
Schutzkontakt-Stecker | Für sichere Messungen am 230 Volt-Netz |
Stecker 2 und 4 mm | Ausführung ähnlich dem Bananenstecker, aber ohne Federkontakt. |
Warmgerätestecker C 16 | Standardanschluss zum Messen an 230 Volt-Warmgeräten |
Die Bauausführung der Stecker an Messleitungen gewährleistet das sichere Anschließen von Prüfelementen und das Erreichen der eigentlichen Messstelle sowie den Berührungsschutz für die handelnde Person. Hervorzuheben sind hierbei:
- Schiebehülsen: geben den Kontakt erst beim Hineinführen in die Buchse einer Messstelle den Kontakt frei
- Abgewinkelte Stecker: Die eigentliche Messleitung wird um 90 Grad versetzt aus dem Stecker herausgeführt. Das schützt unter anderem vor einer Beschädigung der Messleitung durch Abknicken.
- Stapelbar: Auf der Rückseite des Messsteckers befindet sich eine Buchse gleichen Maßes zum Anschluss einer weiteren Messleitung ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Klemmen oder Schraubverbindungen.
Die Messkategorie beschreibt die zulässigen Anwendungsbereiche von Messleitungen, festgelegt durch die IEC 61010-1 (Sicherheitsbestimmungen für elektrische Mess-, Steuer-, Regel- und Laborgeräte). International trägt diese Norm die Bezeichnung IEC 1010.
Folgende Kategorien gibt es:
- CAT I: Messungen an Stromkreisen, die keine direkte Verbindung zum Netz haben, zum Beispiel Geräte der Schutzklasse 3 (Betrieb mit Schutzkleinspannung), batteriebetriebene Geräte, PKW-Elektrik.
- CAT II: Messungen an Stromkreisen, die eine direkte Steckerverbindung mit dem Niederspannungsnetz haben, zum Beispiel Haushaltsgeräte, tragbare Elektrogeräte.
- CAT III: Messungen innerhalb der Gebäudeinstallation (stationäre Verbraucher mit nicht steckbarem Anschluss, Verteileranschluss, fest eingebaute Geräte im Verteiler), zum Beispiel Unterverteilung.
- CAT IV: Messungen an der Quelle der Niederspannungsinstallation wie Zähler, Hauptanschluss, primärer Überstromschutz, Niederspannungs-Freileitungen oder am Hausanschlusskasten.
Welche Messleitung ist für welchen Zweck geeignet?
Beim Kauf müssen Faktoren wie die Messkategorie, der Strom- und Spannungsbereich sowie die Umgebung hinsichtlich Temperatur, chemischer und physikalischer Einflüsse berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich immer ein Blick in das Datenblatt der Hersteller, das zu fast jeder Messleitung zum Download bereitsteht. Darin finden Sie detaillierte Informationen zum Einsatzbereich.
Wie kann ich eine defekte Messleitung erkennen?
Viele Messleitungen haben einen zusätzlichen Farbmantel unter der Isolierung, der bei Bruch der Isolierung deutlich sichtbar wird. Brüche in der stromführenden Litze können sich bei höheren Spannungen durch Knistern und/oder Brandgeruch bemerkbar machen. Ein weiteres Indiz ist eine ausbleibende Anzeige am Messgerät, was aber auch mit einem Fehler an der Messstelle zu tun haben kann. In diesem Fall sollte man die Prüfung mit einer Ersatz-Messleitung wiederholen. Auch ein Defekt des Messgerätes ist nicht auszuschließen.
Darf eine Messleitung repariert werden?
Mit dem Öffnen der Isolierung und dem erneuten Verbinden zweier Einzelteile einer Messleitung werden die vom Hersteller zugesicherten Mess- und Sicherheitseigenschaften nichtig, so dass in jedem Fall eine neue Messleitung einzusetzen ist. Es sollten immer Ersatz-Messleitungen bereitstehen.