Ratgeber
Seilwinden sind praktische Helfer, wenn es darum geht, schwere Lasten zu ziehen. Sie leisten nicht nur auf Baustellen, sondern auch im Kfz-Bereich gute Dienste und werden beispielsweise dazu verwendet, Fahrzeuge zu bergen. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Seilwinden funktionieren, welche Arten es gibt und worauf beim Umgang zu achten ist.
Im Kfz-Bereich werden Seilwinden vielfältig genutzt und kommen sowohl in Verbindung mit Baumaschinen als auch mit Motorrädern und Pkw sowie mit schweren Geländewagen, Quads, SUVs, Lkw und Traktoren zum Einsatz.
In erster Linie ermöglichen sie es, schwere Lasten zu ziehen.
Dabei kann es sich beispielsweise um Fahrzeuge handeln, die nach einem Unfall geborgen werden müssen oder in Schlamm, Schnee oder Schotter feststecken und befreit werden müssen.
Seilwinden sind mit einem Zugseil ausgestattet, das zumeist auf einer Trommel aufgewickelt ist.
Durch das Ein- und Ausziehen des Seils entsteht eine Spannung, mit deren Hilfe das Fahrzeug oder die Maschine gezogen wird.
Früher erfolgte das Auf- und Abwickeln des Seils durch reine Muskelkraft und heute noch gibt es Handseilwinden, die mit Hilfe einer Kurbel bedient werden.
Viele Seilwinden werden heutzutage aber auch elektrisch oder hydraulisch betrieben.
Seilwinden unterscheiden sich im Hinblick auf die Befestigungsart und Bedienung. Im Normalfall ist das Zugseil auf der Trommel aufgewickelt und kann im Freilauf schnell abgerollt werden. Zu diesem Zweck bieten Hersteller unterschiedliche Hilfsmittel an. Dabei kann es sich um mechanische Kurbeln, aber auch um kabelgebundene oder Funkfernbedienungen handeln, die mindestens einen Schalter für zwei Laufrichtungen (Einrollen/Abrollen) aufweisen. Die meisten Seilwinden sind mit einer zusätzlichen Seilführung ausgestattet, die dafür sorgt, dass sich das Zugseil beim Einziehen nur um die Trommel wickelt und nicht woanders verhakt.
Der Anfang des Seils wird mit Hilfe von Karabinern, Schäkeln, Hebebändern oder ähnlichen Hilfsmitteln am Fahrzeug angebracht, das bewegt werden soll. Das Ende wird am Trägerfahrzeug oder einer Gegenlast fixiert. Das Trägerfahrzeug bzw. die Gegenlast darf nicht über den Boden rutschen, sondern muss mit einem Anker oder mit Unterlegkeilen fixiert und an Ort und Stelle gehalten werden, damit die Zugkraft abgestützt werden kann.
Die Befestigung am zu bewegenden Fahrzeug erfolgt je nach Bauart beispielsweise am Kühlergrill oder an der Stoßstange. Es gibt aber auch Seilwinden zum Einhängen in eine Anhängerkupplung oder in eine Rundschlinge. Solche Modelle eignen sich gut für gelegentliche Einsätze und können schnell angebracht und wieder entfernt werden. Etwas aufwendiger ist die Festmontage von Seilwinden. Hierbei werden die Winden mit Hilfe von Montageplatten, durch Schrauben oder durch Schweißen am Fahrzeug fixiert. Die Schweißmontage ist irreversibel, kann aber sinnvoll sein, wenn hohe Lasten bewegt werden müssen und eine besonders stabile Verbindung gefordert ist.
Je nach Art des Antriebs werden Handseilwinden, elektrische Seilwinden und hydraulische Seilwinden unterschieden. Handseilwinden sind mit einer mechanischen Kurbel ausgestattet, um das Seil auf- und abzurollen. Die Krafteinleitung erfolgt durch Muskelkraft. Das hat den Vorteil, dass weder ein Hydrauliköl noch Strom für den Betrieb erforderlich ist. Die Zugkraft ist jedoch naturgemäß beschränkt.
