NFC » Alle Informationen zur Near Field Communication per Smartphone & Kreditkarte
Aktualisiert: 25.05.2022 | Lesedauer: 9 Minuten
Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten immer schneller voran. Der Austausch von Informationen muss dabei zuverlässig, schnell und einfach erfolgen. NFC ist einer von vielen Bausteinen der digitalen Transformation, die alle Menschen beruflich als auch privat gleichermaßen betrifft. Wir verraten Ihnen, was hinter der cleveren Kurzstrecken-Kommunikation steckt und was Sie über die Technik wissen sollten.
Fast könnte man meinen das „C“ hinter dem „NF“ steht für „Clever“ oder „Cool“, was durchaus berechtigt wäre. Aber die drei Buchstaben stehen für die englische Bezeichnung „Near Field Communication“. Wörtlich übersetzt heißt das Nahfeldkommunikation und bezeichnet den elektronischen Informationsaustausch auf kurze Distanz.
NFC ist ein auf RFID-Technik basierendes und international standardisiertes Übertragungsformat für den kontaktlosen Austausch von Daten. RFID steht für Radio Frequency Identification und beschreibt die Identifizierung mit elektromagnetischen Wellen. Im Gegensatz zu RFID-Technik, bei der unterschiedliche Frequenzen (125 - 135 kHz, 13,56 MHz oder 860 - 960 MHz) genutzt werden, ist die Frequenz bei NFC auf 13,56 MHz festgelegt. Die Übertragungsreichweite auf wenige Zentimeter begrenzt.
Aufgrund der geringen Reichweite und der Übertragungsrate von lediglich bis zu 424 kBit/s ist NFC keine Alternative zu Bluetooth. Vielmehr muss NFC als Erweiterung oder Ergänzung zu Bluetooth gesehen werden.
Mit der NFC-Technologie werden Bluetooth-Anwendungen deutlich vereinfacht. Um z.B. einen Bluetooth-Kopfhörer mit einem Smartphone erstmalig zu koppeln, muss zunächst Bluetooth am Smartphone aktiviert werden.
Dann muss das passende Gerät innerhalb der Funkumgebung gesucht und aktiviert werden. Zum Teil ist dann noch die Eingabe von Codezahlen erforderlich, um das Pairing bzw. die Kopplung abzuschließen.
Anders sieht es aus, wenn beide Geräte NFC-fähig sind. Dann reicht es aus, die NFC-Funktion am Smartphone zu aktivieren und das Telefon an eine ausgewiesene Stelle am Kopfhörer zu halten. Schon ist die Bluetooth-Kopplung perfekt und die Playlist im Handy kann gestartet werden.
Diese unkomplizierte Handhabung ist der wesentliche Vorteil der NFC-Technik.
Aber es gibt noch viele weitere praktische Anwendungsmöglichkeiten. So kann man z.B. sogenannte NFC-Tags nutzen, um am NFC-fähigem Smartphone bestimmte Dienste ein- oder auszuschalten.
Ein NFC-Tag ist im Prinzip nur ein kleiner Speicherchip, der mit NFC-Technik erweitert wurde. NFC-Tags gibt es als Aufkleber, als Schlüsselanhänger oder auch in Kartenform. Mit Hilfe einer geeigneten App lassen sich NFC-Tags für den persönlichen Bedarf individuell per Smartphone programmieren.
Wenn Sie das Haus verlassen reicht es aus, das Smartphone kurz an den NFC-Tag im Auto zu halten. Die WLAN-Funktion des Telefons wird dann automatisch deaktiviert und eine Bluetooth-Verbindung zur Freisprecheinrichtung aufgebaut. Ein weiterer NFC-Tag zu Hause könnte die Änderungen rückgängig machen und zudem z.B. die Lautsprech-Funktion aktivieren.
Aber auch der unkomplizierte Datenaustausch zwischen zwei NFC-fähigen Geräten hat seine Vorteile. Kontaktdaten, Texte, Bilder, Videos oder auch Links lassen sich so sehr leicht zwischen Handys und Tablets austauschen.
Ein weiterer Vorteil: Bargeldlos bezahlen
Der Kaffee im Bistro oder die Karte an der Kinokasse lassen sich ebenfalls schnell und einfach per NFC bezahlen.
Ohne groß nach Kleingeld zu suchen, ist es ausreichend, einfach nur das Handy, auf dem der erforderliche Zahldienst aktiviert wurde, auf das Lesegerät aufzulegen.
Aber auch EC-Karten oder Kreditkarten ermöglichen diese bequeme Form des Bezahlens. Anstelle des Smartphones wird dann einfach die Kreditkarte auf das Lesegerät gelegt.
Unser Praxistipp:
Werfen Sie doch einmal einen genaueren Blick auf Ihre EC-Karte, Bank- oder Kreditkarte. Wenn Sie dort ein Funksymbol erkennen, sind die Karten bereits mit NFC-Technik ausgestattet.
Diese Karten können dann problemlos für das kontaktlose Bezahlen bzw. Mobile Payment genutzt werden.
