Ratgeber
Viele TV-Programme empfangen und das mit wenig Aufwand: Diese beiden Gründe machen die SAT-Anlage zu einem Liebling der deutschen Haushalte. Auch Firmengebäude sind immer häufiger mit Satellitenschüsseln versehen. Doch was definiert die Anlagen genau, aus welchen Komponenten bestehen sie und was gibt es bei der Montage zu beachten? Wir beantworten Ihnen in unserem Ratgeber die wichtigsten Fragen.
Um digitale TV-Sender zu empfangen, gibt es drei Möglichkeiten: DVB-C (Kabel), DVB-T (terrestrische Antenne) und DVB-S (Satellitenfernsehen). Letzteres funktioniert, da sich in der Erdumlaufbahn Satelliten befinden, die das Fernseh- und Radioprogramm ausstrahlen.
DVB-S ist eine Abkürzung für Digital Video Broadcasting – Satellit. Die ersten Sender wurden ab 1994 über DVB-S ausgestrahlt. Seit 2005 wird mit der Weiterentwicklung DVB-S2 gearbeitet. Diese Übertragung ist effektiver.
Um Satelliten-TV zu empfangen, benötigen Sie eine SAT-Anlage. Diese besteht aus drei Hauptbestandteilen: der Satellitenschüssel, der Satelliten-Antenne und einem SAT-Receiver.
Von der Erde aus betrachtet, ist die geostationäre Bahn ganz schön dicht mit Satelliten bestückt. Aber durch den großen Abstand zur Erde ist trotzdem noch reichlich Platz zwischen den einzelnen Satelliten-Systemen.
Um die Signale dieser Fernseh-Satelliten zu empfangen wird eine SAT-Anlage benötigt. Diese SAT-Anlagen bestehen aus unterschiedlichen Komponenten:
LNB
Da die Fernseh-Satelliten mit einer Frequenz von 10,7 bis 12,75 GHz (10,7 bis 12,75 Milliarden Schwingungen pro Sekunde) senden, sind die erforderlichen Empfangsantennen nur wenige Millimeter lang.
Um beide Empfangsebenen empfangen zu können ist ein Antennen-Drahtstift waagerecht und der andere senkrecht angeordnet.
Diese kleinen Drahtstifte sind in einem rauscharmen Umsetzer (LNB für Low Noise Blockconverter) untergebracht.
In diesem LNB werden die Sendersignale verstärkt und in den Frequenzbereich von 950 bis 2.150 MHz umgewandelt.
Diese Frequenzen können dann problemlos über Koaxialkabel weitergeleitet werden. LNBs können aber noch weit mehr.
In unserem Ratgeber haben wir alles Wissenswerte über LNBs für Sie zusammengestellt.
Reflektor oder SAT-Spiegel
Damit an den kurzen Antennenstiften im LNB ein ausreichend starkes Signal zur Verfügung steht, wird ein Reflektor genutzt.
Wie ein Brennglas fängt der Reflektor die Sendersignale auf und bündelt sie am Eingang (Feed) des LNBs.
Im landläufigen Sinn wird der SAT-Reflektor oft auch als SAT-Antenne bezeichnet, was technisch aber nicht ganz korrekt ist.
Die eigentlichen Antennen sind versteckt im LNB untergebracht.
Der Begriff SAT-Schüssel ist da schon eher zutreffend.
SAT-Receiver
Nachdem die Sendersignale vom LNB auf eine „kabeltaugliche“ Frequenz umgesetzt wurden, können sie zum SAT-Receiver weitergeleitet werden.
Der SAT-Receiver kann entweder ein eigenständiges Gerät oder auch direkt in einem Fernseher eingebaut sein.
Zu den wesentlichen Aufgaben des SAT-Receivers zählen die Versorgung und Steuerung des LNBs/Multischalters, die Programmumschaltung und die Bereitstellung von Bild und Ton für den Fernseher.
Multischalter
Bei SAT-Anlagen mit mehreren Teilnehmern wird mit Multischaltern gearbeitet. Ein Multischalter besitzt vier SAT-Eingänge, an denen im Regelfall ein Quattro-LNB angeschlossen ist. Somit stehen eingangsseitig im unteren Frequenzbereich von 10,7 – 11,75 GHz (Low-Band) und im oberen Frequenzbereich von 11,8 – 12,75 GHz (High-Band) die horizontal und vertikal polarisierten Sender zur Verfügung.
