Ratgeber
Analoge Formate prägten die mediale Landschaft seit Beginn der Massenkommunikation maßgeblich. Jedoch verloren sie seit dem Siegeszug der Computertechnologie in kürzester Zeit an Bedeutung. Mittlerweile sind Analogmedien nur noch in Randbereichen und speziellen Nischen zu finden. Dennoch ist ihre Bedeutung für die Dokumentation vergangener Ereignisse nach wie vor groß. Das gilt auch im Privatbereich, wo es neben den familiären Fotoalben möglicherweise umfangreiche Sammlungen alter Videoaufnahmen digital zu sichern gilt.
Abseits kostspieliger Speziallösungen für öffentliche Institutionen wie Museen und Archive gibt es für ambitionierte Privatanwender leistungsstarke technische Lösungen, um etwa mit Videograbbern alte Aufnahmen zu digitalisieren, sie zu restaurieren und zu optimieren. Der entscheidende Vorteil ist, dass der langfristige Verfall analog vorliegender Daten auf diese Weise gestoppt werden kann. Vor allem Magnetbänder wie VHS- oder High-8-Videokassetten zeigen schon nach wenigen Jahren massive Qualitätseinbußen, die sich mit steigendem Alter intensivieren. Liegen Aufnahmen dagegen in digitaler Form vor, lassen sie sich – in Abhängigkeit der Eigenschaften des verwendeten Speichermediums – praktisch verlustfrei archivieren. Selbst wenn in der digitalen Welt neue Probleme auftreten wie die rasante Weiterentwicklung, durch die selbst breit etablierte Standards binnen kürzester Zeit überholt sind, ist die Speicherung und Verarbeitung medialer Daten deutlich einfacher und mit sehr viel geringerem Aufwand umzusetzen als in der „analogen Welt“.
Digitale Daten können sehr einfach vervielfältigt werden. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Sicherungskopien erstellen. Es ist auch ein unkomplizierter Austausch der Daten mit Verwandten oder Freunden möglich, was durch die voranschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche immer einfacher wird – so etwa über soziale Netzwerke. Hinzu kommt die entfallende Lagerung physischer Medien. Der Inhalt ganzer Umzugskartons von VHS-Kassetten lässt sich auf kleinen Speichermedien sichern, die wie der USB-Stick oder die SD-Karte in eine Hosentasche passen. Gleichzeitig können die Daten in aller Regel von den meisten aktuell verfügbaren Endgeräten interpretiert und dargestellt werden.
Um analoge Videofilme zu digitalisieren, ist ein Video-Digitalisierer erforderlich. Zu den elementaren Eigenschaften gehören dabei die verfügbaren Schnittstellen für analoge Ein- und Ausgangssignale und die jeweiligen digitalen Videoformate, in die das Gerät die eingelesenen Videoinhalte transferiert. Diese unterscheiden sich durch den verwendeten Video-Codec, die verfügbare Bildauflösung, Bildwiederholrate und die verfügbare Datenkompression.
Die Schnittstellen für Ein- und Ausgangssignale werden wie folgt charakterisiert:
AV
Hinter der Bezeichnung stehen die Begriffe „Audio“ und „Video“. Es gibt keine eigene AV-Schnittstelle. Der Begriff wurde häufig und wird teils immer noch synonym für die zur Verfügung stehende Videoschnittstelle eines analogen Multimedia-Endgerätes genutzt. Oft ist der FBAS-Videoausgang mit der Bezeichnung AV versehen.
FBAS (Farb-Bild-Austast-Synchronsignal) über Cinchstecker
Über drei Kabel mit Cinch-Steckern wird ein FBAS- oder Composit-Videosignal übertragen. Die Bildinformationen sind nicht getrennt nach Helligkeit- und Farbinformation, sondern werden als zusammengesetztes Signal übertragen – üblicherweise über das Kabel mit dem gelben Stecker. Die beiden anderen Kabel (i.d.R. rote und weiße Stecker) übertragen die beiden Kanäle des Stereo-Tons.
HDMI (High Definition Multimedia Interface)
HDMI ist eine weit verbreitete Schnittstelle zur Übertragung digitaler Video- und Audiosignale. Da mit der fortschreitenden Digitalisierung kaum mehr analoge Endgeräte im Alltag präsent sind, ist die Wandlung analoger in digitale Daten und umgekehrt bei der Übertragung multimedialer Daten so gut wie überflüssig geworden. Die HDMI-Schnittstelle hat sich daher und nicht zuletzt durch ihre einfache Handhabung als Übertragungsstandard durchsetzen können. Durch sehr hohe Datenraten ist die Darstellung hochauflösender Videosignale ohne verlustbehaftete Kompression möglich. So sind beispielsweise Videoübertragungen in 4k-Auflösung ab HDMI 1.4 möglich.
