Ratgeber
Gerätetester gehören zur Grundausstattung von Elektrikern, Elektrotechnikern und Installateuren. Sie werden dazu genutzt, ortsveränderliche elektrische Betriebs- und Arbeitsmittel auf ihre Sicherheit und Funktionalität zu überprüfen. Für welche Messungen Gerätetester ausgelegt sind und worauf bei der Auswahl zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Gerätetester gehören neben Installationstestern zu den VDE-Prüfgeräten (VDE = Verband Deutscher Elektrotechniker).
Während Installationstester zur Prüfung von ortsunveränderlichen elektrischen Anlagen und Installationen zum Einsatz kommen, beispielsweise Elektroinstallationen innerhalb eines Gebäudes oder Lichtstellanlagen, dienen Gerätetester der Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Verbraucher.
Das können beispielsweise Elektrowerkzeuge, Haushalts-, Labor- oder Kommunikationsgeräte, aber auch Mehrfachstecker oder Verlängerungen sein. Praktisch gesehen, handelt es sich um alle netzbetriebenen Geräte, die mit einem Netzstecker ausgestattet und nicht fest angeschlossen sind.
Hauptzweck von Gerätetestern ist, elektrische Betriebsmittel auf ihre Sicherheit und Funktionalität zu überprüfen – und zwar unter Einhaltung gesetzlicher Richtlinien.
In der DIN VDE Norm 0701-0702 ist vorgeschrieben, dass elektrische Geräte nicht nur nach der Erstinbetriebnahme, sondern auch nach einer Änderung oder Reparatur sowie in regelmäßigen Abständen einer Prüfung unterzogen werden müssen.
Diese darf nur durch umfangreich ausgebildete und erfahrene Elektrofachkräfte erfolgen. Auch das ist eine Vorgabe der DIN VDE Norm.
Gerätetester sind im Regelfall sehr kompakt konstruiert und daher gut für Außeneinsätze beziehungsweise für die mobile Nutzung geeignet.
Neben handlichen batterie- oder akkubetriebenen Prüfgeräten gibt es Modelle, die in einem Koffer mit Tragegriff integriert und via angeschlossenem Netzkabel in Betrieb genommen werden können.
Sämtliche Gerätetester verfügen über ein digitales Display zur Anzeige der Messdaten.
Analoge Displays werden nicht oder nicht mehr ausschließlich verbaut, da es hierbei schneller zu Ablesefehlern und folglich einer Protokollierung falscher Messergebnisse kommen kann.
Mithilfe von Reglern können diverse Konfigurationen wie die Einstellung der Messmethode vorgenommen werden.
Tasten für die Aktivierung von Sonderfunktionen (bspw. ein automatischer Prüfablauf) sind häufig ebenfalls vorhanden.
Zudem stehen verschiedene Anschlüsse zur Verfügung, über die die zu prüfenden Geräte angeschlossen werden können.
Bei der Geräteprüfung sind drei grundlegende Messfunktionen von Bedeutung. Dazu zählen die Messung des Schutzleiterwiderstands, des Isolationswiderstands und des Ableitstroms. Die Schutzleiterprüfung erfolgt dann, wenn ein Schutzleiter vorhanden ist. Das ist bei Geräten der Schutzklasse I der Fall. Ein Schutzleiter hat die Aufgabe, Fehlströme sicher abzuleiten.Damit das gelingt, muss der Innenwiderstand möglichst gering sein. 0,3 Ω gelten als Grenzwert und dürfen nicht überschritten werden. Zur Messung des Schutzleiterwiderstands muss ein Gerätetester einen Prüfstrom von mindestens 200 mA bereitstellen, wobei die erforderliche Stromstärke in Ausnahmefällen variieren kann.
Messung des Isolationswiderstandes
Eine weitere wichtige Funktion ist die Messung des Isolationswiderstands. Anhand des Messergebnisses kann man Rückschlüsse auf den Zustand der Isolation (Leiter und Gehäuse) ziehen.
Grundsätzlich sollte der Isolationswiderstand möglichst hoch sein. Ist er zu niedrig, kann es zu einer hohen Berührungsspannung an den Metallteilen des Geräts kommen.
Da der Isolationswiderstand mit der Zeit abnimmt, sollte er regelmäßigen Wiederholungsprüfungen unterzogen werden.
Für die Messung stellen Gerätetester eine Prüfspannung von 500 oder 250 Volt zur Verfügung.