Bei der Datenübertragung per NFC gibt es einen aktiven und einen passiven Modus. Im passiven Modus werden ein NFC-fähiges Telefon oder Tablet mit integriertem NFC-Chip und ein passiver NFC-Tag benötigt. Ein NFC-Tag oder auch einfach nur Tag ist ein NFC-Chip mit Speicher (1) und einer Funkspule (2). Diese Spule wird auch als NFC-Antenne bezeichnet.
In einem NFC-fähigen Handy/Tablet ist ebenfalls eine Funkspule eingebaut, die bei aktivierter NFC-Funktion ein ständig wechselndes Magnetfeld aufbaut. Dieses Magnetfeld dient sowohl zur Energieübertragung zum Tag, als auch für die Datenübertragung.
Wird das Handy/Tablet nun in die Nähe des Tags gehalten, wird durch das Magnetfeld eine Spannung in der Tag-Spule erzeugt (induziert). Diese Spannung reicht vollkommen aus, um den Chip im Tag mit Strom zu versorgen. Aus diesem Grund werden weder Akkus noch Batterien im Tag benötigt. Dadurch können NFC-Sticker oder auch Karten-Tags extrem flach gebaut werden.
Bei ausreichender Energieversorgung kann der Tag nun über die magnetische Kopplung seine gespeicherten Daten zum Handy/Tablet übertragen.
Für den aktiven Modus (Peer-to-Peer-Mode / P2P) werden zwei NFC-fähige Geräte benötigt, die dann Daten sowohl senden als auch empfangen können.
Was in anderen Ländern wie Amerika und China schon längst Routine ist, setzt sich bei uns in Deutschland ebenfalls immer mehr durch: Das Bezahlen per NFC-Card oder Handy!
Seit 2015 werden in Deutschland immer mehr Kassensysteme mit NFC-Lesegeräten ausgestattet. Die Bezahlmöglichkeit per NFC wird dann mit entsprechenden Symbolen und Aufklebern im Kassenbereich angezeigt. Die Zahl an Einzelhändlern und Supermarktketten, die eine NFC-Zahlfunktion anbieten, wird täglich größer.
Kein Wunder, denn viele Kreditkarten, Bankkarten und auch Smartphones bieten mittlerweile die kontaktlose Bezahlfunktion.
Girocards mit NFC
Bis dato war es so, dass Kunden zunächst Geld auf ihre Girocard (vormals EC-Karte) aufladen mussten. Denn die NFC-Funktion konnte nicht auf das Guthaben des Girokontos zugreifen. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Geldinstitute, die NFC-fähige Girocrads ohne Aufladefunktion ausgeben.
Bei Kleinbeträgen in Höhe von 20,- oder 25,- € (je nach Kreditinstitut) ist eine Zahlung ohne Authentifizierung möglich. Höhere Geldbeträge können nur mit der Eingabe einer PIN bestätigt und bezahlt werden.
Kreditkarten mit NFC
Ob eine Kreditkarte NFC-fähig ist, erkennt man am NFC-Funksymbol.
Die Funktion ist dann identisch mit den Girocarten ohne Aufladefunktion.
Bis zu einer bestimmten Höchstgrenze von 25,- bis 50,- € (ebenfalls Kartenabhängig) kann ohne die Eingabe einer PIN bezahlt werden.
Für größere Geldbeträge ist eine PIN oder Unterschrift erforderlich.
Smartphone mit NFC
Damit das Handy ebenso wie eine NFC-fähige Bank- oder Kreditkarte funktioniert, muss im Vorfeld eine geeignete App installiert werden.
Dafür gab es in den letzten Jahren viele Anbieter, aber nur wenig Interesse seitens der Verbraucher. Darum gaben viele Anbieter wieder auf.
Neuen Schwung gab es erst, als im Juli 2018 Google Pay für Android-Smartphones verfügbar war. Apple Pay für Apple iPhones hat im Dezember 2018 nachgezogen.
Mittlerweile bieten aber auch verschiedene Banken hausinterne NFC-Apps für ihre Kunden an.
Wenn die App installiert wurde, muss ein Geldbetrag in die App transferiert werden. Dazu kann z.B. für Google Pay eine Guthabenkarte erworben und der Geldbetrag per Code freigeschaltet werden. Oder man hinterlegt seine Kreditkartennummer. Dann funktioniert das Smartphone ebenso wie eine NFC-Kreditkarte. Falls die App von der Hausbank ist, kann auch per Lastschrift ein Guthaben in die App übertragen werden.
Nun steht dem bargeldlosen Bezahlvorgang bzw. mit NFC bezahlen nichts mehr im Wege. Kleinere Geldbeträge können dann sofort und ohne Pin-Eingabe angewiesen werden. Bei größeren Beträgen ist zur Sicherheit eine Authentifizierung des Smartphone-Besitzers erforderlich.
Wichtig:
Auch wenn das bargeldlose Bezahlen sehr einfach und bequem ist. Man sollte immer bedenken, dass man dem jeweiligen Dienstleister gegenüber sein Einkaufsverhalten vollkommen offen legt. In wie weit diese Daten dann gewinnbringend weitergegeben werden ist von den jeweiligen Dienstleistern abhängig und wird sehr unterschiedlich gehandhabt.
