Ratgeber
Steckergehäuse schützen die Verbindung zwischen Stecker und Kabel und bieten darüber hinaus Platz für Bauelemente der Elektronik. Durch die Integration von Spannungswandlern beispielsweise ermöglichen sie den Anschluss von elektronischen Geräten ans Haushaltsnetz, die nicht mit 230 V Wechselstrom betrieben werden können. Was Steckergehäuse konkret auszeichnet und worauf Sie beim Kauf achten sollten, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Steckergehäuse bieten einen mechanischen Schutz für Stecker und Kabel und je nach Größe auch für elektronische Bauelemente. Während kleine Steckergehäuse den Stecker für die Steckdose und die Kabelverbindung zum elektronischen Gerät schützen, bieten große Gehäuse zusätzlichen Platz für elektronische Komponenten wie Platinen, Steckverbinder, Relais, Drosseln oder Spannungswandler.
Große Gehäuse mit Spannungswandler werden immer dann verwendet, wenn elektronische Geräte an das Stromnetz mit 230 V Wechselstrom angeschlossen werden sollen, jedoch einen anderen Betriebsstrom erfordern. So enthalten Gehäuse von Ladegeräten für Mobiltelefone beispielsweise einen Spannungswandler, der aus dem Wechselstrom der Steckdose den für die Telefone benötigten Gleichstrom macht.
Damit zwischen Stromnetz und elektronischem Gerät kein Spannungswandler als externes Bauteil zwischengeschaltet werden muss, wird selbiger in das Gehäuse des Steckers integriert. So ist statt mehrerer elektronischer Teile lediglich ein einziges Steckergehäuse für den Anschluss ans Stromnetz notwendig und die Handhabung entsprechend komfortabel.
Steckergehäuse sind in der Regel Leergehäuse, das heißt, Sie übernehmen die Montage der elektronischen Komponenten selbst. Sie können zum Beispiel Platinen, fertige Relais oder einzelne Bauteile wie Spannungswandler zwischen Stecker und Kabel installieren. Die notwendige Größe des Steckergehäuses ist davon abhängig, wie viele Teile darin verbaut werden sollen.
Hersteller bieten oftmals detaillierte Zeichnungen oder Muster ihrer Steckergehäuse zur Orientierung. Häufig besteht die Möglichkeit, mehrere Stück im Set zu erwerben. Der Kauf im Set mit fünf, zehn, zwanzig Stück oder mehr bietet sich beispielsweise für Ausbildungsbetriebe, Handwerksbetriebe oder Universitäten an und kann sich rentieren, denn bei Vorteilspackungen ist der Preis pro Stück oft günstiger.
Ein Steckergehäuse besteht aus zwei Halbschalen und einem Stecker für die Steckdose. Die Halbschalen werden durch Zusammendrücken oder durch Verschrauben zu einem Stück verbunden. Die erforderlichen Schrauben sind meist im Lieferumfang enthalten.
Die typische Form eines Steckergehäuses ist eckig. Steckergehäuse in kleinerer Ausführung, in denen nur ein Bauteil wie eine Platine Platz findet, sind bis zu 10 cm lang und breit und bis zu 5 cm hoch. Modelle in großer Ausführung sind bis zu 20 cm lang. Für den unauffälligen und platzsparenden Einsatz, zum Beispiel hinter Regalen, finden Sie besonders flache Modelle mit bis zu 3 cm Höhe. Steckergehäuse sind in normierten RAL-Farben erhältlich, vor allem in Weiß, Schwarz und Grau.
Ein Steckergehäuse ist im Normalfall als Kunststoffgehäuse realisiert. Häufig verwendete Kunststoffe wie ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) oder PC (Polycarbonat) sind thermoplastische Kunststoffe. Die daraus produzierten Kunststoffgehäuse sind nicht nur kratz- und schlagfest, sondern auch flammwidrig und selbstverlöschend nach der Brandklassifikation UL 94 V0. Das bedeutet, dass Gehäuse aus solchen Kunststoffen für Arbeitsbereiche wie Büros geeignet sind, die bestimmten Brandschutzverordnungen zur Arbeitssicherheit unterliegen.
Inwieweit ein Steckergehäuse Schutz gegen berührungsgefährliche Spannungen bietet, können Sie anhand der Schutzklasse erkennen, die auf dem Gehäuse als Symbol vermerkt ist. Für Steckergehäuse relevant sind die Schutzklasse I und Schutzklasse II. Alle leitfähigen Gehäuseteile sind bei Modellen mit Schutzklasse I mit einem Schutzleiter verbunden. Bei Berührung wird der Stromkreis durch den Schutzleiter umgehend unterbrochen. Gehäuse mit der Schutzklasse II sind hingegen so isoliert, dass eine Berührung leitfähiger Teile gar nicht möglich ist.