Bei elektrischen Seilwinden wird die Windentrommel durch einen 12-V- oder 24-V-Motor angetrieben. Seilwinden mit 12-Volt-Motor eignen sich gut für Motorräder und Pkw, während Modelle mit 24-V-Motor höhere Zugkräfte aufbringen und auch für das Bewegen von Traktoren, Lkw, Rettungsfahrzeugen, Quads und ATVs (All-Terrain-Vehicles) geeignet sind. Die Versorgung mit elektrischer Energie kann über die Fahrzeugbatterie erfolgen. Die Montage ist dementsprechend einfach. Vorteilhaft ist, dass eine elektrische Seilwinde eine deutlich höhere Zugkraft bietet, als es mit einer Handseilwinde möglich ist. Die Stromaufnahme ist jedoch teilweise hoch, was dazu führt, dass die Winde bei längerem Betrieb heiß wird und erst abkühlen muss, um wiederverwendet werden zu können.
Hydraulische Seilwinden sind die leistungsstärksten unter den drei Seilwindentypen. Sie sind mit einem Hydraulikmotor und einem hydraulischen Getriebe ausgestattet und verwenden ein hydraulisches Öl zur Kraft- bzw. Energieübertragung. Der Hydraulikmotor selbst wird elektrisch oder mit einem Treibstoff betrieben und ist in der Lage, Volumen und Druck der Hydraulikflüssigkeit in ein mechanisches Drehmoment zu übertragen. Hydraulische Seilwinden halten hohen Seilgeschwindigkeiten stand und erzielen Zugkräfte von 40 Tonnen und mehr. Sie sind aufgrund ihrer hohen Belastungsfähigkeit vor allem in der schweren Industrie zu finden.
Beim Umgang mit Seilwinden steht Sicherheit an erster Stelle, denn das Risiko für Verletzungen am Menschen und Beschädigungen am Fahrzeug sind hoch, wenn keine Vorkehrungen zum Schutz getroffen werden.
1. Achten Sie auf die maximale Zugkraft des Seils.
Die Angaben zu den Zuglasten sind nicht absolut, sondern als Richtwerte zu verstehen, die Hersteller zur Orientierung bieten. Die maximale Zuglast variiert je nach Untergrund und Lage des Fahrzeugs (Neigungswinkel). Verzichten Sie auf Manöver, bei denen Sie nicht sicher sind, ob das Seil sie aushält.
2. Umlenkrollen erhöhen die Zugkraft.
Mit einem Flaschenzug oder Umlenkrollen kann eine doppelte Seilführung realisiert werden, die eine Aufteilung der Zugkräfte bewirkt und dadurch für eine höhere Belastbarkeit der Seilwinde sorgt. Umlenkrollen sind in der Lage, die Zugkraft umzulenken, zu verdoppeln oder beides gleichzeitig. Wenn die Zugkraft verdoppelt werden soll, schlägt man das Ende des Windenseils unter Zuhilfenahme einer Umlenkrolle erneut am Trägerfahrzeug an. Dann gibt es mehr als ein tragendes Seil, wodurch das Flaschenzugprinzip erfüllt ist.
3. Die Zugrichtung sollte immer gerade auf die Seilwinde ausgerichtet sein.
Bei einem schrägen Ein- oder Auszug des Seils nimmt nicht nur die Zugkraft im Vergleich zur angegebenen Maximallast bei Idealposition ab, es drohen auch erhebliche Schäden am Seil oder an der Winde.
4. Halten Sie ausreichend Abstand, wenn ein Seil unter Spannung steht.
Steht das Seil unter Spannung, dürfen Sie es auf keinen Fall berühren. Stellen Sie sich nicht unter oder vor Lasten, die an gespannten Seilen hängen. Die Achse zwischen Seilwinde und Zuggegenstand muss vor Betätigung der Winde freigeräumt werden. Zwischen zu bewegendem Fahrzeug und Trägerfahrzeug bzw. Gegenlast dürfen sich keine Personen befinden.