Da die NFC-Technik eine Datenübertragung nur im Bereich von wenigen Zentimetern zulässt, erscheint sie recht sicher. Dass Dritte dabei unberechtigterweise Daten empfangen und speichern können ist eher unwahrscheinlich. Denn mit zunehmender Entfernung nimmt die Magnetfeldstärke rapide ab, wodurch eine Datenübertragung unmöglich wird.
Es ist aber sehr leicht möglich, ein NFC-fähiges Smartphone als Lesegerät zu nutzen. Im Menschengedränge könnte man so leicht den kompletten Datenbestand der Bankkarte inkl. Kartennummer und Ablaufdatum einer dicht nebenstehenden Person unberechtigterweise auslesen.
Achtung wichtig:
Um sich vor unberechtigten Datenzugriff zu schützen, sollten NFC-Karten immer in speziellen Schutzhüllen verwahrt werden.
Denn im dichten Menschengedränge kann sehr leicht und unbemerkt ein Smartphone oder Lesegerät an die Gesäßtasche angelegt und Kredit- oder Bankkarten ausgelesen werden.
Die Schutzhüllen schirmen in diesem Fall das Magnetfeld des Lesegerätes ab, sodass es zu keinem unberechtigten Datenaustausch kommen kann.
Ein weiteres Sicherheitsrisiko ist der Kartenverlust. Im Falle eines Diebstahls ist der physikalische Kartenbesitz vollkommen ausreichend, um bis zur Pingrenze auf Kosten anderer einzukaufen.
Aus diesem Grund sollte man die aktuellen Kontobewegungen stets im Auge behalten und bei Kartenverlust oder unberechtigten Abbuchungen die NFC-Karte sofort sperren lassen. Zudem sollte für diesen Fall auch die Haftung für finanzielle Verluste mit dem Geldinstitut abgeklärt sein.
Aber auch beim Smartphone ist Vorsicht geboten. Präparierte NFC-Tags, die z.B. über den Original-Tag eines Plakates geklebt wurden und diesen abschirmen, können Schadsoftware auf das Handy übertragen. In diesem Fall hilft es nur, den Virenscanner auf dem Mobiltelefon stets auf dem neuesten Stand zu halten.
Die Zutrittskontrolle per RFID-Technologie ist schon seit Jahren erfolgreich im Einsatz. Allerdings ist die Technik mit Lesegerät und Transponder bzw. Transponderkarte eher unflexibel.
Besonders für Firmen ist es immer ein gewisser Verwaltungsaufwand, externen Besuchern Zutritt zu bestimmten Büroräumen zu ermöglichen.
Dazu mussten die Besucher sich zunächst an der Pforte bzw. dem Empfang anmelden und bekamen dann spezielle Zutrittskarten für die Türoffnung ausgehändigt. Diese Besucherkarten mussten dann beim Verlassen des Betriebsgeländes unbedingt wieder zurückgegeben werden.
Mit Hilfe cleverer NFC-Technik kann das alles entfallen. Das Fraunhofer-Institut hat mit „Key2Share“ einen Standard entwickelt, der die Verwaltung von Zutrittsrechten wesentlich vereinfacht. Dabei werden NFC-fähige Smartphones als elektronische Schlüsselkarten verwendet.
Die Informationen, wer wann welchen Bereich betreten darf, werden in eine Datei geschrieben, aus der ein QR-Code generiert wird. Dieser Code kann dann problemlos auf die unterschiedlichste Weise verschickt werden. Der Empfänger scannt den Code und hat mit seinem NFC-Smartphone gleich die passende Schlüsselkarte in der Hand.
Wie sich die Near Field Communication bzw. die NFC-Chips in Zukunft noch weiter entwickeln werden, kann heute vermutlich niemand konkret sagen. Aber der Trend geht dahin, dass sich die NFC-Technik immer weiter verbreiten wird. Das NFC-fähige Smartphone wird auf Kurz oder Lang das Portemonnaie ersetzen. Dabei werden dann auch gleich die vielzähligen Plastikkarten, die man gewöhnlich im Geldbeutel mit sich führt, eliminiert. Selbst der Personalausweis und der Führerschein in Kartenform werden dann vermutlich nicht mehr erforderlich sein. Das alles wird durch unsere smarten Telefone ersetzt.
Die letzte Bastion des klimpernden Kleingeldes wird dann vielleicht nur noch der Stammtisch sein, wenn zum Lohn für ein gewonnenes Kartenspiel ein paar Münzen den Besitzer wechseln. Oder wird es dafür auch eine App geben? Hoffentlich nicht!
Dies ist lediglich eine kleine Auswahl der unzähligen Produkte, die mit NFC-Technik ausgestattet sind. Viele Hersteller nutzen inzwischen die NFC-Technik, um bei ihren Produkten ein Auslesen von Daten zu ermöglichen. Entsprechende Hinweise sind in diesem Fall bei den technischen Daten oder in der Produktbeschreibung zu finden.