Ratgeber
In industriellen Fertigungsbereichen gilt: Die Sicherheit des Bedienpersonals hat höchste Priorität. Zugleich ist aber auch dafür zu sorgen, dass die Maschinen keinen Schaden nehmen.
Damit in brenzligen Situationen schnell und umfassend reagiert werden kann, sind Not-Halt-Geräte gemäß EN ISO 13850 deshalb unverzichtbar. Seilzugschalter haben sich dabei eine feste Position erobert.
Wie diese universell einsetzbaren Not-Halt-Hilfsmittel funktionieren und worauf es bei der Beschaffung ankommt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Seilzugschalter sind vom Prinzip her mit anderen Notschaltern zu vergleichen: In einer Gefahrensituation wird über ein manuell zu betätigendes Schaltelement die Stromversorgung zur Maschine unterbrochen und sie damit zum Halten gebracht.
Im Gegensatz zu üblichen Not-Halt-Geräten gibt es aber keinen großen Knopf zum Auslösen der Unterbrechung, sondern ein Kabel, in der Regel aus stabilem Draht. Dieser Seilzug umschließt straff gespannt den gesamten abzusichernden Teil eines üblicherweise lang gestreckten Aggregats, zum Beispiel einer Förderanlage. Wird an irgendeiner Stelle am Seil gezogen, unterbricht der Seilzugschalter den stromführenden Kontakt und die Maschine hält an.
Der größte Unterschied zwischen einer normalen Not-Halt-Einrichtung und einem Seilzugschalter liegt also darin, dass sich der Auslösemechanismus über viele Meter erstrecken kann und nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist.
Seilzugschalter sind dafür ausgelegt, eine kontinuierliche Not-Halt-Einrichtung entlang exponierter Bereiche von Produktions- oder Bearbeitungsmaschinen und Förderanlagen zu gewährleisten, die eine potenzielle Gefahr für Bediener oder Wartungspersonal darstellen. Als solche können sie die Anforderungen der Norm EN ISO 13850 erfüllen. Sie sieht vor, in jedem arbeitsbezogenen Bereich eine Möglichkeit zur Notabschaltung zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu isolierten Not-Halt-Geräten lassen sich Seilzugschalter an jedem beliebigen Punkt entlang des Auslösedrahts installieren.
Sicherheits-Seilzugschalter sind vor allem dort sinnvoll, wo lange Maschinenabschnitte zwischen den normalen Bedienplätzen liegen und diese einer ständigen Überwachung unterliegen müssen. Seilzug-Notausschalter finden sich zum Beispiel häufig an Förderbändern und lang gestreckten Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen. Personen können mit Seilzugschaltern die Bewegung der Maschine an einer beliebigen Stelle anhalten. Das gleiche Konzept wird manchmal auch verwendet, wenn sich eine arbeitende Person an vielen Stellen entlang einer Maschinerie aufhalten könnte, ohne dass ein bestimmter Arbeitsplatz festgelegt ist. Sobald der Auslösedraht gespannt ist, löst der Schalter eine Notabschaltung aus, wenn ein Bediener in den Auslösedraht fällt, hineingezogen wird oder daran zieht.
Seilzugsysteme bestehen aus mehreren Komponenten, darunter der eigentliche Schalter, an der Maschinenperipherie montierbare Verankerungspunkte, Kabelführungen wie Umlenkrollen oder Ösenschrauben, das Kabel sowie eine Spannvorrichtung aus Metallfedern. Welche Komponenten erforderlich sind, hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Da das Zugseil flexibel ist, lässt es sich auch um die Ecke führen, sodass es dem Arbeitsbereich folgen kann.
Der Seilzugschalter selbst ist so konstruiert, dass er beim Ziehen am Seil einen Schaltvorgang einleitet. Dazu wird das gespannte Seil in der Regel durch eine Zugöse am Schaltergehäuse geführt. Die Seilspannung und eine Gegenfeder im Zugseil halten eine Kontaktzunge im Inneren des Schalters in einer stromleitenden Mittelposition. Wird an einer beliebigen Stelle des Seils gezogen, bewegt sich die Kontaktzunge und unterbricht durch diese Zugentriegelung den Stromkreis.
Die meisten Seilzugschalter verfügen über eine Anzeige für die erfolgte Auslösung der Zugentriegelung und erlauben auch das Zurücksetzen, zum Beispiel durch einen Schaltknopf. Einige Typen sind zudem mit einem Drucktaster als zweite Auslösemöglichkeit ausgestattet, bieten einen Kabelzug- und Kabelbruchsschutz, eine Stellungsanzeige, einen externen wasserdichten Kragen und mehrere Kabeleinführungen.
Da es sich bei Seilzugschaltern um Komponenten mit elektromechanischen Kontakten handelt, spielen die elektrischen Werte die wichtigste Rolle. Übliche Schalter sind für Wechselstrom mit 230 oder 240 Volt, für Drehstrom mit 400 Volt und für maximale Schaltströme von 1,8 bis 16 Ampere ausgelegt.
Beim Gehäuse ist darauf zu achten, ob Umwelteinflüsse negative Auswirkungen auf das Innenleben haben können. Die meisten Seilzugschalter besitzen ein Metallgehäuse mit Anteilen aus Kunststoff, die Schutzarten reichen von IP54 bis zu IP67, das heißt, sie sind in der Regel spritzwassergeschützt oder sogar wasserdicht. Für den Einsatz im Lebensmittelbereich sind außerdem Seilzugschalter aus pflegeleichtem Edelstahl verfügbar.
Neben dem klassischen Seizugschalter, der über das gezogene Seil den Stromkreis öffnet, gibt es auch Modelle mit mehreren Kontakten, die sowohl als Öffner als auch als Schließer funktionieren. Damit ist es möglich, nur bestimmte Teil der Maschine anzuhalten oder zusätzliche Maßnahmen einzuleiten, beispielsweise das automatische Zurückfahren eines Förderbandes zu einer definierten Position oder das Auslösen eines Alarms.
Zu berücksichtigen ist auch die maximale Seillänge. Übliche Werte reichen von 5 bis zu mehr als 100 Metern.
Gibt es auch Seilzugschalter mit zweiseitiger Auslösefunktion?
Ja, diese Sensoren besitzen an zwei Seiten eine Öse, in die das Zugseil eingehakt wird. Wichtig ist dabei, dass beide Teile des Zugseils über eine Ausgleichsfeder jederzeit unter Zugspannung stehen.
In welchen Temperaturbereichen arbeiten Seilzugschalter ohne Probleme?
Die weitaus meisten Seilzugschalter vertragen Temperatur von etwa minus 20 Grad Celsius bis zu plus 70 Grad Celsius.
Wie lässt sich die optimale Zugspannung für das Seil ermitteln?
Hochwertige Geräte sind mit einer Anzeige für die optimale Seilspannung ausgestattet, zum Beispiel über LEDs.
Lassen sich Seilzugschalter auch zur Überwachung von Anlagen einsetzen?
Das ist durchaus möglich, beispielsweise mit einer Art Stolperdraht: Dazu wird das Zugseil mehrfach in unterschiedlichen Höhen am Zugang zur Maschine gespannt, zum Beispiel in einem Tor oder in Türen. Einem Menschen wird es damit unmöglich gemacht, ohne Seilberührung in die Nähe der Maschine zu kommen. Vergleichbar ist diese Überwachung mit einer Lichtschranke, jedoch ohne deren relativ großem Installationsaufwand.