5. Treffen Sie Sicherheitsvorkehrungen, um zu verhindern, dass das Seil reißt.
Ein ungebremst zurückschnellendes Seil ist mit einer wild umherschwingenden Peitsche vergleichbar und kann immense Sach- und Personenschäden verursachen. Ähnliches gilt für herumfliegende Schäkel. Aus diesem Grund sollten Sie nur intaktes Bergungsmaterial verwenden und einen Abstand von mindestens 1,5 Seillängen zur Winde einhalten. Ein Stahlseil sollte immer mit einer Schutzmatte oder einem Gurt umwickelt werden, bevor es unter Spannung gesetzt wird. Dadurch wird es beschwert und nach unten gedrückt, wenn es reißt. Ebenso wichtig ist, das Seil niemals mit Schocklasten zu beanspruchen.
Beim Herausziehen von feststeckenden Fahrzeugen ohne Trägerfahrzeug sollten Sie sich einen stabilen Anker im Gelände suchen, zum Beispiel einen Baum. Zunächst wird eine Zugschlinge, ein Hebeband mit Karabiner oder ein Baumankergurt um den Festhaltepunkt geschlungen. Erst daran wird das Zugseil angeschlossen. Das vermeidet Schäden am Baum und schont das Bergungsmaterial.
Beim Kauf einer Seilwinde für die Kfz-Ausstattung sind mehrere Faktoren zu beachten. Zunächst ist zu überlegen, ob es sich um eine mechanische, elektrische oder hydraulische Winde handeln soll. Im Kfz-Bereich liegt man mit elektrischen Winden nicht verkehrt, für gelegentliche Einsätze bei moderaten Lasten reicht auch eine Handseilwinde. Hydraulische Winden sind eventuell überdimensioniert. Elektrische Seilwinden mit 12-Volt-Motoren können an Autobatterien betrieben werden, Ausführungen mit 24-Volt-Motoren an Lkw-Batterien.
Weitere wichtige Parameter sind die Seillänge und die Zugkraft. Je länger das Zugseil, desto größere Entfernungen können überwunden werden, desto höher ist allerdings auch die Beanspruchung. Hohe Zuggeschwindigkeiten sollten ohnehin und in dem Fall besonders vermieden werden. Wichtig im Hinterkopf zu behalten ist, dass ein Zugseil niemals komplett von der Trommel abgerollt werden darf. Es müssen je nach Herstellerangaben fünf, sechs oder mehr Windungen auf der Trommel verbleiben.
Welche Zugkraft eine Seilwinde aufbringen muss, hängt von vielerlei Faktoren ab. Als allgemeiner Grundsatz gilt, dass die Zugkraft 1,5 Mal höher sein muss als das Gewicht des Fahrzeugs, das bewegt werden soll. Ist das tatsächliche Gewicht nicht bekannt, geht man vom zulässigen Gesamtgewicht aus, das in den Fahrzeugpapieren angegeben ist. Der Grundregel zufolge würde ein Pkw mit 3 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eine Zugkraft von 4,5 Tonnen erfordern. Allerdings nimmt die Zugkraft ab, je weniger Lagen um die Trommel gewickelt sind. So kann es sein, dass eine Seilwinde bei der zweiten abgerollten Lage noch ca. 4 Tonnen schafft, bei der vierten abgerollten Lage aber nur noch ca. 3 Tonnen. Um das zu kompensieren, kann man sich mit Umlenkrollen behelfen.
Die Zugkraft wird auch vom Untergrund und von der Lage des zu bewegenden Fahrzeugs beeinflusst. Steht das Fahrzeug in schrägem Winkel, wird für jedes Grad ein bestimmter Prozentsatz auf das Gesamtgewicht aufgerechnet. Ähnlich verhält es sich bei Untergründen. So gelten für niedrigen und hohen Schlamm beispielsweise spezifische Faktoren, die abermals mit dem Gesamtgewicht multipliziert werden.