Steckergehäuse sind mit einem Stecker ausgestattet, der in die Steckdose des Haushaltsstromnetzes gesteckt wird. In Deutschland und Europa sind vor allem Eurostecker und sogenannte Schutzkontakt-Stecker gebräuchlich. Den Eurostecker erkennen Sie an der flachen Form, der Schutzkontakt-Stecker ist meistens rund. Beide Stecker verfügen über zwei Pole als Kontaktstifte. Zusätzlich zu den Kontaktstiften weist der Schutzkontakt-Stecker noch einen Schutzkontakt auf, der potenziell gefährliche Spannungen ableitet.
Der Eurostecker ist für Elektrogeräte der Schutzklasse II geeignet und verträgt eine Spannung bis 250 Volt. Die Belastung sollte allerdings 2,5 A (Ampere) nicht übersteigen. Somit findet der Eurostecker Anwendung bei Geräten mit geringerem Stromverbrauch wie Radios oder Leuchten. Der Schutzkontakt-Stecker ist für 230 Volt und für eine Belastung bis 16 A ausgelegt. Somit ist er auch für Elektrogeräte empfehlenswert, die einen höheren Stromverbrauch haben.
Weniger gebräuchlich als ein Euro- oder Schutzkontakt-Stecker ist der Hybrid-Stecker. Er ist wie ein Schuko-Stecker aufgebaut, aber auch mit Steckdosen mit Erdungsstift kompatibel. Der Erdungsstift passt in ein zusätzliches Loch im Stecker.
Beim Kauf von Steckergehäusen spielen Bauform und Abmessungen eine wichtige Rolle. Möchten Sie mehrere Bauteile im Gehäuse unterbringen, sollten sie darauf achten, dass es die entsprechende Länge, Höhe und Tiefe mitbringt. Bei geringem Platzangebot, beispielsweise hinter Maschinen oder Regalen, bieten sich flache Modelle an. Diese können aber auch nur flache Bauteile wie Relais oder Platinen aufnehmen.
Des Weiteren ist zu überlegen, mit welcher Art von Stecker das Gehäuse ausgestattet sein soll. Das hängt einerseits von der Art der Steckdose ab, in die es gesteckt wird, und andererseits vom Strombedarf des Geräts, das Sie daran anschließen möchten. Ein Gehäuse mit Eurostecker ist für kleine Elektrogeräte bis zu 2,5 A Leistung ratsam, für große Elektrogeräte wie Bohrmaschinen sollten Sie ein Modell mit Schutzkontakt-Stecker wählen. Möchten Sie den Stromanschluss, den Sie mit dem Steckergehäuse belegen, weiter nutzen, muss selbiges über eine integrierte Steckdose verfügen.
Steckergehäuse sind im Regelfall mit einer IP-Schutzart versehen, die angibt, inwieweit sie gegen Staub und gegen das Eindringen von Fremdkörpern und Wasser geschützt sind. Steckergehäuse mit Schutzkontakt-Steckdose sind meist mit der Schutzart IP20 ausgewiesen, Modelle ohne Steckdose mit IP40. Die erste Ziffer gibt an, wie staubdicht das Gehäuse ist. IP2X verhindert das Eindringen von Fremdkörpern mit einem Durchmesser ab 12,5 mm. IP4X schützt vor Schmutzpartikeln ab einem Durchmesser von 10 mm. Die zweite Ziffer referiert auf den Schutz vor Wasser. Eine 0 gibt in dem Fall an, dass kein Schutz vor Nässe und Feuchtigkeit gegeben ist.
Elektronische Bauelemente geben immer Abwärme an die Umgebung ab. Wenn Sie zum Beispiel ein Steckergehäuse mit einer Netzteilplatine verwenden möchten, sollten Sie ein komplett geschlossenes Gehäuse vermeiden und lieber zu einem Modell mit Lüftungsöffnungen greifen, über die die Wärme abgeführt werden kann. Dadurch kann einer Überhitzung und Brandgefahr vorgebeugt werden.
Was bedeutet es, wenn ein Material flammwidrig ist?
Flammwidrige Materialien können zwar durch eine Zündflamme zum Brennen gebracht werden, das Feuer bzw. der Brand breitet sich aber nicht weiter aus. Entfernt man die Zündflamme, erlischt das Material von selbst. Aus diesem Grund werden flammwidrige Stoffe auch als selbstverlöschende Stoffe bezeichnet.
Welche Kenntnisse sind zur Montage eines Stecker-Gehäuses notwendig?
Für das Bestücken eines Stecker-Gehäuses sind fortgeschrittene Elektronikkenntnisse erforderlich. Wenn Sie Bauelemente wie eine Platine falsch in ein Stecker-Gehäuse einbauen oder anschließen, kann das dazu führen, dass es seinen Zweck nicht erfüllt. Schlimmstenfalls kommt es zu Kurzschlüssen und Bränden, die Verletzungsgefahr bedeuten und andere elektronische Geräte beschädigen können. Die Folgen können weitreichend sein, insbesondere dann, wenn es sich beim Stecker-Gehäuse um ein Kunststoff-Gehäuse handelt, das nicht flammwidrig ist.