Je nachdem, welches Programm die anwendende Person sehen will, gibt der SAT-Receiver über die Antennenleitung eine Gleichspannung in Höhe von 14 V für vertikal polarisierte Sender oder 18 V für horizontal polarisierte Sender aus. Sollen Sender im oberen Frequenzband empfangen werden, überlagert der Receiver die Gleichspannung noch mit einem 22 kHz-Steuersignal.
Der Multischalter erkennt die Spannung bzw. das Steuersignal, das ihm an jedem Ausgang zugeführt wird und verbindet den Ausgang mit dem dazugehörigen Eingang.
Hinweis:
Damit der Anwender nicht selbst die einzelnen Komponenten zusammensuchen und auf deren Kompatibilität achten muss, werden sogenannte SAT-Anlagen angeboten. Der große Vorteil dabei ist, dass die im Set enthaltenen Komponenten sowohl mechanisch als auch elektrisch perfekt zusammenpassen.
Eine SAT-Antenne kann im Prinzip überall dort montiert werden, wo eine freie Sicht zum Satelliten besteht. In Deutschland sind die meisten SAT-Antennen auf das ASTRA Satelliten-System ausgerichtet und diese Antennen benötigen eine freie Sicht in Richtung Süden.
Ob das nun am Balkon, im Garten, an der Hauswand oder auf dem Dach ist, spielt empfangstechnisch keine Rolle. Allerdings haben die unterschiedlichen Aufbauorte ihre Vor- und Nachteile:
Balkon oder Garten:
✓ Gute Erreichbarkeit im Servicefall oder wenn Schnee im Reflektor liegt.
✗ Schlechter Schutz vor ungewolltem Verstellen oder unberechtigtem Zugriff.
Wand oder Dach:
✓ Hoher Schutz vor ungewolltem Verstellen oder unberechtigtem Zugriff.
✗ Schlechte Erreichbarkeit im Servicefall oder wenn Schnee im Reflektor liegt.
Der finale Aufbauort richtet sich letztendlich danach, wo freie Sicht zum Satelliten besteht und wo der Reflektor am wenigsten stört. Zudem dürfen die Kabel nicht unnötig lang sein.
Um zu klären, ob der Aufbauort geeignet ist, muss man wissen welchen Satelliten man empfangen will.
Empfangsrichtung prüfen
Die genaue Position der Satelliten wird mit einem Winkel angegeben, wie weit westlich (W) oder östlich (E) sie sich vom Nullmeridian befinden. Der Nullmeridian ist eine halbkreisförmige Linie, die vom Nord- zum Südpol über die Londoner Sternwarte Greenwich verläuft.
Um den Aufbauort einer SAT-Antenne prüfen zu können, muss man wissen, auf welcher Position sich der Satellit befindet und auf welcher Position (bezogen auf den Nullmeridian) sich der Aufbauort befindet.
Auf Deutschland bezogen kommen Aufbauorte von ca. 6° E (im Westen Deutschlands) bis 15° E (im Osten Deutschlands) östlich vom Nullmeridian in Frage.
Wenn z.B. im Raum München (ca. 12° östlich vom Nullmeridian) eine SAT-Antenne das ASTRA SAT-System auf 19,2° E empfangen soll, muss die Antenne zunächst nach Süden ausgerichtet werden.
Das ist erforderlich, da die Satelliten auf der geostationären Bahn über dem Äquator positioniert sind. Die genaue Ausrichtung ist dann 7,2° „links“ von Süden (19.2° E – 12° E = 7,2° E), wenn man hinter dem Spiegel steht.
Neigungswinkel prüfen
Wie steil eine SAT-Antenne stehen muss (Elevation), hängt ebenfalls vom zum empfangenden Satelliten und vom Aufbauort ab. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je weiter im Süden der Aufbauort liegt, desto steiler muss der Spiegel nach oben gerichtet werden.
Bezogen auf das Satellitensystem Astra auf 19,2° E beträgt die Elevation in Norddeutschland ca. 27° (siehe Bild A) und in Süddeutschland ca. 35° (siehe Bild B).
