Ratgeber
PTZ-Kameras eignen sich aufgrund ihrer Richtungs- und Zoomsteuerung hervorragend zum Überwachen großer Bereiche. Sie werden aber nicht nur als Überwachungskameras, sondern auch bei Film- und Fernsehproduktionen verwendet. In unserem Ratgeber lesen Sie mehr über die Eigenschaften von PTZ-Kameras und erfahren, worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Die PTZ-Kamera ist nach ihren besonderen Eigenschaften benannt. Die Abkürzung PTZ steht für pan (schwenken), tilt (neigen) und zoom (vergrößern). Das heißt: Eine Kamera mit PTZ-Steuerung kann zu den Seiten geschwenkt sowie nach oben oder unten geneigt werden und hat einen optischen Zoom. Manche Kameras können sogar um 360 Grad gedreht werden.
Die Steuerung kann aus der Ferne mit einem Joystick oder einer Tastatur erfolgen. Mitunter sind PTZ-Kameras auch per App auf dem Smartphone oder Tablet bedienbar. Es ist aber genauso möglich, die Steuerung einer Software zu überlassen und die Bewegungen der Kamera zu automatisieren. Gleiches gilt für den optischen Zoom.
Die Linsen einiger Modelle können Objekte oder Personen nah heranzoomen und sie sogar verfolgen, solange sie sich in dem Bereich befinden, der von der Kamera abgedeckt wird.
PTZ-Kamera ist nicht gleich PTZ-Kamera. Nicht nur, dass der Markt viele verschiedene Modelle von unterschiedlichen Herstellern bietet, sie lassen sich anhand ihrer spezifischen Eigenschaften auch in diverse Kategorien unterteilen:
- IP-PTZ-Kameras lassen sich in ein Netzwerk eingliedern, indem sie mit einem Router verbunden werden. Jede Kamera eines Netzwerks erhält eine eigene IP und somit eine eindeutige Zuordnung. Mit jedem Gerät, das Verbindung zum Netzwerk aufnehmen kann, können Sie auf die Kameras zugreifen, egal wo Sie sind.
- PoE-PTZ-Kameras haben den Vorteil, dass sie nur mit einem Ethernet-Kabel mit RJ-45-Stecker an ein Netzwerk angeschlossen werden müssen und keine separate Stromversorgung nötig ist. Die Energie beziehen sie über das Ethernet-Kabel, daher die Bezeichnung PoE für "Power over Ethernet".
- Wi-Fi-PTZ-Kameras können über WLAN kabellos mit einem Computer verbunden werden. Das ist praktisch, wenn die Distanz zwischen Kamera und Rechner zu groß ist, als dass ein Kabel verlegt werden könnte. Eine WLAN-Kamera bietet somit mehr Freiheit bei der Installation. Zwar kommt man nicht komplett ohne Kabel aus, wenn die Kamera Strom aus der Steckdose und nicht von Akkus bezieht, aber dank der WLAN-Verbindung muss kein LAN-Kabel zwischen Router und Kamera verlegt werden.
- Outdoor-PTZ-Kameras sind für die Verwendung im Outdoor-Bereich optimiert und demzufolge besonders gut vor Umwelteinflüssen geschützt, allen voran vor Wasser und Wind.
- Analoge PTZ-Kameras sind alles andere als modern. Sie werden mit einem Videorekorder verbunden, auf dem die Aufnahmen gespeichert werden.
Die Kategorien schließen einander nicht aus aus. PTZ-Kameras können oftmals mehreren gleichzeitig zugeordnet werden. So gibt es zum Beispiel Outdoor-PTZ-Kameras, die WLAN-fähig sind, und IP-Kameras, die PoE unterstützen.
