Ratgeber
Skalenlampen gehören zu den wenigen „Überlebenden“ einer längst vergangenen Technologie. Denn sie sind Glühlampen und besitzen als solche eine Effizienz von weniger als fünf Prozent: Die zugeführte Energie wird überwiegend in Wärme umgesetzt statt in Licht. Dennoch besitzen sie auch in Zeiten der LED immer noch eine Daseinsberechtigung, vor allem im Bereich Reparatur und Restauration elektrischer und elektronischer Geräte.
In unserem Ratgeber erfahren Sie die die wichtigsten technischen Spezifikationen dieser Lämpchen. Wir geben Ihnen außerdem Tipps für die Beschaffung.
Ihren Namen verdanken Skalenlampen dem ursprünglichen Einsatzzweck: Die Beleuchtung der Skalen beispielsweise von Messinstrumenten. Aber nicht nur Volt- und Amperemeter wurden zur leichteren Ablesbarkeit der Werte im Dunklen mit Skalenlämpchen ausgestattet, auch Rundfunkempfänger.
Die alten Röhren- oder die ersten Transistorradios besaßen breite Skalen mit Angabe der Radio-Frequenzen und in der Regel auch Sendestationen wie BBC oder NWDR. Zur genauen Einstellung wurden Drehkondensatoren und mit ihnen verbundene Skalenzeiger verwendet. Die hier eingesetzten Skalenlämpchen ähneln von der Lichtausbeute aber eher Glimmlampen als Leuchtmitteln, ihr Schein reichte gerade mal aus, um die Skala abzulesen.
Klassische Skalenlampen dienten aber auch noch anderen Zwecken. So waren und sind sie immer noch als Fahrradlampen im Handel. Traditionelle Bikes mit Dynamos als Energiequelle sind recht häufig auch mit Scheinwerfern und Rücklichtern für Glühlämpchen ausgerüstet. Vorteil: Die Beleuchtung hängt nur von der Lebensdauer des Dynamos und der Glühlampe ab. Im Gegensatz zu den heute üblichen autonomen Fahrradbeleuchtungen mit LEDs, deren Batterien oder Akkus nur für einige Stunden Strom liefern und dann ausgetauscht beziehungsweise geladen werden müssen.
Unter der Bezeichnung Kugellampen finden sich Skalenlampen zum Beispiel auch im Kraftfahrzeughandel. Hier sind sie als Leuchtmittel beispielsweise für Tagfahrlichter, Kennzeichenbeleuchtungen, Brems- und Rücklichter sowie Blinker gelistet. Es gibt allerdings einen großen Unterschied zu den Skalenlampen: Glühlampen im Kfz-Bereich besitzen in der Regel einen Bajonettsockel, gekennzeichnet mit dem Buchstaben „B“. Zwei Raststifte sorgen hier für den sicheren Halt in einer unter Federspannung stehenden Fassung. Eine kurze Umdrehung der Lampe reicht für die Montage. Skalenlampen dagegen sind mit einem Gewinde ausgestattet und müssen eingeschraubt werden, analog den größeren Glühbirnen. Die Bezeichnung lautet „E“, benannt nach dem Erfinder der Glühlampe Thomas Alva Edison.
Skalenlampen mit E-Sockel sind in den beiden Größen E10 und E5,5 im Handel, die Gewinde besitzen also die Durchmesser 10 und 5,5 Millimeter.
Die größere Version wurde früher oft als Birne für Taschenlampen oder für die Skalenbeleuchtung größerer Radios verwendet. Für die Beschaffung als Ersatzteil oder für die Restaurierung ist somit zunächst der Gewinderadius maßgeblich.
Das nächste Kriterium betrifft die Nennspannung. In beiden E-Segmenten reicht sie von 1,5 bis 24 Volt. Da es sich um Glühlampen handelt, lässt sich sowohl Gleichstrom als auch Wechselstrom verwenden. Ähnlich breit ist die Palette des Nennstroms, sie beginnt üblicherweise bei 40 Milliampere und endet bei 900 Milliampere. Daraus ergeben sich Leistungen von 0,15 bis zu 15 Watt.
Üblicherweise sind Skalenlampen mit klarem Glaskolben im Einsatz. Für bestimmte Zwecke, zum Beispiel als Signallampe, gibt es sie aber auch in farbiger Ausführung. Zur Verfügung stehen Lämpchen mit rot, grün, gelb und blau eingefärbtem Glaskolben.
Wie lassen sich heute handelsübliche Lämpchen an „exotische“ elektrische Werte anpassen?
In manchen Fällen wie beispielsweise der Reparatur sehr alter Radios mit Elektronenröhren können sich Differenzen zwischen den benötigten und den zur Verfügung stehenden technischen Daten der Skalenlampen ergeben. Aus Sicherheitsgründen sind hier Lämpchen als Austausch zu verwenden, deren Nennspannung und Nennstrom oberhalb der ursprünglichen Angaben liegen. Ansonsten kann es passieren, dass die Lampe durchbrennt. Liegen Nennspannung und Nennstrom darüber, leuchtet das Lämpchen allerdings nur schwach.
Eine bessere Anpassung ist möglich, wenn dem neuen Lämpchen eine kleine elektronische Schaltung, bestehend aus den Bauelementen Widerstand und Diode, vorgeschaltet wird. Damit lassen sich Spannung und Strom zur Lampenversorgung exakt einstellen. Die genauen Daten für die Bauelemente lassen sich zwar auch ausrechnen, experimentell aber dafür auch einfacher geht’s mit Hilfe eines Multimeters.
Besitzen Skalenlampen auch Vorteile gegenüber LEDs?
LEDs sind zwar deutlich langlebiger und effizienter im Betrieb, allerdings benötigen sie eine definierte Gleichspannung. Ist sie zu niedrig, leuchtet die LED gar nicht, das kann bei weißen Leuchtdioden schon bei etwa 2 Volt der Fall sein. Steigt die Spannung auf mehr als 4 Volt, könnte dies zur Zerstörung führen. Ähnlich verhält es sich mit dem Strom. Übliche weiße LEDs benötigen zwar nur 20 Milliampere, die genaue „Dosis“ der Energieversorgung muss allerdings durch Vorschaltwiderstände jeweils angepasst werden.
Glühlämpchen sind hier deutlich anspruchsloser. Sie unterscheiden nicht zwischen Gleich- und Wechselstrom. Ist die Energiezufuhr zu niedrig, leuchten sie einfach nicht so hell wie sie eigentlich könnten.
Wie lässt sich die Lebensdauer von Skalenlampen verlängern?
Das einfachste Mittel ist die Überdimensionierung hinsichtlich der elektrischen Werte. Da es sich bei der Lichterzeugung von Glühlampen um einen letztlich zerstörerischen Brennvorgang handelt, bedeutet eine geringe Lichtabgabe auch einen nicht mehr so heißen Glühfaden. Die Lebenserwartung lässt sich so um einige hundert Stunden durchaus verlängern.