Ratgeber
Mini-ITX Mainboards sind eine deutlich platzsparendere Alternative für ATX- und Micro-ATX-Hauptplatinen. Sie sind sowohl mit Intel- als auch mit AMD-Chipsätzen erhältlich und können trotz ihrer geringen Größe selbst für leistungsstarke Computersysteme eine gute Basis sein. Worauf es bei der Auswahl der Mini-Motherboards zu achten gilt, erklären wir in unserem Ratgeber.
Wer sich nicht näher mit Mainboards auskennt, könnte aufgrund der Bezeichnungen annehmen, dass Micro-ATX Mainboards kleiner sind als Mini-ITX Boards, denn in der Regel referiert das Attribut "Micro" auf etwas Kleineres als das Attribut "Mini". Hier ist das aber nicht der Fall. Ein Mini-ITX Mainboard hat die Maße 170 x 170 Millimeter (Länge x Breite) und ist damit kleiner als ein Micro-ATX Board, das 244 Millimeter lang und breit ist.
Ursprünglich waren Mini-ITX Mainboards nur für den industriellen Bereich und Embedded-PCs gedacht. Privatanwendungen hatte das Unternehmen VIA Technologies, welches das Mainboard-Format entwickelte, gar nicht im Sinn. Die Lage änderte sich, als der Hersteller Intel eine Reihe von Mini-ITX Boards für seine Atom-CPUs einführte, die 2008 auf den Markt kamen und unter anderem in Netbooks und dem Classmate PC, einem günstigen Laptop für Schulen in Entwicklungsländern, verbaut wurden. Dabei zeigte sich, dass Mini-ITX Motherboards auch in Privatrechnern eine gute Figur machen. Andere Hersteller erkannten das Potenzial, taten es Intel gleich und so kam es, dass der Formfaktor im normalen PC-Segment Einzug hielt und Firmen wie Asus und ASRock heutzutage genauso Mini-ITX Boards verkaufen wie Exemplare der Formfaktoren Micro-ATX und ATX.
Der Gedanke liegt nah, dass ein Mini-ITX Mainboard aufgrund seiner Kompaktheit gar nicht all die Features bieten kann, die man von der Hauptplatine eines Gaming-Systems erwartet und deshalb auch nicht dafür geschaffen ist. Doch betrachtet man das Angebot an Mini-ITX Mainboards, wird schnell ersichtlich: Es gibt sogar dedizierte Gaming-ITX Boards. Hersteller wie Asus und ASRock bieten Motherboards dieses Formates an, die als Modelle für Gamer und Gamerinnen vermarktet werden. Schaut man sich die Spezifikationen an, fällt auf, dass die Hardware eigentlich alles bietet, was man für einen Gaming-PC benötigt: eine robuste Stromversorgung, dank der schnelle Multi-Core-CPUs von Intel beziehungsweise AMD ausreichend Energie erhalten, ein gutes Kühlungsdesign, mindestens ein Steckplatz für eine M.2-SSD und Möglichkeiten zur Übertaktung.
Ein paar Kompromisse müssen diejenigen, die sich einen Gaming-PC in einem sehr kleinen Mini-ITX-Gehäuse bauen möchten, trotzdem eingehen. Mehr als einen PCI-Express-Slot gibt es auf Mini-ITX Mainboards nicht. Das gilt für die Exemplare aller Hersteller wie Asus, ASRock, MSI, Gigabyte und BioStar. Systeme mit mehreren Grafikkarten oder der Einbau einer dedizierten Soundkarte, sofern man für die Grafik nicht die im Prozessor integrierte GPU nutzt, sind nicht möglich. Außerdem haben die meisten Motherboards dieses Formfaktors eben nur einen M.2-Slot. Es gibt aber Ausnahmen, bei denen zwei Steckplätze für SSDs im M.2-Formfaktor Platz auf der Platine finden, weil sie übereinander gestapelt sind.
Das größte Manko, das Käuferinnen und Käufer eines Mini-ITX Mainboards hinnehmen müssen: Mehr als zwei RAM-Slots gibt es nicht. Für vier Stück ist auf dem kleinen Board schlicht kein Platz. Dadurch können maximal 64 Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut werden. Allerdings können die RAM-Riegel trotzdem im Dual-Channel-Modus betrieben werden, was dafür sorgt, dass der Speicher schneller arbeitet. Zudem lässt sich genügend RAM für alle modernen Spiele verbauen. Diese Limitierung verhindert also nicht den Bau eines Gaming-Rechners.
Bevor man sich die Frage stellt, welches Mainboard von Gigabyte, ASRock oder einem anderen Hersteller man kaufen soll, muss erst einmal klar sein, was für eine CPU den neuen Rechner antreiben soll. Dabei geht es weniger darum, on es sich um einen Dual-Core-, Quad-Core- oder Octa-Core-Prozessor (oder einen mit mehr Kernen) von Intel oder AMD handelt, sondern darum, mit welchen Chipsätzen und welchem CPU-Sockel der Prozessor kompatibel ist. Man kann nicht jeden Prozessor auf jedes Motherboard stecken und schon gar nicht einen von Intel auf eine Hauptplatine mit AMD-Chipsatz einsetzen. Die CPU legt fest, aus welchen Hauptplatinen man wählen kann.