Die Bedienbarkeit spielt bei der Auswahl einer Seilwinde ebenfalls eine Rolle. Empfehlenswert sind Modelle mit Funkfernbedienung, die ein Auf- und Abrollen des Zugseils aus der Entfernung ermöglichen. Das ist nicht nur aus Komfort-, sondern auch aus Sicherheitsgründen vorteilhaft, da die Seilwinde außerhalb des Gefahrenbereichs gesteuert werden kann.
Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied: Beim Ziehen von Lasten müssen alle Verbindungen dem Zuggewicht standhalten. Zu prüfen sind die Verbindungen zwischen Seilwinde und Fahrzeug, zwischen Zugseil und Seilwinde und zwischen Seil und zu ziehendem Gegenstand. Achten Sie insbesondere auch bei der Auswahl von Zubehör wie Schäkeln und Karabinerhaken darauf, dass diese für die entstehenden Zugkräfte ausgelegt sind. Prüfen Sie vor jedem Gebrauch gründlich, ob Schäden an den Komponenten vorhanden sind, die zu einem Abriss führen könnten.
Warum ist die Zugkraft ein- und derselben Seilwinde an einem stehenden Fahrzeug häufig kleiner als an einem rollenden Fahrzeug?
Bei fahrenden Fahrzeugen wirken Fahrtrichtung und Zugrichtung des Seils in die gleiche Richtung. Die Kräfte heben sich zum Teil gegenseitig auf, so dass das Verbindungsseil weniger belastet wird. Ist einmal die Anfangsträgheit überwunden, gleitet die Last hinter dem Schlepper. Am rollenden Fahrzeug ergeben sich also physikalische Synergieeffekte, die die maximale Belastbarkeit von Zugseilen begünstigen. Aber: Viele Seilwinden sind nur für den stationären Gebrauch zugelassen. Achten Sie bei stehenden Windenfahrzeugen darauf, dass sie einen festen Stand haben, damit sie durch die Zugkräfte der Seilwinde nicht wegrutschen.
Was ist besser – ein Stahlseil oder ein Kunststoffseil?
Stahlseile und Kunststoffseile bieten zunächst einmal dieselbe Sicherheit, sofern sie intakt sind und die Lastgrenzen eingehalten werden. Kunststoffseile wiegen jedoch deutlich weniger. Das hat den Vorteil, dass das Gesamtgewicht des Windensystems bei langen Seillängen geringer ausfällt als bei Äquivalenten mit Stahlseil. Dafür sind Stahlseile robuster gegenüber Hitze, UV-Strahlung, Chemikalien (Öl, Treibstoff etc.) und weniger anfällig für Verschleiß, etwa durch Reiben, Quetschen oder Knicken.
Sollte eine Seilwinde möglichst hohe Geschwindigkeiten erreichen?
Im Kfz-Bereich spielt die Windengeschwindigkeit eine untergeordnete Rolle. In der schweren Industrie mag es anders aussehen. Eine langsamere Winde ist sicherer zu handhaben und für die meisten Zwecke ausreichend.
Was ist der Unterschied zwischen einem Seilzug und einer Seilwinde?
Auch wenn die Begriffe häufig synonym verwendet werden, bezeichnen ein Seilzug und eine Seilwinde unterschiedliche technische Vorrichtungen. Eine Seilwinde nutzt eine Trommel zur Kraftübertragung sowie die Spannung, die sich beim Ein- und Ausziehen des Seils ergibt, um einen Gegenstand zu bewegen. Er eignet sich primär zum Ziehen von schweren Lasten. Ein Seilzug arbeitet dagegen mit der reinen Zugkraft, die durch Umlenkrollen beeinflusst wird. Er eignet sich für das Heben und Senken von Lasten. Da Seilwinden mit Hilfe von Umlenkrollen in Seilzüge umgewandelt werden können, werden die Bezeichnungen im Bereich der Technik öfter gleichbedeutend behandelt.