PTZ-Kameras sind die idealen Überwachungskameras. Aufgrund ihrer hohen Beweglichkeit können sie sehr gut große Bereiche abfilmen. Typisch für PTZ-Überwachungskameras ist zudem, dass sie Personen und Autos automatisch erkennen und verfolgen können. Dafür sorgt ein PIR-Sensor: ein Infrarotsensor, der Temperaturänderungen detektiert. Die größtmögliche Funktionalität bieten PTZ-Kameras, wenn sie an der Decke angebracht sind. Dann eignen sie sich hervorragend für die Objektüberwachung. Vor allem PTZ-WLAN-Überwachungskameras sind dafür eine gute Wahl, da sie nur eine Kabelverbindung für den Strom benötigen, sofern sie nicht akkubetrieben sind. Dank WLAN ist kein Kabel nötig ist, um sie mit einem Netzwerk zu verbinden.
Zwar werden Kameras mit PTZ-Steuerung primär als Überwachungskameras angeboten, sie können aber noch ganz andere Zwecke erfüllen. So kommen sie etwa bei Fernsehproduktionen zum Einsatz. Als Ergänzung zu professionellen Videokameras in TV-Studios ermöglichen sie zudem Aufnahmen mit weitem Blickwinkel. Des Weiteren eignen sich PTZ-Kameras gut, um Veranstaltungen oder Konferenzen und Seminare in großen Sälen aufzuzeichnen.
Generell gilt: Wer größere Bereiche filmen und dabei so wenig Kameras wie möglich einsetzen möchte, trifft mit PTZ-Kameras eine hervorragende Wahl. Im Idealfall nimmt man dafür WLAN-IP-Kameras, die man allesamt in ein Netzwerk eingliedert. Es kann vorteilhaft sein, wenn sich die Kameras per App auf einem Mobilgerät steuern lassen. Dann muss man sich nicht an einen stationären PC setzen oder die Steuereinheit der Kamera mit sich führen, sondern kann mit der Mobile-App von überall aus auf die Überwachungskameras zugreifen und sie schwenken, neigen oder den Zoom nutzen. Ebenfalls praktisch sind Push-Benachrichtigungen, die Sie aufs Smartphone erhalten, wenn eine Kamera Bewegungen registriert.
PTZ-Kameras zeichnen sich nicht nur durch ihre Beweglichkeit und große Blickwinkel aus, sie liefern auch gestochen scharfe Videos. Es gibt sowohl Modelle, die in HD-Auflösung und Full-HD-Auflösung aufzeichnen, als auch Exemplare, die in 4K-Auflösung filmen. Wer eine HD-PTZ-Kamera (oder eben ein Modell mit höherer Auflösung) nicht als Überwachungskamera nutzen, sondern damit Aufnahmen für Filme oder ähnliches machen möchte, sollte besonders auf die Bildrate achten. Viele Modelle nehmen nur mit 15 oder 20 FPS auf, weil sie als Überwachungskameras gedacht sind und für diesen Zweck eine niedrige Bildrate ausreicht beziehungsweise sogar von Vorteil ist. Je weniger Bilder pro Sekunde gemacht werden, desto weniger Speicherplatz beansprucht das Videomaterial. Eine PTZ-Überwachungskamera zeichnet permanent auf – nicht nur tagsüber, sondern auch nachts, weshalb viele der Kameras über eine Nachtsicht verfügen. Nähmen sie in 4K und mit 60 FPS auf, würden sich ganz schnell viele Gigabyte an Daten anhäufen, die jeden Datenträger und auch einen FTP-Server früher oder später an seine Grenzen bringen.
Bezüglich der Ausgabestandards gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen PTZ-Kameras. IP-Kameras geben ihre Videosignale per Ethernet-Kabel oder WLAN aus, manche verfügen aber auch über einen HDMI-Port. Ebenfalls keine Seltenheit bei Kameras mit PTZ-Steuerung ist 3G-SDI, also Serial Digital Interface mit einer Datenrate von 3 Gigabit pro Sekunde. Was die Komprimierung der Videos betrifft, unterstützen viele PTZ-Kameras das vielfach genutzte Format H.264, das als Industriestandard gilt. H.264 ermöglicht hochqualitative Videoaufnahmen bei vergleichsweise geringer Bandbreite.