Ein weiteres Auswahlkriterium sind die vorhandenen Anschlussmöglichkeiten. Sie geben vereinfacht gesagt vor, was auf dem Board verbaut werden kann. Die Anschlüsse sind bei den meisten Mainboards im Mini-ITX-Format identisch: Es gibt zwei Slots für Arbeitsspeicher, einen M.2-Steckplatz, einen PCIe-Slot für beispielsweise eine Grafikkarte sowie mehrere SATA-Anschlüsse für Festplatten, SSDs und optische Laufwerke. Hinzu kommen die externen Ports. Je mehr USB-Eingänge vorhanden sind, desto besser, da Peripherie wie Maus, Tastatur oder Webcam überwiegend per USB angeschlossen wird. Idealerweise handelt es sich um USB-3.0-Ports und einen oder zwei zusätzliche USB-C-Anschlüsse. Welche Videoausgänge (HDMI oder DisplayPort) vorhanden sind, spielt eine Rolle, wenn man die integrierte Grafikeinheit des Prozessors und keine separate Grafikkarte nutzen möchte.
Manche Mini-ITX-Platinen haben einen WiFi-Controller. Wer seinen PC kabellos mit dem Netzwerk verbinden möchte, ist mit so einem Board gut beraten. Sollen viele Bluetooth-fähige Geräte am Rechner genutzt werden, ist ein Board mit Bluetooth-Support empfehlenswert. So spart man sich zusätzliche Empfänger, die USB-Anschlüsse belegen würden, die man auch anderweitig verwenden könnte.
Bei einer Mini-ITX-Platine spielen auch die Stromversorgung und Kühlung eine wichtige Rolle. Wer sich für ein Marken-Board von Asus, ASRock oder einem anderen namhaften Hersteller entscheidet, kann sicher sein, dass beides eine hohe Qualität aufweist. Es passt ohnehin nur eine begrenzte Auswahl an CPUs von Intel oder AMD auf ein Mainboard. Wenn das Board beispielsweise einen Sockel hat, der für High-End-Modelle von Intel respektive AMD bestimmt ist, wird es den Prozessor mit so viel Strom beliefern, wie er zum Arbeiten benötigt. Andernfalls wäre das Motherboard unnütz.
Auch wenn das Format Mini-ITX und nicht Mini-ATX heißt (was es auch gibt, aber nicht sehr weit verbreitet ist), handelt es sich dennoch um eine Abwandlung des ATX-Standards. Deshalb befinden sich die vier Schrauben zum Befestigen im Gehäuse und das I/O-Shield (die Blende für die externen Anschlüsse) an den gleichen Stellen wie bei größeren Mainboards. Somit ist es kein Problem, ein Mini-ITX-Exemplar in ein Gehäuse einzubauen, das selbst nicht im Mini-ITX-Format gehalten ist, also etwa ein ATX-Gehäuse. Dadurch kann man beim Mainboard-Kauf ein wenig Geld sparen, weil ATX Boards tendenziell teurer sind. Das größere Gehäuse hat in dem Fall den Vorteil, dass man nicht so sehr auf die Höhe von CPU-Kühler und Grafikkarte achten muss. Greift man zu einem Mini-ITX-Gehäuse, ist die Auswahl bei beidem sehr beschränkt, denn oftmals ist nicht genug Platz für diese Komponenten vorhanden, weil gute Prozessorkühler und leistungsstarke Grafikkarten sehr groß sind.
Was ist der Unterschied zwischen ATX und ITX?
ATX steht für Advanced Technology Extended, ITX für Information Technology Extended. Der Grund für diese Bezeichnungen: Das erste von VIA Technologies entwickelte Referenzdesign eines ITX Mainboards wurde in sogenannten "Information PCs" demonstriert. Das sind Systeme, die nur dazu dienen, bestimmte Informationen einsehen zu können. Anfangs wurden Mini-ITX-Platinen nur für Industriezwecke produziert, beispielsweise für Thin Clients: Computer, die mit einem Server verbunden sind, der die Hauptarbeit verrichtet, während der Rechner nichts weiter macht, als Informationen zur angeschlossenen Hardware zu übertragen und Eingaben weiterzugeben. Mittlerweile sind Mini-ITX Mainboards aber auch im Bereich der Privatanwendungen weit verbreitet und die einzigen Unterschiede zu ATX Boards bestehen in der geringeren Größe und – damit verbunden – in der geringeren Anzahl an Steckplätzen.
Ist Mini-ITX der kleinste Mainboard-Formfaktor?
Nein. Es gibt noch zwei kleinere Formate als Mini-ITX: Nano-ITX (120 mm x 120 mm) und Pico-ITX (100 mm x 72 mm). Sie sind aber nicht im Bereich der Privatanwendungen zu finden, sondern für rein industrielle Zwecke gebaut, etwa für Embedded-PCs.