Ratgeber
Spektive sind Fernrohre mit starker Vergrößerung, die Beobachtungen über große Entfernungen hinweg ermöglichen. Sie werden zur Sport- und Naturbeobachtung, bei der Jagd sowie zu militärischen Überwachungszwecken eingesetzt. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Spektive aufgebaut sind und worauf beim Kauf zu achten ist.
Der Begriff Spektiv ist eine Kurzform von Perspektiv und bezeichnet eine bestimmte Art von Fernglas. Es handelt sich um ein Beobachtungsfernrohr, das aus einem Okular, einem Objektiv und einem Stativ besteht. Spektive sind vorrangig als Monokulare ausgeführt, es gibt aber auch Binokulare, die statt einem über zwei Okulare verfügen.
Im Gegensatz zu Teleskopen nach keplerscher Bauart erzeugt ein Spektiv aufrechte, seitenrichtige Bilder. Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf die Verwendung. Während klassisch astronomische Teleskope der Planeten- und Himmelsbeobachtung dienen, kommen Spektive vorrangig zur Beobachtung der Umgebung zum Einsatz.
Spektive werden hauptsächlich zur Natur- und Tierbeobachtung (z.B. Vogelbeobachtung), bei der Jagd, bei sportlichen Veranstaltungen (Schießsport, Biathlon, Pferderennen etc.) und zum Zweck militärischer Überwachung eingesetzt. Sie ermöglichen es, Geschehen über große Entfernungen hinweg mitverfolgen zu können.
Die meisten Spektive sind mit einem 45°-Schrägeinblick ausgestattet. Daneben sind Modelle mit Geradeinblick erhältlich. Für welche Variante man sich entscheiden sollte, hängt vom Einsatzzweck und den persönlichen Präferenzen ab. Spektive mit Schrägeinblick lassen sich schneller ausrichten und eignen sich besser fürs Bergaufschauen. Allerdings muss der Kopf beim Hindurchschauen nach vorne geneigt werden, was mit der Zeit unbequem werden kann. Spektive mit Geradeinblick eignen sich demgegenüber ideal zum Bergabschauen und ermöglichen ein einfaches Anvisieren. Das Ausrichten dauert zwar länger, aber da man den Kopf nicht neigen muss, ist der Anwendungskomfort höher.
Der Bereich der Vergrößerung reicht vom 20-fachen bis hin zum 80-fachen. Es werden sowohl Spektive mit Wechselobjektiven mit Festbrennweiten als auch Modelle mit Zoom-Okularen angeboten. Zoom-Okulare (auch Vario-Okulare genannt) sind oft mit einem drehbaren Ring ausgestattet, an dem der Vergrößerungsfaktor eingestellt werden kann.
Spektive sind im Regelfall mit Speziallinsen ausgestattet, die mit HD oder ED gekennzeichnet sind. HD-Linsen bieten eine hohe Auflösung (HD = High Definition), während sich ED-Linsen (ED = Extra-low Dispersion) durch geringe Dispersionseigenschaften auszeichnen. Als Dispersion bezeichnet man das Phänomen unerwünschter Farbränder wie Blausäume, die bei Linsen aus normalem Glas ab 30-facher Vergrößerung auftreten. Mit Spektivlinsen aus Spezialglas passiert das nicht.
Die starke Vergrößerung ist ein wesentlicher Vorteil von Spektiven. Ferngläser und Feldstecher bieten meist einen Vergrößerungsfaktor von 6 bis 10. Weil mit zunehmender Vergrößerung das Bild verwackelt, wenn ein Fernglas mit den Händen vor die Augen gehalten wird, sind größere Vergrößerungsfaktoren bei Ferngläsern nicht sinnvoll.
Um auch bei schlechten Lichtverhältnissen, etwa bei Dämmerung, gut sehen zu können, sind Spektive mit teils sehr großen Objektiven ausgestattet, die viel Licht sammeln können.
Je größer die Apertur, also die Öffnungsweite des Objektivs, desto mehr Licht fällt hinein. Die Durchmesser von Fernglas-Objektiven betragen meist 25 bis 60 mm. Spektiv-Objektive haben dagegen meist einen Durchmesser von 50 bis 100 mm.
Unser Praxistipp: Zoom-Objektive für maximale Flexibilität
Möchten Sie sich nicht auf eine bestimmte Vergrößerung festlegen, sind Spektive mit Festbrennweite möglicherweise nicht das Richtige für Sie Ein Spektiv mit Zoom-Optik bietet mehr Flexibilität. In dem Fall müssen Sie die Objektive nicht vor Ort austauschen, wenn Sie eine andere Vergrößerung wünschen, sondern stellen einfach via Drehrad den gewünschten Faktor ein.
Bei der Auswahl eines Spektivs ist der konkrete Verwendungszweck entscheidend. Werden Sie damit beispielsweise viel in der Natur unterwegs sein, ist ein Modell empfehlenswert, dass nicht allzu schwer ist und ein geringes Packmaß hat. Auszugspektive lassen sich wie ein Teleskop-Fernrohr zusammenschieben und sind gut zu verstauen und zu transportieren.
Wird das Spektiv perspektivisch bei widrigen Lichtverhältnissen eingesetzt, etwa zur Vogelbeobachtung bei Dämmerung, sollte ein großer Objektivdurchmesser ab 80 mm gewählt werden, damit so viel Licht wie möglich genutzt werden kann. In dem Zusammenhang spielen auch Parameter wie Lichtstärke und Dämmerungszahl eine Rolle. Je höher beide Werte sind, desto heller ist das Bild und desto besser kann man bei Dunkelheit sehen.
Bei der Wahl eines passenden Stativs sollten Sie darauf achten, dass es stabil genug und idealerweise mit einem 2-Wege-Neiger ausgestattet ist, um horizontal und vertikal ausgerichtet werden zu können. Ebenso ist es hilfreich, wenn im Lieferumfang eine Transporttasche inbegriffen ist.
Lassen sich Spektive mit Video- oder Fotokameras koppeln?
Ja, oftmals besteht die Option, eine Video- oder Fotokamera oder ein Smartphone mithilfe eines Adapters an ein Spektiv anzuschließen. Auf diese Weise können Sie Bilder aus der Ferne nicht nur für den Moment betrachten, sondern auch filmisch oder fotografisch festhalten. Es gibt Handy-Adapter für den Anschluss an den Spektivkörper und Adapter, die als Okular angeschlossen werden.
Welche Stative eignen sich besonders gut für Spektive?
Prinzipiell können Sie auf jedem Stativ mit Normgewinde ein Spektiv montieren. Für den Einsatz im Freien sind allerdings Stative sinnvoll, die sowohl leicht als auch witterungsbeständig und stabil sind. Hier bieten sich Stative aus Aluminium oder Carbon an.
Was bedeutet die Zahlenangabe "15x50" auf meinem Spektiv?
Die Zahlenangabe "15x50" gibt Aufschluss über die Vergrößerung und den Durchmesser des Objektivs. Die erste Zahl steht für die Vergrößerung (15-fach), die zweite Zahl für den Objektivdurchmesser (50 mm). Der Vergrößerungsfaktor 15 gibt an, dass man ein Objekt in 15 Meter Entfernung so sieht, als sei es einen Meter entfernt.