Ratgeber
Wie lässt sich in einem undurchsichtigen Behälter der Füllstand von Schüttgütern oder Flüssigkeiten ermitteln? Mit Schaltern, die mit dem Inhalt interagieren. Dazu gehören in erster Linie Neigungs- beziehungsweise Schwimmerschalter. Sie übermitteln die Lage des Pendels beziehungsweise des Flüssigkeitspegels im Allgemeinen elektromechanisch an eine Elektronik, die entweder die Neigung oder den Füllstand des Behälters anzeigt aber auch automatisch Ventile, Einfüllstutzen oder Pumpen steuert. In diesem Ratgeber informieren wir Sie über Aufbau und Funktion dieser Sonden.
Neigungsschalter oder Neigungssensoren sind in der Regel an einem PVC-Kabel oder einer Kette über dem zu erfassenden Schüttgut aufgehängt. Im Inneren des Neigungsschalters befindet sich zentriert auf einem Druckschalter liegend eine frei bewegliche Stahlkugel. Hängt die Sonde absolut senkrecht, übt die Kugel Druck auf den Schalter aus, der dadurch einen Stromkreis schließt.
Gewinnt das Schüttgut an Höhe und kommt mit der Sonde in Berührung, schiebt das Material die Sonde zur Seite und lässt sie kippen. Die Kugel rollt zur Seite und öffnet den Druckschalter, die Stromzufuhr wird unterbrochen. Sinkt das Materialniveau, fällt die Sonde wieder in die Senkrechte zurück und ermöglicht erneut die Stromzufuhr. Die Änderung des Schaltzustands kann beispielsweise Alarme oder Signallampen aktivieren. Über eine Schnittstelle ist auch der Anschluss an die Elektronik einer SPS möglich.
Vorteile: Diese Technologie ist sehr vorteilhaft für offene Lageranwendungen, bei denen es nicht möglich wäre, einen festen Sensor zu montieren. Sie eignet sich sowohl zur Füllstandsermittlung in Silos für Lebensmittel wie Getreide als auch für Baustoffe wie Sand und Kies.
Neben der oben beschriebenen Bauform als Sonde für Schüttgüter gibt es Neigungsschalter, die sich universell einsetzen lassen. Eine Variante hat die Form einer zylindrischen Batteriezelle, die sich über einen passenden Adapter direkt auf eine Leiterplatte löten lässt. Im Inneren dieses Neigungsschalters befinden sich drei bewegliche Metallkugeln. Je nach Lage der Kugeln wird die Stromzufuhr ein- oder ausgeschaltet, der Anschluss des Moduls erfolgt wie bei einer Batterie über axial angeordnete Kontaktflächen.
Eine weitere Form sind Neigungsschalter in der Art eines Pendels: Im Drehpunkt der Steuerung befindet sich ein Schaltelement, dass nur dann den Strom fließen lässt, wenn das Pendel senkrecht nach unten zeigt. Abweichung ab 20 Grad öffnen den Schalter, die Stromzufuhr wird unterbrochen. Zu finden sind diese Sensoren überwiegend in Raumheizgeräten wie Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren. Hier sorgen sie für Sicherheit gegen Brandschäden, da beim Umkippen der Geräte diese automatisch von der Stromzufuhr abgeschnitten werden.
Ein Schwimmerschalter bewegt sich mit dem Flüssigkeitspegel auf und ab. Je nach Bezugspunkt oder Gegengewicht und voreingestelltem Auslöser öffnet oder schließt sich der mechanische Schalter der Sonde, wenn der Schwimmer auf ein bestimmtes Niveau ansteigt oder absinkt. So lässt sich zum Beispiel die Stromzufuhr zu einer Pumpe steuern.
Ein Schwimmerschalter besteht aus einem schwimmenden Hohlkörper, einer beweglichen Halterung oder einem Steigrohr und einem internen Schaltelement. Das kann ein konventioneller Schalter ebenso sein wie ein Relais oder ein auf magnetische Felder reagierender Reed-Kontakt.