Viele Halterungen an den SAT-Antennen haben eine Skala angebracht, wo die Elevation schon vor der Montage am Aufbauort voreingestellt werden kann. Die Skalen sind zwar nicht sehr genau, aber als grober Anhalt durchaus brauchbar.
Freie Sicht zum Satelliten
Oftmals sieht man SAT-Antennen an ungewöhnlichen Montageorten, wie z.B. unter Dachvorsprüngen, unter Balkonen oder hinter Büschen.
Da fragt man sich zurecht: Funktioniert das noch richtig oder wird die Antenne durch das Dach, den Balkon oder die Pflanzen teilweise abgeschattet?
Während die seitliche (horizontale) Empfangsrichtung noch verhältnismäßig leicht durch eine gedachte Verlängerung des LNB-Arms geprüft werden kann, sieht es mit der vertikalen Empfangsrichtung schon schwieriger aus.
Im Zweifelsfall können Tabellen weiterhelfen oder man verwendet einen SAT-Winkelmesser
Elevation | Höhenunterschied in cm bei einem Abstand von 1 m | Minimaler Abstand in m zu einem 10 m hohen Hindernis |
---|---|---|
27° | 50,95 | 19,63 |
28° | 53,17 | 18,81 |
29° | 55,43 | 18,04 |
30° | 57,74 | 17,32 |
31° | 60,09 | 16,64 |
32° | 62,49 | 16,00 |
33° | 64,94 | 15,40 |
34° | 67,45 | 14,83 |
35° | 70,02 | 14,28 |
Unser Praxistipp: Stabile Halterung wählen
Ob die SAT-Anlage an der Wand, am Balkon, am Dach oder im Garten montiert wird, spielt letztendlich keine Rolle. Zumindest dann, wenn die Antenne „freie Sicht“ zum Satelliten hat. Was aber eine wichtige Rolle spielt ist die Stabilität der Halterung. An einem schwankenden Antennenmast oder einer wackeligen Wandhalterung wird die beste SAT-Antenne auf Dauer kein brauchbares Bild erzeugen. Da die Reflektorspiegel eine nicht unerhebliche Windlast darstellen, muss die Halterung richtig stabil sein und die Schrauben müssen fest angezogen werden.
Der Anschluss einer SAT-Anlage ist recht einfach, da lediglich Koaxialkabel zwischen den einzelnen Komponenten montiert werden müssen.
Allerdings ist bei der Montage der F-Stecker darauf zu achten, dass die Drähtchen des Abschirmgeflechtes (Minus-Anschluss) kein Kontakt zum Mittelleiter (Plus-Anschluss) des Kabels haben.
In diesem Fall würde zwar die Sicherung im SAT-Receiver auslösen, aber der LNB erhielte keine Versorgungsspannung und der SAT-Empfang würde nicht funktionieren.
Wird eine bereits bestehende Verkabelung genutzt, muss man auf unter Putz versteckte Verteiler, Filter oder Antennendosen achten.
Diese haben zum Teil Kondensatoren verbaut, welche die Gleichspannungsversorgung des LNBs unterbrechen.
Wenn nur ein Teilnehmer an der SAT-Antenne angeschlossen wird, ist das alles recht einfach:
Eine Antenne, ein Single-LNB, ein Empfänger (Receiver) und eine koaxiale Verbindungsleitung zum Fernseher (TV) – fertig ist die HDTV Empfangsanlage. Die größte Herausforderung dürften in diesem Fall die Bohrungen für die Kabelverlegung darstellen.
Wenn zwei Teilnehmer angeschlossen werden sollen, wird eine Anlage mit Twin LNB verwendet.
Mit einem Quad LNB können bis zu vier Teilnehmer direkt am LNB angeschlossene werden.
Bei noch mehr Teilnehmern ist der Einsatz eines Quattro-LNBs und eines Multischalters sinnvoll.
Selbstverständlich kann man eine SAT-Antenne nach dem Fernsehbild ausrichten. Dazu schaltet man den Receiver auf einen vorprogrammierten Programmplatz ein. Anschließend dreht man die betriebsbereite Antenne nach rechts und links bzw. nach oben und unten, bis das Bild des Fernsehsenders erscheint. Die Halterung wird in dieser Position fixiert, damit der Reflektor stabil hält, aber noch verdreht werden kann.