Worauf Sie beim Kauf einer PTZ-Kamera Wert legen sollten, hängt davon ab, wofür Sie sie einsetzen möchten. Soll sie als Überwachungskamera dienen, sind andere Parameter wichtig, als wenn Sie damit Videos drehen oder streamen möchten. Bei einer Überwachungskamera sind Auflösung und Bildrate weniger bedeutend. Natürlich sollte alles auf dem Bild gut zu erkennen sein, weshalb ein HD-Bild durchaus relevant, heutzutage aber ohnehin das Minimum ist. Doch Full HD reicht vollkommen aus, eine 4K-Kamera wäre zu Überwachungszwecken überdimensioniert. Ebenso müssen es keine 60 FPS sein. Für die Objektüberwachung reichen Videoaufnahmen mit 15 oder 20 Bildern die Sekunde. Wichtiger ist, dass die Kamera gute Nachtsicht-Aufnahmen macht.
Soll die Schwenk-Neige-Kamera bei professionellen Film- oder Fernsehproduktionen eingesetzt werden, sind eine hohe Auflösung und Bildrate wiederum sehr viel bedeutender. Dann geht es schließlich darum, die bestmögliche Bildqualität zu erzielen. Für scharfe Bilder braucht es einen starken Sensor mit vielen MP (Megapixeln). Der Standard ist heutzutage ein CMOS-Sensor, der einfallendes Licht in Spannung umwandelt. Das geschieht mithilfe von Transistoren, die sich direkt an den Pixeln befinden. CMOS-Sensoren haben eine Auflösung von bis zu zehn MP. Wenn Se großen Wert auf Bildqualität legen, sollten Sie sich genau darüber informieren, wie viele MP der Sensor einer Kamera mit PTZ-Steuerung hat.
Grundsätzlich wichtige Kaufkriterien sind die Schwenk- und Neigewinkel sowie der Kamerawinkel. Erstere sollten so groß wie möglich sein, bei letzterem kommt es stark darauf an, was gefilmt beziehungsweise wo die Kamera positioniert werden soll. Auch die Zoom-Funktion ist von Bedeutung, unabhängig davon, was Sie mit der Kamera vorhaben. Je besser der optische Zoom und je größer der Zoom-Faktor ist, desto mehr Möglichkeiten haben Sie bei Ihren Videoaufnahmen beziehungsweise der Videoüberwachung. Je näher Sie mit dem Zoom an Objekte und Personen heranfahren können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen bei der Überwachung keine wichtigen Details entgehen.
Viele PTZ-Kameras sind IP-Kameras. Sie müssen sich also in der Regel keine Gedanken darüber machen, ob eine Kamera in der Lage ist, in ein Netzwerk eingegliedert zu werden. Legen Sie Wert darauf, auf die IP-Kamera nicht nur mit einem Computer, der Teil des Netzwerks ist, zugreifen zu können, sondern auch mit Ihrem Smartphone per App, sollten Sie darauf achten, ob dieses Feature vorhanden ist und mit welcher App das Ganze funktioniert. Manche IP-Kameras unterstützen auch Sprachassistenten wie Amazon Alexa und lassen sich somit wunderbar ins Smart Home integrieren. Wem das wichtig ist, der sollte auf entsprechende Herstellerhinweise achten.
Möchten Sie eine IP-Kamera ungern per Kabel mit Ihrem Netzwerk verbinden, greifen Sie zu einem Modell mit WLAN-Support. Allerdings kann es praktisch sein, eine PTZ-Kamera per Ethernet-Kabel ins Netzwerk zu integrieren, wenn sie PoE ("Power over Ethernet") unterstützt. Möchten Sie die Kamera gar nicht in ein Netzwerk aufnehmen, sondern zum Beispiel direkt per HDMI mit einem Bildschirm verbinden, braucht sie den passenden HDMI-Anschluss. Achten Sie also darauf, welche Schnittstellen eine PTZ-Kamera bietet. Ein nützliches Zusatz-Feature ist ein eingebauter Slot für SD-Karten (sei es einer für normale SD-Karten oder microSD-Karten), um darauf Videomaterial zu speichern.