S-Video oder Y/C
Die S-Video-Schnittstelle überträgt Helligkeits- und Farbinformation eines analogen Videosignals getrennt voneinander. Darin unterscheidet es sich vom FBAS-Signal, bei dem die Farbinformationen dem Helligkeitssignal beigemischt werden. Im Ergebnis sind breitbandigere Videosignale möglich, was die Darstellung von Details gegenüber FBAS-Signalen deutlich erhöht. S-Video wird üblicherweise über den 4-poligen Mini-DIN-Stecker übertragen. Daneben ist eine Übertragung mit SCART-Stecker möglich, wobei darauf zu achten ist, dass sowohl das Kabel als auch der Eingang S-Video unterstützen, da dies nicht zum SCART-Standard gehört.
SCART (Syndicat des Constructeurs d’Appareils Radiorécepteurs et Téléviseurs)
Der SCART-Anschluss ist ein europäischer Standard für Stecker zur Übertragung von Audio- und Video-Signalen, mit dem eine Vereinheitlichung für die Verbindung verschiedener Videogeräte erreicht werden sollte. Standardmäßig lassen sich analoge RGB und FBAS-Signale übertragen; gelegentlich auch S-Video. Digitale Multimediasignale werden nicht unterstützt. Da SCART-Kabel analoge Signale übertragen, hängt die Qualität der Übertragung direkt von der Qualität des verwendeten Kabels ab. So mindert bereits eine Kabellänge von mehr als 3 Metern die Bildqualität erheblich. Hochwertige Kabel heben sich deutlich in sichtbaren Qualitätsunterschieden bei den Übertragungen ab und decken auch alle 21 verfügbaren Pole ab.
USB (Universal Serial Bus)
In Verbindung mit Video-Digitalisieren und Game-Capture-Geräten wird die USB-Schnittstelle in aller Regel für die Datenverbindung zum Computer verwendet. Dabei werden nicht nur digitale Daten übertragen, sondern auch die Stromversorgung eines Endgerätes gewährleistet. Als universelle serielle Schnittstelle verbindet USB eine Vielzahl digitaler Peripherie-Geräte mit dem Computer, wodurch der Datenaustausch problemlos möglich ist.
Kategorie
Video PCI-Steckkarten
Video-Steckkarten ermöglichen die Umwandlung analoger Videosignale in digitale Daten, die dann auf dem Heimcomputer gespeichert oder weiterverarbeitet werden können. Sie sind das interne Pendant zu den per USB angebundenen Lösungen. Üblicherweise wird zur Systemanbindung die PCI-Schnittstelle auf dem Mainboard des Computers genutzt. Video-Steckkarten unterstützen ebenso wie die externen Varianten in aller Regel die gängigen analogen SD-Videoformate in PAL, SECAM und NTSC bei Auflösungen von 720 x 576 (PAL) und 720 x 480 (NTSC) bei den formatabhängigen Bildwiederholraten.
Video-Grabber
Video-Grabber sind spezialisierte Softwareanwendungen zur Umwandlung analoger in digitale Videosignale. Sie benötigen eine beiliegende Hardwarekomponente zur Aufnahme der analogen Quellsignale. Daher verfügen die beiliegenden Steck-Boxen meist über die gängigen Kabelbuchsen. Mit Video-Grabbern lassen sich Analog-Videos beispielsweise von VHS-Videokassetten oder einem analogen Camcorder komfortabel in ein digitales Format entsprechender Auflösung übertragen.
Streaming-Konsole
Streaming-Konsolen sind programmierbare Bedienfelder, die vordefinierte Videoinhalte oder Effekte auf Knopfdruck „abfahren“, dem Videostream also beimischen. Sie ermöglichen eine einfache Kontrolle über zu zeigende Einspielungen, die auch während einer Live-Videoübertragung einfach realisiert werden kann. Inhalte können per Knopfdruck getauscht, Effekte innerhalb von Sekunden eingeblendet werden. Die Bedientasten sind komplett programmierbar und können frei belegt werden. Angebunden ist das Gerät in der Regel über den USB-Anschluss; gelegentlich ist zusätzlich ein externes Netzteil notwendig.
Game-Capture
Ein Game-Capture wandelt Bild- und Tonsignale einer Spielekonsole oder eines Computers weitgehend verlustfrei in einen Videostream, der als Datei gespeichert oder ins Netz übertragen werden kann. Die Vorteile von Game-Captures gegenüber rein Software-basierten Systemen liegen in einer weitgehenden Kontrolle über das ausgespielte Streamingsignal. So lassen sich selbst erstellte Grafiken oder relevante Grafik- und Spieleinstellungen, die etwa bei der Übertragung eines Computerspiels von Interesse sind, für Overlays einblenden.