Anschließend verdreht man die Antenne seitlich nach links und nach rechts, bis das Bild wieder verschwindet. An diesen beiden Stellen markiert man die Halterung. Danach wird die Antenne so eingestellt, dass sie genau zwischen den beiden Markierungen steht.
Bei der Elevation, also bei der Neigung der Antennen nach oben und unten, kann man nach demselben Schema verfahren.
Genauer geht es jedoch mit einem SAT-Finder, der exakt die Signalstärke des empfangenen Signals anzeigt. Einfache SAT-Finder werden in die Antennenleitung zwischen LNB und Receiver geschaltet und zeigen das Signalmaximum an.
Hochwertige SAT-Finder verfügen über einen eingebauten Akku und können auch ohne Receiver am LNB angeschlossen werden. Zudem zeigen sie neben der Signalstärke und der Signalqualität auch noch den im Moment empfangenen Satelliten an. Da diese Geräte deutlich teurer sind, eignen sie sich in erster Linie für Leute, die sie täglich nutzen.
Unser Praxistipp: Achtung beim Justieren!
Egal, ob Sie die Antenne nach Fernsehbild oder mit einem Messgerät einstellen: Fassen Sie zum Justieren die Antenne immer nur am Halter an. Wenn Sie die Antenne zum Drehen am Spiegel anfassen, verwinden Sie die Reflexionsfläche und es kommt zu einer Fehleinstellung.
Wie groß muss die Satellitenschüssel sein?
Um diese Frage konkret beantworten zu können muss man sich im Internet die Ausleuchtzonen der jeweiligen Satelliten ansehen. Dort wird gezeigt, wie groß die Satellitenschüssel im jeweiligen Bereich sein muss. Wenn dann aber mehrere Teilnehmer an einer Anlage über SAT-Verteiler bzw. Multischalter angeschlossen werden sollen, ist es besser die Satelliten-Antenne eine Nummer größer zu wählen. Insbesondere dann, wenn lange SAT-Kabel angeschlossen werden.
Was bedeutet DVB-S2?
DVB-S steht für „Digital Video Broadcasting-Satellite“ und bedeutet Digitales Satelliten TV. Wobei der DVB-S2 Standard der Nachfolgestandard von DVB-S ist. Nach Abschaltung der analogen TV-Programme werden seit dem 30. April 2012 nur noch digitale SAT-Anlagen eingesetzt.
Was bedeutet HD bzw. HDTV?
HD-Programme werden hochauflösend in High Definition ausgestrahlt. Das bedeutet, durch die größere Anzahl von Bildpunkten werden die Bilder kontrastreicher und klarer. Das erste Fernsehformat mit 4:3 wurde in einer Auflösung von 768 x 576 Bildpunkten übertragen. Aktuell unterscheidet man unter HD „720 p“ mit 1280 x 720 Bildpunkten und Full HD „1080 i“ bzw. "1080 p" mit 1920 x 1080 Bildpunkten zwei Varianten von HDTV. Der Buchstabe „p“ steht für eine progressive Darstellung, bei der alle Zeilen gleichzeitig gezeigt werden. Der Buchstabe „i“ steht für „interlaced“, bei der erst alle ungeraden Zeilen (1, 3, 5, 7, …) in einem Halbbild und dann alle geraden Zeilen (2, 4, 6, 8, …) dargestellt werden. Bei einer 4K-Auflösung wird das Bild in vier Teile geteilt und jedes Viertel wird mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten angezeigt.
Was zeichnet eine Camping-SAT-Anlage aus?
Camping-SAT-Anlagen sind für den mobilen Einsatz vorgesehen. Demzufolge sind die SAT-Schüsseln der mobilen SAT-Anlagen eher klein und mit einem hochwertigen Digital Single-LNB ausgestattet. Eine Camping Satellitenanlage kann leicht transportiert und noch leichter aufgebaut werden. Der Receiver hat in der Regel eine Betriebsspannung von 12 V, was einen Anschluss am Zigarettenanzünder des Fahrzeuges möglich macht. Meist ist auch ein passendes SAT-Kabel mit montiertem F-Stecker im Lieferumfang enthalten.