Gerade dann, wenn eine PTZ-Kamera im Outdoor-Bereich zum Einsatz kommen soll, spielen Schutzeigenschaften eine wichtige Rolle. Achten Sie darauf, welche IP-Schutzart die Kamera aufweist. Daraus können Sie schließen, wie gut sie gegen Fremdkörper, Berührungen und Feuchtigkeit geschützt ist. Je höher die Ziffern (zum Beispiel IP66), desto widerstandsfähiger ist das Gerät.
Eine Kamera mit PTZ-Steuerung lässt sich als Teil einer Video-Türsprechanlage nutzen, wenn sie über Zwei-Wege-Audio verfügt. In dem Fall hat sie nicht nur ein eingebautes Mikrofon, das den Ton von draußen aufnimmt, sondern auch Lautsprecher. Ist die Kamera in ein System mit einem Bildschirm und einem Mikrofon eingebunden, haben Sie die Möglichkeit, die Leute vor der Tür zu sehen, zu hören und zu ihnen zu sprechen.
Wie funktioniert die Nachtsicht von Überwachungskameras?
Damit eine Überwachungskamera gute Nachtsicht-Aufnahmen macht beziehungsweise bei Dunkelheit Videomaterial erzeugt, auf dem alles gut zu erkennen ist, wird Infrarottechnik in Form von Infrarot-LEDs genutzt. IR-LEDs sorgen für eine unsichtbare Beleuchtung und machen die Nachtsicht-Funktion möglich. Damit der Sensor bei Tag kein Infrarotlicht erfasst und Bilder mit natürlicher Farbdarstellung aufnimmt (damit alles so aussieht, wie das menschliche Auge es wahrnimmt), ist zwischen Sensor und Objektiv der Kamera ein IR-Cut-Filter verbaut. Ist er eingeschaltet, blockiert er den IR-Bereich. In der Nachtsicht ist er deaktiviert.
Was darf ich mit Überwachungskameras überwachen?
Grundsätzlich gilt: Mit einer Kamera dürfen Sie nur das eigene Grundstück überwachen. Im öffentlichen Raum ist das Filmen in den meisten Fällen verboten. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht darf nicht verletzt werden. Darauf gilt es besonders zu achten, wenn Sie eine Kamera mit PTZ-Funktion im Außenbereich installieren. Die Kamera darf nicht so ausgerichtet sein, dass sie Personen und Objekte außerhalb des Grundstücks filmt. Im Fall einer unbeweglichen Kamera mag das einfacher zu realisieren sein als bei einer Kamera mit PTZ-Steuerung, die zur Seite schwenken und sich nach oben und unten neigen kann. Außerdem müssen Sie Hinweisschilder anbringen, die darüber informieren, dass das Grundstück videoüberwacht wird. Somit wissen Besucher und Besucherinnen Bescheid und können entscheiden, ob sie das Gelände betreten oder nicht. Besitzer und Besitzerinnen von Mehrfamilienhäusern dürfen nicht die Eingangsbereiche der Wohnungen per Video überwachen – auch dann nicht, wenn der Verdacht besteht, dass eine Mietpartei gegen die Mietvereinbarungen verstößt. Auch Arbeitgeber dürfen nicht einfach so Kameras zur Überwachung der Mitarbeitenden installieren. Die Angestellten müssen dem zuvor zustimmen. Sanitäre Anlagen und Umkleidekabinen dürfen gar nicht gefilmt werden, außer es könnten so Diebstähle aufgeklärt werden. Es muss sich dann aber schon um Diebstahl größeren Ausmaßes handeln, der hohe Geldsummen oder wertvolle Vermögensgegenstände betrifft.