Von der Schutzklasse des zu prüfenden Geräts hängt ab, wie hoch der Isolationswiderstand mindestens sein muss.
Bei Geräten der Schutzklasse I darf der Widerstand nicht weniger als 1 MΩ und bei Geräten der Schutzklasse II nicht weniger als 2 MΩ betragen. Für Geräte der Schutzklasse III gilt ein Mindestwert von 0,25 MΩ (250 kΩ).
Messung des Ableitstroms
Die dritte grundlegende Funktion betrifft die Prüfung des Ableitstroms. Im Gegensatz zu einem Fehlerstrom tritt ein Ableitstrom betriebsbedingt auf und kann nie ganz vermieden werden. Solange sich die Stromstärke in Grenzen hält, ist das nicht weiter problematisch. Im Fall eines erhöhten Ableitstroms ergeben sich jedoch Komplikationen, insbesondere wenn Fehlerstromschutzschalter Teil des Systems sind. Fehlerstromschutzschalter lösen nämlich auch dann aus, wenn ein erhöhter Ableitstrom vorliegt, weil sie nicht zwischen Fehlerstrom und Ableitstrom unterscheiden können.
Durch das Abschalten aller angeschlossenen Verbraucher kann es zu Produktionsausfällen und Maschinenstandzeiten kommen, was letztlich Kosten nach sich zieht. Aus diesem Grund müssen die Grenzwerte des Ableitstroms eingehalten werden. Diese werden für den Ableitstrom als Berührungsstrom und als Schutzleiterstrom angegeben. Die Stromstärke des Berührungsstroms darf üblicherweise nicht mehr als 0,5 mA, die des Schutzleitstroms nicht mehr als 3,5 mA betragen. Auch hier gibt es Ausnahmen. Die Messung des Berührungs- und Schutzleiterstroms kann auf verschiedene Weise erfolgen. Möglich sind eine direkte Messung, ein Differenzstrommessung und eine Ersatzableitstrommessung. Bei vielen Gerätetestern findet das Differenzstrommessverfahren Anwendung.
Gerätetester werden zur Prüfung unterschiedlicher elektrischer Betriebsmittel verwendet und zeichnen sich dementsprechend durch verschiedene Spezifikationen aus, die sie für ihren Aufgabenbereich besonders qualifizieren.
Grundsätzlich ist wichtig, dass ein Gerätetester zuverlässige Messergebnisse liefert und für die Prüfverfahren eingesetzt werden kann, die für die Anwendung relevant sind.
Sollen mehrere Messfunktionen zur Verfügung stehen, lohnt sich der Griff zu universal einsetzbaren Gerätetestern, in denen sämtliche erforderlichen Prüfabläufe hinterlegt und individuell aufrufbar sind.
Für die Grundausstattung empfiehlt sich ein Gerätetester-Set, das hilfreiches Zubehör wie Prüfspitzen, Abgreifklemmen oder Barcodescanner enthält.
Bei der Auswahl ist im Hinterkopf zu behalten, dass die Messung dokumentiert werden muss.
In diesem Zusammenhang erweisen sich Modelle als praktisch, die beispielsweise mit einem integrierten Speicher ausgestattet sind oder über eine USB-Schnittstelle verfügen, um die Messdaten exportieren zu können.
Mithilfe geeigneter Software kann man sich die Dokumentation in vielen Fällen erleichtern. Daneben gilt es auf eine möglichst einfache Bedienung zu achten.
Manche Geräte zeigen an, ob sich die Messwerte in einem moderaten Bereich bewegen beziehungsweise den in der VDE-Norm festgelegten Richtwerten entsprechen. Das ermöglicht dem Anwender, die Ergebnisse sofort zu interpretieren.
Des Weiteren müssen VDE-Prüfgeräte zertifiziert sein und den Sicherheitsnormen entsprechen.
Unser Praxistipp: So dokumentieren Sie eine Geräteprüfung richtig!
Die Dokumentation einer Geräteprüfung kann handschriftlich oder elektronisch erfolgen. Folgende Angaben sollten enthalten sein: Seriennummer und Art des geprüften Geräts, angewandte Norm (z.B. VDE 0701-0702), Messdaten und Prüfungsergebnis (bestanden/nicht bestanden), Typ und Seriennummer des Prüfgeräts, Prüffrist, Prüfdatum und Name des Prüfers. Um kenntlich zu machen, dass eine Prüfung erfolgt ist, kann eine VDE-Prüfplakette mit Angabe des nächsten Prüftermins angebracht werden.