Bei einem Reed-Kontakt bildet sich ein geschlossener Stromkreis, wenn sich ein Magnet in der Nähe des Schalters befindet und sich die magnetisierbaren Kontaktzungen berühren. Entfernt sich der Magnet, öffnet sich die Kontakte und unterbrechen den Stromfluss. Ein vertikal installierter Schwimmerschalter verfügt entweder über einen festen Bezugspunkt oder ein externes Gegengewicht.
Der Flüssigkeitsstand steuert den Winkel oder die vertikale Lage des Schwimmerschalters und damit den Ein- oder den Ausschaltpunkt zum Beispiel einer Pumpe.
Es gibt die beiden Varianten „normalerweise offen“ oder kurz NO und „normalerweise geschlossen“ oder NC. In der NO-Version bleibt der Stromkreis geöffnet, wenn sich der Schalter in der unteren, frei hängenden Position befindet und keine Flüssigkeit ihn beeinflusst. Es fließt also kein Strom. Er schließt sich erst, wenn der Flüssigkeitsstand auf den voreingestellten Wert steigt. NC-Schwimmerschalter sind genau umgekehrt konfiguriert: Im unbeeinflussten Zustand fließt Strom durch den Schalter. Er öffnet die Kontakte beim Erreichen des vorgegebenen Flüssigkeitsstands im Behälter. Verfügbar sind außerdem Wechsler, die zwischen zwei verschiedenen Stromkreisen umschalten können.
In einigen sensiblen Fällen – zum Beispiel in Brunnen, Wasser- oder Treibstofftanks – macht es Sinn, beide Varianten zu installieren. Das System ist dann quasi redundant ausgelegt und ergibt daher ein Plus an Versorgungssicherheit.
Schwimmerschalter lassen sich für eine Vielzahl von Flüssigkeiten verwenden, von Trinkwasser bis hin zu hochkorrosiven Chemikalien. Daher muss sichergestellt sein, dass der Schalter durch die Flüssigkeit keinen Schaden nimmt. Kunststoffmaterialien wie Polyvinylchlorid oder Polypropylen sind ideal für allgemeine Anwendungen unter sauren und basischen Bedingungen. Für Hochtemperaturanwendungen über 60 Grad Celsius ist Kunststoff jedoch ungeeignet.
In diesen Fällen bieten sich Edelstahl an. Er ist sehr langlebig, leicht zu reinigen und eignet sich für Flüssigkeiten mit hohen Temperaturen. Schwimmerschalter aus Edelstahl sind mit vielen hochkorrosiven Chemikalien und verschiedenen Hygiene- und Reinigungsmitteln kompatibel und eignet sich vor allem für die medizinische und lebensmittelverarbeitende Industrie.
Für nahezu jeden Einsatzzwecke sind spezielle Neigungs- und Schwimmerschalter verfügbar. In allen Fällen spielen jedoch die elektrischen Anschlusswerte eine Hauptrolle. Die maximal schaltbaren Ströme liegen im Allgemeinen zwischen 100 Milliampere und 15 Ampere, die Spannungen zwischen 12 und 250 Volt, wobei Unterschiede zwischen Gleich- und Wechselspannungen zu berücksichtigen sind. Bei Schwimmschaltern kommen noch die beim Einsatz herrschenden Temperaturen hinzu. Sie liegen in der Regel zwischen minus 40 und plus 125 Grad Celsius.
Die weitaus meisten Schwimmschalter sind nach IP67 klassifiziert, sie sind daher allseitig gegen das Eindringen von Staub und Fremdkörpern geschützt. Die zweite Kennziffer 7 steht für den Schutz gegen das Eindringen von Wasser. Zeitweiliges Untertauchen ist für einen Schwimmerschalter naturgemäß vorgesehen und daher möglich.